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killroy hat geschrieben:Ich als durch und ducrh vollemanzipierter Vorzeige-Feminist mit Schwanz ärgere ich mich ja über die allermeisten Frauen, weil sie eben nicht schon längst mal das Ding mit der Emanzipation voll durchgezogen haben.


Ich auch. Diese blöden Schlampen.


vivafernanda
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Granadaseggl
@killtoy, sorry to say, aber wir werden das nie voll durchziehen, weil wir uns nicht einig sind.
Es ist unglaublich, wieviele Menschen das mit dem Prinzip nicht verstanden haben.

Aus Prinzip sollten wir auf Sexismus, Rassismus und Diskriminierungen aller Art achten, sie meiden und verurteilen. Aus Prinzip sollten wir unsere Privatsphäre schützen, auch „wenn wir nichts zu verbergen haben“.
Es ist oft schwer, herausfordernd und kein klarer Weg. Weiß sein bedeutet automatisch rassistisch zu sein, schwarz automatisch nicht. Das ist Schwachsinn und macht die Kommunikation so schwer. Wäre ungefähr dasselbe, wenn man annehmen würde, Männer seien Schweine und Frauen irgendwie engelsgleich.
Und viele glauben, wenn das Leben für sie in Ordnung ist, dann passe es grundsätzlich mal. Was auch Schwachsinn ist.

Sorry, keine Eloquenz heut abend. Ich sollte mich aufs Veschbr machen konzentrieren :mrgreen:
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.

redrum
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Lombaseggl
Eigentlich wollte ich mich ja künftig aus euren Diskussionen weitgehend heraushalten, denn meine Lebensumstände sind von euren (nicht nur räumlich) ziemlich weit weg. Ihr konntet lang nicht mehr in die Wirtshäuser. Bei mir ist das Bier fast alle und kein Nachschub in Sicht. Ihr diskutiert über Homeschooling. Hier wurden wegen Corona die Grundnahrungsmittel rationiert. In Deutschland Kurzarbeit, hier eine Arbeitslosigkeit von geschätzt 40 Prozent und das ohne staatliche Hilfsleistungen. In Rheda-Wiedenbrück ein Corona-Ausbrauch bei Tönnies Fleischfabrik mit anschließenden Massentests, in Porto Allegre verfügt der Dorfarzt nicht einmal mehr über Aspirin. Da fällt es schwer in einer Diskussion nicht unfair zu werden. @muffinhos Probleme sind jedoch genauso real wie meine. Nur von einer anderen Art.
Aber zu den Themen Diskriminierung oder Rassismus kann ich meinen Senf dazu geben. Dieses Problem gibt es überall auf der Welt. @frankfurter: In meinen Augen liegst du nicht ganz richtig. Dass Sprache unser Denken beeinflusst, ist keine Idee des Poststrukturalismus. Schon Humboldt schrob darüber. Wittgenstein oder Frege waren auch keine Poststrukturalisten. Eine ganze Industrie ist im Laufe der Jahrzehnte entstanden, die gezielt über Sprache und Bilder unser Denken beeinflusst. Die Werbeindustrie.
Die Kirche benutzt Propaganda seit dem frühen Mittelalter, weil sie um deren Wirkung weiß. Wilhelm Reichs „Massenpsychologie des Faschismus“ stammt aus den frühen 50ern. Genauso wie die Sapir-Whorf-Hypothese. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sapir-Whorf-Hypothese) Foucault steht damit in einer Tradition.
Bleiben wir beim Thema Propaganda. Wie diese wirkt, ist immer wieder Thema von Veröffentlichungen zum Beispiel hier https://www.bpb.de/apuz/30602/psycholog ... propaganda oder auch da http://www.ugr.es/~jsantana/lies/metaph ... _again.htm . Hier noch ein Aufsatz, wobei dieser durchaus angreifbar ist. Die Beeinflussung von Wahlen durch russische Trolle halte ich persönlich für eine urban legend. https://www.stiftung-nv.de/sites/defaul ... aganda.pdf .
Es gibt hunderte vielleicht sogar tausende Untersuchungen darüber, wie Sprache Bilder in uns erzeugt. Und das nicht erst seit den sechziger Jahren.
Das alles hat mit Foucault recht wenig zu tun. Deswegen halte ich deine These an dieser Stelle für falsch. Der Poststrukturalismus beschäftigte sich allerhöchstens ebenfalls mit diesem Thema. Wobei dies nur ein Kernelement unter anderen war.
Du schreibst es selbst, auch die Neurowissenschaft hat festgestellt, dass Sprache unser Denken beeinflusst. Übrigens habe ich dazu ausnahmsweise Artikel gefunden, der nicht älter sind als 10 Jahre. (Ich sollte unbedingt mal mein Archiv aktualisieren.) https://journals.sagepub.com/doi/abs/10 ... 7614567509 und den hier https://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/06 ... ahrnehmung oder als abstract das
https://www.mpg.de/9957413/psycholinguistik_jb_2015 .
Natürlich ändert sich nicht, wenn ich zu meinen Nachbarn nicht mehr Neger sage. Weil sich dadurch an ihren wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten nichts ändert. Du weißt schon, das Sein bestimmt das Bewusstsein. Sein und Bewusstsein sind jedoch reflexiv. Ich verändere zu einem gewissen Teil mein Bewusstsein, wenn ich auf meine Wortwahl achte und damit natürlich auch mein Sein. Diese Veränderung hat, wenngleich geringe, Auswirkungen auf mein Umfeld. Deswegen bin ich durchaus bei @killroy.
Du hast selbstverständlich vollkommen recht, wenn du uns alle als rassistisch bezeichnest. Sprache hilft uns allerdings, dies zu erkennen, denn sie ist ein wichtiger Bestandteil unseres Denkens. Daher lohnt es sich in meinen Augen, @killroys Ansatz zu erwägen. Mir gefallen die Binnen-i oder Gendersternchen auch nicht. PoC? Wenn es denn unbedingt sein muss. Sprachlich sind diese Konstruktionen sofort als Krücken erkennbar. Sie stören sowohl Lese- als auch Schreibfluss. Aber gerade deshalb erfüllen sie einen Zweck. Wir stolpern darüber und sind zu einem kurzen Moment der Reflexion gezwungen. Damit kann ich leben.
Natürlich ändert das nichts an der Situation. Ein Chauvinist bleibt ein Chauvinist, auch wenn er ein Binnen-i benutzt. Vollkommen richtig.
Noch kurz zur Rasse. Auch hier möchte ich dir widersprechen. Nicht weil die das UNHCR den Begriff 1995 abgeschafft hat, sondern weil er auch wissenschaftlich nicht haltbar ist. Es ist schließlich durchaus wahrscheinlich, dass die genetischen Unterschiede zwischen dir und mir größer sind, als die zwischen mir und meinen Nachbarn, obwohl diese Schwarz sind.
Aber das nur am Rande.

