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muffinho
Hat man - nach der Verwirrung um das Alter von Jatta - eigentlich schon mal den Ausweis von Greta kontrolliert? Mal ernsthaft, die ist doch noch keine 16.

Tifferette
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Grasdaggl
Skandal. AKK und Merkel nehmen nicht den gleichen Flieger in die USA. Und ein Großteil der Medien geht in Overdrive.

Meine Fresse, wir haben ja sonst keine Probleme.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

muffinho
Ich kann die Empörung schon nachvollziehen, denn ein Verteidigungsminister reist ja meistens alleine, da kann sich die AKK doch mal irgendwo dazuquetschen, irgendwo wird in der Maschine doch noch ein Plätzchen übrig sein.

Süß finde ich dass die Grünen nun am lautesten kritisieren... kam vor ein paar Wochen nicht die Meldung, dass die Grünen Bundestagsabgeordneten am meisten fliegen und auf Kritik geantwortet haben, dass sie dafür Kompensationszahlungen leisten? Wäre ich Merkel, würde ich dies als Vorlage nehmen und bei der nächsten Bundestagsdebatte die entsprechende Summe dem Hofreiter auf dem Tisch knallen, bevorzugt in Centstückchen.

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Granadaseggl
Gibts des hat geschrieben:Greats from Krete, übrigens, wo v.a. in Norden viel Touri-tum herrscht. (H)aber auch in Bergdörfern werden - teils aggresiv - handwerkliche Erzeugnisse (made in Kreta odet Kina) an wohlmeinend romantisierende Touris auf Tour verscherbelt...


@Gibts des, ist da jetzt eher Nord-West gemeint? Auf jeden Fall kann man gelassen bzw. beruhigt ohne Personalausweis einreisen, falls jemand zufällig kürzlich einen Personalausweis Made In Germany bei Iraklio findet oder gefunden hat. Das ist inzwischen bei uns Tradition, in der Ferne Reisedokumente verschwinden zu lassen oder ähnliches. Ein Vorteil, dass die Kreter EU-ler sind, kanéna próvlima. Zudem gibt es in 2, Dikeosinis 10, Iraklio 712 01 ein Deutsches Konsulat. Sonst musste ich meistens in der Ferne alles richten.
I could write several novels about what I do not know.

thoreau
Granadaseggl
Draussen regnet es. Eiszeit. Normale Entwicklungen. Erzähl doch keinen Blödsinn. Vermutlich nur wegen Gretas Rumgesegle und den vielen Schlauchbootaußenbordern im Mittelmeer.

Airwin
war mir jetzt nicht sicher ob ich das unter politik oder kultur posten sollte, Paßt bei beidem, also egal.

Heute morgen im deutschlandfunk ein interview mit Rosa Loy gehört, daher hier ein längeres interview mit dem künstelerpaar Rosa Loy und Neo Rauch , hinter einer bezahlkschranke gefunden....:


Der Feldherrenhügel der "Genossin" Kahane




Rittergut Bisdorf bei Wolfsburg, auf den Wiesen blüht der Mohn. Neo Rauch und Rosa Loy prüfen die Hängung ihrer Bilder im alten Schafstall, Mopsdame Smylla träumt Schmetterlingen hinterher. Sommeridyll auf heiterer Scholle. Fast hätten es die 62 Werke aus Leipzig nicht geschafft. Auf den letzten Kilometern war der Lkw liegen geblieben. Trecker und Pferdewagen mussten die teuren Kunstwerke über die Feldwege retten, die für einen Abend, begleitet von einem Klavierkonzert, ausgestellt wurden. Zeit für ein Gespräch im Garten.

Kurz vor der Veröffentlichung mailt uns der Künstler ein Bild. Titel: „Wie gehen Sie mit Kritik um?“ Sein Gemälde „Der Anbräuner“, das kürzlich in der „Zeit“ erschien und soviel Aufsehen erregte, möchte er nicht noch einmal gedruckt sehen. Das Bild war seine Antwort auf den Leipziger Kunstkritiker Wolfgang Ullrich, der einige Künstler, darunter auch Rauch, in die rechte Ecke gerückt hatte. Nur eine von uns nachgeschobene Frage akzeptiert Rauch zu diesem Thema noch. Die Sache ist für ihn erledigt. In diesem Gespräch geht es um mehr.

WELT: Herr Rauch, Sie sind einer der bedeutendsten Künstler Deutschlands, hängen in vielen wichtigen Museen der Welt – zuletzt hier in einem Schafstall. Haben Sie auf die städtischen Eliten keine Lust mehr?

Neo Rauch: Der Schafstall gehört zu einem Gut, dessen Hausherr ein langjähriger Freund ist. Seiner Einladung, unsere Kunst bei ihm auszustellen, sind wir sehr gern gefolgt. Wir sind dem Ländlichen sehr zugetan, zum anderen besteht der Reiz so einer Veranstaltung in ihrer sommerspukhaften Kürze. Die Möglichkeit, hier zusammen mit einem herausragenden Pianistenpaar etwas zu entwickeln, das der Seele gut tut und das Herz erwärmt, wollten wir nicht ungenutzt verstreichen lassen.

Rosa Loy: Wir genießen hier eine großartige Gastfreundschaft mit 400 Gästen in einem ungewöhnlichen Rahmen. Ich habe größten Respekt für das, was hier mit organisatorischem Geschick seit Jahren auf derart unkonventionelle Weise von unseren Gastgebern, Graf und Gräfin von der Schulenburg kulturell auf die Beine gestellt wird. Der Raum war eine willkommene Herausforderung, ein Schafstall ist kein White Cube. Wie geht man mit dem Licht um, welche Bilder passen zum Ort? Wir haben mehr mitgenommen, als wir brauchten. Aber der neue Slogan ist ja jetzt auch: Mehr ist mehr. Man hängt nicht mehr minimalistisch, man zeigt viel.

Rauch: Also, wir zeigen viel – nicht man. Wir!

