Spannend, was Ewald Lienen zu dem Spiel sagte:
"Wer das erste Tor schießt - das war eigentlich klar - hat die große Chance, das zu Spiel zu gewinnen. Dann zurückzukommen, wenn ein Gegner hinten drin steht, ist nicht einfach, auch weil die Platzverhältnisse dies nicht zuließen", haderte St. Paulis Coach auch mit dem schlechten Rasen am Millerntor.
Beim Gegentor waren "wir zu offen und nicht gut sortiert. Vielleicht zu gierig in diesem Moment", spielte Lienen darauf an, dass sein Team in dieser Phase zu viel wollte. Aber der Trainer erkannte an, dass der VfB es "toll gemacht hat. Das ist eine der Stärken Stuttgarts, mit schnellen Leuten Räume zu nutzen." Beim 0:1 haben "wir ihnen den Raum gegeben, das haben wir oft nicht gemacht."
Er sah "wenige große Chancen" von den Schwaben, vielmehr seine Elf "mehr als auf Augenhöhe. Wir hätten das Spiel genauso gut gewinnen können. Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied zwischen beiden Mannschaften gab", so Lienen.
Für mich persönlich war es kein großes Spiel - aber taktisch gut geführt. Wichtig war, dass die Defensive gut stand und mit Geduld auf den einen Moment gewartet wurde, in dem ein Tor möglich wurde. Das haben die Unsrigen gut gemacht. Für mich gehört das jedenfalls auch zu einem passenden Matchplan, eben nicht ins offene Messer zu rennen, wenn das in der Situation "tödlich" ist. Das war gestern der berühmte Abnutzungskampf - und den haben auch schon ganz andere Trainer und Teams geführt! Und ich fand auch, dass die Intensität, die Wolf so gerne fordert, gestern über sehr lange Zeiträume hoch gehalten wurde. Insbesondere defensiv in und um den Sechzehner waren die Spieler gestern hellwach und haben in brenzligen Situationen regelmäßig gut klären können.
Hätte auch 0:0 ausgehen können oder 0:1 für Pauli, das war alles drin, aber eben auch den Umständen (und dem Platz) geschuldet. Allerdings war das Tor für mich geradezu sinnbildlich für die offensive Qualität des VfB, wo solche Chancen eben genutzt und nicht vergeben werden. Und das hat mMn den Unterschied gemacht, den Lienen nicht gesehen hat (und den Sieg für die Unsrigen wahrscheinlicher).
Dennoch muss man mMn konstatieren, dass derzeit noch ein großes spielerisches Loch im Mittelfeld herrscht und die Balance zwischen Defensive und Offensive noch nicht stimmt. An dieser Aufgabe haben sich allerdings ja schon eine ganze Reihe von Trainern versucht, das braucht sicherlich noch Zeit (und möglicherweise auch noch anderes Personal).
Wie sagt man so schön? Ein dreckiger Sieg - aber den musst du halt auch erst mal einfahren.
Bin jetzt jedenfalls sehr gespannt, ob und wer noch verpflichtet wird. Wenn die möglichen Neuen die Qualität der Herbsttransfers besitzen, dann ist mir nicht bange.
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.
- Charles Maurice de Talleyrand -