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vivafernanda
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Granadaseggl
Ich lese zur Zeit einiges über sexuellen Missbrauch.

z. B.
https://www.sueddeutsche.de/sport/jan-h ... -1.5640973

Dann fand ich kürzlich zu meinem Entsetzen heraus, dass ein Pfarrer aus Norddeutschland, der in den 80/90igern einen großen Einfluss auf die evangelikale Jugend in ganz Deutschland hatte, auch nicht untätig geblieben war. Zum Glück nicht bei Kindern, aber mindestens ein Teenager war dabei und ansonsten von ihm abhängige junge Männer, manches wohl einvernehmlich, aber es bleibt ein dichter Schatten, weil er seine Position ausnutzte.

Im Lesen über ihn fiel mir ein Megachurch - Pastor aus den USA wieder ein, auch in der evangelikalen Szene hierzulande sehr angesehen, der zurücktreten musste, wegen Vorwürfen einiger Mitarbeiterinnen.
Und im Stöbern auf den amerikanischen Seiten kam ich dann hierauf:





Die Damen beeindrucken mich schwer.
Zuletzt geändert von vivafernanda am 25. August 2022 21:19, insgesamt 1-mal geändert.
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.

zappaf
Granadaseggl
Meine Eltern schickten mich zweimal, damals war ich 6 und 8, in den sogenannten Erholungsurlaub für Kinder. Das war 1960 und 1962. Mein Vater arbeitete damals bei der Post, dadurch fiel es ihm leichter, mich zu verschicken.
Wir waren damals Buben und Mädchen. Viele Assi-Kinder aus dem Pott.
Das war die härteste Zeit meiner Kindheit. Brutal, rücksichtslos, sinnlos.
Was ich da alles erlebt habe, grausam und furchtbar. Ich verdränge es bis heute.
Hinterher fing ich an, mich von meinen Vater langsam zu entsagen.
Die Pflegerverbrecher waren Männer und Frauen,
Trumpf ist die Seele vom Spiel!

jagdhuette
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Halbdaggl
Das klingt fürchterlich. Die vom dritten Reich geprägten Menschenfeindlichen und vollkommen Empathie befreiten Erziehungsmethoden haben nur ein Ziel und sind im Grunde die Wurzel aller Konflikte. Es ist so schade, was bei Kindern aus purem Egoismus und Überforderung angerichtet wird.
Gibt ja eigentlich keinen Zwang welche zu bekommen, wenn man keine Lust auf die Arbeit hat.


schwaebi
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Halbdaggl
Liebe Nurse, da fehlt leider was über die Damen.

@all
Da wird's mir ganz anders, wenn ich das so lese. Und es tut mir sehr leid, dass Ihr sowas erleben musstet. Ich schicke mein Kind auch auf Ferienfreizeiten - und ja, man hat immer ein mulmiges Gefühl, wenn man von den Betreuenden niemanden kennt. Aber selbst wenn man sie kennt, weiß man ja nicht... genau wie im Sportverein - oder tatsächlich in der Kirche.

Gibt ja eigentlich keinen Zwang welche zu bekommen, wenn man keine Lust auf die Arbeit hat.

Ganz ehrlich? Wenn man nicht mit kleinen Geschwistern aufwächst, hat man keinen Schimmer wie viel Arbeit die Zwerge machen. Noch ehrlicher: Wenn ich damals gewusst hätte was ich jetzt, nach 12 Jahren, weiß, hätte ich mir möglicherweise die Sache nochmal überlegt.

Ich liebe meinen schwaebi Junior heiß und innig, aber es gibt tonnenweise Sachen, mit denen ich mich rumschlagen muss, und auf die ich wahnsinnig gut verzichten könnte. Bin fest davon überzeugt, dass Tätlichkeiten gegenüber Kinder (ich rede nicht von sexuellem Missbrauch!) ca. 80% von Überforderung kommen. Und ja, genaugenommen müsste es einen Kinderführerschein zur Vorbereitung geben.

Gibt ja eigentlich keinen Zwang welche zu bekommen, wenn man keine Lust auf die Arbeit hat.

And now to something completely different: Sag das mal den Frauen in den USA, denen gerade die Abtreibung verboten wurde... :puke:

Seren Dipity
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Schoofseggl
jagdhuette hat geschrieben:Das klingt fürchterlich. Die vom dritten Reich geprägten Menschenfeindlichen und vollkommen Empathie befreiten Erziehungsmethoden haben nur ein Ziel und sind im Grunde die Wurzel aller Konflikte.


