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schwaebi
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Grasdaggl
Unter Westfalen hat geschrieben:Der Freund unseres Enkelsohns (11 J.) ist vorgestern positiv getestet worden.
Und der Enkel war gestern negativ, hatte aber Husten und Halsschmerzen.
Jetzt heißt es abwarten.
:?


Und sie haben sich vorher noch getroffen? :? Bei uns war erst an Tag 3 mit Symptomen positiv....

@higgi - Danke.
Vielleicht sollte ich in der Rezepteecke mal Spatzen braten vorschlagen :twisted:

de mappes
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Spamferkel
Vielleicht ne Frage an Fränk: wie kann das eigentlich sein? Hört man ja häufiger, dass Leute mit Symptomen dennoch erstmal nen negativen PCR Test haben
Aber da die Viren ja vermutlich die Symptome auslösen muss es doch gelingen, kleinstes Virenmaterial entnommen zu haben und per PCR nachzuweisen.
Irritiert mich in der Menge, wie ich dies zu hören bekomme
Don't criticize what you can't understand

schwaebi
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Grasdaggl
@mappes
Sorry, unklar ausgedrückt: Wir hatten beide jeweils 2 Tage lang negative Selbsttests. Am 3. Tag dann 2 Strichlein und damit sind wir dann jeweils zum PCR-Test.
Möglicherweise sind Pcr-Tests feinfühliger, aber es bringt ja nichts jeden Tag einen zu machen (Ergebnis kommt ja erst nach ca. 24h). Koschd außerdem jedes Mal 69 Öre. Nur mit einer roten Warnapp, einem Wisch vom Gesundheitsamt (den es so nicht mehr gibt) oder einem positiven Schnelltest aus dem Testzentrum sind die dann kostenlos.


Frank N Furter
Während Corona verstehen sich Menschen nachweislich 30% weniger gut als zuvor.
Wie das?

Nun, wir verstehen unser Gegenüber eben nicht nur durch die reine Akustik, sondern wir sind alle heimliche (unbewusste) Lippenleser. Durch das Maskentragen können wir aber nicht mehr Lippenlesen.

Die Forscher aus Oldenburg, die das jetzt auch statistisch sauber nachgewiesen haben, haben selbstverständlich dafür gesorgt, dass bei ihren Tests keine akustische Unterschiede auftraten.

Was mich etwas wundert: der Effekt ist ja doch erstaunlich groß. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand während der letzten zwei Jahre mal darüber geklagt hätte, dass sein Gehör so nachgelassen hätte...? Ihr?

https://journals.lww.com/otology-neurot ... ing.4.aspx

Frank N Furter
de mappes hat geschrieben:Vielleicht ne Frage an Fränk: wie kann das eigentlich sein? Hört man ja häufiger, dass Leute mit Symptomen dennoch erstmal nen negativen PCR Test haben
Aber da die Viren ja vermutlich die Symptome auslösen muss es doch gelingen, kleinstes Virenmaterial entnommen zu haben und per PCR nachzuweisen.
Irritiert mich in der Menge, wie ich dies zu hören bekomme


Ah, hatte ich übersehen.

Die Diskussion hatten wir schonmal, vor allem wegen der falsch-positiven Tests.

Falsch-negative Tests - worauf Du jetzt abhebst - sind wesentlich häufiger als falsch-positive. Zu Anfang der Pandemie gabs mal ein Paper, die sprachen sogar von bis zu 30% falsch-negativer PCR-Tests.

Das Problem dürfte hier nicht die PCR sein, sondern die fachliche Qualität des Abstreichers. Wenn ich im TV manchmal Einspieler sehe, wie da an Flughäfen u.Ä. abgestrichen wird...
Ob die Quote aber wirklich 30% beträgt, bezweifle ich. Müsste ich nochmal schauen, ob spätere Publikationen diesen Wert wieder relativierten.

de mappes
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Spamferkel
Finde ich enorm hoch...und wie falsch muss man sich denn bei symptomatischen infizierten anstellen, um da keine Treffer, also Virenbestandteile zu erwischen?
Vielleicht auch die Nachbearbeitung oder sonstige Fehlerketten, aber 30 % wäre schon enorm

aber danke für die verspätete antwort :prost:
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Monitor
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Granadaseggl
Es läuft :)

Travellers will no longer need a molecular COVID test to get into Canada

OTTAWA – Vaccinated travellers will no longer need a molecular COVID-19 test to enter Canada starting Feb. 28 because the COVID-19 situation in Canada has improved, the federal health minister announced Tuesday.

