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redrum
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Lombaseggl
Dangge und entspricht auch meinem Zustand. Das hört ich jetzt unheimlich schwul an, aber mir liegt einfach an Leuten wie dir.

Vergiss das mit dem schwul. Es ist wichtig, zu denken. Abzuwägen. Erst dann antworten. Eigentlich eine normale Sache. Aber wenn ich betone, dass ich so etwas liebe, wird uns gleich ein Verhältnis angedichtet. Zu m kotzen.

Aber den Herrn Mao habe ich schon seit Jahren als Klolektüre. Darüber müsse3n wir reden.

@hasenrupfer:

Aber zwei Wochen hier




Auswurf hat geschrieben:wem gefällt sowas?
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/ ... 4ff8a.html

die reizüberflutung reduziert hindert mich daran es zu lesen.
Genau aus dem grund will man (ich) doch auch keine werbung auf ner seite


Ist vom Vertikalpass. Die haben wirklich noch nicht geschnallt, welcher Inhalt zu welchem Format passt (oder doch, aber sie machen’s trotzdem). Das reicht für drei bis fünf nette Tweets, ist aber kein Artikel.

Ist auch nicht die erste Zeitung, die versucht, Memes und Reaction Gifs aus den sozialen Netzwerken rauszunehmen und woanders zu präsentieren. Passt einfach nicht, und in diesem Fall ist das alles auch ein bisschen arg beliebig ausgewählt.



Gibts des
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Halbdaggl
Diese Büchse der Pandora sollte lieber geschlossen bleiben. Da
Gibt's ne
sehr feinsinnige Diskussion von und mit Juden dieseits und jenseits des Mittelmeers was und ob überhaupt der Unterschied zwischen Antisemitis- und Antizionismus ist. Und ich mach mir zu dem Thema dann Gedanken, wenn die betroffenen sich auf einen Standpunkt geeinigt habern.



redrum
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Lombaseggl
Mein lieber Haber,

den Herrn Rosling mochte ich. Seine Vorträge waren so richtige Wohlfühloasen. Endlich mal einer, der nicht nur das Schlechte sah. Aber trotzdem leben wir nicht in der besten aller Welten. Klar, der technische Fortschritt hat Krankheiten besiegt, den Hunger gemildert oder auch einfach nur das Leben erleichtert. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite sorgt dieser Fortschritt für völlig neue Krankheiten, er sorgt auch dafür, dass die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen durch den Klimawandel immer kleiner werden und und und …

Wenn ich mir dann so die Statistiken ansehe. Naja, ich weiß nicht. Der Hunger in der Welt betraf 1970 noch 28 Prozent der Weltbevölkerung, heute sind es nur noch elf Prozent. 1970 betrug die Anzahl der Menschen auf dem Planeten rund 3,5 Milliarden, in der Zwischenzeit sind wir bei 7,5 Milliarden angelangt. Ohne es jetzt genauer nachgerechnet zu haben, scheint mir, dass heute, in absoluten Zahlen gesehen, in etwa genau so viele Leute hungern, wie vor beinahe 50 Jahren. Und wenn ich dann noch weiß, dass rund ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel weggeworfen oder vernichtet werden, um die Preise stabil zu halten, dann kann den Jubelgesängen nicht mehr folgen.

Oder die Statistik zur Zwangsarbeit. Richtig, in den meisten Ländern ist sie verboten, das heißt nicht, dass sie nicht trotzdem angewendet wird. Wenn in hiesigen Gefängnissen Waren für die Industrie hergestellt werden, heißt das nicht mehr Zwangsarbeit sondern Resozialisierungsmaßnahme, weil Zwangsarbeit hier verboten ist. De facto ist der Unterschied marginal. In den USA gibt es heute weniger Gewaltverbrechen als 1970. Schön. Warum sitzen dafür mehr Leute im Knast als 1970? Aus Knastarbeit ist ein wichtiger Industriezweig geworden.

In vielen Ländern der sogenannten dritten Welt arbeiten Menschen unter sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen. Sie sind ein wichtiger Teil der Wertschöpfungskette großer internationaler Unternehmen. Das hat Herr Rosling leider nie untersucht.