WELT: Zurzeit reden alle nur über ein Bild: Es zeigt einen Mann, der mit seinen eigenen Fäkalien malt, ein Hitlergruß ist angedeutet. Titel: „Der Anbräuner“. Was hat Sie dazu animiert?

Rauch: Das Bild ist das einzige nicht justiziable Äquivalent zu einer wohlverdienten Ohrfeige. Es wird nun eine Reise antreten, die dafür sorgt, dass am Ende etwas Gutes dabei herauskommt: Wir geben es zur Versteigerung zu Gunsten eines Kinderhospizes. Weiter möchte ich mich dazu nicht äußern.

WELT: In einem Gespräch mit dieser Zeitung sagten Sie einmal, Sie verriegelten Ihr Atelier mit jeder Leinwand wieder aufs Neue. Fühlen Sie sich von der polarisierten Gegenwart in Ihrem Schutzraum bedroht?

Rauch: An mich tritt das alles sehr nahe heran. Ich schlafe sehr unruhig, nachts um drei treten die Dämonen des Alltags ungehindert an mein Bett heran. Die Türhüter des Verstandes schlafen, und ich bin diesen Widrigkeiten, diesen Zumutungen komplett hilflos ausgeliefert.

Loy: Wir sind in dieser Hinsicht auch traumatisiert. Wir sind in der DDR aufgewachsen mit dem Credo „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“. Wir kennen das also schon. Ich kann Gott sei Dank mehr Abstand dazu halten. Das hat aber auch damit zu tun, dass ich nicht so berühmt bin wie mein Mann und darum nicht so angegriffen werde. Ich bin immer auf der Suche nach Lösungen für die verschiedensten Probleme, und ich wünschte, es würden andere auch so denken, statt sich zunehmend im Negativen zu suhlen.

WELT: Wer greift Sie an?

Rauch: Wer immer gerade sein Beinchen heben möchte. Die Amadeu Antonio Stiftung zum Beispiel, die habe ich neulich auch angerufen. Ich landete doch tatsächlich mit den Kollegen Georg Baselitz und Gerhard Richter im selben Sack, auf dem „Antidemokrat“ stand. Das wurde nicht einmal begründet. Die „Genossin“ Kahane, Gründerin der Stiftung, hat sich dort einen Feldherrenhügel geschaffen, von dem sie das Volk in Gut und Böse einteilt.


WELT: Auf einem Internet-Portal der Stiftung werden Ihnen „reaktionäre Thesen“ nachgesagt. Den Vorwurf, Sie seien ein Antidemokrat hat man mittlerweile entfernt – aufgrund Ihres Anrufs?

Rauch: Ich wollte einmal klarstellen, dass ich mir als annähernd Sechzigjähriger kein Attest ausstellen lassen will und muss, ob ich denn nun ein Demokrat bin oder nicht. Demokrat sein heißt für mich, Antifaschist und Antikommunist zu sein. Wer mit einem von beiden liebäugelt, ist kein Demokrat, sagte ich ins Telefon – damit den Vorwurf des Antidemokratismus an die Mitarbeiter der Stiftung zurückspiegelnd. Man muss die Grundmuster im Auge behalten. Über alle Parteiungen hinweg trifft man auf die gleichen Charakterzüge. Es gibt die großen noblen Geister, und es gibt die im Unterholz lauernden Wadenbeißer, die den anderen nicht sein lassen können und wollen, wie er ist. Aber wir möchten auch nicht zu sehr auf dieses Feld vorpreschen. Die Wadenbeißer sind mittlerweile eine Landplage geworden.

WELT: Christian Wolff, ein Leipziger Pfarrer, behauptet, Sie „zimmerten mit am Resonanzboden für ein Denken, das das Nationale zum neuen Identifikationsrahmen erklärt“.

Rauch: Ich kann dazu nur sagen, dass ich auch ihn angerufen habe. Ich habe ihn gefragt, wie er das mit seinem christlichen Menschenbild in Übereinstimmung bringt, schlechtes Zeugnis abzulegen wider seinen Nächsten, ohne sich auf ihn im Vorfeld zubewegt zu haben. Ich habe ihn einen alarmistischen Denunzianten genannt. Das ist das Prinzip, das gegenwärtig waltet: alarmistisches Denunziantentum. Abgesehen davon sind die Unterstellungen natürlich vollkommen infam.

WELT: Tobt ein Kulturkampf um die Kunst?

Loy: Wie die Geschichte zeigt, führt der Kampf um die Politisierung der Kunst zu inhaltlichen Regulativen: Was gilt als politisch sauber? Wer entscheidet, was korrekt ist? Da sollte niemand mehr mitspielen.


WELT: Was ist denn eigentlich rechts? Sie haben einmal gesagt, Sie seien ein Naturkonservativer.

Rauch: Ja. Das liegt wahrscheinlich in meiner Familiengeschichte begründet. Ich habe lange Zeit geglaubt, ich sei ein Progressiver. Das hat man ja gefälligst als Künstler wohl auch zu sein oder als jemand, der sich als junger Mensch als Künstler zu inszenieren versucht. Da gehört progressives Denken und Verhalten ja unbedingt dazu. Dann habe ich mit den Jahren festgestellt: Ich bin gar nicht so. Ich habe die ganze Zeit eine Maskerade aufgeführt. Ich bin eigentlich jemand, der eine begründete Reserviertheit gegenüber Veränderungen an den Tag legt. Der gern alles bewahren möchte, so wie es ist im Sinne von Hildegard Knef: Dass es gut war, wie es war, das weiß man hinterher. Dass es schlecht ist, wie es ist, das weiß man jetzt. So bin ich eben durch den frühen Tod meiner Eltern in einem Hause aufgewachsen, in dem auch großer Wert darauf gelegt wurde, dass man kein unnötiges Risiko einging. Meine Großeltern haben immer darauf geachtet – „ja, pass auf!“ Und: „Sei vorsichtig!“

WELT: So wurde der frühe Unfalltod Ihrer Eltern – Sie waren sechs Wochen alt – indirekt thematisiert?

