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cordoba
Granadaseggl
Man soll ja nicht im Streit gehen.....

Southern Comfort hat geschrieben:Indem man was Rassistisches schreibt oder sagt, es halt irgendwie anders meint, weiterhin davon ausgeht, dass die anderen das ja schon entsprechend sortieren werden und dann beleidigt reagiert, wenn man Rassismus vorgeworfen bekommt.

Da mich anscheinend selbst Southern Comfort nicht verstanden hat, sehe ich mich an dieser Stelle genötigt, nochmals eine abschließende Erklärung abzugeben.

cordoba hat geschrieben:In Afrika gibt es mehr als 150 Mio. Kinderbraeute.
Mit 12 von der eigenen Familie verkauft, mit 13 zum ersten Mal schwanger.

Diesen Beitrag habe ich bewusst in dieser Kürze und (zunächst) ohne weitere Erläuterung eingestellt. Selbstverständlich nicht ohne Kalkül.
Ich wollte nämlich wissen, wie die Rezeption darauf ausfällt. Insbesondere von denjenigen, die nicht müde werden, Pauschalisierungen anzuprangern und bei allem stets auf eine fein differenzierte Betrachtungsweise pochen.
Im Furor der Empörung über die dümmlichen Aussagen von Tönnies habe ich mit einbezogen, dass instinktiv ein rassistischer Zusammenhang hergestellt wird. Die Betonung liegt auf „rassistischem Zusammenhang“ (Sachen gibt's), denn bei der Aussage an sich handelt es sich formal gesehen um einen reine Tatsachenfeststellung (zugegebenermaßen ohne Quellenverweis), die in keiner Weise einen Ansatzpunkt zur rassistischen Auslegung gibt.

Naheliegend wäre hingegen, einen Bezug meiner Aussage auf den direkt davor stehenden Beitrag von Nice Weather herzustellen, in welchem u.a. zu lesen ist:
Nice Weather hat geschrieben: [...]Die schnellste, billigste und beste Methode, sich aus der Armut zu befreien, ist die Stärkung der Rechte der Frauen, und dabei nicht zuletzt das Recht zur Mitsprache über den eigenen Fortpflanzungszyklus. [...]

Spätestens mit dem Wissen aus der Nachfrage von Nice Weather:
Nice Weather hat geschrieben:Und wenn das Licht abends länger an wäre, gäb’s weniger als 150 Mio?

und meiner darauf unmittelbar folgenden Antwort:
cordoba hat geschrieben:Das ist kaum anzunehmen.
War aber auch nicht mein Punkt; vielmehr sollte das angefuehrte Faktum Deinen (Mangel an Frauenrechten) bestaerken.

müssten sämtliche Vorbehalte ausgeräumt sein.


Doch nun wird es richtig absurd. Ich soll mich weiter erklären, so wird gefordert.
Mach ich auch, hilft aber nichts. Was soll ich da bitte anderes denken, als dass nur ein Eingeständnis zur gewünschten Zufriedenheit führt.

-

@Thoreau,
Du musst Dich diesbezüglich nicht weiter erklären. Das hast Du bereits mehr als ausführlich getan.
(Womöglich unbewusst auf eine ganz eigene Art und Weise.)
Ich bin weder beleidigt noch gekränkt. Schuld an einer Eskalation schreibe ich auch mir zu, da ich den Weg dazu bereitet habe.


@Nilkheimer
Da Du hier von einigen als geistiger Übervater gesehen wirst und Dich gerne als letzte Forumsinstanz gibst:

In einer Demokratie kommt der Opposition u.a. die Aufgabe zu, Kritik an der Regierung zu üben. Dabei ist sie (die Opposition) nicht verpflichtet, zugleich Lösungswege aufzuzeigen. Dies ist die Bürde der zur Machtausübung Bevollmächtigten.
(Von einer Opposition kann in diesem Forum übrigens keine Rede sein; höchstens von wenigen versprengten Oppositionellen.)

