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Tamasi
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Grasdaggl
Zum ARD-Dingens:
... geht es Wehling vor allem darum, wie die Werte, für welche die insgesamt neun Landesrundfunkanstalten stehen, besser bei den Zuschauerinnen und Hörern vermittelt werden können.

Ganz ehrlich: WO ist das Problem? :roll:

Wehling kommt dem Papier zufolge zu dem Schluss, dass die ARD ihr Publikum heute vor allem als Konsumentinnen und Konsumenten anspricht. Das seien die Gebührenzahlenden aber nicht – vielmehr sei die ARD ein "von Bürgerinnen und Bürgern ermöglichtes Rundfunksystem", das demokratischen Werten wie Gleichwertigkeit, Freiheit und Vielfalt folge.

Ja, und? Das stimmt doch. Wo ist das PROBLEM? :roll: :roll:

Zum anderen steht in der Kritik, dass die ARD das Papier nicht veröffentlicht hat. Letzteres wird auch von vielen Medienbeobachtern infrage gestellt.

So ein Bullshit. Als ob man jedes interne Paper veröffentlichen muss. Machen das andere Organisationen auch? Veröffentlicht RTL seine Strategien, wie sie mehr Quote & bessere Werbepreise erzielen können? Oder Springer seine politische Agenda fürs aktuelle Jahr? So ein Quatsch. :roll: :roll: :roll:

Okay, bissle den Vorhang aufgezogen:
Ich habe während meines Studiums nebenbei bei einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gearbeitet und ebenda auch Hintergrundgespräche mit speziellen Besuchergruppen geführt. Niemand hat mich zuvor gehirngewaschen, aber selbstverständlich habe ich den ÖR und die damit verbundenen Werte & Ideen vertreten; nicht nur, weil's Geld dafür gab, sondern weil ich davon überzeugt war und es auch heute noch bin.

Und deshalb: Warum soll ein ÖR-Sender nicht stolz auf das sein, was er macht? Warum soll man das nicht so nach außen kommunizieren? Vor allem in Zeiten, in denen die ÖR zur beliebten Zielscheibe der rechten Hohlkopf-Hetzer und anderer Kleingeister geworden sind. Brust raus, Selbstbewusstsein! Die Idee hinter den öffentlich-rechtlichen Sendern ist RICHTIG!

Kleines Beispiel aus dieser Zeit: Ich habe RTL, Sat1 etc. nicht die "Privaten Sender" genannt, sondern die "Kommerziellen Sender". Denn DAS sind die. Die wollen Geld verdienen und zwar a) so viel wie möglich und b) scheißegal, mit welchen Mitteln. "Privat" klingt natürlich etwas harmloser. Bitte, Freunde des Echauffierens - regt euch doch darüber genauso auf. 8)

Die obigen Zitate sind von ZEIT.de:
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitge ... igkeit-faq


Eben. Die große Dummheit ist, wenn man so will, dass auf dem Papier “Framing Manual” steht, und nicht Studie oder Analyse. Die haben sich so ein Ding bestellt, um zu gucken, wie das aussieht – wohlgemerkt steht da nicht ARD drüber, sondern Elisabeth Wehlings hochtrabender Firmenname: das ist kein Papier der ARD an die Mitarbeiter. Ob es das jemals geworden wäre, kann man gerne offen lassen.

Halte ich auch nicht für unverantwortlichen Umgang mit Beitragsgeldern, sondern für eine vernünftige Investition. Sobald Jörg Meuthen das Maul aufmacht, findet Framing statt, dass sich die Balken biegen – da ist es für eine Institution wie die ARD nur recht und billig, sich Material darüber zu beschaffen, wie sowas funktioniert.

Framing ist allgegenwärtig, man gucke sich zum Beispiel den Tweet der CDU an. Oder Airwins Beiträge, für besonders dummdreiste Beispiele.