Rauch: Ganz genau. Ich wurde behütet, beschirmt. Das war so ein zentraler Gedanke, der um mich herum ein dichtes Flechtwerk annahm. In diesem Kokon wuchs ich auf. Und so wird man ein Konservativer oft, auf solche simple Weise, und das hat nichts mit rechts zu tun, sondern mit dem Bestreben, stets die Balance zu wahren.

WELT: Der Maler Neo Rauch stellt sich der Konfrontation mit dem Gesellschaftlichen, mehr denn je. Auch Ihre Bilder, so scheint es, sind heute stärker bevölkert.

Rauch: Mir ist es neulich auch bewusst geworden, dass eine drangvolle Fülle waltet. Eine gewisse Klaustrophobie macht sich allmählich breit. Ich habe mich früher zu größeren Freiflächen erkühnt, als ich das heute tue. Das ist auffällig. Warum ist das so? Ist es Exhibitionismus, eine Vorzeigelust, oder wollen die Figuren einfach durch mich hindurch? Was geschieht da mit mir? Geschieht da wirklich etwas mit mir? Das muss ich prüfen.

WELT: Rosa Loy und Neo Rauch sind seit ihrer Studienzeit ein Paar. Wie darf man sich Ihren Alltag vorstellen, jenseits der Malerei?

Rauch: Es geht um zehn Uhr los, um halb zwölf wird mit dem Kochen begonnen, um zwölf wird gegessen. Um vier Uhr gibt es Kaffee. Jeden Tag derselbe Ablauf. Nichtsdestotrotz muss es den geben. Gerade weil unser Tun so diffus ist, so etwas Gewölkhaftes an sich hat, etwas schwer Greifbares, braucht es Pflöcke, die dem Ganzen ein Korsett verleihen.

WELT: Was ist das Geheimnis Ihrer langjährigen Partnerschaft?

Rauch: Man muss den anderen verstehen in seiner Eigenart und ihn mit seinen Fehlern lieben. Dann kann man auch vergeben. Das ist das Entscheidende.


Loy: Wichtig ist es, die gleichen Wertvorstellungen zu haben.

WELT: Frauen in der DDR, haben Sie einmal gesagt, seien gleichberechtigt gewesen, sie hätten das Gleiche verdient und waren sehr selbstbewusst.

Loy: Sie haben nicht das Gleiche verdient.

Rauch: Haben Sie nicht? Das ist neu für mich.

Loy: Wenn sie die gleiche Arbeit hatten, haben sie das Gleiche verdient. Im Durchschnitt aber haben Frauen weniger bekommen als Männer, weil sie oft nicht die gleiche Arbeit bekamen.

WELT: Die Frauen, sagten Sie, waren selbstsicher in jeder Hinsicht, auch in erotischer. Warum war das so?

Loy: Wir hatten in der DDR ja eine Diktatur, und da gab es nicht nur das Recht auf Arbeit, sondern auch die Pflicht dazu. Jeder musste arbeiten gehen, vielleicht weil die Wirtschaft so unproduktiv war. Und wenn man gebraucht wird, dann wird man anders geschätzt. Mit der Wende veränderte sich das Miteinander der Geschlechter.

WELT: Woran merkte man das?

Loy: Daran, dass es in Leipzig auf einmal eine Pornomesse gab. Pornografie war in der DDR streng verboten, das galt als frauenfeindlich. Und auf einmal hingen überall diese Plakate herum.

WELT: Wir erleben zurzeit eine Art moralisches 9/11. Die #Metoo-Debatte ging um die Welt. Aus der ehemaligen DDR ist uns kein Fall bekannt. Woran liegt das?

Rauch: Die Frauen waren selbstbewusster, auch erotisch selbstbewusster. Sie haben selbst die Regeln festgelegt, nach denen sie sich begehrt, auch berührt wissen wollten.

Loy: Es war freier und es wurde auch nicht verurteilt, wenn jemand erotisch freizügiger war oder sich so gab. Wenn jemand gesagt hat, ich habe heute Lust, jemanden aufzureißen, war das kein Problem. Ich sehe diese unschuldige Körperbewusstheit heute noch, wenn ich bei uns um den See fahre. Da gibt es überall FKK. Die Leute liegen dort gemischt: bekleidet oder nackt. Es ist ein anderes körperliches Selbstbewusstsein. Nach der Wende gab es dann einen Rückschritt in die Prüderie. Was ist hier los, hat man sich plötzlich gefragt. Das Jetzt ist heute der Maßstab, für uns ist das Vorher der Maßstab. Nach 30 Jahren sollte sich das allmählich mal angleichen.

WELT: #Metoo bezog sich nicht auf Flirts, sondern Macht. Ist #MeToo ein kapitalistisches Phänomen?

Loy: Das ist nicht nur Kapitalismus, das sind auch Religionen. Bei uns hat Religion keine große Rolle gespielt und jetzt haben wir einen Religionen-Mix mit unterschiedlichsten Graden von Wertschätzungen der Frauen und Mädchen. Wir sind durch das Christentum zweitausend Jahre in einer dienenden Position sozialisiert. Wir müssten eigentlich langsam mal ein bißchen selbstbewusster sein und aus der Opferrolle heraustreten. Aber wir wollen natürlich auch immer geliebt werden.


WELT: Wenn Erotik so selbstverständlich war, warum taucht sie so wenig in Ihren Bildern auf?

Rauch: Ein gutes Bild ist immer erotisch. Ich nehme an, Sie wollen darauf hinaus, was mit mir los ist. In den achtziger und neunziger Jahren und auch noch in den beginnenden Nullerjahren war die Pornografisierung der Kunst in überwältigendem Maße zu verzeichnen. Und ich habe mir gedacht: Da mache ich nicht mit. Ich verhalte mich ja immer antizyklisch, meiner Ansicht nach zumindest. Wenn Sie Ihren Hormonhaushalt stimulieren wollen, dann gehen Sie zum Kollegen nebenan. Der liefert, was Sie erwarten – das war so meine Haltung. Nun, angesichts der neuen Prüderie, die um sich greift, aus Amerika herüberwabernd, frage ich mich schon auch: Warum eigentlich diese Verkniffenheit meinerseits?