RedBlues
Halbdaggl
@redrum

Deinen Ausführungen nach schließe ich, dass du deinen Lebensmittelpunkt in Brasilien hast.

Dazu eine Frage, ist es tatsächlich so, dass die Regierung um Bolsonaro sich einen feuchten Dreck um die Gesundheit der Bevölkerung schert wie es bei uns den Eindruck hat?

vivafernanda
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Granadaseggl
Der redrum ist in Westafrika nicht in Brasilien.

Aber was anderes: Glaubst Du echt, dass in USA die arme schwarze Bevölkerung so chancenlos ist, wie Du sagst? Damit widersprichst Du Lady Michelle Obama, die im Prinzip keine andere message an ihre unterprivilegierten MitbürgerInnen hat als: Streng Dich an, lass Dir von niemandem sagen, was geht und was nicht in Deinem Leben. Setzt Euch für Eure Kinder ein, usw. Den Jugendlichen gibt sie keine Gelegenheit, sich selbst zu bemitleiden, sondern fordert sie einfach ständig dazu auf, sich in der Schule anzustrengen, etwas zu wollen mit ihrem Leben.
Man kann über die Glamour- Obamas denken was man möchte, aber hier ist sie halt komplett authentisch.
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.

RedBlues
Halbdaggl
@fernanda

Ah ok, danke für die Erhellung. Nun Westafrika klingt gerade ähnlich verlockend wie Brasilien.

Zu deiner Frage.
Ja glaube ich wirklich. Und zwar in ihrer Gesamtheit chancenlos, einzelne können immer aus ihrer Situation entkommen, die Gesamtheit der schwarzen Bevölkerung mittelfristig nicht.

