thoreau hat geschrieben:Frank N Furter hat geschrieben:RedBluesRedBlues hat geschrieben:Weniger Konsum ist möglich, nur führt weniger Konsum auch dazu, dass weniger Produkte hergestellt werden, weniger hergestellte Produkte führen dazu, dass in Fabriken weniger Menschen arbeiten.
...
Du betrachtest das Thema Klimawandel, jedenfalls aus meiner Sicht, doch sehr weitgehend nur in einem steady state Modell. Ich kann alles nachvollziehen, was Du an Problemen auflistet, welche wir lösen müssten, wenn wir auch noch in weiteren 300 Jahren genau so leben wollten wie heute. Nur bin ich im Gegensatz zu Dir ziemlich sicher, dass wir so in 300 Jahren nicht mehr leben werden. Selbst wenn es keinen Klimawandel gäbe, würden wir nicht mehr so leben.
Wir haben in unserer deutschen Gesellschaft aktuell vielleicht so ca. 50 Millionen Menschen die arbeiten könnten. Nach der aktuellen ökonomischen Sicht, sind davon viele "überflüssig". Doch diese Menschen könnten in einem effizienteren Gesellschaftssystem z.B. alte und kranke Menschen wesentlich humaner pflegen. Sie könnten Kinder besser betreuen. In unserer Gesellschaft gibt es so viele offene Bedürfnisse, im Grunde könnten wir 200 Millionen Menschen beschäftigen! Und wir können uns das heute leisten, weil wir, wie geschrieben, nur noch 0,5% der Bevölkerung brauchen, um alle zu ernähren.
...
Durch den Klimawandel können wir jetzt eine Entwicklung wieder korrigieren, die in ganz vielen Gesellschaftsbereichen einfach nur noch unbefriedigend ist. Der Klimawandel muss gar nicht unseren Wohlstand bedrohen. Diese Zwangsläufigkeit existiert so gar nicht.
Ich weiß nicht wie Du mit so Dingen umgehst: Ich habe letzte Woche z.B. eine ARTE-Doku (?) gesehen. Über Kinder die in Indiens Großstädten auf Müllhalden leben. Darunter ist auch unser Müll, den wir "billig" dahin verscherbeln mittlerweile. Diese Kinder gehören meist zu den "Unberührbaren" in Indien, also der untersten Kaste. Häufig sind sie auch noch Waisen, weshalb sie überhaupt in diese Situation geraten. 5, 6 Jahre alte Kinder, deren Seelern in dieser perversen Welt zerstört werden, noch bevor sie sich entfalten konnten. Ich kann mir sowas kaum noch anschauen, weil es mich dermaßen deprimiert. Will ich, dass diese Kinder in meinem Müll nach verwertbaren Resten suchen? Für 2 Rupien am Tag, die ihnen dann auch noch durch zynische Gangsterbanden abgenommen werden, weil auch die perverse indische Gesellschaft ernsthaft daran glauben will, dass diese Kinder aus religiösen Gründen wertlos seien? Nein, ich will das definitiv nicht.
Die ganze Art wie wir jetzt wirtschaften, die perversen Finanzmärkte, die gar keinen Bezug mehr zur Realwirtschaft haben, die weltweite Kinderarbeit, die nicht etwa abnimmt, sondern einer der am stärksten wachsenden "Märkte" ist. Das alles ist nicht in meinem Sinne. Dazu bedarf es nicht mal Überlegungen zum Klimawandel, um dsas festzustellen.
Wie wir es schon oft getan haben, können wir nun unsere Gesellschaft weiterentwickeln. Und zwar auf eine Art, dass die Bedürfnisse die Menschen schon immer haben und hatten, deutlich besser befriedigt werden. Die Welt, um die Du Dich so sehr sorgst, also um deren Produktivität, deren Arbeitsmarkt, deren Art der Sinnbefriedigung, lehne ich eigentlich mit jedem Tag mehr den ich auf diesem Planet verbringe, und mit jeder Doku, die ich über die 80% der Menschheit sehe, denen es nicht so gut geht wie uns, immer mehr ab.
Ich will eine bessere Welt und sehe mich damit nicht als Phantast, sondern ganz in der Tradition unserer Vorfahren. Wir müssen unsere Welt weiterentwickeln und verbessern. In 300 Jahren, darf es nicht mehr so viel Leid und Armut und Ungerechtigkeit geben wie heute. Es ist unsere Aufgabe als aktuell handelnde Generation schon unseren Kindern und Enkeln etwas besseres zu hinterlassen, als das was wir geerbt haben.
...
Kurz: Ich würde mir in Deinen Ausführungen mehr Mut zu einer ganz neuen Zukunft wünschen. Den Mut unserer Generation es jetzt anzupacken. Ich würde es gerne sehen, wenn man mal über unsere Generation in der Zukunft sagen könnte: "Die haben es gewuppt". Wir sind jetzt dran, alles was geschieht und nicht geschieht liegt in unserer Hand. Wir sind jetzt 7.9 Milliarden Menschen. Es gibt jetzt kaum noch etwas, dass wir nicht könnten, wenn wir es wirklich wollten. Die Erde für alle besser zu machen, sollte eigentlich ein Konsens sein, mit dem wir 90% hinter uns versammeln können. Die Zeit des Lamentierens und Herauswindens könnte jetzt vorbei sein, wenn wir nur endlich mal mehrheitlich bereit wären, uns von unseren mäßig befriedigenden Gewohnheiten wieder zu trennen - den Boden des steady state zu verlassen.
möchte hier nochmal Bezug dazu nehmen.