Travellers can instead opt for a rapid antigen test approved by the country in which it is purchased. However, Minister Jean-Yves Duclos said rapid tests will have to be administered by a laboratory or health care entity.

Unvaccinated children travelling with vaccinated adults who come to Canada will no longer have to isolate from school or daycare for 14 days.

Some fully vaccinated travellers might still be randomly selected for a molecular test at the airport, but they will not be required to quarantine while they wait for the result.



https://www.cheknews.ca/travellers-will ... da-953942/

Im Januar waren die kanad. PCR-Test (ohne GST Steuer) im Gegensatz zu deutschen PCR-Tests noch richtig teuer.

Stuttgart
https://www.adac.de/news/corona-test-fl ... -stuttgart

B.C. Kanada

Asymptomatic Rapid Antigen COVID-19 Test - ... On the spot results while you wait Price: $195 + GST 195 CAD 15 Minuten
Asymptomatic PCR Test MUST BOOK BEFORE 2:15PM Results in 36 hours Price $375 + GST 375 CAD 10 Minuten
24Hr Asymptomatic PCR Test MUST BOOK BEFORE 2:15PM Price: $950 + GST 950 CAD 10 Minuten

~
Impressionen

Der jüngste Enkel (seine Cousine und Cousin sind bereits Studenten) ist seit Januar in der KiTa (Fort Knox) und ich bekam jetzt eine detaillierte Einweisung, was alles zu beachten ist, wenn er abgeholt wird. Zahlen-Buchstaben-Code eingeben an der Türe, Fuhrpark / TG für das Cabrio finden, die (mehrere) extrem hoch gelegenen Türöffner tätigen und die Anzahl der Personen im Gebäude beachten (Kartenzählstecksystem) und den Minutentakt, um Personenstaus zu vermeiden uvm.

Höhepunkt war, als ich unerwartet, ohne vorherige Ansage beim ersten Kita-Besuch maskiert an der Gruppentüre stand und er mich trotz Maske sofort erkannte und freudig auf mich zurannte: Oma, Oma! Die Erzieher kannten mich (noch) nicht und es erübrigte sich in dem Moment, mich namentlich mit Bild auszuweisen, zumindest beim allerersten Antrittsbesuch. Der einzige kleine Zeuge war sehr überzeugend! ;) An die drei x wöchentlichen Tests sind die 1 bis 3jährigen gewöhnt wie Zähneputzen und Händewaschen. Die kleinen Münder werden zum Testen geöffnet, Aufforderung ist nicht nötig, weil es alle routiniert machen.

Beim letzten Treff 2021 mit einem ehemaligen Kollegen und zweifachen Vater erzählte er mir, dass er täglich
seinen dreijährigen Sohn zur KiTa bringt und abholt, aber noch nie die KiTa von innen gesehen hätte, weil er nicht reindurfte.
I could write several novels about what I do not know.



Tamasi
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Grasdaggl
Tifferette hat geschrieben:Kinder sind inzwischen freigetestet, bei mir ist es dann morgen so weit. Ich genieße die Ruhe im Hause.

Hoffentlich hast du den Tag sinnvoll genutzt. Aufgeräumt, Wäsche gewaschen, Wohnung gesaugt, Abendessen gekocht, das SEK zum Nachbarn weitergeschickt etc.pp.




Hasenrupfer
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Grasdaggl
Monitor hat geschrieben:
Höhepunkt war, als ich unerwartet, ohne vorherige Ansage beim ersten Kita-Besuch maskiert an der Gruppentüre stand und er mich trotz Maske sofort erkannte und freudig auf mich zurannte: Oma, Oma! Die Erzieher kannten mich (noch) nicht und es erübrigte sich in dem Moment, mich namentlich mit Bild auszuweisen, zumindest beim allerersten Antrittsbesuch. Der einzige kleine Zeuge war sehr überzeugend! ;)


Haha, des dupfagleiche hat meine Mutter neulich in Bezug auf mein Nichte erzählt, und sie war ähnlich stolz drauf wie du!

:arr:

Monitor
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Granadaseggl
[quote="Hasenrupfer"

....gekürzt....

Haha, des dupfagleiche hat meine Mutter neulich in Bezug auf mein Nichte erzählt, und sie war ähnlich stolz drauf wie du!

:arr:[/quote]

:nod: Genau, deine Nichte spielt wohl in derselben Liga!

Da brauchte es kein maskenfreies Lippenlesen. Ein Blick genügte. Augenkontakt reichte also aus.
Nix Entfremdung! Ich musste nicht mal etwas sagen und hatte auch Kleidung an, die er noch nicht kannte und eine neue Farbe der Maske. Der erste Kommentar danach war: Oma, Maske+Farbe der Maske!
Es hätte auch jemand sein können, der / die ein anderes Kind zum ersten Mal abholt.