Unter Westfalen
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Grasdaggl
Das beste Beispiel für positives Framing ist für mich "schwul".
Mein Vater, homophob, benutzte diesen Ausdruck, um ein Verhalten zu kennzeichnen, das die Mehrheit der Bevölkerung heute als normal ansieht. Das war noch harmlos. "175er" oder "warmer Bruder" weckte unmittelbar Assoziationen an das KZ.
Durch die Ereignisse in der Christopher Street wurde ein Prozess in Gang gesetzt, der ein Schimpfwort zu einem Zusammengehörigkeitssymbol machte.

Höchst gefährlich ist das negative Framen. Die Nazis waren Meister darin.
Keiner hat dies besser beschrieben, als Victor Klemperer in seinem Buch "LTI- Notizbuch eines Philologen", erschienen 1947 (!!!).

https://de.wikipedia.org/wiki/LTI_–_Notizbuch_eines_Philologen

In diesem Forum findet negatives Framing nicht statt, da das Immunsystem intakt ist. Hat ein negatives Framing ausnahmsweise mal ein virales Schlupfloch in der Firewall gefunden, wird es sofort von 3 oder 4 Makrophagen unschädlich gemacht.
:arr:

Leider ist negatives Framen immer noch häufiger, als positives. Dem muss entgegengearbeitet werden.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.


muffinho
Zu der framing Geschichte, ich sehe das wie Tamasi: wo liegt das Problem? Schon jedem kleinen Manager wird erklärt, dass es einen Unterschied gibt, ob man eine Ware "billig" oder "günstig" bezeichnet, denn bei "billig" denkt man automatisch auch an eine minderwertige Qualität, während man bei "günstig" eben an ein aktuelles Schnäppchen denkt. So gibt es viele weitere semantische Beeinflussungen, die jedoch nicht bösartig sind, wie etwa politischer Euphemismus, zu dem bevorzugt Personen aus dem rechten und linken Umfeld greifen... daher wirkt es einerseits befremdlich und andererseits vertraut, dass ausgerechnet diese Bereiche sich nun über diese Geschichte aufregen... aber klar, ereignisorientierte Fans wollen halt auch nur ein wenig Spaß haben.

Auswurf
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Grasdaggl
Bin einfach der Meinung,
dass eigenständig denkenden Mitarbeitern,
die eingestellt wurden, weil man an ihre Fähigkeiten glaubt,
das Recht der freien Wortwahl zusteht
Gleichschaltung mag ich nicht und wäre für mich ein kündigungsgrund.
Trägt außerdem dazu bei Vorurteile zu bestätigen - siehe Erwin
das ist doch keine Musik

Airwin
Nice Weather hat geschrieben:Eben. Die große Dummheit ist, wenn man so will, dass auf dem Papier “Framing Manual” steht, und nicht Studie oder Analyse. Die haben sich so ein Ding bestellt, um zu gucken, wie das aussieht – wohlgemerkt steht da nicht ARD drüber, sondern Elisabeth Wehlings hochtrabender Firmenname: das ist kein Papier der ARD an die Mitarbeiter. Ob es das jemals geworden wäre, kann man gerne offen lassen.

Halte ich auch nicht für unverantwortlichen Umgang mit Beitragsgeldern, sondern für eine vernünftige Investition. Sobald Jörg Meuthen das Maul aufmacht, findet Framing statt, dass sich die Balken biegen – da ist es für eine Institution wie die ARD nur recht und billig, sich Material darüber zu beschaffen, wie sowas funktioniert.

Framing ist allgegenwärtig, man gucke sich zum Beispiel den Tweet der CDU an. Oder Airwins Beiträge, für besonders dummdreiste Beispiele.