1970 hatte keine Sau einen Internetanschluss, heute ist es fast die Hälfte der Weltbevölkerung online. Ey der Daus. Liegt vielleicht daran, dass es dieses Internet 1970 so noch nicht gab. Während der französischen Revolution mussten die Leute sogar ohne Autos auskommen. Das musst du dir mal vorstellen.

1960 wurden 34 Tierarten als bedroht eingestuft. Heute sind es knapp 88000. Ein merkwürdiges Verständnis für gute Nachrichten hat Dr. Rosling. Und so geht es weiter. Nicht alles, was uns Herr Rosling verkauft ist eine gute Nachricht. Aber es ist natürlich auch nicht alles falsch. Nur hinterlassen einige Erfolge, die uns der Autor unterjubeln will einen faden Nachgeschmack. Einen sehr faden.

Aber ich wollte dir jetzt nicht den Tag versauen, sondern nur den advocatus diaboli spielen.

Southern Comfort
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Halbdaggl
Wenn man Rosling als einen begreift, der jetzt zum Zurücklehnen und Genießen aufruft, dann hat man mit allen Einwänden recht. Ich bezweifle aber, dass das seine Absicht wäre. Ich verstehe da eher so, dass man die Fehlentwicklungen weiterhin angehen muss, und das Erreichte mal heranziehen sollte um zu verstehen, dass Veränderungen möglich sind, sie äußerst erfolgreich ablaufen können, und man beim Anprangern von Zuständen nicht das "alles ganz furchtbar"-Lamento braucht. Und es ist auch kein Widerspruch zu sagen, dass sich sehr viele Dinge verbessert haben und manche Dinge eben (noch) nicht gut genug sind. Weder märzt das eine das andere aus, noch schmälert das eine das andere.
Das Huhn wurde in den Urlaub geschickt. ENTSPANNT EUCH ALLE MAL!

Monitor
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Granadaseggl
Zitat aus Berliner Schriften zur Medienlandschaft

Auszüge aus:

Pressefreiheit in Kroatien von Angela Buchfelder > (2012)

..24sata (24Stunden) die meistgelesene Tageszeitung Kroatiens, wurde 2005 ins Leben gerufen.


Die Zeitung hat eine deutlich Tendenz zu Boulevardthemen, ist vor allem bei jungen Lesern beliebt und besticht durch den niedrigen Preis von 4 Kuna
im Gegensatz zu den 7 Kuna für andere Tageszeitungen...


Inhaltlich gleichen alle 14 kroatischen Zeitungen einander sehr, obwohl sie alle mehr oder weniger bemüht sind, ernsthafte Themen aus Politik und Wirtschaft zu bedienen, rutschen die Printmedien seit ein bis zwei Jahren immer mehr in die Boulevardisierung und sogenannte "Yellow-Press"-Schiene ab.


Bestes Beispiel ist die Zeitung 24sata. Die freie Journalistin und Übersetzerin Veronika Wengert beschreibt die Zeitung wie folgt:

"Zu wenig Quellen, zu sensationell, zu blutlüstern. Auch ein Nullaussageblatt, das ich nicht lese."


~~~~~~~~


Diese Woche habe ich einen lesenswerten Beitrag aus diesem sogenannten
Nullaussageblatt 24sata vom Dienstag 17. Juli 2018 gelesen (zwei Tage nach dem
WM-Endspiel)

von Tomislav Klauški

https://www.24sata.hr/kolumne/bilo-je-v ... amo-582560

(..mein Übersetzungversuch (Auszüge) ohne Gewähr, sinngemäß müsste es richtig sein, falls nicht,
bitte korrgieren...)

Es war großartig. Deshalb sollte Thompson nicht dabei sein Das Fußballteam hat eine unglaubliche Werbung für Kroatien in der Welt gemacht und hat die Grundlagen für eine neue Zusammengehörigkeit in dem Land geschaffen. Und dann hat Thompson alles kaputt gemacht. Als altes Symbol für Teilung, Kontroversen, Kritik ...


....Dann betrat Marko Perković Thompson den Bus.

Eine Person, die außerhalb Kroatiens nicht erscheinen darf,
eine Person, die angeblich nicht einmal beim Empfang der Nationalmannschaft aufgetreten ist, (eine Person) die zur ultranationalistischen Rechte gehört, provoziert Kontroversen und Spaltungen und symbolisiert alles, was Kroatien nicht sein will.


Nichts von Zusammengehörigkeit

Krešo Beljak, HSS-Präsident, schrieb auf Twitter, sobald die Kameras Thompson im Bus einfingen
"Muss uns der vermüllte faschistische Tag verdorben werden (Mora mi smeće fašističko dan pokvarit) ... aber ich will nicht, ich werde ihn und alle Faschisten stupsen !!! Ignorieren !!! Heute nur Kroatien !!!!"


Und danach war nichts mehr dasselbe: Mit Thompson gibt es keine Zusammengehörigkeit, keinen neuen Patriotismus, keine positive Geschichte, keine schöne Werbungen auf der Welt.[/quote]

Was Thompson kaputt gemacht hat

Diesen Sommer gab es zwei Schlüsselkompomenten bei der Vorstellung:

die Unterstützung von Kroatien in der Welt und die neue Gemeinschaft in Kroatien.

Und beides, hat Thompson kaputtgemacht.


Geschwindigkeit und Eindringlinge

Vielleicht mögen die Spieler es, vielleicht hören sie seine Lieder, vielleicht ist er ihr persönlicher Guru und vielleicht könnten sie ihn zu ihrer privaten Party einladen. Thompson ist jedoch für das gesamte Team zu groß geworden. Er war ein Eindringling in der PR-Operation. Es war ein Kuckucksei in einem Projekt, das erfolgreich - auf dem Feld, auf der Tribüne, eine halbe Million Menschen in der Menge - die jede Art von Pro-Ustaša Ausbrüchen vermieden.

Und deshalb gab es für Thompson keinen Platz.

Wir waren am Rande der Zusammengehörigkeit, und dann versanken wir wieder in Bitterkeit, Aggression, Hysterie, Konflikten und Streitereien zwischen denen, die gestern das ganze Ereignis überwältigten und denen, die ihn heftig verteidigten...............
I could write several novels about what I do not know.

Airwin
Sehr gutes Interview mit dem kommunikationswissenschaftler hans mathias klepplinger von der uni mainz:

Die De-Professionalisierung von Journalisten nimmt immer noch weiter zu


Journalisten werden von Beobachtern zu Akteuren, meint Medienwissenschaftler Hans Mathias Kepplinger im Interview mit Oliver Maksan.








Herr Professor, die „Zeit“-Redakteurin Mariam Lau hat kürzlich in einem Pro und Contra ihres Blattes die Meinung vertreten, dass die private Seenotrettung weder politisch noch moralisch alternativlos sei. Darauf brach ein Sturm der Entrüstung los. Man warf ihr Unmenschlichkeit vor. Die Chefredaktion der „Zeit“ hat sich dann in einem Titelbeitrag von dem Beitrag distanziert. Hat man dem Druck der Straße nachgegeben oder ist man zu besserer Einsicht gelangt?

Es war ein Kotau.

Vor wem?

Es gab einen Shitstorm von links, vor dem die Führung der „Zeit“ eingeknickt ist. Solches Verhalten basiert auf einer Fehleinschätzung. Man sieht einige tausend, vielleicht sogar zehntausend negative Kommentare und hält das für die öffentliche Meinung. Man muss sehen, dass allein die „Zeit“ fast 500.000 Exemplare verkauft und noch mehr Leser hat. Durch das Internet bekommen Randstimmen ein unverhältnismäßig großes Gewicht. Man muss lernen, dass einige zehntausend Kommentare mit Bezug zur Größe der Bevölkerung keine Rolle spielen, auch nicht mit Bezug zur Auflage einer großen Wochenzeitung wie der „Zeit“.