Jedenfalls sehr vieler Konflikte. Diese Erziehungsmethoden waren aber leider nicht nur auf das Dritte Reich beschränkt, auch wenn sie unter dem Begriff „Schwarze Pädagogik“ im deutschsprachigen Raum prominenter diskutiert wurden, als in anderen Gesellschaften. Der autoritäre Erziehungsstil war über Jahrhunderte in allen mir bekannten europäischen Kulturen dominierend. Oftmals war es schlichtweg den wirtschaftlichen Umständen geschuldet, dass ein liebevollerer Erziehungsstil gar nicht erstrebenswert schien.

Im viktorianischen Zeitalter Englands war es aber selbst bei wirtschaftlich sehr wohlhabenden Familien Gang und Gäbe, dass die Mutter eines Kindes sich höchstens am Nachmittag mal für eine halbe Stunde zur Tea-Time mit ihrem Kind und dessen Amme traf, um etwas Konversation zu üben.

Will sagen: es ist also noch viel trauriger. Dieser lieblose Umgang mit Kindern betraf nicht nur Deutschland, nicht nur arme Familien oder nur einen kürzeren Zeitabschnitt, sondern er war über Jahrhunderte allgemein verbreitet.

Seren Dipity
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Schoofseggl
Local Zero hat geschrieben:Solche Traumata sind häufig transgenerational. Für mich war das - u.a. - ein Grund, selbst kinderlos bleiben zu wollen.

Mein Vater war auch in so einem Verschickungsheim, wie sich das damals nannte. Was er uns erzählte war furchtbar und deckte sich mit den Berichten vieler Betroffener. Mein Vater war 4 und 5 Jahre alt, als er das erlebte.

Ich bin bis heute jeden Tag dankbar diesen Vater zu haben! Er ist so ein unfassbar einfühlsamer und liebevoller Mensch!

Es hängt also schon noch von ein paar anderen Faktoren ab, ob jemand solche Erlebnisse verarbeiten und sogar daran wachsen kann oder nicht. Selbstverständlich keine heldenhaften Dinge, im Sinne rein selbstbestimmten Handelns, sondern auch eher zufällige Dinge. Aber es gibt eben auch Menschen, die nicht nur eine transgenerationale Weitergabe ihrer eigenen Traumata bewusst verhindern konnten, sondern sogar für sich daraus den Schluß gezogen haben, die eigenen Kinder besonders einfühlsam und liebevoll zu behandeln.

Damit will ich natürlich in keiner Weise bestreiten, dass die negative trangenerationale Weitergabe zu enorm viel Leid geführt hat.

vivafernanda
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Granadaseggl
@schwaebi, ahh! ist ein Facebookvideo, das sich nicht einbetten lässt. Und den Link finde ich nicht wieder, er scheint


also den Platz spart es aus, aber das Video taucht nicht auf
#metoo in sacred spaces, panel 2018 googeln, da ist ds der erste link
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.


Local Zero
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Granadaseggl
Seren Dipity hat geschrieben:
Local Zero hat geschrieben:Solche Traumata sind häufig transgenerational. Für mich war das - u.a. - ein Grund, selbst kinderlos bleiben zu wollen.

Mein Vater war auch in so einem Verschickungsheim, wie sich das damals nannte. Was er uns erzählte war furchtbar und deckte sich mit den Berichten vieler Betroffener. Mein Vater war 4 und 5 Jahre alt, als er das erlebte.
Bei mir war es genau andersherum: Die Gewalt endete, sobald ich mich in den Ferien außerhalb der Reichweite (kann man sogar wörtlich so sagen) meines Vaters befand. Passend dazu, ganz aktuell und nicht aus dem letzten Jahrhundert, unfassbar:

Prügelstrafe an Schulen wieder eingeführt

Im Schulbezirk Cassville im amerikanischen Bundesstaat Missouri können Lehrer künftig Kinder und Jugendliche wieder mit dem Holzstock bestrafen – mit Einverständnis der Eltern.


https://www.faz.net/aktuell/gesellschaf ... 70988.html

Und:

"Anleitungen zur Züchtigung des Nachwuchses finden Mitglieder der evangelikalen Freikirchen in zwei "Erziehungsratgebern". Die Autoren sind evangelikale Fundamentalisten in den USA. Und auch wenn keine Zahlen über Kindesmisshandlungen zu bekommen sind - die Verbreitung dieser Werke lässt die Häufigkeit erahnen: Etwa 4000 Exemplare von "Wie man einen Knaben gewöhnt" und dessen Nachfolgebuch von Michael und Debi Pearl hat die Europäische Missionspresse in Heidelberg in den vergangenen drei Jahren verkauft.