Und ich glaube dies, weil in einem kapitalistischen USA wie es heute existiert, Kapital der Schlüssel zu mehr Wohlstand ist. Staatliche Schulen die die Kindern von ärmeren Menschen besuchen müssen sind von geringerer Qualität, Charter Schools die privat organisiert sind um vom Staat subventioniert werden, sind nicht besser, nur verdienen halt die Reichen noch kräftig mit. Es ist doch im Prinzip wie in Deutschland, wenn du aus einem bildungsfernen und wirtschaftlich schlecht aufgestelltem Haushalt kommst, wirst du nicht so lange Zeit für die Bildung haben, denn die kostet Geld. Bei uns verhältnismäßig wenig, in der UsA verhältnismäßig viel.

Und der strukturelle Rassismus führt darüber hinaus dazu, dass Bildungseinrichtungen in den ärmeren Gemeinden der UsA auch noch schlechter aufgestellt sind.

Damit hast du schon bei der Bildung keine gleichwertigen Startbedingungen.

Die ärmeren Bevölkerungsgruppen in den USA aber darüber hinaus prekärere Arbeitsverhältnisse, werden schneller in Krisen entlassen, wohnen zur Miete, haben seltener Krankenversicherungen, die können sich noch viel schwerer ein Sicherheitspolster aufbauen.

Und all das führt meiner Meinung dazu, dass selbst ohne Rassismus, die schwarze Bevölkerung in der USA aus ihrer durch die Sklaverei und Diskriminierung der vergangenen Jahrhunderte zementierten Lage nicht so ohne weiteres herauskommen kann.

Das ist meiner Meinung wie ein Wettlauf zwischen einem Mittellosen und Millionär wer schneller die Welt umrunden kann. Egal wie motiviert der Mittellose auch sein mag, er kann nicht gewinnen

Cantona
Bin fuer die dringende Einfuehrung einer Frauen- und PoC-Quote bei dem (halb-)privatisierten Abfallwirtschaftsbetrieb meiner Gemeinde: die "Muellmaenner" sind in der Regel maennlich und weiss, das beobachte ich schon seit Jahren. Struktureller Rassismus in Reinstform.

Frank N Furter
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Himbeertoni
@Redrum

redrum hat geschrieben:@frankfurter: In meinen Augen liegst du nicht ganz richtig. Dass Sprache unser Denken beeinflusst, ist keine Idee des Poststrukturalismus.


Ja, natürlich! Der Poststrukturalismus ging jedoch darüber hinaus. Er ging auch noch über die von Dir genannte Sapir-Whorf-Hypothese hinaus. Er behauptet nämlich nicht nur, dass das Sprechen das Denken beeinflusst und formt (SPH), sondern er sagt, Sprache definiert die Realität! Das ist ein enormer Unterschied!

Die Poststrukturalisten begründen das etwa wie folgt:

1. niemand von uns wird jemals den Boden seiner Subjektivität verlassen können, weil wir alle im Gefängnis unserer Schädelknochen gefangen bleiben und niemand von uns auch nur je ahnen wird, wie ein anderer Mensch die Farbe Blau wirklich sieht oder den Geruch von Koriander empfindet oder wie sich Liebe für ihn anfühlt.

2. Und es zudem kein Verfahren gibt, um durch eine Kumulation von Subjektivität einzelner Individuen zu einer höheren Art der Subjektivität oder gar zur Objektivität zu gelangen.

Diese beiden, tatsächlich ja gar nicht so uninteressanten Argumentations-Schritte, haben in dieser Radikalität erstmals die Poststrukturalisten vollzogen (also: das Sprechen erschafft erst die Realität). Es geht hier also gar nicht mehr primär um den gegenseitigen Einfluss von Sprechen und Denken, sondern um eine Theorie der Wahrheit (siehe auch mein Wikipedia-Link dazu).

Unter der heutigen Generation von Feministinnen haben einige (die, die man dann auch immer als die führenden Köpfe in den Medien vorstellt) den Poststrukturalismus wieder für sich entdeckt und nutzen diesen nun als Hauptwerkzeug ihrer Argumentation gegen Diskriminierung und Rassismus. Die rhetorische Ableitung ist ja tatsächlich auch sehr naheliegend: weil die Sprache die Realität erst erschaffen würde, konstituiere sich auch aus der Sprache jede Art von gesellschaftlicher Realität, inklusive Macht und Machausübung. Ergo müsse man überall nur die Sprache ändern, um Machtverhältnisse zu ändern und eine diskriminierungsfreie Gesellschaften zu entwickeln. Das ist ja der Kern dieser teilweise doch sehr linguistisch gedachten politischen Korrektheit.

