Unter Westfalen hat geschrieben:Ich habe davon keine Ahnung:
https://1e9.community/t/die-intellektue ... obal-de-DEAber irgendwie überzeugt mich der Beitrag.
Vor allem dieser Satz:
"
Ein Bitcoin ist nicht mehr als ein Asset, das nach einem größeren Narren sucht."
Was sagen unsere Börsennerds dazu?
Und kann mir einer erklären, warum ich immer Kryptokokken lese?
Letzteres kann ich nicht beantworten. Aber zum Rest:
Dieses ganze Thema ist höchstspannend. Es ist sehr ärgerlich, dass es immer auf Bitcoin verengt wird. Und dass da mittelbar derart viel dran hängt, dass da regelmäßig Leute mitquatschen, die zwar viel Reichweite haben, aber leider nicht den korrelierenden Sachverstand.
Der Beitrag selbst ist so làlà. Der Autor nennt ein paar valide Punkte, liegt aber ein paar mal gnadenlos daneben. Und zwar nicht, was Einschätzungen oder Meinungen betrifft, sondern Fakten. Was der zum Beispiel über Security Token erzählt hat weder rechtlich noch tatsächlich irgendetwas mit dem derzeitigen Stand zu tun (der scheint das mit DAOs zu verwechseln).
Dass hinter Bitcoin kein "echter" Wert steckt ist sachlich richtig. Nur verstehe ich nicht so ganz, warum dazu so ein Drama gemacht wird. Auch Papiergeld basiert darauf, dass der Empfänger auf dessen Wertbeständigkeit vertraut. Daher kann man sich mit dem "Backing" durch Zentralbanken gepflegt den Hintern abwischen, sobald das Vertrauen erschüttert wird. Da ist der Unterschied aus meiner Sicht gering. Im Vergleich zu Gold wird dann (siehe RedBlues, wenngleich eher so halb-ernst) eingewendet, dass da ja einen realen Wert hat. Hat es das denn wirklich? Die industrielle Nachfrage ist mW marginal. Und auch das mit dem Schmuck ist eher eine Gewohnheit - ich selbst habe nie verstanden, warum Gold optisch oder haptisch im Vergleich zu anderen Materialien so toll sein soll. Aber das ist subjektiv. Es war halt irgendwie schon immer da und daher gehen Leute davon aus, dass es wertvoll ist.
Über Vergleiche mit Bargeld und Gold kann man bei Bitcoin jedenfalls trefflich streiten, aber das sind mE Marginalien. Bargeld und Gold hängen jedenfalls auch ganz wesentlich vom Nutzervertrauen ab - umstritten ist eigentlich nur der Grad. Von daher erschließt sich mir die Rigidität der Diskussion nicht.
Daraus ergeben sich mittelbar auch sonstige Kritikpunkte bzw. die Repliken darauf:
- ein Totalverlust ist möglich -> ja klar, das ist aber bei jedem Investment der Fall. Fragt doch mal bei Wirecardaktionären oder (noch viel größer, wird aber kaum in der Öffentlichkeit diskutiert) P&R-Containerinvestoren nach. Da soll man bitte nicht so tun, als sein ein Totalausfall etwas, das nur bei Bitcoin droht. Ja, es droht, und das sollte man wissen. Und man sollte zB auch wissen, dass man keine heiße Herdplatte anfasst, mit ihr aber gleichwohl tolle Sachen machen kann.
- reine Spekulation -> strikt genommen ist jedwedes Handeln an der Börse Spekulation (um uneingeschränkten Börsenhandel zu ermöglichen musste dieser vor gar nicht mal so langer Zeit von den zivilrechtlichen Glücksspielregeln (Ehrenschulden und so) ausgenommen werden; kein Scheiß....). Die Frage ist eher, ab wann das "reine" Spekulation ist und was an "reiner" Spekulation so schlimm sein soll.
Dann gibt es noch so einige andere Themen. Zum Beispiel, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen so gerne von Kriminellen verwendet werden und daher Teufelszeug sind. Dieses Argument ist im Grunde nicht nur sackdämlich (das gilt auch für Bargeld und Bankkonten), sondern falsch. Wenn man sich mit Fachleuten und insb. Strafverfolgern und Steuerbeamten unterhält (da gibt es viele, die sich für dieses Thema sehr interessieren und sich auch richtig auskennen), dann erfährt man, dass die über die Rückverfolgbarkeit und Transparenz eigentlich sehr erfreut sind. Denn anonym ist das nicht.
Der einzige wirklich tragfähige Kritikpunkt ist der Energieverbrauch. Da kann man (mit guten Gründen) auf Besserung hoffen, denn da passiert schon einiges. Aber wegdiskutieren kann man es nicht.
Schade ist, dass immer nur über Bitcoin gesprochen wird, wo doch die ganze DLT-Technologie so viel mehr ermöglicht, sowohl für Unternehmen als auch für Konsumenten. Die Blockchain-basierte Aktie kommt, ebenso der digitale Euro, DLT-basierte Handelsplattformen werden die Kosten für Unternehmen und Investoren gegenüber normalen Börsen radikal verringern, dauerhaft gespeicherte und nicht fälschbare digitale Identitäten (SSI) werden gerade entwickelt, und so weiter. Aber alle reden über Bitcoin, und das auf überschaubarem Niveau, aaaaargh.....