Aber welches Signal sendet eine Distanzierung der eigenen Chefredaktion an Journalisten? Wird man es sich künftig nicht dreimal überlegen, eine abweichende Meinung zu vertreten?

Es erzeugt Ärger und Hilflosigkeit. Mit Senja Post habe ich mehrere hundert Journalisten befragt, welche Reaktionen Shitstorms und andere öffentliche, verbale Angriffe bei ihnen auslösen. Für Journalisten, die gewohnt waren, das letzte Wort zu haben, ist das schwerwiegend. Der Journalismus erlebt einen großen Kontrollverlust.

Wie gehen Journalisten damit um?

Zwei Drittel der befragten Journalisten reagieren nachdenklich-defensiv. Sie würden in Zukunft bei Artikeln zum gleichen Thema genauer überlegen, was sie äußerten. Ein Drittel reagiert abwehrend-aggressiv. Sie wollen jetzt erst recht nachlegen.

Also keine Gefahr der Vorzensur im eigenen Kopf?

Die Mehrheit der Journalisten wird sich vermutlich anpassen. Aber das genannte Drittel, tendenziell eher älter, fühlt sich bestärkt und würde vermutlich nachlegen. Sie lassen sich weder von Vorgesetzten noch von der Öffentlichkeit beeindrucken.

Ein anderes Beispiel aus dem Umfeld der Ludwig-Erhard-Stiftung: Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz sollte von Stiftungschef Roland Tichy einen Preis bekommen. Merz lehnte ab, mit Tichy auf einer Bühne zu stehen. Hier hat sich konservativ gegen konservativ gestellt. Warum?

Vermutlich vertritt der wirtschaftsliberale Merz wirtschaftspolitisch ähnliche Ansichten wie der ehemalige Chefredakteur der WirtschaftsWoche Tichy. Wahrscheinlicher ist, dass es um Politik geht. Tichy ist als entschiedener Kritiker von Merkels Migrationspolitik bekannt.

Die „Süddeutsche Zeitung“ stieg gleich ein und bezeichnete Tichys Blog als „rechtspopulistisch“. Viele der Artikel seien meinungsstark, aber faktenschwach. Ein hartes, aber gerechtes Urteil?

Das ist ein wohlfeiles Argument. In jeder Zeitung, die „SZ“ eingeschlossen, sind gelegentlich schlecht recherchierte einzelne Beiträge – aktuell etwa zur Dieselaffäre. Auch hier triumphiert Meinung häufig über Fakten. Wenn man die Latte so hoch legt wie die „SZ“, dann schlüpfen auch viele andere drunter durch.
Worum geht es dann?

Es geht darum, eine politisch missliebige Publikation wie Tichys Blog zu diskreditieren. Der Begriff „Rechtspopulismus“ ist ein Kampfbegriff. Damit sollen bestimmte politische Präferenzen tabuisiert und aus dem Diskurs ausgeschlossen werden. Das sahen Sie am Beispiel der „Zeit“. Schon allein die Frage, ob die private Seenotrettung sinnvoll ist, wird tabuisiert. Das ist eine ungewollte Absage an ein Grundprinzip des Liberalismus.

Die Tabuisierung ist also das zentrale Problem?

Ja. Für eine liberale Demokratie ist das höchst gefährlich. Denn sie beruht auf der Forderung, dass alle nicht strafbaren Positionen diskutiert werden können. Hier geht es aber schlicht um Macht und Diskursbeherrschung.

Ein deutsches Phänomen?

Nein. Das finden Sie in der ganzen westlichen Welt. Die USA sind ein besonders krasses Beispiel. Große Medien wie die „New York Times“ oder die „Washington Post“ sind in der Berichterstattung über den Präsidenten von neutralen Medien zu Kampforganisationen geworden. Journalisten werden von Beobachtern zu Akteuren. Hier findet eine De-Professionalisierung statt.

Warum?

Die meinungsmächtigen Eliten haben sich weit von der Meinungsverteilung der Mehrheit der Bevölkerung entfernt. In Deutschland haben 1976 42 Prozent der Bevölkerung SPD gewählt, 55 Prozent der Journalisten. Der Abstand war relativ klein. 2005 haben die meisten Journalisten, 36 Prozent, die Grünen gewählt, aber nur acht Prozent der Bevölkerung. Der Abstand war jetzt mehr doppelt so groß.

