Lenny hat geschrieben:Hat jemand nen Vorschlag, wie man den richtigen Ton trifft, wenn man sowas zugeschickt bekommt?
Absenderin: Coronamama, deren Kids ich vermutlich nächstes Schuljahr auch noch unterrichte.
hm. Nee. Aber die Theorie der Mutter auch nicht, oder?Tifferette hat geschrieben:Hmmmm. Mein Vorschlag scheint jedenfalls nicht von vornherein ausgeschlossen worden zu sein.
aber Du teilst ihre Ansicht aus den und den Gründen nicht.
stoßen. Sie hat mir schon öfter mal Ähnliches geschickt, immer mit sehr nette Worten, z.B. „wenn du mal eine andere Sichtweise haben willst und wunderschönen Sonntag noch. Bisher konnte ich das auch abwehren. In etwa: mir fehlt momentan die Zeit, mich ausgiebig damit zu befassen, aber vielen Dank und so. Aber das ist ja der Knaller, so einen Bockmist hat sie noch nie geschickt.
Lenny hat geschrieben:Bisher bin ich bei killroy, allerdings ohne sie mir nackig vorzustellen.
dann geb ich doch nicht schlechtere Noten, als sie verdient haben.Lenny hat geschrieben:ich ihre Kids sehr mag
...Ebenso wenig zielführend ist meiner Erfahrung nach jegliche Form der Konfrontation. Verschwörungsgläubige haben sehr feine Antennen für das, was sie als Versuch empfinden, sie als Irre darzustellen, und blocken es mit Leichtigkeit ab. Wer so virtuos die eigenen Zweifel unterdrückt, schafft das auch mit den Zweifeln anderer. Außerdem kennen sie durchaus den Unterschied zwischen der New York Times und Pravda TV. Nicht aus Unfähigkeit entscheiden sie sich für letztere Quelle, sondern mit Absicht – denn sie bietet die besseren Mythen und die wiederum erscheinen ihnen glaubwürdiger.
Wer mit Konspirationsgläubigen reden will, muss den Impuls unterdrücken, die Legitimität ihrer Quellen und damit die praktische Basis ihres Glaubens zerstören zu wollen, ohne im Gegenzug mehr anzubieten als nüchterne Fakten. Verschwörungsglaube ist in höchstem Maße identitätsstiftend, das macht die Emanzipation von ihm so schwierig. Und niemand baut seine Identität auf Fakten allein.
Was meiner Erfahrung nach stattdessen hilft, sind Demut und Geduld. Ob man einem ehrlich interessiert wirkenden Zuhörer erzählt, was man gestern über verdeckte CIA-Operationen herausgefunden zu haben meint, oder einem ideologischen Gegner, der rhetorische Fragen stellt und lächelnd mit dem Kopf schüttelt, ist ein enormer Unterschied. Das Interesse des Ersteren steckt an und öffnet Wege, wertungsfrei die eigenen Widersprüche zu entdecken. Die Skepsis des Letzteren mobilisiert Wehrimpulse. Nur durch den Wunsch zu verstehen – nicht den Willen zu widerlegen – kann gedankliche Deeskalation geschaffen werden. Wer kritisches Denken hervorrufen möchte, muss auf den Habitus des Erziehers verzichten, denn Erziehung offenbart nicht nur das Vorhandensein einer Agenda, also genau dessen, was Verschwörungstheoretiker überall wittern. Sondern auch denselben unbedingten Willen zum Wissen und Rechthaben, den man am Gegenüber kritisiert. Wer Paranoia heilen will, sollte das nicht im Angriffsmodus tun.
Auch Verschwörungsgläubige können helfen
So haben mich am Ende nicht die verbissenen Argumente derer überzeugt, die mir beweisen wollten, dass ich irre. Sondern die beständigen Freundschaften mit Menschen, die meine seltsamen Ideen nicht teilten und in mir dennoch mehr sahen als einen Spinner. Sie stritten mit mir, aber erst nachdem sie sich die Zeit genommen hatten, meine kruden Ideen zu verstehen. Diese Zeit und der Respekt, der dahinterstand, die Zuneigung zu mir als Person, waren wertvolle Ressourcen, die für mich Sinn jenseits moderner Mythen erschufen. Das Verhalten der Person war wichtig, nicht ihre Ansichten. Paradoxerweise halfen mir auch verschwörungsgläubige Bekannte dabei, ihre Ideen loszulassen. Wenn ich früher meine Identität und mein Selbstwertgefühl an mein "Wissen" um globale Probleme knüpfte und es heute nicht mehr tue, dann halfen und helfen mir alle, die gegenseitige Achtung nicht von der Weltanschauung abhängig machen.
Weil Haber dafür ist.killroy hat geschrieben:Muss ja auch nicht... wieso sollte er sie bekehren?
Wie wäre es, ihr als Antwort diesen Artikel zu schicken, mit der freundlichen Bitte, sie soll es an ihre Freunde, Bekannte und Verwandte weiterleiten? 
darkred hat geschrieben:Die Anfahrtswege im ÖPNV. Das trifft aber mind. im gleichen Maße auf Berufspendler zu. Hier käme man aber nicht auf die Idee einer zwangsweisen Unterbrechung von Berufen mit Präsenzpflicht. Bei den Schulen hingegen schon?
Fehlt es da nicht an Schlüssigkeit in der Risikobetrachtung? Hier der shutdown weil es per Dekret geht, dort nicht, weil die Wirtschaft sakrosant ist?
Lenny hat geschrieben:Der schon wieder
Ernsthaft, Tiffi. Was würdest du tun? Das mit dem Penisbild war auch mein erster Gedanke.
Tamasi, das kann und will ich auch nicht bringen. Sie ist ja sonst ganz nettund durchaus fickbar.
