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Unter Westfalen
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Grasdaggl
Wer hört heute eigentlich noch Carl Orff?

Wer weiß, dass das Württembergische Staatstheater unter Walter Erich Schäfer in den 50er Jahren DAS Carl-Orff Opernhaus war?

Die Kluge,
Der Mond,
Carmina Burana
und eine Reihe von Uraufführungen
zwei, "Ödipus der Tyrann" (mit dem großartigen Gerhard Stolze und Fritz Wunderlich als blinder Teiresias)
und sein bayrisches Weihnachtsspiel ("Ludus de nato infante mirificus") habe ich miterlebt.

Das Terzett der drei Strolche aus "Die Kluge" war sehr populär und wurde oft im Radio gespielt:



Die Aufnahme mit dem Philharmonia Orchestra London unter Wolfgang Sawallisch begründete dessen internationalen Ruhm.
Elisabeth Schwarzkopf war mit dem englischen Produzenten Walter Legge verheiratet, der für die englische COLUMBIA produzierte, später EMI. EMI wurde von Warner Bros. aufgekauft. Schon etwas merkwürdig für Vinylophile, dieses Label auf diesem klassischen Werk zu sehen.

Die Rolle Orffs in den 30er Jahren traute sich damals natürlich niemand, zu hinterfragen.

Aus Wikipedia:

Carl Orffs Verhalten in der Zeit des Nationalsozialismus ist in den letzten Jahren verstärkt in die Diskussion gekommen, besonders durch die Veröffentlichungen des kanadischen Historikers Michael H. Kater.[5][6] Es ergibt sich das Bild eines unpolitischen und auch nicht an Politik interessierten Komponisten, der es dennoch verstand, sich mit den Machthabern zu arrangieren, um ungehindert seinen künstlerischen Weg gehen zu können, und der es genoss, als bedeutender deutscher Komponist seiner Zeit hofiert zu werden.

Orff nahm zwei Aufträge der Machthaber an: Sein Einzug und Reigen der Kinder wurde zur Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin aufgeführt. Im Auftrag der Stadt Frankfurt überarbeitete er 1939 sein Bühnenwerk zu Shakespeares Ein Sommernachtstraum, dessen erste Fassung 1917 erschienen war und das nun als Ersatz für die Sommernachtstraum-Musik des als jüdisch geächteten Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy dienen sollte. 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, wurde Orff von Hitler auf der „Gottbegnadeten-Liste“ genannt,[7] wodurch er vom Wehrmachts- und Arbeitseinsatz an der Heimatfront freigestellt war, nicht zuletzt wegen des aus der Sicht der Machthaber unbedingt schützenswerten „deutschen Kulturerbes“.

Orff war ein persönlicher Freund von Kurt Huber, einem der Gründer der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, der für sein Engagement 1943 hingerichtet wurde. Nach dem Ende des Nationalsozialismus soll Orff versucht haben, nachträglich einen Vorteil aus dieser Freundschaft zu schlagen, indem er gegenüber der Entnazifizierungskommission laut Michael Kater behauptet haben soll, selbst Mitglied der „Weißen Rose“ gewesen zu sein, was nicht der Fall war. Für diese Behauptung finden sich allerdings keine Belege in den Akten des Entnazifizierungsverfahrens, was der Wiener Historiker Oliver Rathkolb als Widerlegung von Katers These wertet.[8] Nach Rücksprache mit seinem ihm zugeteilten amerikanischen Offizier und ehemaligen Schüler, Newell Jenkins, wurde Orff als Mitläufer eingestuft. Er durfte seinen Beruf wieder ausüben. In einem Interview mit Michael Kater vom 3. März 1993 sagte Jenkins, Orff habe behauptet, eine Jugendgruppe mit Huber gegründet zu haben (they had „founded some kind of youth group“ together).[9]


Orff, der Karajan unter den Komponisten.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.


Auswurf
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Grasdaggl
ich wollte nie die triangel !