Natürlich werden wir in 300 Jahren nicht mehr so leben wie heute, wir haben vor 20 Jahren nicht so gelebt wie heute und vor 40 Jahren lebten wir noch viel anders. Von daher stimme ich dir völlig zu, dass wir in 300 Jahren ganz anders wie heute leben werden.
Nur ehrlich gesagt ist mir das ziemlich Wurst wie wir in 300 Jahren leben. Ich weiß schon nicht wie wir in 20 Jahren leben werden, ich werde diesen Planeten in 50 bis 60 Jahren, wenn alles gut geht, als lebendige Lebensform verlassen haben. Ewiges Leben halte ich zudem für absolut nicht wünschenswert, das wäre eine Perversion, ein Missbrauch an der Natur und vermutlich ein Übel das die Welt noch viel ungerechter machen würde.
Ich bin ein lösungsorientierter Mensch. Unsere Aufgabe ist den von Menschen gemachten Klimawandel zu stoppen, und das so schnell wie möglich. Wir müssen unsere Treibhausgasproduktion am besten innerhalb dieses Jahrzehnts so weit wie möglich drücken, dass wir eine Chance haben.
Das ist das aktuelle Problem. Eine Herausforderung die so groß ist, dass sie unsere ganze Aufmerksamkeit benötigt.
Jetzt kann ich auch von Utopien träumen, nur was bringt das? Wenn du 5 Menschen in einen Raum setzt und einen Tag darüber philosophieren lässt wie eine Zukunft für die Menschheit aussehen soll, fern des current-state , dann werden die garantiert keine Einigung darüber erzielen. Das behindert uns alles nur unsere aktuelle Aufgabe zu meistern.
Die Erde für alle besser zu machen, sollte eigentlich ein Konsens sein, mit dem wir 90% hinter uns versammeln können.
Eben nicht, weil besser für alle reine Definitionssache ist.
Beispiel: Schau dir mal an wie wir deutschen im Vergleich zu anderen Nationen in Europa mit dem Thema Klimaschutz umgehen. Und lass es uns mal ganz kurz und knackig nur mit der Energieerzeugung betrachten. In Deutschland gibt es einen Konsens, dass Kernkraft schlecht ist und wir das nicht wollen. 200km weiter westlich sieht das ein Staat komplett anders, 200km weiter südlich (Schweiz) sieht das ein Staat komplett anders. In Finnland bauen sie gerade neue Kernkraftwerke, die modernsten Europas, und eine Endlagerstätte, die erste Europas wenn ich mich nicht täusche.
Und allein bei diesem Thema werden wir uns innerhalb der EU nicht einigen, weil je nach Betrachtungsweise ist die Position des anderen entweder logisch oder idiotisch.
Der Franzose wird argumentieren, ihr wollte CO2 reduzieren, warum schaltet ihr erst die AKWs ab und nicht die Kohlekraftwerke?
Wir Deutschen argumentieren, weil Kernkraft total gefährlich ist und wir nicht wissen wohin mit dem Müll.
Ich sehe ehrlich gesagt nicht, wo sich das aktuelle Streben nach einer besseren Welt von dem unserer Vorfahren unterscheidet. Wenigstens nicht in den letzten 2000 Jahren.Ich will eine bessere Welt und sehe mich damit nicht als Phantast, sondern ganz in der Tradition unserer Vorfahren.
Und ich bin sogar voll bei dir, eine Utopie in der die Menschheit in völligem Einklang mit der Natur lebt, Menschen leben um einen Mehrwert für die Weltgemeinschaft zu erbringen, nicht in irgendwelchen dämlichen Jobs arbeiten müssen um Geld zu verdienen um sich Essen und Unterkunft leisten zu können, Lehrer nur lernbegierige Schüler haben, keiner Hungern oder Leiden muss, es keine Kriege gibt weil es keinen Grund gibt sie zu führen, es deshalb keine Waffen mehr gibt, weil die Menschheit sich nicht mehr gegen sich selbst wendet, so eine Utopie würde ich sofort unterschreiben, ich wäre dabei.
Aber wir sind da so weit weg davon, so unendlich weit weg davon, dass es für mich keinen Sinn macht mich damit zu beschäftigen. Wir sollten die Menschheit nehmen wie sie ist, und vor diesem Hintergrund versuchen die Klimakatastrophe abzuwenden.
ODER wenn wir scheitern, dann werden wir zu größten Teilen von diesem Planeten radiert, der berappelt sich dann aber auch wieder (höchstwahrscheinlich) und wir waren nicht mehr wie ein Mückenschiss in der galaktischen Geschichte. Wäre die andere, relativ normale Variante wie das Spiel in Büchern ausgeht.