OT
Gestern hat er uns wieder mal überrascht mit seinen 20 Mon. Anfang September hatten mein Sohn und ich
für ihn u. a. einen Football ( Pigskin), Basketball sowie Fußball für ein Treffen bei der Tante mitgebracht.
Mein Sohn hatte ihm die drei Bälle damals übergeben (Tipp von Oma beim Kauf dabei) und alle Onkels und Tanten und seine Eltern haben mit ihm und den Bällen gespielt. Gestern konnte mein Sohn (einer der Onkels) mich endlich mal wieder zum Enkel / Neffen begleiten, der den Onkel nicht sehr oft sieht, zuletzt Anfang September. Die anderen Tanten und Onkels, Cousins und Cousinen kennt er nur vom ZoomKontakt aus dem Ausland.

Beim Stichwort Football schlüpfte der kleine Spieler in eine Ecke durch Bagger, Müllautos und Flugzeuge und fischte den Football raus, hielt ihn hoch und nannte sofort den Namen des Onkels, der ihm zuletzt im September den Football (also vor Monaten ) überreicht hatte und überraschend zu Besuch war.
Der Onkel hatte ein breites stolzes Grinsen.

Bild

Es gab noch weitere unterschiedliche Bälle, die er zwischendurch oder früher von mir geschenkt bekam. Er konnte sich nach so langer Zeit zumindest genau an den Namen des Schenkers erinnern und den speziellen Ball. An Spielzeug mangelt es ihm nicht Dank Oma & Co., auch wenn er am liebsten Planespotting und Trainspotting, Excavatorspotting mit einem von uns macht.

Bild

Mal sehen, was Oma nächstes Mal aus Big Village mitbringt.
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Tifferette
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Grasdaggl
Was mir jedenfalls aus der Coronazeit* in Erinnerung bleiben wird sind diese Biohazard-Beutelchen von den gefühlt 700 Selbsttests.





* falls sie denn mal endet. :shock:
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)


de mappes
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Spamferkel
Tifferette hat geschrieben:Was mir jedenfalls aus der Coronazeit* in Erinnerung bleiben wird sind diese Biohazard-Beutelchen von den gefühlt 700 Selbsttests.





* falls sie denn mal endet. :shock:


:mrgreen:
Die gehen bei mir alle in den normalen Müll :oops:
Kita ist ja neverending testing angesagt, weil immer irgendwo ein positiver Fall war
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Tamasi
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Grasdaggl
Könnte auch in "Politik" verlinkt sein oder im "Gerechte Ohrfeigen!"-Thread. Aber da Corona die praktische Einstiegshilfe ist, setze ich es hier rein:

Von wegen "Fachkräftemangel": Dieses System ist krank

Das Gesundheitswesen hat uns glimpflich durch die Pandemie gebracht? Falsch! Über den Profitwahnsinn in der Medizin und den hausgemachten Fachkräftemangel.

Hier:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/gesu ... -1.5531232

(Bezahlartikel? Bescheidgeben, dann stelle ich bei Gelegenheit ein paar prägnante Auszüge rein.)


Tamasi
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Grasdaggl
Keine Woche ohne penetrantes Selbstlob. Hervorragend, wie Deutschland bisher durch die Pandemie gekommen ist. Gut, es gab ein paar Stolperer bei der Maskenbeschaffung und der Impfstoffbestellung. Aber davon abgesehen: Kompliment. Es war zwar manchmal knapp, aber die Intensivstationen sind dann doch nie ausgelastet gewesen. Hie und da waren Überlandtransporte von Schwerkranken über Hunderte Kilometer nötig, aber auch das wurde gemeistert. Wem hat das Land dies alles zu verdanken? Der vorausschauenden Politik natürlich, aber besonders diesem ausgezeichneten Gesundheitswesen, das weltweit seinesgleichen sucht. Ein Hoch auf die Gesundheitspolitik der vergangenen Jahre und Jahrzehnte.

Komisch nur, dass diesem Vorzeigesystem seit Jahren das Personal davonläuft. Das muss dann wohl an der Pandemie liegen. Erschöpft und ausgelaugt davon, mit Maske, Visier und Vollverkleidung beatmete Corona-Patienten umlagern zu müssen, um zwischendurch von schwer kranken Impfgegnern angemault zu werden, denen man gerade das Leben rettet - das zermürbt natürlich. Das kann schon mal zum Jobwechsel motivieren. Aber sonst? Alles prima zwischen Infusionsständer und Bettpfanne.