Klar is framing ein uralter hut, zu göbbels zeiten hieß das halt noch propaganda, bei der SED agiatation und bei Stalin sollten die schriftsteller die ingenieure der seele sein. Und in dieser tradition möchte es unser gemeinsamer freier rundfunk ARD jetzt zur meisterschaft bringen. Latürnich nicht als papier an die mitarbeiter ,sondern nur als diskussionsgrundlage in workshops :lol: =>
Abschließend folgen wichtige generelle Hinweise zur Umsetzung der FramingMethode in der alltäglichen Kommunikationsarbeit, etwa in Interviews, Grundlagenpapieren oder Werbekampagnen. Hier können Sie sich einlesen in zusätzliche Instrumente, gängige Tipps und Tricks und auch typische Fallen der alltäglichen Kommunikation. Diese Hinweise und Anleitungen helfen Ihnen, die für
die ARD erarbeiteten Framings optimal umzusetzen
– von der Verwendung einzelner hier vorgelegter Sprachbilder bis hin zur Herleitung zusätzlicher linguistischer Realisierungen der in diesem Manual vorgelegten Framings angesichts
aktueller und zukünftiger Herausforderungen in der Vermittlung des Wertes
und der Rolle des gemeinsamen, freien Rundfunks ARD.


Also entwarnung , alles nur theorie und keinesfalls zur anwendung gedacht :D .
Aber trotzdem richtig, framing ist allgegenwärtig, inzwischen verstanden selbst von trump und nice weather. Sogar mit hilfe von selbst gewählten titeln wird geframed, wenn sich jemand zB "zeus" nennt oder "big brother" oder auch GröFaZ (größter forumsbetreiber aller zeiten), dann setzt auch das einen gewissen bezugsrahmen. Psychologisch will ich das jetzt gar nicht beurteilen :mrgreen: .


@Tamasi

Ich hab während des studiums auch bei dem laden gejobt und weiß daher wie verantwortungsvoll mit unserem gemeinsamen rundfunkkapital 8) gewirtschaftet wurde und wird, da können die medienkapitalistischen heuschrecken noch was lernen*.



* denn von der ARD lernen heißt siegen lernen :arr:

muffinho
Ach komm @schbidzle, das ist in der Wirtschaft schon lange Praxis, bei manchen Firmen lascher und bei manchen extremer, siehe etwa Apple:

https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/ ... 46627.html

Lernen wir tagtäglich, es gibt keine Probleme, es gibt nur Herausforderungen, die es zu lösen gilt. Und ich persönlich finde es gut, dass sich die ÖR an die schon lange existierenden Gegebenheiten anpassen, PR betrifft eben auch ÖR und Behörden, wir sind nicht mehr im 19. Jahrhundert.

Airwin
Die taz (die FAZ im bezahlbereich auch) hat, im gegensatz zum ein oder anderen trägeren, die framing-problematik unseres gemeinsamen freien rundfunks ARD richtig erkannt:


Interne Sprechanleitung der ARD

In der Framing-Falle

Die ARD braucht kein öffentlich-rechtliches Neusprech. Wenn sie ihre Kritiker von der eigenen Moral überzeugen möchte, dann am besten mit Inhalten.

Hand aufs Herz: Mögen sie „unseren gemeinsamen, freien Rundfunk“? Oder stehen sie auf „Kommerzmedien, profitorientierte Medien oder Profitsender“? Im besten Fall merken Sie, dass die verwendeten Wörter ihnen die Entscheidung bereits abgenommen haben. Das ist der Clou beim Political Framing: Die Überzeugungsarbeit leisten die Zuhörenden selbst. Beim Framing als Sprachstrategie geht es darum, das eigene Handeln in Wörter zu kleiden, die bei den Zuhörenden Akzeptanz oder Ablehnung auslösen. Bei regelmäßiger Anwendung setzt sich dann die erwünschte Sichtweise langsam, aber sicher durch.

Political Framing ist in den letzten Jahren zu einer political Seuche geworden. Aktuelle Beispiele gibt es genug. Starke-Familien-Gesetz, Gute-Kita-Gesetz, Respekt-Rente, Geordnete-Rückkehr-Gesetz. Sprache ist ein mächtiges Werkzeug. Wenn man mächtige Werkzeuge falsch bedient, kann schon mal was kaputt gehen.

