Sunny hat geschrieben:Apple hin Apple her, das hätte ich von JEDEM CEO erwartet!
Hätte er was anderes gesagt wäre das geschäftsschädigend gewesen.
Die Frage ist auch was er sagt und was er macht (bzw. machen lassen muss).
Insofern ist das mal primär Marketing, auch wenn ich ihm den Inhalt hoch anrechne,
WENN er die Haltung bewahren kann und darf.
Das wird jetzt natürlich diskutiert. Google-CEO Sundar Pichai hat mittlerweile ein Wischi-Waschi-Statement via Twitter herausgequält, von anderen ist nichts zu hören.
Das mag daran liegen, dass es hier um einen Fall geht, in dem das FBI an Daten eines islamistischen Terroristen heran will. Ich bin mir nicht sicher, was in den USA geschäftsschädigender ist: wenn man sagt man hilft bei den Ermittlungen, oder wenn man sich hinstellt und explizit sagt, dass man in das Gerät einbrechen könnte, aber nicht möchte.
Es geht um ein iPhone 5C – das hat nicht die selben Sicherheitsvorkehrungen wie aktuelle Modelle. Das FBI will, dass Apple eine modifizierte Version des Betriebssystems schreibt und auf das Telefon aufspielt, um Sperren umgehen zu können. Im Einzelnen sollen Maßnahmen abgeschaltet werden, die das Raten des Passcodes von angeblich 5 Jahren auf wenige Minuten verkürzen würden.
Apple hätte den Leuten irgendeinen Pferdemist erzählen können: ja, wir machen das für dieses Gerät, aber bei den aktuellen Modellen sieht’s anders aus. Das wäre so eine Halbwahrheit gewesen, wie man sie vielfach kennt. Natürlich durchschauen die Nerds sowas, aber die überwältigende Mehrheit der Kunden schaltet an dieser Stelle ab.
“Apple chose to protect a dead ISIS terrorist’s privacy over the security of the American people”Tom Cotton, Senator
So ein Zeug prasselt jetzt natürlich auf Cook herein. Ob diese Haltung mittel- und langfristig eine gute Marketingstrategie ist, wird sich noch herausstellen müssen – nix sagen wäre kurzfristig jedenfalls wesentlich bequemer.
Der Fall ist hochexplosiv: islamistischer Terror und Patriotismus werden in den USA 1000 Grad heißer gekocht als hier, dazu kommt die anstehende Wahl, und der vakante Posten im Supreme Court. Das FBI versucht einen Präzedenzfall herzustellen, und sich in dieser Sache querzustellen ist… aufsehenerregend. Man kann sagen dass Cook unter Druck steht, seine Linie konsequent durchzuziehen, aber man kann nicht sagen, dass er hier einen Kram erzählt, um Produkte zu verkaufen.
Der Kern ist folgender: wird eine Regierung einen Hersteller dazu zwingen, absichtlich Produkte mit Sicherheitslücken herzustellen? Apple mag meinetwegen einen bunten Strauß an strategischen Beweggründen haben, aber das Thema geht weit, weit über ein paar Telefonmodelle hinaus. Normalerweise sind es spendenfinanzierte Interessengruppen, die so einen Streit anstrengen, und nicht börsennotierte multinationale Konzerne.