WELT: Hier, in Ihrer Ausstellung, ist immerhin die nackte Brust einer Frau zu sehen.

Rauch: Es muss sich alles organisch entwickeln. Es darf auch nicht nach Vorsatz und nach Programm riechen. Wenn es gut werden soll, muss auch Erotik im Spiel sein. Die Erotik des Handelns sollte immer eine Rolle spielen, auch auf der Leinwand. Sie genügt sich mit Andeutungen, das ist etwas für den Unterkopf des Betrachters, wenn wir das mal so kartografieren wollen. Im Gegensatz zur Pornografie, die auf der Hand liegt – buchstäblich. Das ist etwas, was zur Hand ist. Die absolute Abwesenheit jeglichen Geheimnisses.

WELT: Das würde Sie ja prädestinieren für die Erotik. Ihre Gemälde sind voller Schwebezustände. Viele Figuren agieren, wirken aber doch in sich verloren.

Rauch: Ich habe natürlich auch eine gewisse Scheu. Ich bin schamhaft. Darüber habe ich mich vor Jahren mal mit Botho Strauß unterhalten, und der sagte dann sinngemäß: „Ja, Sie sind schamhaft. Und das ist sowieso das neue Ding, das auf uns zukommt.“ Da dachte ich mir, damals schon, ja, wie sollte das dann aussehen? Das war noch weit vor #Metoo und allem, was sich daraus entwickelt hat. Ja, ich bleibe gern mit meinen Neigungen hinterm Berge. Ich möchte das nicht der Nachwelt aufbürden, dass ich gewisse Präferenzen habe auf dem erotischen Felde. Das ist sehr privat. Ich denke, meine Leinwände sollten andere Dinge zum Tragen bringen. Wesentlicheres.


WELT: Es gibt auch einen Eros der Orte. Italien, sagten Sie einmal, sei wunderschön, aber da brächten Sie nichts Schöpferisches hervor. Italien sei einfach nur – schön.

Rauch: Wenn Deutschland mein Vaterland ist, ist Italien mein Mutterland. Dort werde ich von mütterlichen Impulsen umschmeichelt und umhegt. Der Wein, die Landschaft, das Meer, die Wärme, das Licht. Aber ich brauche die Brüche, die strengen Anforderungen, die der Vater an mich heranführt – das Vaterland also. Ich brauche das Strenge, das Problembehaftete, um schöpferisch sein zu können.

WELT: Was sind für Sie Sehnsuchtsorte, Frau Loy?

Loy: Ich habe eine Galerie in Seoul. Auf Jeju Island, einer Vulkaninsel, tauchen 80-jährige Frauen-Mermaids jeden Tag nach Muscheln und Seenahrung. Es gibt schon magische Orte. Aber wenn man dort war, weiß man auch, wie magisch Europa ist.

Rauch: Hawaii ist auch so ein magischer Ort, vulkanischen Ursprungs. Man fühlt auf Schritt und Tritt das Walten der tellurischen Kräfte. Die Gesellschaft dort ist sehr vielschichtig. Es gibt zum Beispiel chinesische Cowboys. Es gibt dort viele verwilderte Kühe und die Polynesier, also die hawaiianischen Eingeborenen, setzen sich ungern auf Pferde. So habe ich mir das wenigstens erklären lassen. Da sind dann also Chinesen zur Stelle, die das Amt übernehmen, diese Herden in den Griff zu bekommen. Hinzu kommt die milde Wesensart der ansässigen Bevölkerung. Dieses ganz-bei-sich-Sein der Leute. Das gefällt mir sehr.

WELT: Das wäre doch mal eine Schlagzeile: Neo Rauch wandert in die Südsee aus, so wie Gauguin einst nach Tahiti!

Rauch: New York ist der einzige Ort neben Leipzig, an dem ich mir vorstellen könnte, eine Zeit lang zu arbeiten. Weil es eben auch genügend brüchiges Material hergibt, In Differenzen und Problematisches neben all dem Glücksverheißenden, was der Ort auch zu bieten hat. New York ist im Grunde ein europäischer Brückenkopf. Wobei, länger als 14 Tage halte ich es dort auch nicht aus.


WELT: Und die Kunststadt Berlin?

Loy: Boah, Berlin überhaupt nicht mehr! Ich habe dort vier Jahre als Studentin gelebt: Eine gute Zeit, das reicht mir. Berlin hat ja nicht mal ein Zentrum. Es gibt keinen besseren Ort als Leipzig für mich.

Rauch: Aber das muss unter uns bleiben, sonst kommen sie alle nach Leipzig. Bitte, alle in Berlin bleiben!

WELT: Sie haben Leipzig nie verlassen. Der Humus Ihrer Herkunft, sagen Sie, sei die Quelle Ihres Schaffens. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen bei einem Dinner in New York neben einem Menschen aus L.A., der vielleicht Chinese ist: Wie erklären Sie im Ausland Ihre Heimat – Aschersleben, die Stadt, in der Sie bei Ihren Großeltern aufgewachsen sind?

Rauch: Ich würde ihm sagen, dass es die älteste Stadt Sachsen-Anhalts ist, die immer schöner wird, nebenbei bemerkt, weil sie in gute Hände geraten ist. Leipzig ist der Ort, an dem auch unsere Toten sind. Das darf man nicht vergessen.

Loy: Unsere Eltern sind dort begraben.

Rauch: Den Tod vergisst man nicht so ohne weiteres. Das spielt unbedingt mit hinein in unsere Gemütslage. Warum sollten wir da weggehen? Wir reisen doch auch viel. Bunt und weltoffen sind wir selbst. Wir brauchen nur feste Gewissheiten und Grenzen und Orte, an denen wir gesichert unsere Existenz fristen können. Und das ist in Leipzig Gott sei Dank noch möglich.