Die ARD hat beim „Berkely international Framing Institute“ ein sogenanntes Framing-Manual in Auftrag gegeben. Das Manual ist eine Sprechanleitung, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ARD über die ARD reden sollten: „Wenn Sie Ihre Mitbürger dazu bringen wollen, den Mehrwert der ARD zu begreifen und sich hinter die Idee eines gemeinsamen, freien Rundfunks ARD zu stellen – auch und gerade in Zeiten, in denen Gegner der ARD deren Relevanz in Frage stellen und orchestrierte Kampagnen fahren.“

Die Zeit der GEZ-Muffel ist vorbei. Es gibt offenen Widerspruch, ja sogar Widerstand gegen die ARD. Internetvideos zeigen, wie Pegida-Demonstrierende und Journalisten verbal und körperlich aneinandergeraten. Die Schlagwörter „Lügenpresse“, „Lückenpresse“, „Staatsfunk“, „Zwangs-TV“ hauen in dieselbe Kerbe und unterstellen Manipulation. Das Problem ist: Eine interne Sprechanleitung, die auf das Konzept des politischen Framings setzt, zahlt ziemlich kräftig auf dieses Manipulationsframing der „Gegner der ARD“ ein.

Elisabeth Wehling, die Verfasserin des Manuals, empfiehlt der ARD, die eigenen moralischen Werte in Slogans und Narrative einzubauen. Damit würde ein moralischer Anspruch mitkommuniziert. Dann sei es wichtig, die neuen „moralischen Framings“ gebetsmühlenartig, aber auch nicht zu auffällig anzuwenden. Das wirke wie eine Art „neuronaler Superkleber“ schreibt Wehling: „Je öfter Neuronengruppen simultan im Gehirn feuern, desto stärker wird die synaptische Verbindung zwischen ihnen.“ Kurz gesagt: Wiederholung fräst sich ein.

Man kann nicht mit Wortspielereien Kritik ausräumen
Der kapitale Fehler des Manuals besteht in dem Glauben, mit Wortspielereien inhaltliche Kritik ausräumen zu können. Darum geht es auch an keiner Stelle im Text wirklich um die Welt jener Menschen, die „Lügenpresse“ rufen, sondern immer nur um die „Gegner der ARD“. Es geht nicht darum, die Vorwürfe der Unausgewogenheit, die diese Menschen augenscheinlich wahrnehmen, zu bearbeiten und auszuräumen.

Sprache ist ein mächtiges Werkzeug. Wenn man sie falsch bedient, kann schon mal was kaputt gehen

Geht es nach Wehling, befasst man sich am besten gar nicht mit den Gegnern und deren Sprache, sondern vertraut einfach auf die neuronale Kraft stupider Wiederholung: „Nutzen Sie nie, aber auch wirklich nie, den Frame Ihrer Gegner, und nutzen Sie diejenigen Frames, die Ihre moralische Perspektive auf die Sachverhalte deutlich machen, immer und immer wieder – von Interview zu Interview, von Debatte zu Debatte, von Schriftsatz zu Schriftsatz. Nur durch die ständige Wiederholung neuer sprachlicher Muster über längere Zeit hinweg ist es möglich, den neuen Frames kognitiv Geltung zu verschaffen und sie damit zu einer realistischen Wahrnehmungsalternative werden zu lassen.“

Wer immer wissen wollte, wie das Neusprech aus George Orwells Roman 1984 funktioniert, hat nun die Erklärung. Da hilft es nicht, dass ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab nachträglich beschwichtigt, es sei ja keine Mitarbeiteranweisung. Es bleibt ein Irrweg, auf den sich die ARD mit Elisabeth Wehling gemacht hat und es bleibt zu hoffen, dass dieses Manual schnell vergessen wird.

Die ARD sollte Political Framing anders nutzen
Glaubwürdigkeit lässt sich kaum mit schönen Wörtern steigern. Wir dürfen nicht vergessen: Auch die Kritiker der ARD sind Beitragszahler. Wenn die ARD ihre Kritiker von der eigenen Moral überzeugen möchte, dann am besten mit Inhalten. Gerade bei den Inhalten wäre es leicht, das Image der ARD mit dem Framing-Konzept aufzupolieren, ohne sich den Vorwurf der Manipulation einzuhandeln.