Als Steigbügelhalter darf ich Dir noch Hans-Georg Gadamers Hermeneutik an Dein kaltes Herz legen.
„Sich in der Welt verstehen, d.h. sich miteinander zu verstehen, d.h. den anderen zu verstehen.
Das ist moralisch- nicht logisch, die schwerste menschliche Aufgabe.“


-

Zu Abschied - mich hat hier niemand hinausgeekelt, sondern ich entlasse mich selbst - verrate ich euch noch meinen absoluten Lieblingsfilm, welcher bei mir unauflöslich ganz oben auf dem Treppchen thront.

Urga, 1991 von Nikita Michalkow.


Das soll es jetzt aber wirklich gewesen sein.
Ich bin Brustringer ©



Frank N Furter
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Himbeertoni
Mein Gott, Cordoba, Du bis ein netter Kerl und Alles, aber Du machst ja da jetzt ne Opern-Doku draus. Ja, Du bis falsch verstanden worden. Wolln wir mal tauschen? Ich werde jeden Tag 150 mal falsch verstanden, und da ist meine Forenpräsenz noch nicht mal mit einbezogen.

Einer meiner Lieblingssprüche (selbstverständlich meist 100% unverstanden :lol: )

There is no way to leave the world alive.

Mach Dir das immer klar, wenn Du vorhast zu gehen. Und jetzt bleib einfach da, man.
https://bit.ly/2x1Kpuf



Gibts des
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Halbdaggl
Frank N Furter hat geschrieben:Mein Gott, Cordoba, Du bis ein netter Kerl und Alles, aber Du machst ja da jetzt ne Opern-Doku draus. Ja, Du bis falsch verstanden worden. Wolln wir mal tauschen? Ich werde jeden Tag 150 mal falsch verstanden, und da ist meine Forenpräsenz noch nicht mal mit einbezogen.

Einer meiner Lieblingssprüche (selbstverständlich meist 100% unverstanden :lol: )

Versteh ich nich:
1. Wieso ist @cordoba dein Gott?
2. Welche Konsequenz ziehst du aus dem notorischen Unverständnis der anderen?

Gibt des
dir ned zom dengga :?:

Andererseits erklärt das ja auch Vieles an deinen Beiträgen. Psychopathenlogen bitte im Folgenden eintragen, was:









Gibts des
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Halbdaggl
Frank N Furter hat geschrieben:Kannze mal sehen...

Adorno hat jetzt übrigens auch geantwortet, et wird allet jut:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/id ... ket-newtab

Danke übrigens für den Link. Die Zusammenhänge, die Welzer da ranschleift sind aber nicht schlüssig. Schade. Den hatte ich neben Harari und Precht für eine der hoffnungsvolleren Erscheinungen unter den Hirnpupsern gehalten. Was soll's
Gibt's halt
wieder eine Illussion weniger. :roll:


Gibts des
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Halbdaggl
Ach komm. Die weinerliche Bemängelung, dass die gedanggenpolizeilichen Bedenggendräger
(gibt's die
überhaupt :?: )
nicht gleichzeitig :!: die von ihm zu Recht kritisierten sozialen Missstände ansprechen ist doch albern: z.B. sind vaterlandslose Gesell*innen, die das Alherrengewäsch der zukünftigen Bundesmerkelkanzlerkandidatin A. Kampf-Knarrenbauer als solches charakterisiert haben, sicher tendneziell auch für Inclusion, Mietpreisbremse, Enteignung von Vermietheuschrecken und womöglich gar bedingungsoses Grundeinkommen.
Nur können wir nicht alles gleichzeitig sagen - wg. unserer Stimmbandbeschaffenheit ;) und u.U. sogar kontextbedingt.
Hemmers :?:

redrum
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Lombaseggl
Schöner Faden hier. Wegen solcher Gedanken schaue ich im Forum noch vorbei, obwohl mein Verhältnis zum VfB seit der Mäuser-Präsidentschaft heillos zerrüttet ist.

Was ist Rassismus und wie damit umgehen? Gibt es überhaupt verschiedene menschliche Rassen - oder ist die zweite menschliche Rasse mit dem Neandertaler in der Weltgeschichte verschwunden?

