Opa Amu ist der schärfste. Glernt isch halt glernt.
Faszinierend an der Holzballerei ist, dass es keine Geheimnisse gibt: das sind Techniken, die Jahrhunderte alt sind, und das Ergebnis in einer modernen Schreinerei mit Maschinen für eine halbe Million ist auch kein anderes, weil der Werkstoff der selbe ist. Es geht halt schneller, aber man kann sich Möbel von 1850 angucken, die in puncto Genauigkeit einem modernen Möbel in nichts nachstehen – hat damals halt fuffzigmal so lang gedauert, bis man fertig war.
Das Problem mit der Holzbastelei ist das Holz, speziell in Deutschland. Habe in der Region noch keinen Händler für recyceltes Holz gefunden, in UK gibt’s deren viele. Den Trend zur Wiederverwertung gibt’s hier natürlich auch, aber das scheinen sich längst die Schreiner unter den Nagel gerissen zu haben, das kommt gar nicht auf den freien Markt. Kein Wunder, 50 Jahre alte Treppenstufen aus Eiche sind ja allerbeste Ware. Mir fällt eh auf, dass hier gerne sehr scharf zwischen Gewerbe und privat getrennt wird: viele Materialien und Werkzeuge kriegt man vom Hersteller nur mit Gewerbeschein, 19 von 20 Zwischenhändlern haben’s nicht im Sortiment, und den Baumarkt kannst eh vergessen. Ganz merkwürdiges Gatekeeping, was da vor sich geht.
Aber Holz: Bauholz kriegst in jeder Klassifizierung an jeder Ecke nachgeschmissen, aber für gutes Hartholz in kleinen Mengen musst du zum Schreiner – und der kann es sich nicht leisten, lauter dahergelaufene Bastler glücklich zu machen, der muss für den Zuschnitt seine Schreinerpreise berechnen, und die sind happig. Dabei habe ich mal verglichen: man kriegt dimensioniertes Holz (also gehobelt und vor allem gerade und rechtwinklig) auch online, aber das ist fast so teuer wie vom Tischler.
Oder man holt sich das vom Sägewerk oder sogar ganz roh, aber um das in die gewünschte Form zu bringen, brauchst du entweder ein paar solide Maschinen, die Geld kosten, Platz brauchen und Krach und Staub machen, oder extrem viel Geduld. Aus einem Stamm selber – per Hand – Bretter zu machen ist möglich, aber hey – unrealistisch, da verliert man die Lust. Mal ganz davon abgesehen, dass man das Zeug trocknen lassen muss.
Holzhändler mit Restekisten bzw. -ecken gibt es auch nicht mehr, wenn man nicht eine halbe Tagesreise in Kauf nehmen will: die großen Händler hauen das schönste Holz in riesigen Stücken in den Häcksler und stellen Pellets daraus her, anstatt von morgens bis abends Rentner und andere Hobby-Gschaftlhuber auf dem Hof zu dulden, die bestenfalls das Personal von der Arbeit abhalten und sich schlimmstenfalls auf dem Gelände verletzen.
Gutes Holz soll ruhig teuer sein, das hält ja auch hundert Jahre, aber ich hätte wenigstens gern überhaupt mal Zugang dazu: eine Anlaufstelle, wo man sich durch ein paar Regale gruschteln oder bei einem Stoffel seine Wünsche äußern kann – ich denke da gäbe es im Markt schon eine kleine Nische. Teilweise findet man auf Ebay-Kleinanzeigen Massivholzmöbel, die man allein wegen des Holzes kaufen kann: je hässlicher desto besser, die werden da weit unter Materialpreis abgegeben. Habe ich aber auch noch nie gemacht.
Bin nach wie vor entgeistert von den Verhältnissen in Deutschlands Baumärkten, da kriege ich jedes Mal aufs neue Ausschlag: die Preise sind im mittleren Bereich, die Qualität ist aber unter aller Sau, sowohl für Werkzeug als auch für Material. Hartholz kriegt man überhaupt nicht, bis auf dünne Rundhölzer aus Buche, zu saftigen Preisen. Baumarkt-Multiplex ist Kategorie D minus oder so, da kann man Flöte drauf spielen, so viele Lücken hat das in den Schichten. Neulich hatte ich Glück mit einer Tischlerplatte, die hatte eine schöne Oberfläche.
Geheimtip: Tischlerplatten (Weichholz zwischen zwei dicken Furnieren aus besserem Holz, meist Birke) haben ein gutes Preis/Leistungsverhältnis, weil die keiner haben will – dabei sind die für manche Zwecke total gut geeignet.