Nach der Präsidiumssitzung der CDU in Halle (Saale) besuchten Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel (l-r-) und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer am Montag (30.06.2008) den Naumburger Dom. Der Leipziger Künstler Neo Rauch (r) erläuterte die von ihm in der Elisabeth-Kappele gestalteten Glasfenster. Foto: Peter Endig Pool dpa/lah +++(c) dpa - Report+++ [ Rechtehinweis: (c) dpa - Report ]
Im Jahr 2008 besuchte Angela Merkel den Naumburger Dom, mit dabei war Neo Rauch (r.)
Quelle: dpa Picture-Alliance / Peter Endig
Loy: Wir haben ein gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn. Man kann sich noch aufeinander verlassen. Der Mikrokosmos rückt sogar immer näher zusammen.

WELT: Es gibt ja das Modell Baselitz oder Julian Schnabel – der Malerfürst kauft sich ein Schloss. Wie leben Sie, was gönnen Sie sich?

Loy: Wir haben das große Glück, eine Arbeit zu haben, die Spaß macht, uns ausfüllt und ernährt. Wenn ich ein Schloss hätte, würde das ganz viel Zeit auffressen, und wir könnten nicht arbeiten: Eine Katastrophe.

WELT: Sammeln Sie Kunst?

Rauch: Wir kaufen hin und wieder mal etwas. Aber Sammeln im Sinne von Lagerbildung findet bei uns nicht statt. Ich habe schon zu viel Messiehaftes an mir in alltäglichen Dingen. Unser Haus, ein Bau von 1931 mit Garten, ist schon voll mit Müll, mit Krempel. Der Garten ist unsere Oase, die von Rosa fachgerecht und liebevoll am Leben und in Form gehalten wird. Darin kann man sich noch von der Welt abschotten.

WELT: In Sachsen stehen diesen Herbst Landtagswahlen an, die AfD könnte erstmals stärkste Partei werden. Wie spürt man das im Alltag?

Loy: Es ist interessant, dass die Ungewissheit der komischen Sperenzchen, die die Parteien fabrizieren, eher dazu führt, dass die Leute enger aneinanderrücken und untereinander hilfsbereiter sind. Nicht nur bei uns. Ich sehe das auch in den Dörfern, bei Verwandten, da sind die Menschen viel verwobener als vor fünf Jahren. Man macht sich ein bisschen unabhängig von der Politik, hab ich fast den Eindruck.

WELT: Wird da nicht scharf diskutiert?

Rauch: Es spaltet schon auch Familien und Freundeskreise und so weiter, das gibt es schon. Aber nicht bei uns. Wir können ja auch mit gegenteiligen Haltungen leben. Wir sind ja kultivierte Konservative, die auch die Meinung des anderen locker aushalten.

WELT: Und Sie sind nicht auf Twitter, wo sich die Hysteriker aller Lager bekämpfen.

Rauch: Nee, nee, nee, wir sind auch nicht bei Facebook.

Loy: Doch, ich bin bei Facebook und auch bei Instagram.

Rauch: Du? Ach, sieh mal an.

Loy: Natürlich. Ich benutze das als Webseite. Und ich habe Freundesgruppen, die kannst du nur über Facebook erreichen.

Rauch: Aha! Und stellst du mir die irgendwann mal vor?

WELT: Der Mauerfall jährt sich dieses Jahr zum 30. Mal. Ost und West sind trotzdem alles andere als vereint. Was ist das große Versäumnis?

Loy: Man nimmt die Menschen nicht ernst. Ich habe neulich ein Gespräch mit jemandem aus Leipzig-Gohlis-Nord geführt. Ich habe ihn gefragt: Warum ist bei euch die AfD so stark? Darauf sagte er: Ganz einfach, in der Nähe unseres Einkaufszentrums ist ein Asylbewerberheim eröffnet worden. Da wohnen Farbige aus Nordafrika, die haben den ganzen Tag nichts zu tun. Die gehen Biertrinken in dem Einkaufszentrum, sitzen rum, pinkeln in die Grünanlagen. Die Leute seien darüber nicht gerade amüsiert, fühlten sich belästigt und nicht wertgeschätzt. Da kann man sich natürlich an drei Fingern abzählen, was die dann wählen.

WELT: In der Politik ist heute viel von Identität die Rede. Wie wichtig ist sie für einen Künstler? Wann wussten Sie, wer Sie sind?

Rauch: Eine gute Frage. Ab wann wusste ich, wer ich bin? Künstlerisch um das Jahr 1993 herum. Da hatte ich meine erste Selbstumrundung vollzogen. Ich wusste von dem Moment an, dass ich jemand bin, der gern etwas unter Nutzung eines figurativen Inventars erzählt. Der etwas von sich preisgibt über die Verwendung von gegenständlichen und figurativen Elementen.


WELT: Und der Mensch Neo Rauch, wie hat der sich gefunden?

Rauch: Man sollte schon Grundsätzliches über sich in Erfahrung bringen im Laufe des Lebens. Aber die Identität ist einem ja gegeben. Man muss sie nur herausfinden, man muss sich entwickeln. Das heißt, man muss seinen Wesenskern freiwickeln. Das ist ja der Kerngedanke der Entwicklung. Man hat ja jede Menge Mullbinden und Dämmstoffe um sich herum angereichert im Laufe der Jahre und Jahrzehnte, und das mal abzuschaben und freizulegen, das braucht Zeit.

WELT: Das klingt fast brutal, nach Wundbehandlung.

Rauch: Den Wesenskern bloßzustellen, heißt ja auch, dann nackt dazustehen vor aller Welt.

WELT: Die Selbsthäutung ist ein Topos für Künstler, um sich immer wieder neu zu erfinden.

Rauch: Das hieße, einen Charakter zu kreieren, aber das hat nichts mit Kunst zu tun. Der Künstler ist ja eher ein Medium, durch den hindurch etwas geschieht. Er ist eine begnadete Figur, die nicht verallgemeinerbar ist. Das kann man auch nicht lernen. Es gibt keine Möglichkeit, sich zum Künstler ausbilden zu lassen. Entweder man ist es oder man ist es nicht. Man kann auch ein guter Maler sein ohne ein guter Künstler zu sein.