Meine Ausflüge in die Anthropologie waren dazu gedacht, andere Kausalitäten zu benennen, die auf biologische Weise wirken und nicht so einfach über Sprachgebrauch reguliert werden können.

redrum hat geschrieben:Es gibt hunderte vielleicht sogar tausende Untersuchungen darüber, wie Sprache Bilder in uns erzeugt. Und das nicht erst seit den sechziger Jahren.

Jou. Hier haben wir keinerlei Dissens, wie gesagt.

redrum hat geschrieben:Du schreibst es selbst, auch die Neurowissenschaft hat festgestellt, dass Sprache unser Denken beeinflusst.

Das würde ich so nicht sagen. Die Neurowissenschaft tut sich mit dieser Frage wahnsinnig schwer. Das liegt bis heute daran, dass man uns Menschen nicht beim Denken zusehen kann. Ein konkreter einzelner Gedanke, ist weder durch PET, fMRT oder EEG auflösbar. Also bei weitem nicht auflösbar, weder zeitlich noch anatomisch-räumlich. Und solange wir einzelne Gedanken neurowissenschaftlich nicht identifizieren können, kann man auch nicht feststellen, wie die Sprache auf das Denken zurückwirkt. Ich glaube das dürfte logisch sein.

Viele Menschen glauben (sic!) wohl es müsse schon rein intuitiv so sein, dass die Sprache das Denken (stark) beeinflusst. Wer sich jedoch mal angeschaut hat, wie stark unsere Emotionen unser Denken beeinflusst und wie unglaublich stark wiederum unsere Emotionen somatisch verankert sind, wird große Zweifel daran hegen, dass Sprache tatsächlich unser Denken (stark) konstituiert. Wenn es nämlich so einfach wäre, dann wäre jede Psychotherapie ein kurzes Gespräch und danach wäre alles Denken und Fühlen wieder supi. Ein chronisch depressiver Mensch z.B. könnte über solche Vorstellungen nur bitter hinweglächeln…

redrum hat geschrieben:Du weißt schon, das Sein bestimmt das Bewusstsein. Sein und Bewusstsein sind jedoch reflexiv.

Ein heutiger Psychologe würde erklären, dass in diesem Spruch immer schon der Irrtum lag, den die Psychologie aufzuklären versucht. Es ist demnach nicht das „Sein“, das das Bewusstsein reziprok beeinflusst, sondern das „Werden“. Z.B. das Werden in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes. Dieses Werden beeinflusst Dein und mein Bewusstsein vermutlich viel mehr, als unser „Sein“. Bzw. unser Sein ist nur die Manifestation unseres frühen Werdens. Insbesondere hier z.B.:

redrum hat geschrieben:Natürlich ändert das nichts an der Situation. Ein Chauvinist bleibt ein Chauvinist, auch wenn er ein Binnen-i benutzt.

Die Ursache, warum ein Chauvinist ein Chauvinist ist, liegt ja nicht in seiner Sprache. Der Chauvinist will glauben, dass die Gruppe der er angehört allen anderen überlegen sei. Ähnlich wie ein Narzisst, der sich auch nur zu gerne für immer überlegen hält, dient die Konstruktion der eigenen Überlegenheit nur der Dämpfung der eigenen Minderwertigkeitsgefühle. Beim Narzissmus gilt dieser Zusammenhang heute als dermaßen klar herausgearbeitet (z.B. durch Hans-Joachim Maaz in „Die narzisstische Gesellschaft“), dass offensichlich wird, dass nichts stärker unser Bewusstsein beeinflusste, als unser ehemaliges Werden.

redrum hat geschrieben:Noch kurz zur Rasse. Auch hier möchte ich dir widersprechen. Nicht weil die das UNHCR den Begriff 1995 abgeschafft hat, sondern weil er auch wissenschaftlich nicht haltbar ist. Es ist schließlich durchaus wahrscheinlich, dass die genetischen Unterschiede zwischen dir und mir größer sind, als die zwischen mir und meinen Nachbarn, obwohl diese Schwarz sind.


Diese Einschätzung teile ich zwar, greift aber meines Erachtens dennoch in der Summe zu kurz. Du wirst vielleicht schon mal gelesen haben, dass es in unserer Menschheitsgeschichte tatsächlich so etwas wie eine Eva gegeben hat. Allerdings waren es 5 Evas. Denn alle Menschen die heute leben sind immer noch genetisch einer dieser 5 Evas zuzuordnen. Die Unterschiede zwischen den Eva-Gruppen sind durchaus beachtlich, z.B. zwischen der asiatischen Eva und der kaukasischen Eva. Gut, man könnte jetzt hinterfragen, warum man diese Unterschiede in Rassen sortieren will. Den meisten Biologen wäre das eh schnurz, weil sie durch das Wissen um echte Genetik schon sehr weitgehend imprägniert sind gegen Rassismus. Aber diese Unterschiede sind real und müssen auch besprochen werden können, gerade weil sie in der Medizin, z.B. in der Wirkstoffentwicklung eine wichtige Rolle spielen können.

