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redrum
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Lombaseggl
Mein Körper ist ein schutzlos Ding,
wie gut, dass er mich hat.
Ich hülle ihn in Tuch und Garn
und mach ihn täglich satt.

Mein Körper hat es gut bei mir,
ich geb' ihm Brot und Wein.
Er kriegt von beidem nie genug,
und nachher muß er spein.

Weiter weiß ich nicht mehr. Ist von Robert Gernhardt

PS

In Deutschland gibt es
eine Haiku-Gesellschaft
Deutschland deine Vereine

Mist, passt nicht. Muss mal wieder üben.


fkAS
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Halbdaggl
redrum hat geschrieben:Weiter weiß ich nicht mehr. Ist von Robert Gernhardt


Robert Gernhadt ist klasse...

Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs

Sonette find ich sowas von beschissen,
so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen,
daß wer Sonette schreibt. Daß wer den Mut

hat, heute noch so’n dumpfen Scheiß zu bauen;
allein der Fakt, daß so ein Typ das tut,
kann mir in echt den ganzen Tag versauen.
Ich hab da eine Sperre. Und die Wut

darüber, daß so’n abgefuckter Kacker
mich mittels seiner Wichserein blockiert,
schafft in mir Aggressionen auf den Macker.

Ich tick nicht, was das Arschloch motiviert.
Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
Ich find Sonette unheimlich beschissen.

Cleansman
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Granadaseggl
Ein letzter Wink dem Dichter

Die Treue herrscht, entlässt.
Sie herrscht, entlässt und sie spüre!
Ach Wolfgang Dietrich, VfB Stuttgart, verirrtes Wesen du,
Nicht länger wollen diese Völker leben.
Der Traum erglänzt,
Die schlanken Präsident, Könige herrscht, entlässt,
Und Unsinn vergiftet die Herzen!



darkred
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Halbdaggl
Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschoss’ner Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer grünen Kiste,
die rot angestrichen war.

Neben ihm ’ne alte Schrulle,
zählte kaum erst sechzehn Jahr,
in der Hand ’ne Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.

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Für Liebhaber von Oxymora. ;)







Cleansman
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Granadaseggl
The sonnet with her Mona Lisa smile
Broods on the world with otherworldly stare.
Priestess of melancholy, darkly fair,
Serene above our fury, guilt, and guile,
She, in her deeps, has learned to reconcile
Life’s contradictions. Really, I declare,
I’d gladly trust a sonnet anywhere,
That pure, seraphic sedentary, while
The limerick’s furtive and mean;
You must keep her in close quarantine
Or she sneaks to the slums
And promptly becomes
Disorderly, drunk, and obscene.
—Morris Bishop

Cleansman
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Granadaseggl
Shakespeare
Sonnet 111

O for my sake do you with Fortune chide,
The guilty goddess of my harmful deeds,
That did not better for my life provide,
Than public means which public manners breeds.
Thence comes it that my name receives a brand,
And almost thence my nature is subdued
To what it works in, like the dyer's hand:
Pity me then, and wish I were renewed,
Whilst like a willing patient I will drink,
Potions of eisel 'gainst my strong infection,
No bitterness that I will bitter think,
Nor double penance to correct correction.
Pity me then dear friend, and I assure ye,
Even that your pity is enough to cure me.

Cleansman
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Granadaseggl
Christian Morgenstern
Bundeslied der Galgenbrüder

O schauerliche Lebenswirrn,
wir hängen hier am roten Zwirn!
Die Unke unkt, die Spinne spinnt,
und schiefe Scheitel kämmt der Wind.

O Greule, Greule, wüste Greule!
»Du bist verflucht!« so sagt die Eule.
Der Sterne Licht am Mond zerbricht.
Doch dich zerbrachs noch immer nicht.

O Greule, Greule, wüste Greule!
Hört ihr den Huf der Silbergäule?
Es schreit der Kauz: pardauz! pardauz!
da tauts, da grauts, da brauts, da blauts!