WELT: Gibt es Menschen, bei denen Sie Ihre Kunst partout nicht hängen sehen wollen?

Rauch: Keine Ahnung. Da müsste ich jetzt das Schreckenspanorama der Unpersonen vor mir aufblättern und dann fiele mir sicher dieser oder jener ein. Machen Sie mal Vorschläge.

WELT: Wie wär es mit Wolfgang Ullrich, dem Leipziger Kunsttheoretiker?

Rauch: Rosa und ich können, glaube ich, beide sagen, dass unsere Bilder an die Hände und Wände von guten Leuten geraten sind.

WELT: Es ist bekannt, Sie lieben schnelle Autos. Vor zwei Monaten hatten Sie einen schweren Unfall. Sie haben sich zweimal überschlagen.

Rauch: Es ist nach wie vor vollkommen unklar, wie das passieren konnte. Ich war auf einer staubtrockenen Straße unterwegs, ich hatte keinen Sekundenschlaf – nichts. Plötzlich griff eine unsichtbare Macht mir ins Lenkrad und lenkte das Fahrzeug gegen die Leitplanke. Ich war nicht im Stande, da irgendwelchen Einfluss geltend zu machen. Und mit 180 Sachen kam ich mit vier Rippenbrüchen ziemlich glimpflich davon.

Loy: Naja, die Lunge war noch ein bisschen angegriffen. Er war allein unterwegs. Es fuhr die ganze Zeit jemand hinter ihm, der ihn dann rausgezogen hat. Neo hatte unglaublich viel Glück. Wir sind so dankbar dafür.

WELT: Sie sind schon einmal knapp dem Tod entkommen, bei einer Wespenattacke, als Sie Rasen mähten. Steckt auch eine Sinngebung in Schicksalsschlägen?

Rauch: Es gibt ein Muster, und wie das Ornament konkret beschaffen ist, das erfahren wir erst, wenn wir den Vorhang durchschritten haben. Eine Botschaft? Vielleicht. Ich kann sie nur noch nicht dechiffrieren. Es ist ein sehr robustes Informationspaket, das man mir da zugeschoben hat. Das muss ich erst noch aufdröseln. Im Augenblick stehe ich noch vor einem Rätsel. Aber, ja, darin steckt sicher auch eine Art Aufforderung, das Leben zu genießen.

Rosa Loy ist 1958 in Zwickau geboren, Neo Rauch 1960 in Leipzig. Sie studierte Gartenbau in Berlin und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Rauchs Eltern starben mit 19 und 21 bei einem Zugunglück, er wuchs bei seinen Großeltern in Aschersleben auf. Als Kunststudent in Leipzig lernte er Rosa kennen. 1985 Hochzeit. Nach der Wende bezieht das Künstlerpaar Ateliers in der Leipziger Baumwollspinnerei, wo es bis heute arbeitet. 1990 Geburt des Sohnes. 1999 feiert die „New York Times“ Rauch als bedeutendsten jüngeren Maler Deutschlands und Wegbereiter der Neuen Leipziger Schule.


Tifferette
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Grasdaggl
Das ganze Problem mit Trump gut herausgearbeitet, wie ich finde:

https://www.zeit.de/kultur/2019-09/davi ... p-kritiker

Es geht weniger um die Weltsicht oder um die getroffenen Entscheidungen. Sondern um die völlige Nichtachtung von Regeln und Institutionen. Und ich schreibe es schon lange - gerade die älteren Demokratien mit ihren unvollständigen, veralteten oder teilweise fehlenden Verfassungen sind auf solche Leute schlichtweg nicht vorbereitet. Würde es den langen Arm des Justizministeriums so nicht geben, dann wäre Trump wohl schon Geschichte. Hätte es in UK klare Regeln zu Volksentscheiden gegeben, dann hätten wir wohl den Brexit nicht am Hals, etc. Natürlich, das ist viel "wohl", aber ich bin mir da schon ziemlich sicher.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

Airwin
zurück in die tiefsten niederungen (frei nach W. hartmann) des politikbetriebes: Der grüne populist habeck will die pendlerpauschale "konterkarieren" - hat aber offensichtlich nicht die geringste ahnung von was er eigentlich spricht :roll:


Plan B
Halbdaggl
Airwin hat geschrieben:... Der grüne populist habeck will die pendlerpauschale "konterkarieren" - hat aber offensichtlich nicht die geringste ahnung von was er eigentlich spricht :roll:
...


Also da ist er wahrlich nicht alleine.
Carpe diem.


Four
Muggaseggele
Tifferette hat geschrieben:Skandal. AKK und Merkel nehmen nicht den gleichen Flieger in die USA. Und ein Großteil der Medien geht in Overdrive.

Meine Fresse, wir haben ja sonst keine Probleme.


Was erlaube..! :roll: Alles im Griff!

Auch das noch:
Merkels Mann fliegt mit weiterer Maschine in die USA, um ihr vergessene Zahnbürste zu bringen

"Normalerweise schaut Angela kurz vor dem Abflug immer nochmal nach, ob sie etwas vergessen hat", berichtet Sauer. "Aber gestern war sie total im Stress, weil sie direkt vor der Abreise noch Annegret Kramp-Karrenbauer aus ihrem Flugzeug werfen musste. Die war ganz schön stur." So merkte die Kanzlerin nicht, dass ihre Zahnbürste noch zu Hause lag.

https://www.der-postillon.com/2019/09/z ... essen.html

~~

"Jetzt bin ich mir selbst unsicher":

Höcke schlägt nach, ob Zitate aus seinem Buch oder "Mein Kampf" waren


https://www.der-postillon.com/2019/09/mein-fluss.html

"Ist ja auch schon eine Weile her, dass ich das geschrieben habe."