Ist Rassismus ein kulturelles Phänomen oder dem Menschen quasi in die Wiege gelegt worden? Woher kommt er überhaupt? Aus dem Drang zur eigenen Überhöhung? Welche Rolle spielen Unwissenheit und Angst? Wie sieht es bei der Verhinderung oder Forcierung gesellschaftlicher Umbrüche aus? Kann der Rassismus plötzlich auftauchen und genauso wieder verschwinden? Was ist eigentlich aus unserer Erbfeindschaft mit den Franzosen geworden?

Wie ist das, wenn man vom Afrikaner spricht, als wäre Afrika ein Land wie Liechtenstein und nicht ein Kontinent mit hunderten Kulturen, verschiedenen Religionen und einer Größe, die grob geschätzt das dreifache von Europa betragen dürfte? Der Europäer an sich ist reich. Klingt absurd. Sagt auch keiner. Aber beim Neger wird es schon stimmen, der hat was gemeinsam. Ups, Neger. Darf man nicht sagen. Schwarzafrikaner ist besser. Hat keiner was dagegen. Außer dem Schwarzafrikaner. Der fühlt sich als Kongolese, Ugander oder Bukina-Fasolaner. Stimmt das überhaupt? Oder ist er nicht zuerst Bantu oder Pygmäe oder was sonst noch so an Völkern im Kongo lebt? Und dann Kongolese, weil der Kongo eine Erfindung der Belgier ist?

Und ist Antisemitismus Rassismus? Ein äthiopischer Jude hat nichts mit einem osteuropäischen oder amerikanischen gemein. Keine gemeinsame Sprache, keine gemeinsame Kultur. Nur die Religion. Fühlt der Äthiopier sich überhaupt angesprochen, wenn irgendwelche Schwachköpfe von einer Verschwörung jüdischen Finanzkapitals faseln? Oder zeigt er nicht auch mit dem Finger auf weiße Spekulanten, die seiner Meinung nach für sein wirtschaftliches Elend verantwortlich sind.

Was ist eigentlich mit dem alten weißen Mann? Ist diese Bezeichnung nicht auch rassistisch?

Wann ist eine Kultur fortschrittlich und wann nicht? Kann es überhaupt per se fortschrittliche Kulturen geben? Oder ist das auch nur eine Form von Rassismus, wenn man das behauptet. Der Islami ist davon überzeugt, dass er das bessere gesellschaftliche Konzept hat. Der Anhänger der Demokratie auch. Da kennen die nix. Und lassen auch nichts anderes gelten.

Was ist mit der Schweiz? In Appenzell dürfen die Frauen erst seit 1990 wählen. Waren die bis dahin rückständig und sind jetzt plötzlich modern? Von einem Tag auf den anderen? Und wurde die Schweiz vorher von der BRD geächtet? Wirtschaftssanktionen vielleicht? So wie man das mit anderen Ländern macht, wenn sie eine gesellschaftliche Gruppe unterdrücken.

Warum ist es nicht in Ordnung, wenn in Saudi Arabien vierzehnjährige Mädchen in die Ehe gezwungen werden? Warum ist es aber in Ordnung, dass im fortschrittlichen Westen vierzehnjährige aus materieller Not heraus als billige Arbeitskräfte missbraucht werden?

Und was ist mit Robinson Crusoe. Ein zutiefst rassistisches Buch, das ich meinen Kindern vorgelesen habe und sie fanden es toll. Darf man das jetzt nicht mehr lesen, weil man weiß, dass es rassistisch ist?

So viele Fragen.


Monitor
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Granadaseggl
Gibts des hat geschrieben:Vielleicht hilft mir jemand weiter, der schon "people of colour" (sagt mensch auf deutsch dann "Farbige"?) kennt..


Die britische Autorin Reni Eddo-Lodge des Buches (mehr britisch als europäisch!)

Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche

sagt auch dazu "People of Color" >>

"Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt nur uns. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass das Leben für Geflüchtete, Andersgläubige und „Colored People“ ein wenig gerechter wird.


