Glaub nicht, dass die ARD das jetzt noch durchziehen kann
Gott sei Dank
Gott sei Dank
das ist doch keine Musik
... geht es Wehling vor allem darum, wie die Werte, für welche die insgesamt neun Landesrundfunkanstalten stehen, besser bei den Zuschauerinnen und Hörern vermittelt werden können.
Wehling kommt dem Papier zufolge zu dem Schluss, dass die ARD ihr Publikum heute vor allem als Konsumentinnen und Konsumenten anspricht. Das seien die Gebührenzahlenden aber nicht – vielmehr sei die ARD ein "von Bürgerinnen und Bürgern ermöglichtes Rundfunksystem", das demokratischen Werten wie Gleichwertigkeit, Freiheit und Vielfalt folge.
Zum anderen steht in der Kritik, dass die ARD das Papier nicht veröffentlicht hat. Letzteres wird auch von vielen Medienbeobachtern infrage gestellt.
Nice Weather hat geschrieben:Jörg Meuthen […] Airwins Beiträge
Nice Weather hat geschrieben:Eben. Die große Dummheit ist, wenn man so will, dass auf dem Papier “Framing Manual” steht, und nicht Studie oder Analyse. Die haben sich so ein Ding bestellt, um zu gucken, wie das aussieht – wohlgemerkt steht da nicht ARD drüber, sondern Elisabeth Wehlings hochtrabender Firmenname: das ist kein Papier der ARD an die Mitarbeiter. Ob es das jemals geworden wäre, kann man gerne offen lassen.
Halte ich auch nicht für unverantwortlichen Umgang mit Beitragsgeldern, sondern für eine vernünftige Investition. Sobald Jörg Meuthen das Maul aufmacht, findet Framing statt, dass sich die Balken biegen – da ist es für eine Institution wie die ARD nur recht und billig, sich Material darüber zu beschaffen, wie sowas funktioniert.
Framing ist allgegenwärtig, man gucke sich zum Beispiel den Tweet der CDU an. Oder Airwins Beiträge, für besonders dummdreiste Beispiele.
Abschließend folgen wichtige generelle Hinweise zur Umsetzung der FramingMethode in der alltäglichen Kommunikationsarbeit, etwa in Interviews, Grundlagenpapieren oder Werbekampagnen. Hier können Sie sich einlesen in zusätzliche Instrumente, gängige Tipps und Tricks und auch typische Fallen der alltäglichen Kommunikation. Diese Hinweise und Anleitungen helfen Ihnen, die für
die ARD erarbeiteten Framings optimal umzusetzen – von der Verwendung einzelner hier vorgelegter Sprachbilder bis hin zur Herleitung zusätzlicher linguistischer Realisierungen der in diesem Manual vorgelegten Framings angesichts
aktueller und zukünftiger Herausforderungen in der Vermittlung des Wertes
und der Rolle des gemeinsamen, freien Rundfunks ARD.
Interne Sprechanleitung der ARD
In der Framing-Falle
Die ARD braucht kein öffentlich-rechtliches Neusprech. Wenn sie ihre Kritiker von der eigenen Moral überzeugen möchte, dann am besten mit Inhalten.
Hand aufs Herz: Mögen sie „unseren gemeinsamen, freien Rundfunk“? Oder stehen sie auf „Kommerzmedien, profitorientierte Medien oder Profitsender“? Im besten Fall merken Sie, dass die verwendeten Wörter ihnen die Entscheidung bereits abgenommen haben. Das ist der Clou beim Political Framing: Die Überzeugungsarbeit leisten die Zuhörenden selbst. Beim Framing als Sprachstrategie geht es darum, das eigene Handeln in Wörter zu kleiden, die bei den Zuhörenden Akzeptanz oder Ablehnung auslösen. Bei regelmäßiger Anwendung setzt sich dann die erwünschte Sichtweise langsam, aber sicher durch.
Political Framing ist in den letzten Jahren zu einer political Seuche geworden. Aktuelle Beispiele gibt es genug. Starke-Familien-Gesetz, Gute-Kita-Gesetz, Respekt-Rente, Geordnete-Rückkehr-Gesetz. Sprache ist ein mächtiges Werkzeug. Wenn man mächtige Werkzeuge falsch bedient, kann schon mal was kaputt gehen.