Hasenrupfer
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Grasdaggl
Tifferette hat geschrieben:Das ganze Problem mit Trump gut herausgearbeitet, wie ich finde:

https://www.zeit.de/kultur/2019-09/davi ... p-kritiker

Es geht weniger um die Weltsicht oder um die getroffenen Entscheidungen. Sondern um die völlige Nichtachtung von Regeln und Institutionen. Und ich schreibe es schon lange - gerade die älteren Demokratien mit ihren unvollständigen, veralteten oder teilweise fehlenden Verfassungen sind auf solche Leute schlichtweg nicht vorbereitet. Würde es den langen Arm des Justizministeriums so nicht geben, dann wäre Trump wohl schon Geschichte. Hätte es in UK klare Regeln zu Volksentscheiden gegeben, dann hätten wir wohl den Brexit nicht am Hals, etc. Natürlich, das ist viel "wohl", aber ich bin mir da schon ziemlich sicher.


Nun ja, es gibt auch in den USA genügend Gesetze bzw Normen, mit denen man Trump längst hätte beikommen können, i.e. die emulents clause, wonach kein Präsident von seinem Amt finanziell profitieren darf.
Reiner Zufall natürlich, dass das Trumpsche Hotel in Washington DC gigantische Umsatzsteigerungen erfährt...

Das Ganze ist weniger ein juristisch-konstitutionelles Problem, denn ein Politisches - und sowieso auch eine Frage der Ethik:
Solange in einem Zwei-Parteien-System eine Hälfte der Abgeordneten den Kopf in den Sand steckt, und auf bloßen Machterhalt aus ist, kann man auch mit der durchdachteste Verfassung einen augenscheinlich unfähigen Präsidenten nicht absetzen.

Hasenrupfer
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Grasdaggl
Hinzu kommt die Rolle der Medien, welche - gelinde gesagt - komplett versagen.

Gerade wird von Seiten der "Trump-Kampagne" das selbe Drehbuch wie 2016 durchgespielt, nämlich den (hier aussichtsreichsten) Gegenkandidaten mit soviel Schmutz zu bewerfen, dass dies von den Medien durchgenudelt wird.




But her emails.

Monitor
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Granadaseggl
https://www.stern.de/reise/europa/aufru ... 18054.html

Die Insolvenz des britischen Reisekonzerns Thomas Cook schockiert den griechischen Tourismussektor. "Das ist ein Erdbeben der Stärke 7, und der Tsunami kommt erst noch", sagte am Montag der Präsident des kretischen Tourismusverbands, Michalis Vlatakis, griechischen Medien.

So hätten auf Kreta rund 70 Prozent aller Tourismusunternehmen Verträge mit dem Reise-Riesen. Allein 2019 habe Thomas Cook gut 400.000 Besucher nach Kreta gebracht. "Derzeit sind noch etwa 20.000 da", sagte Vlatakis. Nun gelte es, diese Kunden bestmöglich zu versorgen, damit sie Kreta auch künftig treu blieben.


https://www.tagesschau.de/inland/thomas-cook-115.html

Für eine Rückholaktion bestehe nach Einschätzung des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft keine Notwendigkeit.



https://de.euronews.com/2019/09/23/thom ... er-patsche

Der Bankrott von Thomas Cook zieht viele griechische Geschäfte mit hinein in das Schlamassel. Wenn die Touristen schon lange wieder zuhause sind, werden die, die hier von Thomas Cook lebten, erst so richtig in der Patsche sitzen, denn viele Geschäfte in Griechenland haben exklusiv mit Thomas Cook zusammengearbeitet.
I could write several novels about what I do not know.

muffinho
Die nächsten Monate werden bzgl. US Wahl sicherlich ... interessant

Donald Trump on Monday openly accused former Vice President Joe Biden of being "corrupt" in vague terms and ratcheted up his rhetoric, claiming without proof that if a Republican did what Biden did "they'd be getting the electric chair right now."

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Höre gerade im WDR 5 ein Interview über die Cook-Pleite.
Die Rückführung der Urlauber könnte für die Engländer teurer kommen, als die Gewährung eines Kredits, vor allem, wenn man überlegt, wie viele Arbeitsplätze in UK über die Themse gehen werden.
Das Thema wird sicherlich die Brexitdiskussion noch befeuern. Wegen der eklatanten Pfundschwäche würden die Briten - "Thomas Cook ist vorwiegend ein Veranstalter für das Proletariat" (Zitat) - sich mit Buchungen zurückhalten.
Götterdämmerung für Bum Bum Boris?
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
tiffi:

Danke für den link zum Zeitartikel. Ein sehr wichtiger Beitrag zur Diskussion.

folgende Aussagen möchte ich besonders herausheben:

Unsere sehr alte Verfassung ist nicht dazu geeignet, noch alle Aspekte unserer Gegenwart zu regeln. In jeder anderen großen Demokratie ist die Strafjustiz abgetrennt vom politischen System. In den Vereinigten Staaten nicht. Das Justizministerium entscheidet letztlich, in welchen Fällen Ermittlungen angestellt werden und in welchen nicht.


Wie in UK ist auch in den USA eine Reformierung des politischen Systems angezeigt.

James Mattis ist ein Mann, vor dem ich den allergrößten Respekt habe. Er hat seinem Land gut gedient. Und er hegt keinerlei Illusionen, was Trump betrifft. Das Problem von Männern wie Mattis jedoch ist: Sie sind Männer des Systems. So wie es Robert Mueller auch war, der Sonderermittler. Mueller war der Typ öffentlicher Bediensteter, der auf die Frage "Wie erledigen wir unsere Aufgaben?" antwortete: gemäß den Vorschriften. Doch irgendwann treten einmal Probleme auf, für die in den Vorschriften keine Lösung zu finden ist. Dann nützen einem die Vorschriften nichts mehr. Leute wie Mueller und Mattis waren auf diese Situation nicht vorbereitet, auf Trump.


Mueller und Mattis, hoch ehrenwerte Männer, können sich nicht vom militärischen Ehrenkodex befreien. Motto: Der schlimmste Mann im ganzen Land, das ist der Herr Denunziant. Nach den Erkenntnissen durch die Whistleblower kann dieser Satz aber nicht mehr uneingeschränkt gelten. Typen wie Trump haben die Schwächen eines demokratischen Systems verinnerlicht. Sie müssen mit den Waffen einer wehrhaften Demokratie bekämpft werden.