Wenn man nun den Begriff der Rasse abschafft, bleiben uns zwei Dinge erhalten: i) es wird sich ein neuer Begriff finden, der den Begriff Rasse einfach ersetzt und – so habe ich Dein Posting gelesen – zumindest für uns beide die entscheidende Sache bleibt, ii) es wird Schwarzen weltweit weiterhin sehr dreckig gehen. Das primäre Ziel des Antirassismus darf nie die Sprache sein, sondern muss immer auf eine reale Veränderung des sozioökonomischen Status von Menschen hinarbeiten, denen es auch auf Grund von jahrzehntelanger Diskriminierung so schlecht geht.
Wer ernsthaft glaubt, er gehöre schon nur deshalb zur moralischen Avantgarde, weil er sich ja auf Twitter oder Facebook oder Wasweißichfüreinenscheiß für politisch korrekte Sprache einsetzt, dann aber wieder im Lebensalltag von Kinderarbeit profitiert oder Teil der Plastik- oder Elektroverschrottung in Armutsgebieten ist oder generell Produkte kauft, die andere Menschen unter sehr unwürdigen Bedingungen herstellen mussten, um in dieser scheiss ungerechten Welt überhaupt was zu fressen zu haben, wer also so handelt, ist für mich kein Anti-Rassist, sondern lebt lediglich etwas zu gerne in der Phantasie, dass ihm der Fahrtwind der Geschichte um die Nase wehen würde.

:winke-winke:
https://bit.ly/2x1Kpuf

fkAS
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Halbdaggl
vivafernanda hat geschrieben:Aber was anderes: Glaubst Du echt, dass in USA die arme schwarze Bevölkerung so chancenlos ist, wie Du sagst? Damit widersprichst Du Lady Michelle Obama, die im Prinzip keine andere message an ihre unterprivilegierten MitbürgerInnen hat als: Streng Dich an, lass Dir von niemandem sagen, was geht und was nicht in Deinem Leben. Setzt Euch für Eure Kinder ein, usw. Den Jugendlichen gibt sie keine Gelegenheit, sich selbst zu bemitleiden, sondern fordert sie einfach ständig dazu auf, sich in der Schule anzustrengen, etwas zu wollen mit ihrem Leben.
Man kann über die Glamour- Obamas denken was man möchte, aber hier ist sie halt komplett authentisch.

Es ist immer eine Frage der Wahrscheinlichkeiten. Es gibt immer Leute, die durch Fleiß und/oder Intelligenz unter schlechten Voraussetzungen Erfolg haben und solche, die gute Voraussetzungen nicht nutzen können. Michelle Obama mag aus ihrer eigenen Biographie heraus den eigenen Fleiß hervorheben, aber dass es ihre einzige Botschaft sei, finde ich doch viel zu kurz gegriffen. Ihre politischen Positionen sind schon so, dass sie die Rahmenbedingungen für weniger privilegierte verbessern will.
https://www.isidewith.com/candidates/mi ... a/policies
Revolutionär ist das nicht, aber für die USA schon ziemlich links.

vivafernanda
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Granadaseggl
Stimmt, da wird sie sehr aktiv.
Zum Glück wirft sie ihren ganzen Einfluss da in die Waagschale, der auch nach der First Lady Phase noch beträchtlich ist.
Ich meinte tatsächlich das Gespräch mit den Jugendlichen, wenn die ihr ihr Leid klagen.
Man muss natürlich sagen, dass ihre Eltern die klare Vision hatten, dass aus ihren Kindern was werden soll und dieses Ziel konsequent verfolgt haben. Das fing damit an, dass ihre Mutter zu arbeiten aufhörte, damit ihre Kinder ein stabiles Zuhause haben und alle Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Mrs Robinson ging auch direkt zum Principal, als die kleine Michelle in der 2. Klasse eine nette, aber komplett unfähige Lehrerin hatte.
Dieser Unwillen, Dinge als gegeben hinzunehmen ist bestimmt außergewöhnlich, aber erklärt sich von dem Ziel her.
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.