Und (nicht ganz beim thema)
wir ( schwester + ich) hatten alle flöten von piccolo bis bass und einige xylophone in der ddr gekauft bekommen.
Man musste ja das geld vom zwangsumtausch irgendwie loswerden,
was gar nicht so leicht war, wenn alles nichts kostet.

hat sich alles meine schwester gekrallt :cry: :twisted:
das ist doch keine Musik

Unter Westfalen hat geschrieben:Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie Männer, die im Leben alles erreicht haben, sich im Verlaufe ihrer Karriere wie pubertierende Machos verhalten und damit ihre Lebensleistung zunichte gemacht haben.

https://www.br-klassik.de/placido-domin ... ng100.html


Diese liederlichen Nicht-Entschuldigungen kennt man ja: “I’m sorry you’re offended” anstelle von “I’m sorry for what I’ve done” – schäbig. Aber dass sich jemand hinstellt und seinen billigen rhetorischen Winkelzug nochmal erklärt, weil viele Leute denken er habe ernsthaft um Verzeihung gebeten, ist neu.

vivafernanda
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Granadaseggl
Gestern fast eingeschlafen in der Oper, nach unserer Forumsdefinition also kenntnoslos. Lag aber auch am verdrehten Tagnachtrhythmus. Hatte einen Stehplatz, tatsächliches Einschlafen hätte fatale Folgen haben können :mrgreen:
Trotzdem, die in M gefeierte Inszenierung der La Cenerentola ging ein bisschen vorüber. An mir.
Es war alles so gedämpft, das arme Aschenputtel ist ein bisschen zu arm, im ersten Akt ist sie vor allem mit Selbstmitleid beschäftigt. Aber der Slapstick, den sie reichlich eingebaut haben, gefällt mir. Da hab ich echt ne Schwäche. :oops:

https://www.staatsoper.de/stueckinfo/la ... ntola.html



Das Orchester wie immer makellos. Mei, sinn die gut.
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Eine Ergänzung zu dem, was CZ über Manzoni geschrieben hat.

Manzoni war in der Tat eine Identifikationsfigur der sich nach Einheit sehnenden Italiener im 19. Jahrhundert. Und sein größter Verehrer war Giuseppe Verdi. Aus Anlass des Todes von Manzoni schrieb er seine "Messa di Requiem", die am 22.05.1874, dem ersten Todestag des Dichters in der Kirche San Marco in Mailand uraufgeführt wurde.

https://de.wikipedia.org/wiki/Messa_da_Requiem

Ich glaube, ich habe schon mal geschrieben, dass mich Verdis Messe mein ganzes Leben begleitet, seitdem ich als Schüler die Aufführung am 02.11.1960 mit dem Südfunksinfonieorchester unter Hans Müller-Kray und den Solisten Maria Stader, Marga Höffgen, Gottlob Frick und Fritz Wunderlich in der Liederhalle gehört habe.

Kommenden Dienstag werden meine Frau und ich nach Hamburg fahren. Dort wird die Messe in einer szenischen Aufführung in der Staatsoper gegeben:



Ich glaube, das wird wieder ein Gänsehautabend.
Nun drückt mir mal die Daumen, dass uns der/die/das Corona nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Erinnerungen, die 60 Jahre verschütt gewesen waren.
Heute in NDR Kultur gehört:



Und der Kommentar dazu, wie ein Spiegelbild meiner eigenen Kindheit:

Ja, sehr schön. Dieses Lied habe ich mir als 5-6jähriges Kind oft im Radio angehört, anhören müssen. "Und dann der Herre Hauptmann...". Schon schlecht, wenn der solch eigene Herr Vater einem dann aber fast sämtliche andere Musik, wie z. B. von den Beatles 'I feel fine' strickt verbietet zu hören. Mich interessierte nur der bunte Schmetterling am Schluß, darauf hab' ich damals immer die ganze Zeit gewartet.


