Huch. Old man yells at cloud.
Auf iTunes darf man gern draufhauen, da bin ich dabei. Es ist nicht alles grün und saftig, wo Apple draufsteht. Aber dann wird’s ein bisschen anecdotal, nicht wahr. Erfahrungsberichte aus dem Apple Store habe ich auch: bin da vor ein paar Jahren hin, um ein iPhone zu kaufen, weil ich meins aus Versehen in die Waschmaschine getan hatte. Die haben mich gefragt was passiert sei und dann darauf hingewiesen, dass ich nicht 600 Pfund hinlegen muss, sondern 180: soviel kostete es, ein Gerät mit Wasserschaden gegen ein nagelneues auszutauschen – selbstverschuldeter Schaden, ohne Versicherung, ohne Apple Care.
Geht dem Peter Richter einfach alles bisschen zu schnell? Ich glaube fast, ja.
“Manche von uns fanden auch, iPhone 6 muss nicht mehr sein, zu unhandlich, Nummer 5 war besser, das tut es noch.”
Das gab’s ja auch bis diese Woche noch zu kaufen. Und jetzt gibt’s ein nagelneues in dieser Größe – sogar mit den Kanten, die jede Hosentasche zerstört haben, die ich aber auch sehr mochte, weil sich das Ding dadurch einfach gut festhalten ließ.
Der direkte Sprung von den CDs zur Freiheit ist auch ein bisschen gewagt, wie ich finde. Weiß er, dass er in iTunes Musik kaufen kann, die ihm dann wirklich gehört, ganz ohne DRM und Kopierschutz, und zu allem Überfluss auch noch in einem Open-Source-Dateiformat? Kann er hintun wo er will, kann sich auch die Schallwellen ausdrucken und in einem Leitz-Ordner ins Regal stellen.
“Aber wir sind im Moment nun einmal diejenigen, die das nötige Geld haben, ein Macbook Pro von 2012 ohne Retina-Display, aber dafür mit CD-Laufwerk am Markt zu halten, indem wir es einfach wie verrückt kaufen.”
Nein, das sind Schulen und Konzerne, die das am Markt halten, indem sie es wegen des guten Preis/Leistungs-Verhältnisses wie verrückt kaufen.
Das gilt übrigens auch für iPhones mit 16 GB Speicher: die werden von Firmen im Dutzend und zu Hunderten gekauft, weil sie eben nicht dafür gedacht sind, alle Fotos und Videos und Musik zu speichern. Dummerweise führt das dazu, dass viele Privatkunden auch zum billigsten Modell greifen und dann das Betriebssystem nicht updaten können, weil nicht genug Speicher frei ist. Das ist ein echter Minuspunkt für Apple, weil ein veraltetes Betriebssystem immer ein Sicherheitsproblem ist.
Aber Peter denkt dass gut betuchte Vernunftsbolzen wie er massenweise zum billigsten Laptop greifen, weil der einen CD-Schlitz hat, und dass es den deswegen noch zu kaufen gibt? Okay.
“Wir wollen nur nicht mehr mitmachen, aber trotzdem Beschwerdebriefe wie diesen hier am liebsten nirgendwo anders hineinhämmern als in die angenehm leichtgängige Tastatur unsers gewohnten Macbook Pro, dessen hohe Metallkante uns währenddessen leicht und wohlig in die Handgelenke schneidet.”
Peter, Peter. Echte Saurier benutzen sauteure mechanische Keyboards mit einer Bauweise und einem Form Factor aus den Neunzigern, die man im Zimmer nebenan noch hören kann. KLACK KLACK.
“Aber wäre das nicht herrlich, wenn mal eine Sache, mit der man sehr gut zurechtkam, einfach so bleiben dürfte, wie sie ist, statt unbedingt regelmäßig umgeordnet, mit neuen, nicht benötigten Funktionen ausgestattet, von alten, dringend benötigten bereinigt und häufig dadurch eben ganz einfach beschissener gemacht zu werden?”
Irgendwie schon, aber die Technik schreitet voran, sorry. Und “Ich brauch das nicht” ist halt immer so eine Sache, wenn man nicht der einzige Kunde ist, sondern es auch noch andere Leute gibt, die mitreden.
Um zum Aufhänger zurückzukommen:
“Können wir uns zum Beispiel darauf einigen, dass die aktuelle Version von iTunes die beschissenste ist, die es jemals gab?”
Darauf können wir uns einigen. Aber einen ganzen Artikel können wir nicht daran aufhängen. Der lag wohl auch schon ein bisschen auf Halde, gell. Jetzt wo das FBI und das Justizministerium sich mit Apple anlegen und Apple nicht nachgibt, beim Thema Datensicherheit.
Übrigens: dieser Beitrag wurde ihnen präsentiert auf einem sieben Jahre alten iMac mit CD-Schlitz anner Seite und der neuesten Version des Betriebssystems. Werkbündliche Grüße an Jony Ive und Walter Gropius.