Die ARD hat beim „Berkely international Framing Institute“ ein sogenanntes Framing-Manual in Auftrag gegeben. Das Manual ist eine Sprechanleitung, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ARD über die ARD reden sollten: „Wenn Sie Ihre Mitbürger dazu bringen wollen, den Mehrwert der ARD zu begreifen und sich hinter die Idee eines gemeinsamen, freien Rundfunks ARD zu stellen – auch und gerade in Zeiten, in denen Gegner der ARD deren Relevanz in Frage stellen und orchestrierte Kampagnen fahren.“
Die Zeit der GEZ-Muffel ist vorbei. Es gibt offenen Widerspruch, ja sogar Widerstand gegen die ARD. Internetvideos zeigen, wie Pegida-Demonstrierende und Journalisten verbal und körperlich aneinandergeraten. Die Schlagwörter „Lügenpresse“, „Lückenpresse“, „Staatsfunk“, „Zwangs-TV“ hauen in dieselbe Kerbe und unterstellen Manipulation. Das Problem ist: Eine interne Sprechanleitung, die auf das Konzept des politischen Framings setzt, zahlt ziemlich kräftig auf dieses Manipulationsframing der „Gegner der ARD“ ein.
Elisabeth Wehling, die Verfasserin des Manuals, empfiehlt der ARD, die eigenen moralischen Werte in Slogans und Narrative einzubauen. Damit würde ein moralischer Anspruch mitkommuniziert. Dann sei es wichtig, die neuen „moralischen Framings“ gebetsmühlenartig, aber auch nicht zu auffällig anzuwenden. Das wirke wie eine Art „neuronaler Superkleber“ schreibt Wehling: „Je öfter Neuronengruppen simultan im Gehirn feuern, desto stärker wird die synaptische Verbindung zwischen ihnen.“ Kurz gesagt: Wiederholung fräst sich ein.
Man kann nicht mit Wortspielereien Kritik ausräumen
Der kapitale Fehler des Manuals besteht in dem Glauben, mit Wortspielereien inhaltliche Kritik ausräumen zu können. Darum geht es auch an keiner Stelle im Text wirklich um die Welt jener Menschen, die „Lügenpresse“ rufen, sondern immer nur um die „Gegner der ARD“. Es geht nicht darum, die Vorwürfe der Unausgewogenheit, die diese Menschen augenscheinlich wahrnehmen, zu bearbeiten und auszuräumen.
Sprache ist ein mächtiges Werkzeug. Wenn man sie falsch bedient, kann schon mal was kaputt gehen
Geht es nach Wehling, befasst man sich am besten gar nicht mit den Gegnern und deren Sprache, sondern vertraut einfach auf die neuronale Kraft stupider Wiederholung: „Nutzen Sie nie, aber auch wirklich nie, den Frame Ihrer Gegner, und nutzen Sie diejenigen Frames, die Ihre moralische Perspektive auf die Sachverhalte deutlich machen, immer und immer wieder – von Interview zu Interview, von Debatte zu Debatte, von Schriftsatz zu Schriftsatz. Nur durch die ständige Wiederholung neuer sprachlicher Muster über längere Zeit hinweg ist es möglich, den neuen Frames kognitiv Geltung zu verschaffen und sie damit zu einer realistischen Wahrnehmungsalternative werden zu lassen.“
Wer immer wissen wollte, wie das Neusprech aus George Orwells Roman 1984 funktioniert, hat nun die Erklärung. Da hilft es nicht, dass ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab nachträglich beschwichtigt, es sei ja keine Mitarbeiteranweisung. Es bleibt ein Irrweg, auf den sich die ARD mit Elisabeth Wehling gemacht hat und es bleibt zu hoffen, dass dieses Manual schnell vergessen wird.
Die ARD sollte Political Framing anders nutzen
Glaubwürdigkeit lässt sich kaum mit schönen Wörtern steigern. Wir dürfen nicht vergessen: Auch die Kritiker der ARD sind Beitragszahler. Wenn die ARD ihre Kritiker von der eigenen Moral überzeugen möchte, dann am besten mit Inhalten. Gerade bei den Inhalten wäre es leicht, das Image der ARD mit dem Framing-Konzept aufzupolieren, ohne sich den Vorwurf der Manipulation einzuhandeln.
Political Framing hat in der Tat eine moralische Komponente. Diese Moral besteht nicht darin, anderen die eigene Moral mittels semantischer Mätzchen einzuimpfen. Die Moral bestünde für die ARD darin, politische Framings aufzudecken und zur Diskussion zu stellen. Dabei geht es für Medienschaffende und Journalisten darum, ebenso eigene Framings aufzuspüren, zu hinterfragen und offenzulegen. Die eigene Arbeit würde transparenter und nachvollziehbarer, auch in ihren Schwierigkeiten. Das wäre eine neue Art von Neutralität, die weniger angreifbar ist. Gerade die Öffentlich-Rechtlichen könnten dieses moralische Potenzial des Political Framings besser ausloten als die Privatsender, die in der Tat abhängiger von Werbekunden sind.