Political Framing hat in der Tat eine moralische Komponente. Diese Moral besteht nicht darin, anderen die eigene Moral mittels semantischer Mätzchen einzuimpfen. Die Moral bestünde für die ARD darin, politische Framings aufzudecken und zur Diskussion zu stellen. Dabei geht es für Medienschaffende und Journalisten darum, ebenso eigene Framings aufzuspüren, zu hinterfragen und offenzulegen. Die eigene Arbeit würde transparenter und nachvollziehbarer, auch in ihren Schwierigkeiten. Das wäre eine neue Art von Neutralität, die weniger angreifbar ist. Gerade die Öffentlich-Rechtlichen könnten dieses moralische Potenzial des Political Framings besser ausloten als die Privatsender, die in der Tat abhängiger von Werbekunden sind.


http://www.taz.de/Interne-Sprechanleitu ... /!5574475/

Tamasi
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Auswurf hat geschrieben:Bin einfach der Meinung,
dass eigenständig denkenden Mitarbeitern,
die eingestellt wurden, weil man an ihre Fähigkeiten glaubt,
das Recht der freien Wortwahl zusteht
Gleichschaltung mag ich nicht und wäre für mich ein kündigungsgrund.
Trägt außerdem dazu bei Vorurteile zu bestätigen - siehe Erwin

Steht irgendwo, dass die Mitarbeiter diese Formulierungen benutzen MÜSSEN? Dass sie sonst entlassen oder wenigstens im Gehalt zurückgestuft werden?

Weißt du, vielleicht ist es auch frustrierend, hart & ernsthaft in deinem Job zu arbeiten und nach Feierabend musst du dir anhören, dass du von Gebühren verhätschelt wirst und eh nur staatlich verordnete Fake-News verbreitest. Vielleicht hilft es manchem Mitarbeiter, da ein bisschen Handwerkszeug mitzubekommen, um sich gegen sowas wehren zu können.

Und esgibt so viele öffentlich-rechtliche Sender, Regionalstudios, Radiosender etc., in verschiedenen Bundesländerm. Überall arbeiten unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Haltungen.

Glaubst du im Ernst, die kann man alle gleichschalten?

Gleichschaltung kriegst du, wenn es keine öffentlich-rechtlichen Sender mehr gibt.

Auswurf
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Grasdaggl
Nein tamasi,
ich glaube nicht, dass man das schaffen würde, sehe in der Aktion aber den Versuch.
Finds schon armselig überhaupt jemanden zu beauftragen, sich sowas auszudenken.

edit
Glaube auch nicht, dass man den Mitarbeitern damit ne starke Waffe in die Hand gäbe um ihr standing zu verbessern
das ist doch keine Musik

Tifferette
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Grasdaggl
Wollen wir vielleicht mal ein wenig differenzieren? Da gehen aus meiner Sicht ein paar Sachen durcheinander.

Natürlich sind ÖR-Rundfunkanstalten gut, richtig und wichtig (@Tamasi). Und natürlich sind die dortigen Mitarbeiter streitbar und identifizieren sich mit dem, was sie tun. Gut so! Ich halte es auch für absolut legitim, wenn man sich mit dem Phänomen des Framing auseinandersetzt. Insbesondere dann, wenn es von "bestimmten Gruppen" gezielt eingesetzt wird. Das ist nicht zu beanstanden und auch die Verwendung von Geldern für die Erstellung eines Gutachtens kann man nicht wirklich beanstanden (@Nice Weather).

