Strafraumgitarre hat geschrieben:Spielgerät hat geschrieben:Der kluge Herr Streeck hat geschrieben: Diese ständigen Schubladisierungen, nun ja, die helfen der Sache nicht. Also grenze ich mich ab. Einerseits von der «Querdenken»-Bewegung, die die Gefährlichkeit oder sogar die Existenz von Sars-CoV-2 leugnet. Das ist einfach grundfalsch. Anderseits grenze ich mich auch von jenen ab, die mit der Pandemie das Ende der Welt kommen sehen. Was ich fordere, ist eine Interdisziplinarität in der Betrachtung der Pandemie: Es gibt nicht die eine wissenschaftliche Meinung und deshalb auch nicht die eine politische Antwort. Die Virologen sollten nicht die Macht übernehmen, und die Politiker sollten sich nicht hinter den Virologen verstecken. Wir brauchen vielmehr eine ehrliche gesellschaftliche Debatte und einen gesellschaftlichen Konsens. Nur so kommen wir weiter.
Sätze, die man von Lauterbach nie hören wird.
Vielleicht deshalb, weil da statt konkretem Input so viel heiße Luft drinsteckt?
Die "gesellschaftliche Debatte" wird ja längst an allen Fronten geführt, nachdem der komplette Planet seit über einem Jahr mit dieser Situation irgendwie umgehen muss.
Und dann fordert er einen "gesellschaftlichen Konsens", obwohl er kurz zuvor ja noch selbst konstatiert, dass ebendiese Gesellschaft ja noch nicht mal einen Konsens darüber hinkriegt, ob dieses verkackte Drecksvirus denn nun überhaupt existiert oder nicht.
Wie hilfreich ist dann so ein Interview von so einem ichbezogenen Hansel, dessen Beitrag zum Thema hauptsächlich darin besteht, mitzuteilen, wovon
er sich abgrenzt.
Davon und in einem eher verschwurbelten interdisziplinären Ansatz:
Wenn so einer Pandemie jetzt tatsächlich - gleichberechtigt - auch philosophisch begegnet werden soll, dann tauscht man halt das Intensivbett gegen eine Intensivcouch, oder was? Und wenn dann im Hintergrund noch der Klangtherapeut mit den heilsamen Glöckchen bimmelt, wird sowieso alles gut...
"Herr Doktor, ich bekomme keine Luft."
"Aha. Und was macht das mit Ihnen?"
"Ich ersticke!"
"Sie haben also das Gefühl, zu ersticken? Dann lassen Sie uns doch mal zurück gehen in Ihre Kindheit. Wie war das damals, als ... oh, hören Sie: Glöckchen!"
"Herr Doktor, ich....chrchrchrchrrrr..."
"Wissen Sie was? Ich werde einen Studienfreund von mir kontaktieren. Der ist Geologe und könnte mal Bodenproben vor Ihrem Haus entnehmen. Viellecht kommen wir so der Sache näher. Oder er entdeckt eine neue Käferart, die könnten wir dann nach Ihnen benennen, das wäre doch was. Wir sehen uns dann wieder nächste Woche um die gleiche Zeit und dann wollen wir über Ihre Schulzeit reden..."
" ... ... ... "
Diese Sichtweise bleibt dir unbenommen. Für mich spielt es in der Sache keine Rolle, ob derjenige, der etwas - meiner Meinung nach - sinnvolles zum Thema beiträgt, nun ein ichbezogener Hansel ist oder nicht. Wobei man angesichts der Omnipräsenz der immer gleichen "Experten" fragen kann, wer davon nicht ichbezogen ist. Aber anderes Thema.