~

Viel zu lange wurde Rassismus als reines Problem rechter Extremisten definiert. Doch die subtileren, nicht weniger gefährlichen Vorurteile finden sich dort, wo man am wenigsten mit ihnen rechnen würde – im Herzen der achtbaren Gesellschaft. amazon



Zitat im Essay (Deutschlandfunk Kultur) zum Buch von Reni Eddo-Lodge

"Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche"

von René Aguiga, Sohn einer Deutschen und eines Togolesen:

Wer privilegiert ist, soll von Rassismus schweigen

"....das Konzept der „Farbenblindheit“, die nicht auf Hautfarben zu achten glaubt, denn wir seien ja alle gleich. Was diese Einstellung tatsächlich nicht sieht, sind die so unterschiedlichen Lebensverhältnisse und Chancen, wie sie mit Hautfarbe oder „Race“ verknüpft sind. Die Blindheit nicht zuletzt von wohlmeinenden Liberalen entlarvt Eddo-Lodge als Lüge, die den strukturellen Rassismus subtil stützt: „Meine Hautfarbe wurde gegen meinen Willen politisiert, aber ich möchte nicht, dass sie in dem Bemühen, eine Art falscher Harmonie herzustellen, vorsätzlich ignoriert wird.“


Als ich ich mich im Februar mehr mit diesem Buch beschäftigte (das war, nachdem ich den
Film Green Book gesehen hatte) und es bestellte, bin ich auch auf den Artikel in der SZ von Ibram X. Kendi aufmerksam geworden:

"Es gibt keine Nichtrassisten, nur Antirassisten"

Der Politologe Ibram X. Kendi erklärt, warum rassistisches Handeln nicht auf rassistischen Vorstellungen beruht, sondern umgekehrt.

https://www.sueddeutsche.de/kultur/rass ... -1.4333576

~

Achso, gerade lese ich passend zum Thema (u.a. Rassismus) das zweite Buch von Sayed Kashua, israelischer "Vorzeige-Araber", ich habe alle seine Bücher und dazu noch meine Eindrücke aus Israel!

2. Buch "Zweite Person Singular"

Zweite Person Singular erzählt aus zwei Perspektiven die Geschichten zweier arabisch-israelischer Männer, einem erfolgreichen Strafverteidiger und einem Sozialarbeiter, die beide aus kleinen palästinensischen Dörfern kommen und deren Lebenswege in Israel der Autor auf ungewöhnliche Weise miteinander verschränkt.

Der Jurist leitet eine erfolgreiche Anwaltskanzlei in Westjerusalem. Sein Kollege Tariq ist ebenfalls Rechtsanwalt und Samaah ist seine Sekretärin. Obwohl Samaah Jura studiert hat, wird ihr Diplom der Universität von Jordanien in Israel nicht anerkannt. Sie ist außerdem die Tochter eines hochrangigen Mitglieds der Fatah.



Eingeboren: Mein israelisch-palästinensisches Leben

https://www.perlentaucher.de/buch/sayed ... boren.html

Seite 338

"Diese Woche fuhr ich mit meiner Frau zum amerikanischen Konsulat in Jerusalem...(Antragsformular für ein USA-Visum für die Familie)..

Als ich die Formulare durchsah, hat mich der "Rasse"-Paragraph irritiert, ich habe vergeblich nach "arabisch" gesucht. Es gibt Weiße, Schwarze, Hispanos und Asiaten, aber keine Araber. Ich suchte im Internet, um herauszufinden, als was wir gelten, und entdeckte, dass in den Vereinigten Staaten alle, die aus den Nahen Osten oder Nordafrika kommen, als Weiße betrachtet werden. Das überraschte mich sehr, denn ich hätte mich nie im Leben als Weißen betrachtet, aber ich erinnerte mich genau an den Moment, als ich uns in den Formularen als Weiße eintrug. Ein böses Lachen stieg in mir auf, und ich wusste, dass ich ein Rassist sein würde, und was für einer, ich würde die Erfahrung von vierzig Jahren umsetzen.

"Das sind wir", sagte ich zu meiner Frau, als der Lautsprecher unseren Namen aufrief. "Kashua."