Das Buch enthält ausdrückliche Anweisungen, wie Kinder zu schlagen sind: "Wenn es Zeit wird, die Rute anzuwenden, atmen Sie tief ein, entspannen Sie sich, beten Sie: ,Herr, lass das eine wertvolle Lektion werden. . . Reißen Sie Ihr Kind nicht herum. Erheben Sie Ihre Stimme nicht. Das Kind sollte die Rute an Ihrem ganzen ruhigen, überlegten und beherrschten Geist kommen sehen. . . Wenn Sie sich auf das Kind setzen müssen, um es zu versohlen, dann zögern Sie nicht. Und halten Sie es solange in dieser Stellung, bis es aufgegeben hat. . . lassen Sie das Kind sich an einem Sofa oder einem Bett vornüber beugen; und während es in dieser Position steht, geben Sie ihm einige Ermahnungen. . . Ich finde fünf bis zehn Schläge meistens genug. Manchmal bei älteren Kinder, wenn die Schläge nicht kräftig genug sind, ist das Kind noch aufmüpfisch. Wenn das der Fall ist, nehmen Sie sich Zeit zum Erklären und versohlen Sie weiter. Hören Sie mit Ihrer Disziplin nie auf, bevor das Kind sich ergeben hat."


https://www.sueddeutsche.de/politik/erz ... -1.1004443
"Ein Wort, Herr! Sag mir nur ein einziges Wort in diesem Elend!" - "Ich sage dir sogar zwei: Guten Appetit!"
-------
"Es gibt keine Lösung. Weil es kein Problem gibt."

Gibts des
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Halbdaggl
:bleich: :stumm:
Was ich immer noch gern verdränge: ich bin (in seltenen Fällen) von meinem Vater „verdroschen“ worden.
Er nahm aber nur die bloße Hand. Wenn er „den Batscher“ (Teppichklopfer) genommen hätte, wie es meine Mutter tat, wäre es fatal geworden.

Ich glaube, ich habe noch nie jemand davon erzählt. :oops:

halensee
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Granadaseggl
Ich wurde von meinem Vater genau einmal "geschlagen". Was ich noch sicher weiß ist, dass ich darauf ca.
5 Stunden im Hausarrest warten musste bis er von der Arbeit kam. Ich hatte beim Schwabenstolz gegenüber mit der Steinschleuder 6 Fabrikhallenfester eingeschossen. Das gab so schöne weiße Flecken. Welche "Technik" mein Vater letztendlich angewendet hatte, daran kann ich mich nicht erinnern. Kann also nicht so schlimm gewesen sein.

Meine Mutter hingegen zog schneller als Lucky Luke. Da habe ich mir häufiger eine eingefangen. Als ich sie
im Alter darauf angesprochen habe, meinte sie "du wirst es schon verdient haben" und ich glaube sie hatte damit nicht so ganz unrecht.
Je älter ich werde, desto besser bin ich gewesen.

higgi
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Grasdaggl
Ist das nicht eher was für den Forumsstuhlkreis?

Ok
Ich wurde nur ein einziges Mal in meiner Kindheit von meiner Mutter gezüchtigt als ich mit meiner Schwester die komplette Küche auseinandergenommen haben und wir in der ganzen Wohnung Teller, Töpfe und Lebensmittel verstreut hatten. Wir müssten so ca 5 und 8 Jahre alt gewesen sein.
Ich frage mich bis heute warum meine Mutter das übernommen hat und nicht mein Vater.
Meine Mutter war der liebevollste Mensch, den man sich vorstellen kann.
von daher

Local Zero
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Granadaseggl
Gibts des hat geschrieben::bleich: :stumm:
Was ich immer noch gern verdränge: ich bin (in seltenen Fällen) von meinem Vater „verdroschen“ worden.
Er nahm aber nur die bloße Hand. Wenn er „den Batscher“ (Teppichklopfer) genommen hätte, wie es meine Mutter tat, wäre es fatal geworden.

Ich glaube, ich habe noch nie jemand davon erzählt. :oops:
Ich find´s gut das Du es erzählt hast, Danke. Da geht jeder auf seine Art und Weise mit um. Der Vater meiner Lebenspartnerin hat das auch so gemacht. Das hat so weit geführt, dass sein eigener Bruder (10 Jahre jünger) jahrzehntelang nicht glauben wollte, dass seine heißgeliebte Mama seinen Bruder fürchterlich verdroschen hat. Denn er selbst (der jüngere) ist von ihr nie verprügelt worden.
"Ein Wort, Herr! Sag mir nur ein einziges Wort in diesem Elend!" - "Ich sage dir sogar zwei: Guten Appetit!"
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"Es gibt keine Lösung. Weil es kein Problem gibt."