Die Interdisziplinarität, über deren Forderung du dich lustig machst, ist meines Wissens nach bei den Entscheidern im Bund eben gerade nicht vorhanden. Es fehlen Soziologen, Kinderärzte Psychologen, um nur einige zu nennen. Der Ton wird angegeben von Frau Brinkmann & Co., allesamt Hardliner wenn es darum geht, zu lockdownen. Und so sehen dann auch die Entscheidungen aus. Und die Fragen nach beispielsweise Impfreihenfolge oder Triage sind - siehe Ethikrat - schon sehr philosophisch geprägt, meinst du nicht?
Ich sehe in meinem beruflichen Umfeld, wie Existenzen den Bach runter gehen. Z. B. kleine Unternehmen mit 5 bis 10 Mitarbeitern, die Inhaber oft mit Familie und alle Reserven sind aufgebraucht. Die wissen nicht mehr, wie es weiter gehen soll.
Ich bin in der Elternarbeit tätig und sehe Familien, in denen die Kinder da facto seit einem Jahr nicht mehr beschult werden und 8 bis 10 Stunden am Tag vor der Playsi sitzen - manchmal fehlt es schlicht an der Technik für den Distanzunterricht, meistens ist es aber die fehlende Unterstützung seitens der Eltern, häufig, aber nicht ausschließlich, mit Migrationshintergrund.
Und ja, ich sehe auch in meinem Umfeld sehr heftige Krankheitsverläufe, bis hin zur Intensivstation, Todesfälle bislang Gott sei Dank noch nicht. Ich bin wirklich sehr sehr weit davon entfernt, die Gefahr dieses Drecksvirus' in irgend einer Form zu verharmlosen.
Die bisherigen, weitgehend phantasielosen Dauerlockdowns haben nicht verhindert, dass wir viele Tote haben.
Sie haben keine positiven Auswirkung auf die Situation der Kinder und Jugendlichen gehabt (und es gibt in Europa zahlreiche andere Länder, bei denen die Schulen annähernd durchgehend geöffnet geblieben sind).
Welche dauerhaften wirtschaftlichen Folgen - weniger für die Großbetriebe, mehr für kleine Unternehmen, Freelancer, Künstler etc - die Pandemie hat, können wir im Moment noch gar nicht abschätzen, Experten befürchten ein Massaker.
Und wenn ich das nun alles zusammenfasse, dann finde ich es auf jeden Fall Wert, Hern Prof. Ichhansel und seinen Lösungsansätzen zuzuhören (vielleicht schwingt dabei auch eine gehörige Portion Hoffnung mit, das kann durchaus sein). Ansätze übrigens, die weit über die im Interview geäußerten hinaus gehen. Das geht los von der von Streeck seit langem geforderten, aber vom alles überstrahlenden deutschen Datenschutz bislang erfolgreich verhinderten besseren Erfassung und Auswertung der Daten von Infizierten (Beruf etc). Und setzt sich fort über sehr kreative Ideen wie beispielsweise diejenige, dass man in Hotspots wie Neukölln gezielt Leute anspricht, die Einfluss auf die dortigen Communities haben (Imane, Paten
etc) und als Multiplikatoren fungieren. Die Menschen dort lesen nämlich keine FAZ und schauen auch eher selten die Tagesthemen.
Jedenfalls sind mir solche Ideen, auch wenn sie von Ichhanseln geäußert werden, allemal lieber, als die Entscheidung über meine / unsere Kinder alleine Politikern wie Merkel, Braun oder Altmeier zu überlassen, die selbst keine haben. Aber hey, es soll auch Menschen geben, die den Papst in Verhütungsfragen zu Rate ziehen. Man kann aber natürlich auch mehr oder weniger unreflektiert an Karlchens Lippen kleben und den Versuch jeder anderen Herangehensweise von oben herab niederbügeln. Das funktioniert immer noch am besten, in dem man den Vertreter der abweichenden Auffassung persönlich diskreditiert. Was ich in deinem Falle schade finde. Ich meine mich zu erinnern, dass du durchaus zu differenzierteren Betrachtungen fähig bist. In diesem Sinne: Fick die Klugscheißer [Mittelfingeremoji]