"Kashua?", fragte sie erstaunt.

"Ob du es glaubst oder nicht", sagte ich, als wir zu dem Bearbeiter gingen.

"Das ist der Name von Weißen." 7. Juni 2014
I could write several novels about what I do not know.

Frank N Furter
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Himbeertoni
Nicht, dass ich was dagegen sagen wollte, aber ergänzen will ich schon.

Der Rassismus hängt ja unauflösbar mit der Gruppen-Identität zusammen. Die Araber in Deinem Beispiel, nennen sich selbst stolz Araber (ihre Gruppen-Identität), während andere sie abwertend (rassistisch) Araber nennen.

Da Du Gruppen (Schwaben, Arabern, Christen, Männern usw.) aber nicht die Identität nehmen kannst, bleibt immer eine Seite der Medaille aktiv.

Wer Rassismus wirklich abschaffen will, muss auch die Gruppen-Identitäten ausmerzen. Dann nimmt man den Menschen aber ganz grundsätzlich ihre Identität (dazu gibt's auch Andere Theorien, aber das wird jetzt hier zu kompliziert).
https://bit.ly/2x1Kpuf

Monitor
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Granadaseggl
Frank N Furter,

nur zu dem Araber-Beispiel. Sayed Kashua hat in dem Buch "Eingeboren - Mein israelisch-palästinensisches Leben" seine meist selbstironischen wöchentlichen Kolumnen der Tageszeitung Haaretz zusammengefasst und veröffentlicht.

"Ich versuchte, aufrichtig zu sein, die Wahrheit zu erzählen, so wie ich sie verstand, obwohl die Kolumnen zuweilen absolut fiktiv waren."


"Mit meinen Texten konnte ich mich entschuldigen, ich konnte schreien, Angst ausdrücken, flehen, lieben und hassen - doch vor allem konnte ich die Hoffnung nähren, mein Leben etwas erträglicher zu gestalten. Deshalb fuhr ich fort, meine Kolumnen zu schreiben, solange es noch Hoffnung gab, dass am Schluss alles in Ordnung kommen würde, dass nichts anderes nötig wäre, als das Leben in Geschichten zu erzählen - und ein Happy End zu finden." Sayed Kashua April 2015


Das erste Kapitel "Ihr wurdet gewarnt" fängt mit einem Leserbrief seiner Frau an den Redakteur der
Wochenendbeilage von Haaretz an:

Betrifft: Kolumne von Sayed Kashua

Sehr geehrter Herr,

es ist nicht das erste Mal, dass ich einen Brief an eine Redaktion schreibe, für die mein Mann arbeitet, der unter dem Namen Sayed Kashua bekannt ist. Auch dieser Brief ist, wie seine Vorgänger, eine offizielle Warnung. Sollte meinem Verlangen nicht stattgegeben werden, habe ich keine andere Wahl, als gerichtliche Schritte einzuleiten.

Ihr Journalist, mein Mann, ist ein chronischer Lügner, ein Schwätzer und Angeber, der seinen Lebensunterhalt zu meinem Leidwesen durch Verdrehungen der Wahrheit verdient. Es erstaunt mich, dass eine angesehene Zeitung wie Haaretz bereitwillig die verderblichen Worte meines Mannes veröffentlicht, ohne sich die Mühe zu machen, die publizierten Texte auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen...usw usw.

Hochachtungsvoll
Sayed Kashuas Frau

PS: Bitte veröffentlichen Sie meinen Brief ohne Namensangabe.
7. April 2006 :arr:


~~
Noch was zu "political correctness":

Bei einer Literatursendung in Amsterdam (Mai 2010) mit dem US-Schriftsteller Paul Auster
wurde Paul Austor vom niederländischen Moderator nach seiner Poetik befragt.

Auster: (Über das Schreiben>) "Es bedeutet vor allem die Erinnerung an Dinge, die nie geschehen sind."

Dagegen fragte der charmante niederländische Kulturredakteur Kashua, wo er geboren ist und ob es im Dorf seiner Kindheit eine Bibliothek gegeben hätte.