Solche Verletzungen heilen schlecht.

Oscar Straus war übrigens auch ein Opfer der Nazis:

https://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Straus_(Komponist)
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Halbdaggl
Weil wir es neulich vom Risorgimento hatten - und weil dieser Chor sowieso immer und in dieser Situation ganz besonders aktuell ist:

Hier der sog. Gefangenenchor "Va', pensiero" aus Giuseppe Verdis "Nabucco", passenderweise in einer Aufführung des Teatro La Fenice in Venedig, das ja selbst wie ein Phoenix aus der Asche stieg, nachdem es im Januar 1996 von einem säumigen Handwerker angezündet worden war, der eine Konventionalstrafe wegen Arbeitsverzugs nicht zahlen wollte...



Viel Spaß :!: :vfb:
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Die "Symphonic Dances" aus der "West Side Story" werden bei Youtube meistens vom Maestro persönlich mit den großen Orchestern der Welt dirigiert. Meine Lieblingsaufnahmen sind die mit Gustavo Dudamel.

Heute habe ich für Euch eine Aufnahme der Ryukoku University Symphonic Band ausgesucht. Das Orchester besteht fast ausschließlich aus Bläser/innen mit einer großen Percussion-Abteilung.
Viel Spaß beim Hören und Sehen.

Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.


Unter Westfalen
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Grasdaggl
Viva

Die Aufführung der Lucia war großartig.

Alle Hauptrollen waren sängerisch und schauspielerisch exzellent besetzt.

Diana Damrau mit Pistole in ihrer großen Wahnsinnszene! Etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Darstellung war perfekt.
Wahnsinn, die Flöte in dieser Szenen durch eine Glasharmonika zu ersetzen. Das SIND sphärische Klänge.

Zwischenedit: Bruno Hoffmann, der einst weltbeste Glasharmonikaspieler, hatte am Anfang seiner Karriere mal eine Vorstellung in unserer Schule gegeben, in der Turnhalle!!

Georg Zeppenfeld mit einer großen Darbietung.

Emmanuele D'Aguanno mit leichten Intonationsproblemen in seinem großen Auftritt im letzten Akt.
Kyrill Petrenko führte das Orchester zur Höchstleistung.

Stadttheater, wie ich es liebe.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Das Stuttgarter Ballett hat bis Dienstag, 31. März die Dornröschen-Inszenierung von Marcia Haydee eingestellt. Also, wer es sehen möchte, bitte beeilen.

Es war meine dritte Stuttgarter Inszenierung dieses Balletts, die erste war noch von Nicolas Beriozoff (CZ und ich hatten uns vor kurzem ja über ihn ausgetauscht), dann die von Cranko und jetzt schließlich das Meisterwerk von Marcia Haydée. Die böse Fee Carabosse wird in ihrer Inszenierung von einem Mann getanzt, was das Bedrohliche dieser Rolle besonders hervorhebt. Ich habe einmal Richard Cragun die Carabosse tanzen sehen, aber Jason Reilly in dieser Aufnahme ist noch besser.



CZ

Ich meine, dass Ruth Papendick sowohl in der Beriozoff-, als auch in der Cranko-Inszenierung die Carabosse getanzt hat, bin mir aber nicht sicher.
Zuletzt geändert von Unter Westfalen am 29. März 2020 23:02, insgesamt 1-mal geändert.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

jagdhuette
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Halbdaggl
Ich bin kein Fachmann bei klassischer Musik. Trotzdem bin ich aktiv am hören. Daher danke für eure Inspirationen. Bei der Messa da Requiem bin ich mal wieder hellhörig geworden.
Mich hatte bisher nur das wundervoll kraftvolle Mozart Requiem und das deutsche Requiem von Brahms erreicht und erhellt.
Wenn es irgendwann wieder Opern gibt, würde ich mir das in Hamburg sehr gerne auch mal von Verdi ansehen.
Keine Ahnung wie gut die Chancen sind. Fand dein Abend denn noch statt?

