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Flache9
Mittlerweile nerven die Zahlen nur noch, weil sie alle unbrauchbar sind. R0 ist die einzige Bemessungsgrundlage für ein wenig Durchblick.
Nicht mal die Zahl der Toten ist von Bedeutung, da keiner weiß ob Covid19 die Todesursache ist.


Rufus
Granadaseggl
Flache9 hat geschrieben:Jeder Virologe, Epidemiologe, Pandemie Experte

Auf alle Fälle tauchen jetzt ganz neue Berufsbilder auf:
Ob man wohl bereits 2021 eine Ausbildung bzw ein Studium zum "Pandemie Experten" machen kann?

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Interessanter Artikel über die Bedeutung von Viren für unterschiedliche Kulturen:

https://www.tagesspiegel.de/politik/sel ... ket-newtab

Für Haber ein kurzer Ausschnitt:

Hier, wie auch an anderer Stelle, etwa in der Klimakrise, zeigt sich aber eine große Selbsttäuschung westlicher Gesellschaften: Globalisierte Wirtschaft, Raubbaukapitalismus und Verschwendungsökonomie mit ihren Ideologien des permanenten Wachstums machten auch vorher schon krank. Das geschah nur nicht bei uns, nicht in unserer Region, nicht in unserer sozialen Schicht, der der kosmopolitischen Globalisierungsgewinnler.

Umweltverschmutzung in den Ländern der Billigproduktion, Export von toxischem Elektroschrott und anderem Müll in Länder des Globalen Südens, auch das hatte gesundheitliche Folgen, ebenso wie psychische Erkrankungen einschließlich Suchterkrankungen im reichen Norden, etwa auf Grund des sozial-ökonomischen Verdrängungswettbewerbs in den unteren Bereichen der sozialen Verteilungskurve, am Fuße der Waren- und Konsumkette.


Und,
meinst du, es lohnt sich weiter zu lesen?
;)
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Flache9
Rufus hat geschrieben:
Flache9 hat geschrieben:Jeder Virologe, Epidemiologe, Pandemie Experte

Auf alle Fälle tauchen jetzt ganz neue Berufsbilder auf:
Ob man wohl bereits 2021 eine Ausbildung bzw ein Studium zum "Pandemie Experten" machen kann?


Gestern noch C- Promi Experte und morgen schon Pandemie Experte. Im TV kann man ganz schnell alles werden.

Cantona
"Hier, wie auch an anderer Stelle, etwa in der Klimakrise, zeigt sich aber eine große Selbsttäuschung westlicher Gesellschaften: "

Habe den Artikel noch nicht gelesen, aber thematisiert er auch die grosse Selbsttaeuschung nah- und fernoestlicher gesellschaften, afrikanischer oder suedamerikanischer gesellschaften??

Wuerde mich interessieren... :vfb:

Cantona
Nachdem ich den Artikel nun gelesen habe, wuerde mich interessieren, wie der Schreiber uns die Entwicklung Chinas (einschub: chinesischen unternehmen sind in nicht unerheblichen masse an deutschen unternehmen wie daimler, die deutsche bank, opel (ueber die beteiligung an PSA) etc beteiligt, um ein paar wenige zu nennen) trotz "kolonialer" Globalisierung beschreiben wuerde.

Findet er jetzt Globalisierung gut oder scheisse?
Muss man daraus ableiten: weniger Desindustrialisierung in Deutschland und Europa bzw. in den "westlichen" Gesellschaften?
Oder geht es einfach nur wieder darum, unser westliches Gesellschaftsmodell kaputt zu reden?

Fragen ueber Fragen... :vfb:

de mappes
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Spamferkel
Goofy hat geschrieben:
higgi hat geschrieben:
Goofy hat geschrieben:Ich will keine Berechnungen machen.
Mich würde eben nur interessieren, wie gut oder schlecht die Chancen so sind, wenn es einen richtig erwischt. Habe da so garkein Gefühl dafür.

Hab kürzlich einen Bericht gelesen, dass in den USA nur 1 von 5 Beatmeten es schafft vom Beatmungsgerät wieder runter zu kommen.


Laut RKI von heute wurden 1939 “intensivmedizinische Behandlungen“ bisher abgeschlossen.
579 davon endeten nicht gut, d.h. sie haben es nicht überlebt.