Die Schere zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung geht also immer weiter auseinander.


Ja, es gibt eine Entfremdung zwischen der meinungsmächtigen Elite und der Mehrheit der Bevölkerung. Hinzu kommt ein Zweites: Tonangebend für die politische Berichterstattung in Deutschland sind nur 6.000 bis 8.000 Journalisten. Diese sind auf wenige Städte und Redaktionen konzentriert. Zwischen ihnen findet eine tägliche Kommunikation statt. Durch diese Orientierung aneinander entstehen festgefügte Sichtweisen, die sie für die einzig sachlich richtige und moralisch vertretbare Haltung halten. Dem entziehen sich nur wenige.
Sie haben das Stichwort Tabuisierung genannt. Seit wann funktioniert das?

Es hat immer schon funktioniert. Aber seit der deutschen Vereinigung ist es stärker geworden.

Warum?

Mit der deutschen Einheit zerbrach die Idee des demokratischen Sozialismus, der die linke Mehrheit der Journalisten anhing. Das war eine schwere und lange nachwirkende Niederlage. Die Migrantenkrise bot die Chance, die linke Meinungshoheit wieder herzustellen und zugleich die alte Forderung nach einer multikulturellen Gesellschaft durchzusetzen. Die Flüchtlingsfrage wurde deswegen moralisch überhöht und tabuisiert. Diese Position wird seitdem mit Zähnen und Klauen verteidigt. Siehe Beispiel „Zeit“.

Wenn wir in die Zukunft schauen: Wie geht das weiter? Werden Journalisten wieder Beobachter sein oder immer stärker Akteure werden?

Letzteres kann man auf keinen Fall wünschen, scheint mir aber wahrscheinlich. Die Reichweiten aller Medien, öffentlich-rechtliche inklusive, gehen seit den achtziger Jahren zurück. Es fing also schon vor dem Internetzeitalter an. Die Einnahmen und die politische Bedeutung der einzelnen Medien schwinden mit der Reichweite. Das wird sich fortsetzen. Die Konkurrenz wird noch härter werden. Einzelne Medien werden sich deshalb noch klarer positionieren. Der Anteil der Journalisten, die glauben, sie hätten eine moralische Mission, nimmt zu. Die Journalisten hingegen, die mit Ha-Jo Friedrich meinen, ein Journalist solle sich mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten, werden weniger. Der Journalist Johannes Groß schrieb, die Ehre des Journalisten liege darin, „nichts zu wollen“. Das sehen immer weniger Journalisten so. Das führt langfristig zu einer wachsenden Segmentierung der Gesellschaft.

Noch gibt es in Deutschland kein relevantes konservatives Gegenmedium. Würde es sich etablieren: Wäre es wie Fox News oder Breitbart in den USA eher ein aktivistisches oder eher ein journalistisches Medium?

Ersteres wäre zu befürchten. Wünschen kann man sich das um der Demokratie willen weder links noch rechts. Stattdessen muss man hoffen, dass sich wieder mehr Journalisten auf ihre Aufgabe besinnen – als passive Beobachter des Geschehens neutral darüber zu berichten, was meinungsstarke Kommentare ja nicht ausschließt.

Hans Mathias Kepplinger lehrt Kommunikationswissenschaft an der Universität Mainz. Oliver Maksan ist Chefredakteur der Tagespost.

https://www.die-tagespost.de/feuilleton ... 310,190644

Hasenrupfer
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Grasdaggl
:lol:

Ein Interview eines längst emeritierten ("von der uni mainz", genau), keineswegs unumstrittenen Professor (s. seine Firma "Media Tenor"), veröffentlicht in einem erz-katholischen Blatt (Auflage unter 10 Tausend), über den vermeintlich "linken" Aktivismus in der dt. Medienlandschaft, garniert mit dubiosen Zahlen (36 Prozent der Journalisten wählten 2005 die Grünen, so so) und natürlich Muttis Flüchtlingspolitik.

Trollollollo.

Tifferette
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Grasdaggl
Herrje, was hat er denn da schon wieder angeschleppt? Ach Airwin....

Es ist offensichtlich inkoherent, einerseits was von (ich zitiere) "Nie was außerhalb der uni gesehen?" zu verzählen, und dann sehr statusgläubig auf Professoren oder (an anderer Stelle) Richter zu verweisen, wenn es gerade passt. Ja was denn jetzt?