Ich mag bspw. auch gerne Vivaldis Giustino - Vedro con mio diletto - ist unglaublich schön.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Ja, wir waren dort.
Es war die letzte oder vorletzte Aufführung vor der Schließung.
Die szenische Darstellung war außergewöhnlich beeindruckend.
Und Verdis Komposition wird zu Recht neben Mozarts Requiem genannt.

Wir konnten nicht ahnen, dass es die letzte Aufführung für vielleicht längere Zeit wird.
Das wir auch ein unvergessliches Datum bleiben.
Die Spielzeit 2019/2020 dürfte wohl beendet sein. Schau mal nach, wenn die Theater wieder geöffnet sind, ob die Messa in der nächsten Spielzeit wieder gegeben wird.

Über "vedro con mio diletto" kann ich Dir nur voll zustimmen.
Ich weiß nicht, ob ich diese Aufnahme hier schon gepostet habe:


Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Wer sich noch Dornröschen ansehen möchte:
Heute letzter Tag. :vfb:

Wer das Ballett kennt, staunt wie ich, welch geniale Idee es von Marcia Haydée war, die böse Fee sehr viel stärker in die Handlung mit einzubeziehen. Und die Compagnie ist noch besser geworden. Das ist schon Weltstandard.

Wer es nicht kennt und wem diese Aufführung gefällt, dem empfehle ich einen virtuellen Ausflug nach Moskau und St. Petersburg: Großartige Tänzerinnen und Tänzer, aber darüber hinaus alles immer so ein wenig altmodisch zuckerbäckermäßig.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

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Halbdaggl
Unter Westfalen hat geschrieben:Wer sich noch Dornröschen ansehen möchte:
Heute letzter Tag. :vfb:

Wer das Ballett kennt, staunt wie ich, welch geniale Idee es von Marcia Haydée war, die böse Fee sehr viel stärker in die Handlung mit einzubeziehen.


Unbedingt :!: Für mich die schönste "märchenhafte" Inszenierung des Petipa-"Dornröschens" - enthält viele der ursprünglichen Tanzschritte, ist aber durch die intensivierte Rolle der bösen Fee viel dramatischer und auch runder. Es gab durchaus Leute, die 1987 nach der Premiere meinten, der Titel des Balletts hätte eigentlich "Carabosse" heißen müssen...

Hinzu kommt noch die wunderschöne Ausstattung von Jürgen Rose, der den Zeitablauf von Prolog zum 2. Akt durch unterschiedliche Moden optisch unterstreicht (auf diese Idee ist meines Wissens vor ihm kein Ausstatter je gekommen) und für die Kostüme des Hochzeitsfests im dritten Akt original indische Saris verarbeitet hat, deren farbige Pracht einen beim ersten Sehen schier "erschlägt"...


@Unter Westfalen

Es war meine dritte Stuttgarter Inszenierung dieses Balletts, die erste war noch von Nicolas Beriozoff (...), dann die von Cranko und jetzt schließlich das Meisterwerk von Marcia Haydée.


Leider kann ich Dir zu den "Dornröschen" von Beriozoff und Cranko nichts erwidern, da diese vor meiner Zeit stattgefunden haben. Ich vermute aber mal, dass das Cranko-"Dornröschen" von 1961 keine komplett neue Inszenierung war - wie beispielsweise der zeitlich spätere "Schwanensee" -, sondern im Wesentlichen eine leicht überarbeitete Übernahme der ja erst wenige Jahre alten Beriozoff-Inszenierung. Die Kostüme, die ich auf den raren Photos in meinem Ballettbuch gesehen habe, waren eher schlicht - auch im Gegensatz zum "Schwanensee". Aber vielleicht kannst Du als Augenzeuge mich diesbezüglich aufklären :?: :!: Tatsache ist jedenfalls, dass die Crankosche Inszenierung wohl nur Anfang der 60er-Jahre aufgeführt wurde - und "Dornröschen" dann erst wieder nach Crankos Tod, nämlich 1977, in der sehr altbackenen Hightower-Inszenierung auf die Bühne kam. Und erst zehn Jahre später durch die Haydee zu einem viel beachteten Signaturstück wurde...