Die Wahrheit: Das deutsche Gesundheitswesen ist vollkommen heruntergewirtschaftet. Ein elementarer Kernbereich der Daseinsfürsorge ist verkommen zu einem Industriezweig, übrigens dem umsatzstärksten im Land neben der Automobilindustrie. Die Krankenversorgung, zu der neben dem spröden Wort "Pflege" auch Nächstenliebe und etwas so Altmodisches wie Barmherzigkeit gehören, wird von Controller-Regimentern angeführt, Profitmaximierung ist nicht nur gewünscht, sondern sie wird kalt eingefordert. Kliniken müssen Gewinne erwirtschaften; arbeiten Abteilungen unrentabel, weil sie zum Beispiel zu viele unnötige Operationen doch nicht durchführen, werden sie erst zusammengespart, dann geschlossen. Sollen sich die Kranken woanders auskurieren, wenn sie nicht lukrativ genug leiden.

Hat jemand schon mal davon gehört, dass die Feuerwehr oder die Polizei nach ihren Ausgaben bewertet werden? Dass ihre Stellen danach bemessen sind, ob sie Gewinne machen? Ein Krankenhaus ist keine Schraubenfabrik. Doch kommunale und konfessionelle Krankenhäuser werden seit Jahren meistbietend im Ausverkauf angeboten und an private Träger verschachert, die größtenteils börsennotiert sind oder in Fonds und anderen Gelddepots stabile Erlöse garantieren. Mittlerweile sind fast 40 Prozent aller deutschen Klinikbetten in privater Hand. Weltweit ein Spitzenwert, Deutschland hat die USA in dieser Hinsicht längst überholt.

Mit der Privatisierung findet eine gigantische Umverteilung von Geld aus dem Solidarsystem statt, das zur Vermehrung des Shareholder Value dient. Die Beiträge aus der gesetzlichen Krankenversicherung werden dazu benutzt, damit Klinikkonzerne reicher werden und Aktionäre profitieren. Die Kosten werden sozialisiert, der Gewinn privatisiert. Nicht schlimm, dass es ein paar Krankheitsgewinnler gibt? Von wegen, denn die Patienten leiden unter den systematischen Fehlanreizen, werden falsch oder unnütz oder gar nicht behandelt. Und das Personal sucht das Weite. Das ist einer der wichtigsten Gründe dafür, dass etliche Pflegekräfte in der Klinik gekündigt haben und in Umfragen regelmäßig mehr als die Hälfte der Ärzte angeben, dass sie ihren Kindern nicht mehr zum Arztberuf raten würden. Diese Menschen wollen gute Medizin machen, was aber mit den Einsparungen an Personal, Material und einer zeitlich immer engeren Taktung kaum noch möglich ist.

Dass Patienten trotzdem oftmals gut behandelt werden, liegt vor allem an der Selbstausbeutung vieler Ärztinnen und Ärzte (darunter besonders vieler Hausärzte) sowie des Pflegepersonals. Sie machen trotz mieser Bedingungen weiter, haben ihren Idealismus noch nicht gegen zynische Resignation eingetauscht und halten durch bis zum Burn-out oder Stellenwechsel. Die Aufopferungsbereitschaft der Helfer ist im knappen Budget der Kliniken selbstverständlich eingepreist.

Dass ein Krankenhaus auf seine Finanzen achten muss, ist logisch. Wenn ökonomische Richtwerte darüber bestimmen, wie, womit und wie lange welcher Patient behandelt werden sollte, ist jedoch keine gute Medizin mehr möglich. Pflegekräfte wie Ärzte machen sich dann davon. Beispiel Fallpauschalen. Pro Diagnose bekommt das Krankenhaus eine bestimmte Summe erstattet - und manche Krankheiten sind für die Klinik nun mal lukrativer als andere. Die Medizin mit dem Preisschild führt zu einseitigen Schwerpunkten in vielen Krankenhäusern. Patienten mit weniger gewinnbringenden Krankheiten werden vernachlässigt, entsprechende Abteilungen oft gar nicht mehr angeboten.

Häufig kommt es vor, dass die Pauschale aus wirtschaftlicher Sicht zu gering ausfällt. Dann werden zusätzliche Diagnosen erfunden, ergänzt und vor allem "codiert", denn nur so sind sie für die Abrechnung relevant. Die Kranken werden kränker gemacht, als sie sind. Wenn das nicht reicht, werden Patienten "blutig entlassen", also mit pflegeintensiven Wunden oder noch so geschwächt, dass sie kein Hausarzt und erst recht kein Angehöriger zu Hause versorgen kann. Eine andere Variante ist die "Drehtürmedizin". Ein Eingriff, der problemlos während eines stationären Aufenthalts vorgenommen werden könnte, wird auf zwei Klinikaufenthalte aufgeteilt. Lässt sich dann auch zweimal abrechnen.