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

de mappes
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Spamferkel
Mal ganz unabhängig von den anderen aufgezählten Argumenten, @hasi:
Worin besteht denn ein Problem,wenn ein emeritierter Professor diese Zeilen von sich gibt?
Don't criticize what you can't understand

Hasenrupfer
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Grasdaggl
Naja, einerseits ist ein emeritierter Professor nicht mehr im Forschungsbetrieb tätig, hat also weder einen Austausch mit Doktoranden noch aktuelle Zahlen zur Hand.

Zum Anderen wird dies schlicht nirgendwo erwähnt, selbst der öffentlich zugängliche Bereich der "Tagespost" erwähnt mit keiner Silbe, dass Kepplinger bereits 2011 in Ruhestand gegangen ist...

Airwin
Tifferette hat geschrieben:Herrje, was hat er denn da schon wieder angeschleppt? Ach Airwin....

Es ist offensichtlich inkoherent, einerseits was von (ich zitiere) "Nie was außerhalb der uni gesehen?" zu verzählen, und dann sehr statusgläubig auf Professoren oder (an anderer Stelle) Richter zu verweisen, wenn es gerade passt. Ja was denn jetzt?




@Tifferette

was soll daran statusgläubig sein? Das was der kleppinger von sich gibt ist gut , völlig unabhägig von seinem akademischen grad. Deshalb ist es für mich auch völlig uninteresssant ob emeritiert oder ex-uni mainz .

Und es ist auch nicht inkohärent und hat auch wenig mit dem thema zu tun um das es bei "Nie was außerhalb der uni gesehen?" ging ( nämlich um kontakte zu deutsch-türkischen erdogan-fans). Diesbzgl hätte ich bei herrn kleppinger , ohne ihn zu kennen, auch gewisse bedenken :mrgreen: .
Zuletzt geändert von Airwin am 2. August 2018 09:30, insgesamt 2-mal geändert.

Airwin
Naja, einerseits ist ein emeritierter Professor nicht mehr im Forschungsbetrieb tätig, hat also weder einen Austausch mit Doktoranden noch aktuelle Zahlen zur Hand.



deswegen nennt er wahrscheinlich zahlen von 2005 :arr: ?

Aber zum selben thema . Diese woche im spiegel-print ein sehr amüsant geschriebener titel - " gute ZEIT, böse zeiten"
:lol: , in dem noch mal dargestellt wird wie es dazu kam dass die zeit und ihre leserschaft ( "aus dem grünen , großstädtisch gesinnten akademikermilieu" :D ) es nicht ertragen konnte , dass im eigenen blatt ein artikel erschienen war der sich kritisch mit der tätigkeit der NGO im mittelmeer auseinadersetzte. Und wie die chefredaktion sich dann nicht vor die eigene, mit "droh- und hassmails" zugebombte redakteurin stellte sondern vor ihren radikalisierten lesern 8) tiefstmöglich in die knie ging .
Thematisiert wird auch die peinliche kanzlerinnennähe des stellvertretenden chefredakteurs ("ehemaliger mitarbeiter der grünen-bundestagsfraktion") der bei auslandsreisen als muttis persönlicher gast im regierungsbomber mitfliegt und "wie ein staatsgast" behandelt wird . Alles in allem jedenfalls ein schönes beispiel für das von kleppinger beschriebene.

Aber was führt eigentlich zu dem reflex ein interview wie das obige sogleich aus formalen gründen zu kritisieren?
Fühlt man sich selber angegriffen wenn die moralsiche selbstüberhöhung der flüchtlingshelfer thematisiert wird oder wie ist das zu erklären? Sehr schade, dass Dr Frank nicht mehr mitschreibt :|

Airwin
Das hier war übrigens der unerhörte artikel in der zeit , der zum "zivilisationbruch" bei teilen der leeserschaft führte :lol: .


Retter vergrößern das Problem
Menschen ertrinken auf der Suche nach einem besseren Leben zu Tausenden im Mittelmeer – also muss man sie retten. Das ist, in einer Nussschale, die Legitimation der privaten Helfer, die an den Küsten Nordafrikas unterwegs sind. Not kennt kein Gebot – so einfach ist das für sie.

Aber so einfach ist es nicht. Das Ertrinken im Mittelmeer ist ein Problem aus der Hölle, ein politisches Problem, zu dessen Lösung die private Seenotrettung null und nichts beizutragen hat. Denn Politik besteht eben nicht darin, das vermeintlich Gute einfach mal zu machen, sondern darin, die Dinge im Zusammenhang zu betrachten und auch die Nebenwirkungen gut gemeinten Handelns.