Und die Compagnie ist noch besser geworden. Das ist schon Weltstandard.


Tatsächlich ist die Compagnie unter der Leitung von Reid Anderson technisch wesentlich besser geworden als in den letzten zehn Jahren unter der Leitung von Marcia Haydee. 1985 hatte es einen riesigen Aderlass in der Truppe gegeben, als Uwe Scholz mehr als 20 Tänzer mit nach Zürich nahm, darunter fast alle aufstrebenden Halbsolisten und Solisten der jüngeren Garde. Die Haydee legte beim Casting der Neuen den Schwerpunkt mehr auf die Persönlichkeit als auf die Technik, was dazu führte, dass damals sehr individuelle Tänzer"typen" auf der Bühne standen (und es mir beispielsweise sehr leicht fiel, jeden einzelnen Corpstänzer selbst in totaler Maske anhand seiner persönlichen Bewegungsmuster zu identifizieren...). Allerdings merkte man die technischen Schwächen mancher Tänzer und die mangelnde Homogenität bei den technisch anspruchsvolleren Stücken und insbesondere bei den Klassikern deutlich. Das internationale Renommee des Stuttgarter Balletts stand damals durchaus auf der Kippe.

Ich habe einmal Richard Cragun die Carabosse tanzen sehen, aber Jason Reilly in dieser Aufnahme ist noch besser.


Kommen wir abschließend zu den persönlichen Vorlieben.

Ich bin ein ausgesprochener Jason Reilly-Fan (und wenn es eine gute Sache an der Finanzkrise 2009 gab, dann, dass Reilly deswegen nicht wieder zurück nach Kanada gegangen ist - aber das ist eine andere Geschichte...) und ich MAG auch seine Carabosse-Interpretation sehr. ABER: Auch wenn seine Darstellung es mit der Tiefe und Spontaneität von Richard Craguns Interpretation aufnehmen kann, fehlt ihm doch ein wenig von der weiblichen Seite der Role en travestie, IMHO. Das sage ich, die ich Cragun wohl an die zwanzig Mal in dieser Rolle erlebt habe. (Und jede Aufführung war anders und deswegen wieder spannend :!: )

Elisa Badenes ist seit dem Karriereende von Sue Jin Kang meine absolute Lieblingstänzerin, und sie gestaltet die Aurora mit viel Liebreiz, mit ihrem natürlichen Strahlen und technischer Extraklasse - lediglich die Balancen im Rosenadagio könnten noch etwas sicherer und länger sein (das allerdings ist Meckern auf sehr, sehr hohem Niveau :!: ). Über Friedemann Vogel, den gebürtigen Stuttgarter, der in der Ballettwelt zu den ganz großen Stars gehört, kann man stundenlang reden oder einfach nur seine federleichten und butterweichen Sprünge und seine akkuraten und höchst eleganten Schritte und Pirouetten genießen. Und Miriam Kacerova ist eine mütterliche Fliederfee mit liebevoller Präsenz, ganz wie sie sein soll, und damit der vollkommene gute Widerpart zur Carabosse. Ein besonders erwähnenswertes Glanzstück stellt übrigens auch der Gestiefelte Kater von Louis Stiens dar, selten so einen Hallodri in dieser Partie gesehen...
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -


Unter Westfalen
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Grasdaggl
Hier für alle, die das Ballett gesehen haben, eine Rezension der Aufführung:

https://onlinemerker.com/stuttgart-ball ... tsballett/

CZ

Ich habe mal meine Synapsen befeuert:
Die Hauptrollen in der Beriozoff- Inszenierung tanzten Xenia Palley und Donald Barclay. Dulce Anaya und Hugo Delavalle den Blauen Vogel. Das war ja vor der Internetzeit und man muss etwas länger googeln, um Informationen über diese Tänzergeneration zu bekommen. Die Inszenierung war klassisch und völlig russisch geprägt. Aber sie zeigte auch, dass das Ballett damals schon auf sehr gutem Niveau war. In der Aufführung, die ich sah, tanzte Gisela Erhardt die Zuckerfee. Sie war damals Halbsolistin. Bei einem Tanzschritt rutschte sie aus und kam für einige Sekunden aus dem Rhythmus. Sie ging übrigens später mit John Neumeier nach Hamburg. wir sahen beide als Zuschauer einer Aufführung von "Illusionen wie Schwanensee".

Ich habe gerade einige Erinnerungen einer Ballettliebhaberin gefunden. Cranko hat in der Tat die Beriozoff-Inszenierung weitgehend übernommen. Ich muss mal meine alten Programmhefte durchkramen.

https://www.yumpu.com/de/document/read/ ... -gerlingen

Auf der letzten Seite stehen die Namen der Tänzerinnen und Tänzer aus der Cranko-Zeit.

Coyce Cuoco ging später nach München und kam in den 80er Jahren zusammen mit Yuri Vamos nach Dortmund. Das waren etwa 5 ganz große Jahre, dann gingen beide nach Bonn. Vamos kreierte in Dortmund übrigens einen Nussknacker, in den er Dickens' "A Christmas Tale" integrierte. Ein großer Erfolg, später auch in Bonn. Von dieser Inszenierung gab es eine Aufzeichnung auf VHS und DVD.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Hasi

Danke.
Kam mir wirklich gerade in meine Balletterinnerungen reingemischt.
Ein wunderschönes Enka-Lied.

Ich revanchiere mich mit meinem Lieblins Enka-Song:



Hibari Misora (Japan)
May 29, 1937 -- June 24, 1989) was a Japanese enka singer, actress and cultural icon.She received a Medal of Honor for her contributions to music and for improving the welfare of the public, and was the first woman to receive the People's Honour Award which was conferred posthumously for giving the public hope and encouragement after World War II
Misora recorded 1,200 songs, and sold 68 million records After she died consumer demand for her recordings grew significantly and by 2001 she had sold more than 80 million records.Her male contemporary was Michiya Mihashi and although he was more popular as a singer, Misora's movie career made her more popular with the general public. Her swan-song "Kawa no Nagare no Yō ni"
is often performed by numerous artists and orchestras as a tribute to her, including notable renditions by The Three Tenors (Spanish/Italian), Teresa Teng (Taiwanese), and Mariachi Vargas de Tecalitlan (Mexican).


Was für eine Stimme und was für eine wunderschöne Frau. :oops:
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

CoachingZone
Halbdaggl
Und weil ich gestern so viel über das Stuttgarter Ballett und Friedemann Vogel geschrieben habe, hier noch der Hinweis:

Am Karfreitag (10.4.2020) um 14:05 Uhr sendet das SWR Fernsehen ein Portrait dieses deutschen Ausnahmetänzers. Man kann es danach auch noch in der ARD-Mediathek ansehen.

Moskaus Bolshoi Ballett, Tokios National Theater und viele mehr - Friedemann Vogel hat die bedeutendsten Ballettbühnen der Welt erobert. Ein deutscher Tänzer an der Spitze der Ballettwelt, eine absolute Rarität. Mit seiner außergewöhnlich vollkommenen Körperlinie gelingt es Friedemann Vogel scheinbar mühelos das Perfektionsstreben des klassischen Balletts vollendet zu erreichen. Der 60-minütige dokumentarische Porträtfilm begleitet die Koryphäe in seinem Lebens- und Schaffensalltag ausgehend vom Stuttgarter Ballett über Berlin, Stockholm und Moskau bis nach Tokio.


https://programm.ard.de/TV/Programm/Sen ... 2982726694
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -