vivafernanda hat geschrieben:Was mich echt interessiert: Wie kommst Du denn auf das superschmale Brett, dass die Karriere der Frau bedroht ist, weil sie zuhause bleiben muss?
Was ist denn das für ein Zuhause, wo der Mann machen kann, was er will und die Frau muss?
DAS ist Diskriminierung. Nur falls sich einer manchmal fragt.
Und wenn Du jetzt sagst, dass die Frauen halt die weniger Verdienenden sind und es halt deshalb mehr Sinn macht, deren Karriere zu ruinieren, machst Du nix besser.
Das Zuhause nennt sich "Realität in Deutschland", jedenfalls in manchen Bereichen. War mein Fehler, ich hätte zuvor etwas differenzieren müssen, denn es gibt sicherlich Bereiche, in denen sich die Situation besser darstellt, etwa im pädagogischen Bereich oder auch im Gesundheitswesen. Dies mag einerseits mit dem Mangel an Personal zusammenhängen, aber auch dass hier nicht jedes Jahr das Rad neu erfunden wird, also eine Erzieherin nach einem Jahr ohne größere Probleme wieder einsteigen kann. In meinem Bereich ist ein Jahr gefühlt eine Ewigkeit, die IT verwandelt sich derart schnell, dass hier 7 Jahre von Mutterschutz bis Schule schon das Ende einer Karriere bedeuten kann, weil Du dann praktisch von vorne beginnen kannst. Auch andere technische Berufe sind davon betroffen, sehe ich ja im Freundeskreis immer wieder. Je nach Vorgesetztem kann das echt zum Problem werden, denn nicht jeder Chef ist begeistert über Kinder seiner Mitarbeiter (auch wenn er selbst welche hat), denn Kinder werden krank, müssen zu Untersuchungen, man ist durch Kindergarten/Schule zeitlich nicht mehr so flexibel, da ja nicht jeder Verständnis, dass der Beruf nicht unangefochten auf Priorität 1 steht, sondern das Wohl der Familie.
Und wenn es dann um die Vergabe von Führungsposten geht, kann die Familie und Abwesenheiten wegen Elternzeit schnell mal zum Nachteil werden (musste meine Frau auch schon erfahren), gleiches gilt für Bewerbungen (ein befreundeter Personalchef hat mir mal erzählt, dass dies sicherlich ein starkes Kriterium ist, weil junge Mütter oft fehlen aus den o. g. Gründen, dann weiß man nie ob noch ein weiteres Kind kommt und Kollegin dann plötzlich längerzeitig nicht zur Verfügung steht), denn es gibt halt Stellen, da bist Du nicht in einer Woche eingelernt, und da geht man lieber auf Nummer Sicher.
Das ist leider Realität. Ob ich das nun gut finde oder nicht spielt leider keine Rolle, denn ich habe für mich akzeptiert dass es keine diskriminierungsfreie Gesellschaft geben kann, so wie es keinen Weltfrieden oder Wohlstand für alle geben kann, die Realität läuft sehr oft konträr den Wunschvorstellungen, weil zum Schluss eben doch wieder Menschen mit eigenen Interessen entscheiden, und Menschen sind eben manchmal scheiße, und man kann oder darf nicht alles regulieren, weil wir erstens Individuen sind, die bei zu viel Regulierung schnell das Gefühl bekommen, dass die teuer erkämpfte Freiheit der liberalen Gesellschaft Schritt für Schritt abgeschafft wird (mussten auch die Grünen erfahren, Stichwort Verbotspartei) und auch weil zu viel Vorschriften die Gesellschaft lähmt, den Fortschritt behindert und die freie Entwicklung des Menschen im Rahmen der individuellen Entfaltung massiv einschränkt.
Zum Deinem letzten Satz: inwieweit eine Familie die Aufteilung der Tätigkeiten rund um die Familie aufteilt, ist die Freiheit des Einzelnen. Fakt ist nur dass es immer mehr Frauen gibt, die hoch(aus)gebildet sind und eben nicht mehr daheim mit den Kindern ihren Alltag verbinden wollen, sondern Familie und Karriere vereinen wollen, und dazu gehört einiges an Voraussetzungen dazu, wie die Unterstützung der Familie, aber auch die Förderung des Staates. Es wurde einiges richtig gemacht, etwa das erweiterte Elternzeitangebot für die Partner auf 14 Monate oder die geplante Beendigung der Teilzeitfalle, aber man hat noch viel Arbeit vor sich, darf aber dabei nicht übersehen dass man die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft nicht allzu sehr beeinträchtigt.