Mich stören ganz andere Dinge. Zunächst mal ist der ÖR-Rundfunk eben nicht die Wirtschaft. Die haben einen fest umrissenen Auftrag, und der hat wenig mit Verkaufen eigener Güter und Dienstleistungen zu tun (@muffinho). Das ist was anderes. Zudem habe ich auch nicht den Eindruck, dass das einfach nur so mal ein Gutachten war, dass interessiert von ein paar Strategen gelesen wurde (@Nice Weather). Die Tatsache, dass da nicht ARD draufsteht heißt nicht, dass es intern nicht verwendet wurde. In der Presse wurde es zunächst so dargestellt, dass das schon mehr Impact hatte. Und wenn es einfach nur eine Studie ohne weitere Folgen gewesen wäre, dann ist mir nicht so ganz einleuchtend, warum es bei Netzpolitik gelandet ist. Wir reden hier im Grunde von Whistleblowing.

Solange die ARD nun also solche Studien nutzt, um ihre Mitarbeiter im Umgang mit negativem Framing zu schulen, ist aus meiner Sicht alles wunderbar. Solche eine Abwehrstrategie ist wohl sogar notwendig, wenn man einigermaßen objektiv berichten will und sich nicht in die Sprachfalle von AfD und Populisten locken lassen will.

Sobald es aber genutzt wird, um sich oder bestimmte Vorgänge positiver darzustellen, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf. "Moralisches Framing", ach Du Scheiße. Mal eine Leseprobe von Seite 8:
Steigen wir gleich hier und jetzt ein mit einem Beispiel für das,was wir oben moralisches Framing genannt haben. Beginnen wir mit einer grundlegenden Wahrheit. Jedes Anliegen, für das sich die ARD stark macht, ist ein moralisch strittiges Anliegen. Der Grund, dass sich die ARD für das jeweilige Anliegen ein­setzt, während ihre Gegner – ob etwa in Form politischer Kräfte oder Kommer­zmedien–sich gegen das Anliegen stark machen, liegt darin, dass beide ‚Lager’ ein und dieselbe Faktenlage unterschiedlich bewerten.

Mal abgesehen davon, dass Linguisten wohl grundsätzlich eine beschissene Schreibe haben: Die ARD macht sich für "Anliegen" stark? "Gegner"? Ja, spinnen die jetzt komplett? Ganz schön schwierig, das mit der Neutralität in Einklang zu bringen.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

Airwin
Mal abgesehen davon, dass Linguisten wohl grundsätzlich eine beschissene Schreibe haben: Die ARD macht sich für "Anliegen" stark? "Gegner"? Ja, spinnen die jetzt komplett? Ganz schön schwierig, das mit der Neutralität in Einklang zu bringen.



allerdings. ich hab auch den eindruck dass hier leute mitdiskutieren die da zumindest reingelesen haben - wie z.B . tifferette - und andere die nur darüber gelesen haben. Anders kann ich mir manche aussagen nicht erklären, das manual liest sich stellenweise wie aus dem wörterbuch des unmenschen und da müßten sich eigentlich bei jedem die nackenhaare aufstellen (be den autoritären charaktern latürnich nicht).
Zuletzt geändert von Airwin am 20. Februar 2019 10:48, insgesamt 1-mal geändert.

muffinho
Tiffi ist wieder da :)

Schon klar dass es nicht das gleiche ist wie das Verkaufen von Waren, mir ging es um die semantische Funktion, etwas im positiven Licht darzustellen, und das Beispiel mit Billig vs. Günstig ist wohl der bekannteste Fall in der Öffentlichkeit, der wirklich jeder versteht.

Ich gestehe dass ich weder Zeit noch Lust habe, das Teil zu lesen, daher kann ich nur einen generellen Überflug starten, und das betrifft die Praxis, die PR mit solchen Instrumenten zu stärken. Dass es im Einzelfall zu linguistischen Fehlgriffen kommen kann, wie "Gegner", ist natürlich schade und nicht akzeptabel für einen ÖR, aber generell sehe ich darin eine positive Entwicklung, auch weil die Tendenz - nicht nur in den USA - dahin geht, mit billigen Mitteln die öffentliche Meinung zu verzerren, Lügen zu verbreiten, Menschen zu diffamieren und die ÖR stehen da eben in der Schusslinie, weil sie für manche Gruppen als Staatsmedien angesehen werden, deren einzige Aufgabe es ist die Meinung der herrschenden Volksparteien unters Volk zu bringen.