Kashua: "Ich wäre fast erstickt. Es war mir unangenehm, dass Auster die Fragen des Moderators hörte, die nichts mit meinem Buch zu tun hatten, sondern vor allem zeigen sollten, dass da ein arabischer Junge war, der lesen und schreiben konnte und sogar ein gar nicht so schlechtes Buch verfasst hatte. Ein Interview, das mich an die Interviews in Israel von vor zwanzig Jahren erinnerte. Es ging nicht um Literatur, keine Frage glich den Fragen, die Paul Auster gestellt worden waren, keine, die anfing mit "Schreiben ist die Musik des Körpers", es ging nur um anthropologische Frage, die aus der kolonialistischen Tradition stammten."


(update typo)

Haaretz

Haaretz wird allgemein als liberale Zeitung bezeichnet. Bei innerisraelischen Gesellschaftsdebatten nimmt sie einen entschieden säkularen Standpunkt ein und veröffentlicht Beiträge über soziale Themen in gewisser Kontinuität. Bei Themen, die den Konflikt mit den Palästinensern betreffen, vertritt Haaretz eine regierungskritische Haltung, stellt sich gegen die jüdischen Siedlungen in den besetzten Gebieten und zeigt Verständnis für palästinensische Anliegen. Besonders in Artikeln von Amira Hass sowie Beiträgen von Gideon Levy wird dies deutlich. Haaretz befürwortete zudem die Oslo-Abkommen mit der PLO.

Daneben veröffentlicht Haaretz oft und in großem Umfang Beiträge von Autoren aus einem sehr breiten politischen Spektrum. Die Bandbreite der Gastautoren reicht vom Likud-Hardliner Mosche Arens bis hin zu linken Exponenten der Friedensbewegung. Wiki
Zuletzt geändert von Monitor am 9. August 2019 14:35, insgesamt 2-mal geändert.
I could write several novels about what I do not know.

Frank N Furter
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Himbeertoni
@Moni

:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Was für eine GROßARTIGE Idee mit dem Brief der eigenen Frau. Brilliant.


@Gibt´s des

So, hab das jetzt auch nochmal gelesen.
In dem was Du einzuwenden hast, gebe ich Dir absolut recht. Dass Du das aber als Haupteinwand gegen diesen Text siehst, verstehe ich dann schon wiederum weniger....

Ich finde es gut, dass nach vielem dussligen Geblöke, gegen alles was als "political correct" nur dümmlich verunglimpft wurde, sich jetzt Leute die Mühe machen, mal etwas anständiger zu kommentieren.

Ohne dass ich jetzt z.B. in dem Forum hier Namen nennen möchte :mrgreen: glaube ich bei vielen Leuten, dass dieses Korrektsprechen eine modische Attitüde ist. Man isst das richtige, hat das richtige Smartphone, überhaupt den richtigen Style und redet auch noch richtig. Deshalb hat man ein Anrecht dazu in die trendy Gruppe der "Richtigen" gerechnet zu werden und führt deshalb auch ein richtiges Leben (spätadoleszentes Teenager-Gehabe)

Nee, noch schlimmer: weil man sich ja im Internet gegen das "Schlechtsprechen" engagiert, hat man ja was getan. Weil man im Internet gegen den Klimawandel wettert, hat man seinen Beitrag geleistet und darf in der realen Welt weiterfliegen. Umfragen haben ja genau solch ein Verhalten bei vielen digitalnaiven "Richtigsprechern" herausgestellt.

Und was Dein Namensvetter Welzer ausführt, dass dieses paranoide Einsortieren aller Gedanken in Falsch und Richtig das eigene Differenzierungsvermögen dauerhaft schädigt, ist ja wirklich ein ernstzunehmender Einwand, angesichts von Filterblasen, hochpolarisierten Diskussionen, bis hin zu Hasskommentaren.

Wenn Korrektsprechen so eine große Dynamik gewinnt, dass es Korrektdenken erzwingt, verblöden wir alle jedenfalls unweigerlich.
https://bit.ly/2x1Kpuf