Und der Zusammenhang ist leider so: Die Retter sind längst Teil des Geschäftsmodells der Schlepper. Die New York Times veröffentlichte 2016 eine Grafik, in der man einen Zusammenhang zwischen der Nähe der Rettungsschiffe zur libyschen Küste und der Zahl und Qualität der Flüchtlingsboote sehen kann. Was die italienische Küstenwache vermag, das können die Schlepper auch: einen Radar lesen. Schlepper kennen die Namen und Kapazitäten der NGOs; sie brauchen gar keinen direkten Kontakt, um ihre Planung auf sie auszurichten. Je mehr gerettet wird, desto mehr Boote kommen – so einfach ist das, und so fatal.

Wer in Not ist, muss gerettet werden, das schreibt das Recht vor und die Humanität. Beide schreiben allerdings nicht vor, dass Private übernehmen, was die Aufgabe von Staaten sein sollte. Wie problematisch das ist, wird schnell deutlich, wenn man das Prinzip einmal auf ein anderes Feld überträgt: Es gibt immer mehr Wohnungseinbrüche und Überfälle, die Polizei ist zu schlecht besetzt – warum nicht private Ordnungskräfte sich selbst einsetzen lassen?

Vor solchen Zusammenhängen verschließen viele Retter allerdings die Augen, denn sie wähnen sich moralisch auf der unangreifbaren Seite. An dem Problem, das sie beklagen, wirken sie damit allerdings mit. Ihr Verständnis von Menschenrechten ist absolut kompromisslos.

Viele Retter begründen ihr Handeln unter anderem damit, dass jeder Mensch das Recht habe zu fliehen, wohin er will. Weil es so ein Recht juristisch nicht gibt, begründen sie es moralisch. Europa stehe, so sagt es zum Beispiel Ruben Neugebauer, Sprecher der Rettungsorganisation Sea-Watch, obendrein wegen "kolonialer und postkolonialer Ausbeutungsprozesse" in der Schuld der Migranten. Sie holten sich also nur einen Bruchteil dessen zurück, was man ihnen weggenommen habe. Diese fragwürdige Kausalkette geht nicht nur davon aus, dass die Bewohner ehemaliger Kolonien für nichts verantwortlich sein können – nicht mal für ihr eigenes Unglück –, sondern sie geht auch mit einer gewaltigen Selbstüberhöhung einher: Manche Seenotretter vergleichen sich unerschrocken mit den Fluchthelfern der DDR oder gar mit jenen, die im Zweiten Weltkrieg Juden gerettet haben.

"Die Aktivisten kennen kein moralisches Zwischenreich"
Nun könnte man sagen: Na und, was hat das Selbstbild von Rettern mit dem Schicksal der Geretteten zu tun? Leider wirken die Aktivisten aber auch an der Vergiftung des politischen Klimas in Europa mit. In ihren Augen gibt es nur Retter und Abschotter; sie kennen kein moralisches Zwischenreich.

Wenn die betroffenen europäischen Gesellschaften auswählen wollen, wer zu ihnen kommt, ist folgerichtig gern von "Selektion", von "Lagern" und von der "Festung Europa" die Rede. In diesem Denken gibt es keinen Unterschied zwischen Angela Merkel und Viktor Orbán. Auch die europäische Grenzschutzorganisation Frontex ist der Feind – was umso verlogener ist, als es sehr oft Frontex-Schiffe waren und sind, die den privaten Rettern zu deren großer Erleichterung die Flüchtlinge, die sie im Laufe von Tagen aufgegriffen haben, abnehmen, um sie nach Europa zu bringen.

Italien hat all dem über Jahre hilflos zugesehen. In den zwei Wochen, in denen ich mal an Bord eines privaten Rettungsschiffes mitgefahren bin, hat keiner der Helfer auch nur einen Gedanken daran verschwendet, wie die sozialdemokratische Regierung von Matteo Renzi ihren Bürgern erklären soll, dass sie Tausende von Menschen einkleiden, beherbergen und ernähren sollen, die gekommen sind, um zu bleiben – legal, illegal, ganz egal. Wie lange sich demokratische Parteien und Institutionen halten können, wenn sie in entscheidenden Fragen machtlos wirken – das ist nun einmal nicht das Problem von Leuten, die das absolut Gute tun. Nun weht ein anderer Wind in Italien. Die Regierung Renzi ist kaputt, der stellvertretende Ministerpräsident Salvini sagt: "Wir wollen nicht zu Europas Flüchtlingslager werden", und noch immer liest man in deutschen Zeitungen, Salvini errege sich über ein "Pseudo-Problem". Ein Spaziergang durch Rom müsste eigentlich jeden eines Besseren belehren. Auf den Straßen ist das Elend der Flüchtlinge nicht zu übersehen.