Wenn man jetzt noch bedenkt, dass 78% der intensivmedizinischen Behandlungen beatmet werden, dann kann man das bestimmt ungefähr ausrechnen.

30% der Covid-19 Patienten überleben die Intensivstation nicht.
Hört sich schon nicht so gut an - habe aber keine Ahnung, wie die Quote dort sonst so ist.


Und die übrigen 2000 toten starben schon bevor man mit ner Behandlung begann?
Müsste dann ja hauptsächlich in alten-und Pflegeheimen gewesen sein
Don't criticize what you can't understand

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Cantona hat geschrieben:Nachdem ich den Artikel nun gelesen habe, wuerde mich interessieren, wie der Schreiber uns die Entwicklung Chinas (einschub: chinesischen unternehmen sind in nicht unerheblichen masse an deutschen unternehmen wie daimler, die deutsche bank, opel (ueber die beteiligung an PSA) etc beteiligt, um ein paar wenige zu nennen) trotz "kolonialer" Globalisierung beschreiben wuerde.

Findet er jetzt Globalisierung gut oder scheisse?
Muss man daraus ableiten: weniger Desindustrialisierung in Deutschland und Europa bzw. in den "westlichen" Gesellschaften?
Oder geht es einfach nur wieder darum, unser westliches Gesellschaftsmodell kaputt zu reden?

Fragen ueber Fragen... :vfb:


Das mit China ist doch genau die "koloniale Globalisierung". Nur halt andersrum. :!: :idea:
Und dass er nicht nur die nordamerikanischen, sondern auch die südamerikanischen Gesellschaften gemeint hat, hast Du bestimmt herausgelesen. :D
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Flache9
Die unhygienischen Zustände mancher Kontinente und Essgewohnheiten sind keine Grund die Globalisierung zu verteufeln. Hätte man die internationalen Billionen für die Corona Pandemie für die Entwicklung dieser Länder investiert, wäre die Globalisierung und Zusammenleben schon weiter.



Flache9
higgi hat geschrieben:Scheiß auf Globalisierung, ich will das wir Antibiotika in Deutschland produzieren


Spricht ja nichts dagegen das Deutschland die Medikamente selber produziert. Würde ich gut finden.

Dann kostet z.B. das Antibiotikum nicht mehr 20€ , sondern 100€
Dann hast du eben 80 € Zuzahlung aus eigener Tasche, weil deine Krankenversicherung nicht mehr alles deckt.
Wie in der USA z.B. wo sich nur noch Menschen eine Krankenversicherung leisten können die Geld haben, oder einen guten Arbeitgeber, der ihnen das bezahlt.
Der Rest stirbt einfach zuhause.

Oder deine Krankenversicherungbeiträge erhöhen sich eben mal um Faktor X. Das will aber dann keiner mehr bezahlen.

Daher muss auch ein schlüssiger und sicherer Plan her, wie das ganze finanziert werden soll.


Vor Jahren ist mal so ein Typ von der Verbraucherzentrale auf die Barrikaden gegangen, weil ein Erdbeerjoghurt nicht genug Erdbeeren hatte. Dann sagte man ihm, dann müsste er den Joghurt für 79 Cent mit mehr Erdbeeren kaufen und nicht den mit weniger Erdbeeren für 15 Cent.
Seine Antwort: Ich erwarte in einem 15 Cent Joghurt die gleiche Menge wie in einem 79 Cent Joghurt ohne dafür mehr zu bezahlen.
Er wartet heute noch darauf! :mrgreen:

Cantona
https://zeitung.faz.net/faz/feuilleton/ ... b/?GEPC=s2


Feuilleton

ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND

Die Niederlage der Denker

Alain Finkielkraut widerlegt Agamben und Sloterdijk

Von Jürg Altwegg

Gefangen im Grauen: Man dürfe nicht vergessen, sagt Alain Finkielkraut, dass das Leben tragisch ist. AFP

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Auch Alain Finkielkraut hat im Ausnahmezustand in Paris „Die Pest“ wiedergelesen: „Camus beschreibt den Krieg als Epidemie. Heute bekämpft Macron das Coronavirus mit den Idiomen der Kriegsrhetorik.“ Für Finkielkraut handelt es sich um ein Ereignis, „wie wir es bisher nicht kannten und das unvorhersehbar war“. Deshalb seien „voreilige Schlussfolgerungen“ unmöglich. Er lobt die Staatschefs, die den „Primat der Politik“ von der Wirtschaft zurückerobert haben.

