killroy hat geschrieben:...
wie viel moralische entrüstung erlaubst du mir denn?
darf ich es moralisch verwerflich finden, das nestle weltweit trinkwasserquellen kapitalisiert? muss ich dazu alle nestle-produkte boykottieren? oder auch mein auto abschaffen und nie wieder ein bioschnitzel essen? und darf ich andere menschen darauf hinweisen, dass es möglicherweise besser ist, keine nestle-produkte mehr zu kaufen? aus meiner meinung heraus.
darf ich moralische bedenken haben, wenn in den USA mal wieder mittels schußwaffengebrauch schulkinder ums leben kommen? und darf ich jeden privatmensch, der dort eine ak-47 besitzt, als nicht gesellschaftsfähig bezeichnen? oder habe ich da meine fresse zu halten, weil ich im winter meine wohnung mit erdgas heize?
darf ich die prügelstrafe für kinder, die noch nicht in allen ländern dieser erde abgeschafft ist, als eine der moralisch schlimmsten handlungen, die ein mensch begehen kann, benennen? insbesondere, wenn die täter*innen die eigenen eltern sind? und darf ich diesen eltern meinen moralischen kompass, dass man kindern keine körperliche gewalt antut, um die ohren hauen bis sie bluten (also die ohren)? oder ist das in ordnung, ist ja in dem jeweiligen land im rahmen der geltenden gesetze? von daher - mei, jeder nach seiner fasson?
also - von fängt es an und wo hört es auf, was du mir zugestehst? und was muss ich dafür tun, damit ich mich äußern darf?
Sind wir hier bei einer Lerntherapie für kognitive Störungen? Ich weiß echt nicht wie ich meinen Standpunkt, den ich im letzten Post geschildert habe:
Und scheinbar kannst Du nicht richtig lesen, denn mein Argument ist NICHT, dass
weil ich ein smartphone besitze darf ich nicht die meinung vertreten, dass massentierhaltung zum zwecke der schnitzelerzeugung verwerflich ist und überwunden werden sollte
sondern dass Du das als verwerflich benennen darfst, jedoch Dich mit dem moralischen Zeigefinger in Richtung anderer Menschen zurückhalten solltest, die nicht auf Deiner moralischen Linie liegen, denn an anderer Stelle sündigst auch Du im gleichen Maße, sei es Smartphone oder Palmöl.
noch genauer erklären kann. Ein letzter Versuch: Ich finde die Tierhaltung in der Wilhelma nicht gut, weil es nicht artgerecht ist. Trotzdem gehe ich hin, weil ich meinen Kindern Tiere zeigen will, die sie sonst nicht sehen würden. Dieser Opportunismus hindert mich nicht daran, die Tierhaltung zu kritisieren, eben weil ich sie nicht gut finde, weil ich eben zeitgleich auch mich selbst für die Unterstützung selbst kritisiere, die angesprochene Priorisierung meines Egoismus über das Wohl der Tier. Jedoch hindert es mich daran, ANDERE für ihr Handeln gegen dieses Tierwohl zu kritisieren, weil ich selbst nicht besser bin.
Blickst Du es jetzt endlich? Man kann
IMHO die Sache an sich kritisieren, auch wenn man sie selbst in Anspruch nimmt und dies im Rahmen einer Güterabwägung mit sich selbst ausmacht, nicht aber die anderen Protagonisten sofern sie diese Sache ebenfalls nutzen oder in analogen Dingen ähnlich verfahren, also etwas was dem Tierwohl entgegen läuft.
So geht das auch mit dem Autofahren, ich finde es nicht gut dass ich mit meinem Handeln, hier fahren, die Natur schädige, aber im Rahmen der Güterabwägung sind mir die Vorteile des Fahrens mit dem eigenen Auto wichtiger, so sehen das wohl auch Millionen andere Menschen. Trotzdem sage ich, dass ich die Erdölförderung sehr kritisch sehe, weil hier Schäden für die Natur irreparabel in Kauf genommen werden. Aber aus besagten Gründen unterstütze ich den Scheiß nun mal, ich mache das mit mir selbst aus. Trotzdem gehe ich jetzt nicht beim Tanken zum Nebentanker und laber ihn voll, ob er eigentlich weiß, wo das Benzin herkommt und was da mit der Umwelt geschieht, und dass er das mit seinem Handeln mal fett unterstützt, er möge doch besser seinen Kessel auf das Rad schwingen und die Umwelt schonen, während in mein Auto das gleiche Benzin läuft.
Was das jetzt verständlicher oder muss ich es erst tanzen?