Auswurf hat geschrieben:Bin einfach der Meinung,
dass eigenständig denkenden Mitarbeitern,
die eingestellt wurden, weil man an ihre Fähigkeiten glaubt,
das Recht der freien Wortwahl zusteht
Gleichschaltung mag ich nicht und wäre für mich ein kündigungsgrund.
Trägt außerdem dazu bei Vorurteile zu bestätigen - siehe Erwin
Steigen wir gleich hier und jetzt ein mit einem Beispiel für das,was wir oben moralisches Framing genannt haben. Beginnen wir mit einer grundlegenden Wahrheit. Jedes Anliegen, für das sich die ARD stark macht, ist ein moralisch strittiges Anliegen. Der Grund, dass sich die ARD für das jeweilige Anliegen einsetzt, während ihre Gegner – ob etwa in Form politischer Kräfte oder Kommerzmedien–sich gegen das Anliegen stark machen, liegt darin, dass beide ‚Lager’ ein und dieselbe Faktenlage unterschiedlich bewerten.
Mal abgesehen davon, dass Linguisten wohl grundsätzlich eine beschissene Schreibe haben: Die ARD macht sich für "Anliegen" stark? "Gegner"? Ja, spinnen die jetzt komplett? Ganz schön schwierig, das mit der Neutralität in Einklang zu bringen.
Wir „bezahlen“ also nicht für die „Angebote“ der ARD. Sondern, wir ermöglichen uns einen gemeinsamen, freien Rundfunk ARD. Unter anderem, aber bei
weitem nicht ausschließlich, durch unsere finanzielle Beteiligung.
Die ARD ist von uns, mit uns und für uns geschaffen: ...etcblablubb
Tifferette hat geschrieben:Wollen wir vielleicht mal ein wenig differenzieren? Da gehen aus meiner Sicht ein paar Sachen durcheinander.
Natürlich sind ÖR-Rundfunkanstalten gut, richtig und wichtig (@Tamasi). Und natürlich sind die dortigen Mitarbeiter streitbar und identifizieren sich mit dem, was sie tun. Gut so! Ich halte es auch für absolut legitim, wenn man sich mit dem Phänomen des Framing auseinandersetzt. Insbesondere dann, wenn es von "bestimmten Gruppen" gezielt eingesetzt wird. Das ist nicht zu beanstanden und auch die Verwendung von Geldern für die Erstellung eines Gutachtens kann man nicht wirklich beanstanden (@Nice Weather).
Mich stören ganz andere Dinge. Zunächst mal ist der ÖR-Rundfunk eben nicht die Wirtschaft. Die haben einen fest umrissenen Auftrag, und der hat wenig mit Verkaufen eigener Güter und Dienstleistungen zu tun (@muffinho). Das ist was anderes. Zudem habe ich auch nicht den Eindruck, dass das einfach nur so mal ein Gutachten war, dass interessiert von ein paar Strategen gelesen wurde (@Nice Weather). Die Tatsache, dass da nicht ARD draufsteht heißt nicht, dass es intern nicht verwendet wurde. In der Presse wurde es zunächst so dargestellt, dass das schon mehr Impact hatte. Und wenn es einfach nur eine Studie ohne weitere Folgen gewesen wäre, dann ist mir nicht so ganz einleuchtend, warum es bei Netzpolitik gelandet ist. Wir reden hier im Grunde von Whistleblowing.
Solange die ARD nun also solche Studien nutzt, um ihre Mitarbeiter im Umgang mit negativem Framing zu schulen, ist aus meiner Sicht alles wunderbar. Solche eine Abwehrstrategie ist wohl sogar notwendig, wenn man einigermaßen objektiv berichten will und sich nicht in die Sprachfalle von AfD und Populisten locken lassen will.
Sobald es aber genutzt wird, um sich oder bestimmte Vorgänge positiver darzustellen, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf. "Moralisches Framing", ach Du Scheiße. Mal eine Leseprobe von Seite 8:Steigen wir gleich hier und jetzt ein mit einem Beispiel für das,was wir oben moralisches Framing genannt haben. Beginnen wir mit einer grundlegenden Wahrheit. Jedes Anliegen, für das sich die ARD stark macht, ist ein moralisch strittiges Anliegen. Der Grund, dass sich die ARD für das jeweilige Anliegen einsetzt, während ihre Gegner – ob etwa in Form politischer Kräfte oder Kommerzmedien–sich gegen das Anliegen stark machen, liegt darin, dass beide ‚Lager’ ein und dieselbe Faktenlage unterschiedlich bewerten.
Mal abgesehen davon, dass Linguisten wohl grundsätzlich eine beschissene Schreibe haben: Die ARD macht sich für "Anliegen" stark? "Gegner"? Ja, spinnen die jetzt komplett? Ganz schön schwierig, das mit der Neutralität in Einklang zu bringen.