Man denkt immer, dass man – anders als die eigenen Eltern – in gewissen Dingen länger jünger bleiben wird, zum Beispiel in Sachen Popkultur. Und dann kommt YouTube, und es gibt säckeweise Stars, von denen man noch nie was gehört hat, aber die nächste Generation kennt jedes einzelne Grübchen von denen.
Die Trottel von der CDU haben sich da ein schönes Ei ins Nest gelegt mit dem Urheberrecht online. Nicht alles, was da verabschiedet wurde, ist grundsätzlich doof – aber es stinkt nicht nur himmelweit nach Lobbyismus, sondern – noch entscheidender – sie haben es auch versäumt, ein paar simple, vernünftige Ausnahmen einzubauen, die niemandem wehgetan hätten. Auch technisch alles andere als ausgereift, im Gegenteil.
Das deutschsprachige Internet bzw. das deutschsprachige YouTube ist global betrachtet eine winzige Furzbude: da auf 4 oder 5 Millionen Views zu kommen (siehe Artikel), ist phänomenal. Und wenn sich die ganzen verschiedenen YouTuber quer durch alle Kategorien auf eine Sache einigen können, die ihnen wichtig ist, dann ist das natürlich YouTube, ihre Plattform.
Sie haben ihr Publikum mobilisiert, und die CDU hat das auf dümmstmögliche Weise unterschätzt – und nicht gesehen, dass die Entrüstung zum aller-aller-allergrößten Teil organisch und echt ist: dass sie sich nicht gegen Bots stellen, sondern gegen junge Menschen. CDU-Promis haben die Protestanten als gekaufte Büttel verunglimpft, und das haben die sich jetzt für sehr lange Zeit gemerkt. Geht’s noch bescheuerter als sich einen politischen Gegner selbst zu basteln? Null Gespür.