Oft beißt sich die betriebswirtschaftliche Logik mit dem ärztlichen und pflegerischen Ethos. Pflegekräfte wie Assistenzärzte lernen, dass sie einen bestimmten Erlös erwirtschaften sollten, um ihre eigene Stelle zu rechtfertigen. Kaum einer sagt es so direkt, aber es muss eine bestimmte Anzahl an Fallpauschalen-Punkten erreicht werden, um den Stellenschlüssel zu retten.

Weiteres Beispiel: Sonderzahlungen, früher hieß das Boni. Wenn der Chefarzt für Masse und nicht für Klasse bezahlt wird, tut das den Patienten nicht gut. Ab 50 Operationen, Katheter-Untersuchungen oder anderen Interventionen winkt zum Jahresende eine stattliche fünfstellige Summe? Da kann die Entscheidung für oder gegen einen Eingriff Ende November schon mal einseitig positiv ausfallen. Statt der medizinischen überwiegt die monetäre Indikation. Das Krankenhaus wird zum Warenhaus. Was sich lohnt, wird gemacht. Was wenig einbringt, wird abgelehnt.

Wenn Monetik statt Ethik dominiert und statt des Patientenwohls die Bilanz im Vordergrund steht, geraten viele Ärzte und Pflegekräfte erst ins Grübeln, verabschieden sich dann in die innere Emigration und kommen schließlich in anderen Jobs unter. Die Krankenhäuser verlieren oft die Idealisten, die Aufopferungsbereiten, manchmal muss man sagen: die Guten.

Fehlanreize wirken subtil, der Druck der Kaufmännischen Direktoren, Controller und BWLer in den Krankenhausdirektionen ist hingegen konkret: Rote Zahlen bedeuten weniger Assistenzarztstellen und ein geringeres Budget. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Hinzu kommt ein relativer Personalmangel - und der ist hausgemacht. In deutscher Gründlichkeit werden Krankenhäuser mittlerweile bis zum letzten Seifenspender nach Iso-Norm und DIN zertifiziert und qualitätsgesichert. Bürokratisch zwanghaft geht es zu.

Dafür sind zahlreiche neue Jobs entstanden, die meist mit ehemaligen Pflegekräften besetzt wurden: Hygienefachkräfte, die den ganzen Tag nur Bronchoskope reinigen. Codierfachkräfte, die Diagnosen verschlüsseln und vermehren, auf dass sich die Kranken besser abrechnen lassen. Qualitätssicherer und Pflegedienstleitung nicht zu vergessen. Im Einzelnen mag das sinnvoll sein. In der Zusammenschau entsteht ein bürokratischer Überbau mit absurden Dokumentationspflichten und ein Krankenhaus, dem Menschen fehlen, die andere Menschen pflegen, trösten und ihnen in schweren Stunden beistehen. Dafür hängen im Eingangsbereich die eingerahmten Urkunden mit Qualitätsstempel und Prüfplakette.

Atul Gawande ist Harvard-Chirurg und Medizinkritiker - so etwas gibt es - und hat gezeigt, wohin ein solches System führen kann. Er vergleicht das Gesundheitswesen mit einem Hausbau, bei dem "der Elektriker für jede Steckdose, die er empfiehlt, der Klempner für jeden Wasserhahn und der Tischler für jeden Schrank" bezahlt werden. Es wäre keine Überraschung, so Gawande, wenn das Haus 1000 Steckdosen, Wasserhähne und Schränke enthalten würde, die den dreifachen Preis kosten. Leider würde das Haus nach kurzer Zeit zusammenkrachen, obwohl der Elektriker auf der lächerlichen Focus-Bestenliste stand und der Klempner in einer Münchner Eliteuni ausgebildet ist. Mitarbeiter würden beide keine mehr finden.


Da kann man nix kürzen. Ich bin schließlich kein Controller.

Mit fehlen natürlich die genaueren Einblicke, ob der Autor richtig liegt. (FnF - zum Bsp. - kann das sicher besser einschätzen.) Aber erstens ist das nix Neues, zweitens kann man diesen Missstand nicht oft genug wütend anklagen.

Kauft halt ab und an mal die Print-SZ oder einen Online-Artikel bzw. Tagespass, damit die weiter ihre guten Schreiber bezahlen können. Nochmal die Quelle:

https://www.sueddeutsche.de/kultur/gesu ... -1.5531232