Frank N Furter
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Himbeertoni
RedBlues hat geschrieben:Und ich glaube dies, weil in einem kapitalistischen USA wie es heute existiert, Kapital der Schlüssel zu mehr Wohlstand ist. Staatliche Schulen die die Kindern von ärmeren Menschen besuchen müssen sind von geringerer Qualität, Charter Schools die privat organisiert sind um vom Staat subventioniert werden, sind nicht besser, nur verdienen halt die Reichen noch kräftig mit.


Bildung (respektive Kapital) ist der Schlüssel zu Vielem, reicht aber alleine nicht aus.

Es ist ja in gewisser Weise fast schon tragisch, dass die Frühförderung von Kindern (auch und gerade benachteiligter Kinder) zuerst in den USA entwickelt wurde (siehe: Head Start Program)

Die Ergebnisse waren durchaus (kurzfristig) beeindruckend. Benachteiligte Kinder aus den diversen Head Start Programmen holten in kurzer Zeit beachtlich auf. Allerdings fielen sie leider auch wieder sehr schnell zurück, sobald sie nicht mehr gefördert wurden. Der Grund dafür war, dass die Erfahrungen die sie in einem schlechten sozioökonomischen Umfeld gemacht hatten sich in einer viel geringeren Resilienz manifestiert hatte. Manifest also, auch über die Schulbildung hinaus. Umgekehrt zeigte sich, dass auch Kinder sehr wohlhabender Eltern viel häufiger schulisch "versagen", wenn sie keine ausreichende Resilienz entwickelt hatten. Kinder mit geringer Resilienz haben nachweislich früher Kinder, nehmen häufiger Drogen, haben eine höhere Delinquenz, ein höheres Selbstmordrisiko etc.

Das ist ja auch irgendwie klar: wenn ein Kind aus der materiellen und/oder pädagogischen Limitation/Not der Eltern heraus früh eklatante Frustrationserfahrungen machen muss, wird sich das immer in einer verringerten Resilienz wiederspiegeln.

Ich glaube, dass man den Kindern aus sozioökonomisch schwachen Familien nur helfen kann, wenn man ihnen auch sehr früh eine entwicklungspsychologische Hilfestellung gibt, welche ihnen ihre überforderten, bzw. diesbezüglich nicht gebildeten Eltern meist nicht geben können.

In den USA aber auch weltweit besteht übrigens das größte transgenerationelle Risiko für ein Kind in Armut verhaftet zu bleiben, im Alter der Mutter bei der Geburt. (Interessanter Weise gilt diese und viele der genannten anderen negativen Korrelationen ausgerechnet nicht bei einigen afrikanischen Stämmen, wie z.B. den !Kung oder den !Khoisan, beide zur Ethnie der San gehörend....)
https://bit.ly/2x1Kpuf

RedBlues
Halbdaggl
Frank N Furter hat geschrieben:
RedBlues hat geschrieben:Und ich glaube dies, weil in einem kapitalistischen USA wie es heute existiert, Kapital der Schlüssel zu mehr Wohlstand ist. Staatliche Schulen die die Kindern von ärmeren Menschen besuchen müssen sind von geringerer Qualität, Charter Schools die privat organisiert sind um vom Staat subventioniert werden, sind nicht besser, nur verdienen halt die Reichen noch kräftig mit.


Bildung (respektive Kapital) ist der Schlüssel zu Vielem, reicht aber alleine nicht aus.

Es ist ja in gewisser Weise fast schon tragisch, dass die Frühförderung von Kindern (auch und gerade benachteiligter Kinder) zuerst in den USA entwickelt wurde (siehe: Head Start Program)

Die Ergebnisse waren durchaus (kurzfristig) beeindruckend. Benachteiligte Kinder aus den diversen Head Start Programmen holten in kurzer Zeit beachtlich auf. Allerdings fielen sie leider auch wieder sehr schnell zurück, sobald sie nicht mehr gefördert wurden. Der Grund dafür war, dass die Erfahrungen die sie in einem schlechten sozioökonomischen Umfeld gemacht hatten sich in einer viel geringeren Resilienz manifestiert hatte. Manifest also, auch über die Schulbildung hinaus. Umgekehrt zeigte sich, dass auch Kinder sehr wohlhabender Eltern viel häufiger schulisch "versagen", wenn sie keine ausreichende Resilienz entwickelt hatten. Kinder mit geringer Resilienz haben nachweislich früher Kinder, nehmen häufiger Drogen, haben eine höhere Delinquenz, ein höheres Selbstmordrisiko etc.