Keinerlei Verständnis hat Finkielkraut für die „hasserfüllte“ Kritik der Intellektuellen an den Regierungen, „denen sie vorwerfen, entweder zu spät gehandelt zu haben oder mit übertriebenen Maßnahmen zu reagieren“. Der französische Philosoph Robert-Walter Redeker macht Macron für Tote verantwortlich, die sich am 15. März in den Wahllokalen angesteckt hätten. Giorgio Agamben und Peter Sloterdijk unterstellen ihm, eine banale Grippe zur Epidemie hochzuspielen und die totale Überwachung durch den Staat durchsetzen zu wollen.

Mit Entsetzen las Finkielkraut ein Interview, das Sloterdijk dem Nachrichtenmagazin „Le Point“ gewährte. Der deutsche Philosoph empfiehlt darin, „Die Pest“ zu vergessen und besser Boccaccios „Decamerone“ zu lesen. Macron rät er zu einer „pazifistischen Rhetorik“: „Manchmal führt man den falschen Krieg. Der Kampf gegen ein Virus hat nichts mit einer militärischen Mobilmachung zu tun.“ Sloterdijk weiter: „Die Pest hat den Aufstieg Europas nicht verhindert, und das tausendmal harmlosere Coronavirus wird jenen Chinas nicht stoppen.“

Unter Bezug auf Boccaccio skizziert Sloterdijk im besten Jargon der Postmoderne eine neue Wissenschaft, die „Labyrinthologie“. Die Medizin macht er zum Komplizen einer totalitären Politik, die gerade den totalen modernen Sicherheitsstaat begründet: „Die Gespenster der wiedergefundenen Ordnung kehren zurück“ – das können im französischen Kontext nur Vichy und Pétains Faschismus sein. Finkielkraut bringt Sloterdijks Wahngebilde als „Foucaults Diktatur der Biopolitik“ auf den Punkt. „Zynisch“ nennt er dessen Kritik an der Schließung der Schulen, die der autokratische „Souverän“ im Sinne seines Gesellschaftsprojekts durchgesetzt habe: „Kinder mögen ungefährdet sein, aber sie übertragen die Krankheit“, hält Finkielkraut dagegen.

Mit Peter Sloterdijk hat er vor Jahren einen Gesprächsband veröffentlicht, „Les battements du monde“. „Er war ein anregender Partner, leider ist das Buch nur in Frankreich erschienen, weil Sloterdijk nie die Geduld hatte, seinen eigenen Text ins Deutsche zu übertragen“, sagt Finkielkraut. Das Interview seines früheren Gesprächspartners stimme ihn „traurig“: „Sein Ton und sein Inhalt sind widerlich – Sloterdijks Arroganz ist unerträglich.“

Mit dem „selbsternannten Hannah-Arendt-Schüler“ Giorgio Agamben geht Finkielkraut ebenso heftig ins Gericht. Der Terrorismus war für Agamben ein Vorwand zur Einführung des Ausnahmezustands, der jetzt zum Dauerzustand werde. Er schrieb das in einer italienischen Zeitung und wurde danach von „Le Monde“ interviewt. Agamben, fasst Finkielkraut zusammen, „hält die Epidemie für eine Erfindung und kritisiert, dass die beiden herrschenden Ideologien zum Virus schweigen würden. Er meint damit die christliche Kirche und den Kapitalismus mit seinem Glauben an das Geld. Der Gesellschaft wirft er vor, ihre politischen und ethischen Werte aufzugeben. Er schreibt das in einer Zeit, in der die italienischen Zeitungen täglich zehn bis zwölf Seiten Todesanzeigen publizieren.“

Auch Finkielkraut beruft sich auf Hannah Arendt. „Die Barbarei der modernen Welt“ ist ein Leitmotiv seiner kulturkritischen Philosophie. In einem epochalen Essay analysierte er vor dreißig Jahren „Die Niederlage des Denkens“. Mit Sloterdijk und Agamben habe es aufs Neue kapituliert: „Heute ist man versucht, für alles eine Erklärung zu haben. Und wenn man sie nicht zur Hand hat, braucht man eben einen Feind. Am besten einen Verräter.“