Airwin
das ganze ding ist ein einziger linguistischer fehlgriff.... . Aber um das zu erkennen muß man den rotz halt lesen.

s.27.
Wir „bezahlen“ also nicht für die „Angebote“ der ARD. Sondern, wir ermöglichen uns einen gemeinsamen, freien Rundfunk ARD. Unter anderem, aber bei
weitem nicht ausschließlich, durch unsere finanzielle Beteiligung.
Die ARD ist von uns, mit uns und für uns geschaffen: ...etcblablubb



VON UNS ,MIT UNS, FÜR UNS :roll: ......meine fresse, so einen scheiß hab ich zum letzen mal beim kommunionsunterricht gehört.



de mappes
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Spamferkel
Tifferette hat geschrieben:Wollen wir vielleicht mal ein wenig differenzieren? Da gehen aus meiner Sicht ein paar Sachen durcheinander.

Natürlich sind ÖR-Rundfunkanstalten gut, richtig und wichtig (@Tamasi). Und natürlich sind die dortigen Mitarbeiter streitbar und identifizieren sich mit dem, was sie tun. Gut so! Ich halte es auch für absolut legitim, wenn man sich mit dem Phänomen des Framing auseinandersetzt. Insbesondere dann, wenn es von "bestimmten Gruppen" gezielt eingesetzt wird. Das ist nicht zu beanstanden und auch die Verwendung von Geldern für die Erstellung eines Gutachtens kann man nicht wirklich beanstanden (@Nice Weather).

Mich stören ganz andere Dinge. Zunächst mal ist der ÖR-Rundfunk eben nicht die Wirtschaft. Die haben einen fest umrissenen Auftrag, und der hat wenig mit Verkaufen eigener Güter und Dienstleistungen zu tun (@muffinho). Das ist was anderes. Zudem habe ich auch nicht den Eindruck, dass das einfach nur so mal ein Gutachten war, dass interessiert von ein paar Strategen gelesen wurde (@Nice Weather). Die Tatsache, dass da nicht ARD draufsteht heißt nicht, dass es intern nicht verwendet wurde. In der Presse wurde es zunächst so dargestellt, dass das schon mehr Impact hatte. Und wenn es einfach nur eine Studie ohne weitere Folgen gewesen wäre, dann ist mir nicht so ganz einleuchtend, warum es bei Netzpolitik gelandet ist. Wir reden hier im Grunde von Whistleblowing.

Solange die ARD nun also solche Studien nutzt, um ihre Mitarbeiter im Umgang mit negativem Framing zu schulen, ist aus meiner Sicht alles wunderbar. Solche eine Abwehrstrategie ist wohl sogar notwendig, wenn man einigermaßen objektiv berichten will und sich nicht in die Sprachfalle von AfD und Populisten locken lassen will.

Sobald es aber genutzt wird, um sich oder bestimmte Vorgänge positiver darzustellen, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf. "Moralisches Framing", ach Du Scheiße. Mal eine Leseprobe von Seite 8:
Steigen wir gleich hier und jetzt ein mit einem Beispiel für das,was wir oben moralisches Framing genannt haben. Beginnen wir mit einer grundlegenden Wahrheit. Jedes Anliegen, für das sich die ARD stark macht, ist ein moralisch strittiges Anliegen. Der Grund, dass sich die ARD für das jeweilige Anliegen ein­setzt, während ihre Gegner – ob etwa in Form politischer Kräfte oder Kommer­zmedien–sich gegen das Anliegen stark machen, liegt darin, dass beide ‚Lager’ ein und dieselbe Faktenlage unterschiedlich bewerten.

Mal abgesehen davon, dass Linguisten wohl grundsätzlich eine beschissene Schreibe haben: Die ARD macht sich für "Anliegen" stark? "Gegner"? Ja, spinnen die jetzt komplett? Ganz schön schwierig, das mit der Neutralität in Einklang zu bringen.


Sehr guter und differenzierter Beitrag
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