Das ist ja auch irgendwie klar: wenn ein Kind aus der materiellen und/oder pädagogischen Limitation/Not der Eltern heraus früh eklatante Frustrationserfahrungen machen muss, wird sich das immer in einer verringerten Resilienz wiederspiegeln.

Ich glaube, dass man den Kindern aus sozioökonomisch schwachen Familien nur helfen kann, wenn man ihnen auch sehr früh eine entwicklungspsychologische Hilfestellung gibt, welche ihnen ihre überforderten, bzw. diesbezüglich nicht gebildeten Eltern meist nicht geben können.

In den USA aber auch weltweit besteht übrigens das größte transgenerationelle Risiko für ein Kind in Armut verhaftet zu bleiben, im Alter der Mutter bei der Geburt. (Interessanter Weise gilt diese und viele der genannten anderen negativen Korrelationen ausgerechnet nicht bei einigen afrikanischen Stämmen, wie z.B. den !Kung oder den !Khoisan, beide zur Ethnie der San gehörend....)



Mh, also ohne viel wissenschaftliches Klimbim würde man sagen

Solange Kinder bei der Ausbildung auf Geld und Unterstützung des Elternhaus angewiesen sind, besteht keine Chancengleichheit.

Motiviert zu sein ist schön, aber wenn beim einen die Eltern 3 Jobs annehmen müssen um Schule und Nachhilfe bezahlen zu können und beim anderen können sich die Eltern eine Eliteschule leisten ...

Tamasi
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Grasdaggl
Jessas. Eine Woche im Urlaub, wollte mir hier ein Corona-Update holen und dann sowas... :shock:

Wenn ich es richtig in Erinnerung habe:

In Japan sagt man:
Jedes Wort hat eine Seele.

Und was man sagt, wird irgendwann auch wahr werden.

Auswurf
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Grasdaggl
ich wundere mich über menschen, die scheinbar immer die selben worte und ausdrucksformen unabhängig vom gesprächspartner nutzen.
Sprache ist doch ein werkzeug und ich halte es für angemessen mal die kettensäge und ein anderes mal die nanopinzette zu nutzen.
(hochdeutsch, schwäbisch, prollig, schlau daher etc)
Wenn zb studierte so reden, dass dies beim gegenüber nicht ankommen kann, dann ist das nicht die schuld der mangelnden möglichkeit von sprache, sondern ein persönliches versagen in der wahl der mittel.
Es geht ja auch immer um's einfühlen in die realität des Anderen
- wenn man da meint, sich durch die beurteilung der wortwahl sofort gewiss zu sein, was den anderen ausmacht, vertut man chancen.

man sucht sich seine eigene sprache doch aus je länger man lebt
und nicht die sprache diktiert, was wir denken

für mich, seh ich das eher spielerisch,
möchte damit aber kein rassistisches gerede als unbedeutend abtun
das ist doch keine Musik

killroy
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Granadaseggl
und nicht die sprache diktiert, was wir denken

du übersiehst, dass wen kleine kinder immer nur

arzt
feuerwehrmann
ingenieur
lehrer
rennfahrer
usw

lesen

dann lernen sie zumindest in teilen
das die männliche berufsrolle normalität ist
und die weibliche vielleicht ein bisschen weniger
seit/seid

Herr der (Brust-)Ringe III - Die Rückkehr des Präsidenten

RedBlues
Halbdaggl
das die männliche berufsrolle normalität ist
und die weibliche vielleicht ein bisschen weniger


Was ja bei vielen Berufen einfach eine Beschreibung der Tatsachen wäre.

killroy
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Granadaseggl
RedBlues hat geschrieben:
das die männliche berufsrolle normalität ist
und die weibliche vielleicht ein bisschen weniger


Was ja bei vielen Berufen einfach eine Beschreibung der Tatsachen wäre.

und ist das wünschenswert? soll es so bleiben?
seit/seid

Herr der (Brust-)Ringe III - Die Rückkehr des Präsidenten

Auswurf
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Grasdaggl
killer
und mit sechs kommt man in die schule und hat es die ersten 4 jahre zu 90 % nur mit lehrerinen zu tun.
Für mich war lehrer noch nie männlich besetzt, feuerwehrman und müllman und maurer hingegen schon - haut ja auch hin und wird sich aus nachvollziehbaren gründen nicht ändern. Es ändert sich aber, dass keine frau mehr als mannsweib mehr gesehen wird,
nur weil sie einen männlichen beruf ausübt.
Dies wird nämlich faktisch nach äusserlichkeiten beurteilt.
Also ne schicke kapitänin kommt an, eine mit damenbart nicht
- hat das was mit sprache zu tun?
Meine softe seite hat sich um die puppen meiner schwester gekümmert
und wenn es heute noch haushalte gibt, in denen das nicht gerne gesehen ist,
liegt das meiner meinung nach Null an sprache
das ist doch keine Musik