Trump mag Staaten, deren Anführer Sachen erledigen können, die ihm und seiner Familie nützen.
Es ist nicht so, dass es in der Regierungszeit von Trump noch keine Krisen gegeben hätte. Es waren allerdings fast ausschließlich solche, die er selbst ausgelöst hat. Trump fängt irgendeinen Streit an, eskaliert ihn eine Weile, verliert das Interesse, langweilt sich, fängt den nächsten Streit an, vergisst den vorangegangenen. Der Vorgang in Saudi-Arabien nun ist einer der wenigen, die außerhalb der Kontrolle Trumps begonnen wurde. Ich glaube aber nicht, dass dieser Angriff ernsthafte Auswirkungen haben wird. Es wird mutmaßlich keinen groß angelegten Gegenschlag geben. Womöglich lässt sich aus der Sache sogar Hoffnung schöpfen: Die Iraner waren nicht immer so gut darin, Signale mit begrenzter Wirkung zu senden.


Ist er erst mal als lame duck verschrieen, dürften auch die Anhänger im eigenen Lager nach und nach stiften gehen.

Das absolut Einzigartige an Donald Trump ist, dass er mitten im Herzen der Hauptstadt der Vereinigten Staaten ein Büro für das Abliefern von Bestechungsgeldern eröffnet hat. Trump hat einfach "Hotel" drüber geschrieben, es ist das Trump International in Washington, D.C. Jeder, der mag, kann dort vorbeikommen, es liegt ganz bequem nur wenige Hundert Meter vom Weißen Haus entfernt. Der rote Teppich ist rund um die Uhr ausgerollt. Man muss dort nur 50 Zimmer mieten und den Ballsaal, und der Präsident weiß: Hier möchte jemand etwas mit ihm bereden. Das genau hat man sich nie vorstellen können: dass Korruption in aller Öffentlichkeit stattfinden könnte. Trumps Dreistigkeit ist atemberaubend.


Das ist wirklich absolut unverständlich, dass dies nicht stärker thematisiert wird.

Ich bin von Natur aus kein Optimist. Nun, es gibt ohnehin sehr wenige aschkenasische Juden, die Optimisten sind. (lacht) Aber mein Temperament als Pessimist ist in den vergangenen Jahren wieder und wieder herausgefordert worden durch das enorme zivilgesellschaftliche Engagement in den Vereinigten Staaten. Nach der Wahl Trumps im Jahr 2016 hatte ich gefürchtet, dass es eine Massenbewegung für Donald Trump geben würde, dass wir diese Leute fortan durch die Straßen ziehen sehen würden. Das ist nicht passiert. Stattdessen sind zwei Jahre später massenweise Menschen, vor allem Frauen, zur Wahl gegangen und haben gegen Trump gestimmt – und vor allem für Frauen, die sich hatten aufstellen lassen. Viele dieser Kandidatinnen haben gewonnen. Die meisten von ihnen nicht mit radikalen Ideen, sondern mit der Bereitschaft, für unser Gemeinwesen zu arbeiten, es zu reformieren. Das bestätigt einen Verdacht, den ich schon lange hege: Eine Politik der Reform ist meist dann am effektivsten, wenn sie konservativ klingt.


Nachsatz: und progressiv ist.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Southern Comfort
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Halbdaggl
Die kleine Thunberg hat mich schon überrascht. Nicht unbedingt das Drama, mit dem sie Ihr Anliegen vorträgt. Anders: Mit 16 hätte ich mir vor der UN wahrscheinlich schlicht in die Hose gemacht. Die hat Courage.

Ich weiß nicht, wie gerechtfertigt es ist... aber ich ertappe mich dabei, wie ich Parallelen zu Ghandi ziehe. Den hat man auch verlacht und unterschätzt. Ich vermute, wir hören noch mehr von ihr.


Insgesamt bin ich rechr zufrieden mit der "Jugend". In Amerika geht es um die Waffen, weltweit um das Klima. Erstaunlich, was eine so unpolitische Jugend mobilisiert und dabei mehr von der Globalisierung begreift, als so mancher Politiker.
Das Huhn wurde in den Urlaub geschickt. ENTSPANNT EUCH ALLE MAL!


Airwin
also der auftritt der kindischen klima-kaiserin war scho bißle daneben - und dann noch unsere mutti des evil-seins zu verdächtigen :D :!: HOW DARE SHE :?:


Wer es verpaßt hat (HOW DARE YOU :?: ) kanns hier (undhierundhierundhier) nochmal anschauen:


Tifferette
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Grasdaggl
Ja mei, sie ist 16 und sitzt irgendwo in den erhöhten Bereichen des Autismusspektrums. Ich finde es schon bemerkenswert, wie die sich da hinstellt und den versammelten Regierungschefs die Meinung geigt.

Ist aber natürlich bequemer, auf der Etikette rumzureiten als auf dem Inhalt.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)



Airwin
ich nehme allerdings an dass sie nach diesem auftritt (der mich an klein pepe erinnerte) , abgesehen von ihren jüngern, niemand mehr ernst nehmen wird. Auch nicht wenn sie die luft anhält bis der klimawandel aufhört .

Tifferette
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Grasdaggl
Wieso "Ernst genommen"? Sie ist ein Symbol und erzeugt Aufmerksamkeit, mehr nicht. Niemand, der seine fünf Sinne einigermaßen beisammen hat, erwartet von ihr Lösungen oder umsetzbare politische Vorgaben. Das scheinen die Heinis, die sich krampfhaft an ihr abarbeiten, irgendwie nicht in den Kopf zu bekommen.

Wenn sie über das Ziel hinausschießt, dann ist das völlig egal. Die Aufmerksamkeit ist da. Niemand wird sagen: "Ououououou, da hat sie sich aber verzettelt, dann gibt es wohl doch keinen Klimawandel. Let's go and have lunch."
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)