@Kein Walzer, aber vielleicht ein Tango
Und im Gegensatz zu dir bin ich nicht der Meinung, dass Korrektdenken zwingend zu (noch mehr
) Verblödung führt. Auch die Ableitung einer solchen Denkungsart vom "Korrektsprech" halte ich für gewagt.
Öhm, gibt’s des: Das ist
die Idee der Political Korrekten! Also der Glaube daran, dass richtiges Sprechen, zu richtigem Denken führt und umgekehrt. Warum denkst Du, sollen Kinder nicht mehr Mohrenkopf sagen? Weil sie sonst – so die PC-Doktrin – den Rassismus mit den Negerküssen inhalieren.
Umgekehrt wird eher(!) ein Schuh draus, und das (Korrektdenken vllt. sogar handeln
-> korrekt sprechen) fände ich dann wiederum gar nicht mal schlimm
Jou, in der Theorie hört sich das prima an. In der Praxis gibt’s leider seit….naja, sagen wir mal so ca. 4.500 Jahren ein Problem damit: Kein Mensch auf diesem Planeten weiß, was korrekt ist. Ich weiß, ich strapaziere dieses Argument sehr oft, aber es ist halt auch von so großer Bedeutung.
Der apostrophierte „lupenreine Demokrat“, sagt ja gerade nicht: "I han immer recht", sondern „Ich respektiere die Meinung des Anderen“. Dass tut der Lupenreine nur deshalb, weil er weiß, dass beim Menschen letztlich alles wieder auf pure Subjektivität hinausläuft: ja, bevor Du fragst: beim Einzelnen sowieso und bei der Gruppe auch. Subjektivität soweit das Auge reicht und von Wahrheit kein Körnchen in Sicht. Und an der Stelle wars das mit der Theorie vom Korrektsprechen. Dat gibbet jar nich. Du kannst den anderen dann auch nicht Dein Korrektsprech aufzwingen wollen, ohne Deine Lupenreinheit komplett einzubüßen als Demokrat.
Damit ist die Kette vom Richtigdenken-Richtigsprechen-Richtighandeln richtig im Arsch. Leider, denn wäre ja cool, wenns so einfach wäre. Wenn Walzer schreibt, dass das differenzierte Denken beim Richtigsprechen beschädigt wird, ist das doch keine Petitesse, öder?
Und Walzer schreibt ja noch mehr, bzw. führt den Gedanken aus: Nur wenn wir bereit sind auch „Störendes“ in unserem Geiste zuzulassen, bewahren wir uns die geistige Flexibilität, Andere, Anderes und vor allem Neues zu verstehen. Das "Störende", also das weder Falsche noch Richtige, ist in den meisten Fällen überhaupt das Interessante.
Addendum 1:
Den Zusammenhang Gruppen-Idenztität <-> Identität des Einzelnen
gibt's ned
imho - das halte ich für konditionierten Quatsch.
Kai Sorg`: des stammt nicht von Adorno. Jetzt folgt eine Hypothese, an deren weitestgehender Korrektheit ich persönlich keinen Zweifel habe, was aber Dich nicht einschränken soll: Kein Mensch verfügt über eine Identität, die er aus sich selbst heraus geschöpft hat. Die eigene Identität ist eine Palette aus Gruppenidentitäten, die am Ende mehr oder weniger einzigartig ist (eher weniger). Für einen Anhänger des Individualismus und Mephistos natürlich jetzt nicht gerade der Harald of free Enterprise, das gebe ich gerne zu.
Warum bin ich mir so sischä, und warum könntest Du Dir auch so sischä sein? Stellen wir uns mal kurz vor, Du wärst alleine auf der Erde. Würdest Du sagen: ich bin ein Weißer? Wozu, gibt ja nix anderes. Würdest Du sagen: ich bin groß? Nee, denn dass kann man nur im Vergleich mit anderen feststellen? Faul, fleißig, humorvoll, extrovertiert, vorsichtig, gewissenhaft - woher willst Du das wissen, wenn Du es nicht an den Anderen misst? Du bräuchtest als der Einzige noch nicht mal Wörter für diese Art von Eigenschaften, mit denen Identität erzeugt wird ("the big 5" aus der Entwicklungspsychologie, zum Nachlesen) Verstehst Du es jetzt besser, warum ich überzeugt bin? (Sag ja, dann ersparst Du Dir den Genetik-Teil dazu)
Addendum 2:
Also mich würden die anderen Theorien schon brennend interessieren, aber wer bin ich schon, dass ich deine Filterblasenentzündung kurieren können wollte
Auf meine Aussage:
Wer Rassismus wirklich abschaffen will, muss auch die Gruppen-Identitäten ausmerzen. Dann nimmt man den Menschen aber ganz grundsätzlich ihre Identität (dazu gibt's auch Andere Theorien, aber das wird jetzt hier zu kompliziert).
Ich erwähne es einfach, damit da nichts Mysteriöses bleibt. Es gibt Psychologen, die gehen von einem Modell aus, wonach Menschen verschiedene Bewusstseinsstufen erreicht haben (nix Spirituelles). Beispielsweise erklären die, dass die Deutschen in der Nazizeit, hauptsächlich in der (historischen) Bewusstseinstufe 3-4 waren. In diesen Stufen vertrauen Menschen noch nicht so sehr auf ein eigenes Über-Ich-Gewissen, dass sie selbst und bewusst sich erarbeitet haben, sondern sie sind noch ziemlich obrigkeitshörig und haben eine gruppenmoralische Orientierung.
Heute, glauben diese Psychologen haben die meisten Menschen eine Bewusstseinsstufe zwischen 5-6 erreicht. Das soll vor allem der Bildung und dem freien Zugang zu „Wissen“ geschuldet sein, sowie mehr Zeit und Möglichkeiten eigenständig zu reflektieren.
Für Menschen der Stufe 3-4 sagen diese Psychologen die Gruppen-Identität als prädominierende Identität in der Gesellschaft voraus. Bei Menschen der Stufe 5-6 soll es aber möglich sein, sich gruppenunabhängig zu „identifizieren“. Aus obig genannter Argumentation glaube ich persönlich nicht an dieses Konzept. Aber das Konzept an sich hat trotzdem ein paar interessante Gedankengänge, weshalb man es durchaus mal erwähnen kann. Aber da würde ich Dich echt bitten das im Internet nachzulesen, weil das würde den Rahmen hier dann echt sprengen.
PS: Axo: überleg Dir gut was Du antwortest....bis Montag. Denn für gewöhnlich meide ich am Wochenende das Internet aus Hygienegründen. Ich erwähns auch nur, damit Du nicht sinnlos auf ne Antwort warten brauchst (jaja, tust Du eh nicht, schon klar)