Gibts des
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Halbdaggl
Ah. Edith hat zugeschlagen. Erst hat sich noch deine „weibliche“ Seite um die Puppe gekümmert. Ich dachte du sähest das spielerisch :?: :roll: :mrgreen:

RedBlues
Halbdaggl
Auswurf trifft es da ziemlich gut. In der Grundschule hatte ich wenn ich mich richtig erinnere maximal einen Lehrer und der war, wenn denn tatsächlich in Sport. Während meiner ganzen Schulzeit hatte ich immer mehr lehrerinnen als Lehrer.

An der Uni hat sich das dann schlagartig geändert, auf einmal gab es wesentlich weniger Frauen mit Lehrauftrag. Aber sie Quote war in BWL an Studentinnen ca 50 Prozent, auf jeden Fall keine Gewichtung die aufgefallen wäre.

Im Nebenfach hatte ich ein kurzes Intermezzo in Informatik, da war quasi von 200 Studenten eine Frau.

Mein Studium ist jetzt auch bald 20 Jahre her.

Wie Auswurf spielte ich auch mit Puppen, warum auch nicht.

Aber , und das ist ein Punkt, Frauen sind in ihrer diskriminierten Rolle für sie Erziehung der Kinder maßgeblich verantwortlich, wenn also ein unserer Meinung falsches Frauenbild in der frühen Erziehung vermittelt wird, liegt das evtl auch an der Erziehung von Müttern.

Oder, wir erwarten einfach etwas was nie eintreten wird. 50 Prozent Frauenquote bei Maschinenbau Unternehmen als Ingenieurinnen wird es evtl auch einfach deshalb nie geben, weil Maschinen und Autos auf Frauen eine andere Anziehungskraft haben als auf Männer.

und ist das wünschenswert? soll es so bleiben?

Ändert sich in so vielen Bereichen schon ewig, nur wie oben aufgeführt, wird sich nie auf alle Berufe ausbreiten.

Ich kenne wenig Frauen die von Feuer und löschen so begeistert sind wie Männer?
Ist das echt nur Ungleichbehandlung?

Auswurf
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Grasdaggl
für mich ist sprache symptom, nicht ursache

red blues :prost:

gipsy und killroy
ja, ich hätte kein problem damit dies als meine weibliche seite zu sehen,
da ich aber keine stolperfalle einbauen wollte... ;)
Ich sehe kein problem darin bestimmt attribute eher als weiblich einzuorden,
da dies für mich keine wertung darstellt
Sowie es viele frauen gibt, die absolute männlichkeit wünschen was körper und auftreten anbetrifft, wenn es um den traumpartner geht.
Das fühlen DIE und lässt sich nicht aus Ihnen "rausargumentieren".
Es ist auch keine frage des intellektes oder von verbohrter einfältigkeit
Zuletzt geändert von Auswurf am 5. Juli 2020 21:43, insgesamt 1-mal geändert.
das ist doch keine Musik

Gibts des
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Halbdaggl
Dann hätten wir das nochmal klar. :prost:
Bin da viel weiter bei Dir, als du vielleicht denkst. (s. Rassismusstreifen
Den gibt’s
nämlich tatsächlich).
Mein Oppositionsgeist wollte nur mal wieder wider den Stachel löcken ;)


RedBlues
Halbdaggl
Und noch etwas.
Viele meiner Bekanntinnen haben nach dem sie Kinder bekommen haben ihre Karriere an den Nagel gehängt und sich um ihre Familie und die Erziehung der Kinder gekümmert. Die meisten davon mit guten Beruf und Studium.

In der aktuellen Diskussion in unserer Gesellschaft habe ich den Eindruck, dass diese Entscheidung so gewertet wird als ob sie einem veralteten Frauenbild zum Opfer gefallen sind. Dass die Gesellschaft sie dazu gedrängt hat. Dass in einer perfekten Welt sie das nicht hätten machen müssen.

Ich finde das ehrlich gesagt eine Unverschämtheit, weil es die Frau in eine Rolle drückt, die überhaupt nicht der Realität entspricht. Da wird so getan als sie diese Entscheidung aus Zwang getroffen hätten und nicht aus freien Stücken.