Mein letzter Post.
Seit dem ersten Aufstieg 1977 war ich VfB-Fan, "geerbt" von meinem Vater, einem waschechten Cannstatter.
Damals 11 Jahre alt, zum ersten Mal im Stadion beim ersten Heimspiel gegen die Unaussprechlichen, 3:3. Kannte damals nur Gerd Müller
(es sei verziehen: Die WM 1974 war halt noch fast frisch und ich ein kleiner Steppke, der damals zum ersten Mal Fußball live im Fernsehen sehen durfte...). Bald danach war mir die gesamte VfB-Elf vertraut, Roleder, Martin, Bernd und KH Förster, Hansi Müller, Ohlicher, Buffi Ettmayer, Dieter Hoeneß, Kelsch usw.
War 1983/84 in der Meistersaison bei allen Heimspielen im Stadion. Das war die Quelle, von der ich mich in meiner Fußballbegeisterung nährte.
Auch wenn ich mich immer mal wieder zurückgezogen habe, wenn der Fußball zu schrecklich zum Zuschauen war, ...
... welchem Verein mein Herz gehörte, war immer klar.
Doch ich wurde älter, reifer, und irgendwann nicht mehr so blind "verliebt". Und jetzt ist es soweit, dass ich in meinem Umfeld Dinge haben will, die ähnliche Werte haben und vertreten wie ich selbst.
Und davon gab es beim VfB insbesondere in den vergangenen 15 Jahren immer weniger, mit denen ich mich identifizieren konnte und kann.
Nach der Demission von Schindelmeiser und Wolf (wie sich die Dinge wiederholen: Das zum Abschuss Freigeben in der Presse, die mangelnde Wertschätzung, das öffentliche Demontieren...) habe ich mich das erste Mal für mehrere Monate vom VfB emotional distanziert, bis dann in der darauffolgenden Zweitligasaison doch wieder der Funke der Begeisterung aufgeflammt ist.
Da repräsentierte der VfB in sportlicher Leitung und Clubführung auf einmal das, was ich mir immer gewünscht habe: Gesellschaftliche Positionierung für Respekt und Gleichberechtigung, Fokus auf Nachhaltigkeit, Transparenz, Kompetenz, Entwicklung, Fußballspielen. Das das nicht einfach würde, nach zwei Abstiegen und der Corona-Pandemie war mir klar, aber ich wäre den Weg mitgegangen, egal wohin, weil ich ihn spannend und begeisternd finde, weil das für mich echten Sport ausmacht.
Doch jetzt und dieses Mal ist es anders. Es ekelt mich geradezu an, was da beim VfB gerade passiert. Die neuen Verantwortlichen zeigen sich mit alter Fratze. Stallgeruch ist schon wieder das Parfüm, das über dem Wasen hängt. Berühmtheit und vergangene Erfolge braucht's, in denen man sich sonnt. Dafür werden dann auch wieder Gelder locker gemacht, zur Not wieder über stille Teilhaber wie seinerzeit beim Transfer von Fernando Meira, an die dann jahrelang Clubgelder abfließen. Und es findet sich für jeden VfBler noch ein gut bezahltes Pöstchen. Ist zwar nicht so, dass man mit dieser Methode seit 2007 wirklich nachhaltig erfolgreich war, aber was soll's. Wenn die Schulden zu hoch sind, dann macht man sich eben vom Acker. Irgendein Idiot findet sich bestimmt immer, der dann hinterher die Scherben aufkehrt und den Saustall ausmistet.
In der vergangenen Woche habe ich also losgelassen. Endgültig. Die Trauer ist noch da, aber jeder neue Tag ist ein Tag, an dem ich den Platz, den der VfB bislang in meinem Leben hatte, mit anderen Dingen füllen kann. Und davon gibt es immer noch genügend.
Deshalb sage auch ich Ade!
Macht's gut und lebt ein erfülltes und glückliches Leben - mit oder ohne VfB, mit oder ohne Fußball!
Ich werde es tun - ohne VfB. Fühlt sich immer leichter an. Ist gut so, wie es jetzt ist.
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.
- Charles Maurice de Talleyrand -