halensee hat geschrieben:hätte aber dennoch gerne ein paar Fragen beantwortet.
Einige Deiner Fragen kann ich mit meinem Allgemein- und Spezialwissen beantworten, bei manch anderen kann ich nur empfehlen, im Zweifel das Gesundheitsamt anzurufen und Dich dort zu erkundigen.
halensee hat geschrieben:Ich hatte COVID-19, bin ich jetzt immunisiert? Wird sowas vor der Impfung geprüft? Wenn ja, könnte ich auf die Impfung problemlos länger warten.
Ist ein klares "Das hängt davon ab". Man weiß immer noch zu wenig (hat einfach zu wenig Daten), um genau zu sagen, ab wann jemand auch eine Immunisierung durchlaufen hat, wenn er eine Infektion mit SARS-CoV-2 hatte. Bei den schweren Verläufen kann man davon ausgehen, dass bei den allermeisten eine ausreichende Immunisierung vorliegt, bei leichten hängt es vom einzelnen ab.
Man kann sich mittlerweile auf Antikörper (IgG) testen lassen und auch auf bestimmte T-Zellen. Das kostet aber Geld - und bei der billigeren IgG-Untersuchung muss man berücksichtigen, dass der Antikörperspiegel im Blut mit der Zeit sinkt und unter einer Nachweisschwelle halt auch nicht detektiert werden kann. (Was aber nicht heißt, dass man dann nicht immun ist, den es gibt sog. Gedächtniszellen, die bei erneutem Kontakt mit dem Erreger eine schnellere Reaktion des Immunsystems, z.B. Ausschüttung von Antikörpern, ermöglichen.)
Ich gehe nicht davon aus, dass IM IMPFZENTRUM vor der Impfung noch auf Antikörper getestet wird. Nicht bei den 5-Minuten-Slots, die da für die Impfzentren vorgegeben sind. Zudem man ja auch dafür entsprechendes Material bereitstellen müsste, und Zeit braucht so ein Nachweis auch... Das musst Du also vorher selber in die Wege leiten.
Man kann aber auch gegen einen Erreger impfen, wenn man mit diesem schon mal früher infiziert worden ist. Ggf. reagiert man auf den Impfstoff etwas stärker, aber im Wesentlichen ist das ähnlich einer Auffrischimpfung. Macht man auch bei anderen Viruserkrankungen, z.B. Röteln bei Mädchen/Frauen, so.
halensee hat geschrieben:Wie werden über 80-jährige, die z.B. in häuslicher Pflege sind informiert und dann geimpft? Glaube kaum, dass die problemlos ein Impfzentrum aufsuchen können.
Es soll ja auch mobile Impfeinheiten geben, und später auch durch den Hausarzt geimpft werden können. Wie das dann genau geregelt ist, kann ich Dir nicht sagen, da muss man sich vermutlich bei der Gemeinde oder dem Bundesland erkundigen.
halensee hat geschrieben:Die Wirkung des Impfstoffs muss doch bekannt sein. Wieso wird nicht in einem simplen Satz kommuniziert, ob ich nach der Impfung bei Erkrankung weiterhin infektiös bin, oder ob dann die Virenlast so gering ist, dass keine Gefahr von mir für andere ausgeht.
Weil man das schlicht noch nicht weiß. In dieser kurzen Zeit war es zunächst einmal das Ziel, einen Impfstoff zu finden, der das Virus daran hindert, systemisch durchzubrechen und dann einen schweren Verlauf zu verursachen, durch den die Lunge, die Niere, das Herz und das Gehirn des Infizierten geschädigt werden können.
Und diesbezüglich sind gerade die beiden mRNA-Impfstoffe hocheffektiv, weil sie genau den Schlüssel des Virus, nämlich das Spike-Protein, mit dem das Virus die Wirtszelle entert, neutralisieren, also untauglich machen.
Wie bei jeder Impfung (und übrigens auch bei jeder Immunisierung durch eine Infektion) braucht der Körper aber eine kleine Weile, bis er sein gesamtes Abwehrarsenal hochgefahren hat, wenn er wieder in Kontakt mit dem Erreger kommt. Deswegen kann man auch eine Infektion noch mal oder auch trotz Impfung bekommen. Diese wird allerdings in der Regel sehr kurz und sehr schwach sein, weil die Virenvermehrung durch die Körperabwehr sehr schnell unterbunden wird. Ist auch bei anderen Impfungen so. Beispielsweise kann man Masern auch trotz Impfung bekommen, allerdings fallen dann die schweren oder tödlichen Verläufe mit Encephalitis weg.
Bei SARS-CoV-2 gibt es nun eine Besonderheit, nämlich, dass dieses Virus sehr effektiv und sehr effizient im Halsbereich andockt und sich dort vermehrt und von dort bereits in kleinen Mengen in den beim Atmen und Sprechen produzierten und freigesetzten Feuchtigkeitströpfchen für andere Menschen ansteckend ist. Deshalb reicht
möglicherweise die durch eine Impfung oder Erkrankung induzierte Immunität nicht aus, die allerersten Vermehrungszyklen des Virus zu unterbinden. Und so kann man das Virus
möglicherweise weitergeben, obwohl man bereits einmal infiziert oder geimpft worden ist.
halensee hat geschrieben:Die Politik setzt sehr große Hoffnung in den Impfstoff und dass sich danach alles wieder normalisiert. Hoffen heißt für mich aber "nicht wissen". Hege die starke Befürchtung, dass sich durch die Impfung die persönlichen Einschränkung durch die AHA-Regeln nicht zurückgenommen werden, nur um potentiellen Mutationen des Virus Herr zu werden. Vielleicht werden dann auch ganz neue Kennzahlen aus dem Hut gezaubert.
Wir können momentan zunächst einmal sehr froh und dankbar sein, dass ein Impfstoff in dieser kurzen Zeit und mit diesem effektiven Schutz entwickelt worden ist. Ansonsten werden wir halt mal wieder mit der Unberechenbarkeit des Lebens konfrontiert, wonach sich manche Dinge eben erst mit der Zeit klarer sehen lassen.
halensee hat geschrieben:wie das bei meiner Mutter läuft, die ist 86 und im Pflegeheim. Das Heim hat eine Bescheinigung der Impffähigkeit durch den Hausarzt, eine Einwilligung in die Anamnese und eine Einwilligungserklärung in die Verarbeitung personenbezogener Daten eingefordert. Das ist bürokratisch schon mal nicht ganz so trivial. Ist alles erledigt, glaube aber nicht, dass andere Heimbewohner diese Daten auch so schnell liefern werden. Wann rückt dann das mobile Impfkommando an? Bin da echt gespannt.
... aber halt nun mal das übliche Prozedere und nur noch deswegen um einige notwendige Angaben ergänzt, weil eben in dieser Phase noch nicht der Hausarzt selbst die Impfung durchführt.
So - und nun habe ich in Etappen so ausführlich auf den Beitrag geantwortet, dass einige andere schneller waren, ich schicke ihn trotzdem mal ab, vielleicht findet sich ja noch etwas Neues darin...
@Frank N Furter danke ich für die neuen Informationen zu den vulnerablen Menschen
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.
- Charles Maurice de Talleyrand -