Wie Sloterdijk hat Finkielkraut das zwanzigste Jahrhundert im Visier: „Es hat uns gelehrt, dass die Dummheit nicht das Gegenteil der Intelligenz ist. Es gibt eine Dummheit der Intelligenz und die Dummheit der Intellektuellen, die in Systemen denken. Bei allem, was dem Menschen geschieht, hat der Mensch stets seine Hand im Spiel. Wir sind nicht nur ein Spielball und ein Produkt der Strukturen. Nichts kann sich der Geschichte entziehen, die ihr Urteil fällen wird.“

Selbstverständlich, fügt Finkielkraut hinzu, werde man die Defizite, die mangelnde Vorbereitung, das Zögern oder auch die Überreaktionen hinterfragen müssen: „Aber man darf nie vergessen, dass die Ungewissheit Teil der menschlichen Existenz und das Leben tragisch ist. Genau dieses Vergessen manifestiert sich in den ungerechten Attacken. Man stelle sich eine Schrecksekunde lang vor, die allwissenden Intellektuellen würden an die Stelle der Regierenden treten: Dann hätten wir zusätzlich zum Albtraum der Epidemie das Grauen schlechthin.“

Man sollte vielmehr, fordert der Philosoph, den Politikern dankbar sein, dass sie die Gesundheit aller wichtiger nehmen als das Geld: „Sie haben die Prioritäten richtig gesetzt. Sie wollen die Schwächsten und die Verwundbarsten retten.“ Alain Finkielkraut erwähnt die „unnützen Mäuler“ und denkt zweifellos an das „unwerte Leben“: „Das Leben eines Greises ist so viel wert wie jenes eines Menschen im Vollbesitz seiner Kräfte. Solange wir dieses Prinzip hochhalten, hat der zeitgenössische Nihilismus nicht endgültig triumphiert, und wir bleiben eine Zivilisation.“

 

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Cantona
@flache:

solange Trigema in seinem Testgeschaeft in Burladingen T-Shirts fuer 11,50eur made in germany verkaufen kann, solange kann auch die Pharmaindustrie Medikamente in Deutschland und Europa zu bezahlbaren Preisen produzieren. Dass der Aktionaer dadurch auf ein bissle Rendite verzichte muesste, tut mir nicht leid.

higgi
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Grasdaggl
Und wir sprechen nicht über Aspirin sondern Antibiotikum, Zeug das man, egal was auf der Welt grad los ist, verfügbar zu haben hat.
Sonst hat man als Staat versagt
von daher





Auswurf
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Grasdaggl
gestern meinte abteilung Streek,
von mindestens nem halben jahr immunität würden Sie ausgehen.
Wer nur wenig keime abbekommen hat, könnte diesbezüglich im "nachteil" sein
das ist doch keine Musik

Plan B
Halbdaggl
Liest sich ganz gut, aber ab da, wo er davon schreibt, dass eine Grippeimpfung nichts bewirkt, konnte ich den Rest leider nicht mehr ganz ernst nehmen, denn man weiss dann nicht mehr, was von seinen Aussagen wahr bzw, gelogen ist.
So hat er zB auch nicht recht, dass es keine Impfung gegen MERS und Sars 1 gibt.
Carpe diem.

vivafernanda
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Granadaseggl
Kleiner Nachtrag zu knaust und frank:

Eine Freundin von mir ist Witwe eines Pathologen. Der verstarb an einem Bronchialcarcinom. Dieses wurde ihm, dem starken Raucher, als Berufskrankheit anerkannt.
Warum? Weil er sich bei seiner Arbeit, sehr typisch für seine Berufsgruppe und ebenfalls anerkannt, eine Tbc zugezogen hat. Das Carcinom bildete sich nun, auch das nicht selten, auf den Narben dieser gewesenen Tbc und deshalb Berufskrankheit.

Pathologen sind erheblichen Infektionsrisiken ausgesetzt. Die Anordnung des RKI war sicher als Schutzmaßnahme gedacht. Aber diese toughen Kellerkinder mögen ihren Job und stochern gerne in spannendem Material. Für mich das grausigst denkbare Berufsfeld, aber interessant ist es.
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.