Interessanterweise gibt es einen Akteur, der in den Schuldzuweisungen der Aktivisten nie vorkommt: die afrikanischen Regierungen. Ist es wirklich nur der Postkolonialismus, der die Menschen zu Tausenden aus einem eigentlich reichen Land wie Nigeria treibt?

Stellen wir uns für zwei Minuten vor, wo Europa jetzt stünde, wenn man dem Drängen der Menschenrechtsorganisationen nach Legalisation aller Wanderungsbewegungen, ob Flucht oder Armutsmigration, nachgegeben hätte. Nach einem Europa ohne Grenzen. Eine Million, zwei Millionen, drei Millionen. Wie lange würde es wohl dauern, bis die letzte demokratische Regierung fällt?

Je schneller sich alle Seiten daran gewöhnen, dass keiner die reine Lehre durchsetzen kann, desto besser. Europa – da haben die Seenotretter recht – kann und soll sich nicht völlig abschotten. Aber es muss besser und schneller aussuchen, wer kommen darf. Statt die afrikanischen Regierungen, wie die NGOs es tun, dabei von jeder Verantwortung freizusprechen, müssen sie mit an den Tisch, als Akteure mit Interessen, nicht als Wohlfahrtsempfänger. Aber den Gedanken, durch die von Rettern ermöglichte Migration geschichtliches Unrecht zu heilen, den sollte man vielleicht bald mal zu den Akten legen. Wer mit dem Verweis auf Menschenrechte jede Sicherung der Grenzen zu verhindern versucht, wird am Ende denen in die Hände spielen, die gar kein Asylrecht mehr wollen.
von Mariam Lau



de mappes
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Spamferkel
Hasenrupfer hat geschrieben:Naja, einerseits ist ein emeritierter Professor nicht mehr im Forschungsbetrieb tätig, hat also weder einen Austausch mit Doktoranden noch aktuelle Zahlen zur Hand.

Zum Anderen wird dies schlicht nirgendwo erwähnt, selbst der öffentlich zugängliche Bereich der "Tagespost" erwähnt mit keiner Silbe, dass Kepplinger bereits 2011 in Ruhestand gegangen ist...


Der erste Teil stimmt so nicht. Wie der besagte es allerdings hält weiß ich nicht

Erwähnt werden sollte dies aber schon, das sehe ich auch so
Don't criticize what you can't understand

Airwin
Haber hat geschrieben:kann jede(r) wie er will beantworten 8) oder einfach sein lassen. aber eine grundsätzliche einstellung scheints nemme zu gibt'sen, das isch aber kein vorwurf. des isch halt so. früher war hand meistens hand. früher warsch beatles oder stones. früher mit zwiebel oder ohne. kaffee oder tee. weizen oder halbe. kickers oder vfb. hippie oder punk. killesberg oder hallschlag. jung oder alt.

:arr:



jo und vor 3 jahren meinte man es gäbe auch noch hell oder dunkel :roll: . Da war sie ,die moralische selbstüberhöhung. Aber du hast recht die grundsätzliche einstellung gibtsnemme bzw selten, weil eben mittlerweile die meisten kapiert haben dass es nicht nur hell oder dunkel gibt. Und die schrumpfenden hellen senden mittlerweile hassmails an die ZEIT :D . Alles so kompliziert 8)

Airwin
@Haber

meine aussage von grad hatte sich nicht NICHT auf journalisten &ZEIT-leser bezogen sondern auf die bevölkerung :!:
Bei den medien gibt es leider noch sehr viele undifferenzierte "haltungzeigen"-journalisten, wie zB der oben erwähnte Ulrich von der ZEIT. Und wenn dann mal - sozusagen aus versehen - wie beim Lau-artikel geschehen zwei unterschiedliche :shock: :shock: standpunkte zur "füchtlingsrettung" differenziert dargestellt werden kommt es zum größten skandal in der 72-jährigen geschichte der zeitung und die ZEIT-leser verlieren massenhaft die contenance.

Aber es gibt zum glück große differenzen zwischen öffentlicher meinung und veröffentlichter meinung & zwischen bevölkerung und radikalisierten ZEIT-lesern 8)