Vertikalpass hat auch schon eine Meinung dazu:
Typisch VfB....
Alles prima in Stuttgart, findet Martin Schäfer, ehemaliger Vorsitzender des Aufisichtsrats beim VfB und Geschäftsführer Vertrieb bei Würth. Der VfB ist zwar zum zweiten Mal in drei Jahren in die zweite Liga abgestiegen, aber er steht viel besser da als 2016, sagt Schäfer. Ist das so? Die Profiabteilung wurde ausgegliedert, 12,5% der Anteile an den Nachbarn in der Mercedesstraße verkauft und das Geld durch Michael Reschke weitgehend ausgegeben. Vor allem durch Transfererlöse von rund 50 Millionen (Pavard und Kabak) – by the way mehr Geld als Daimler für die Anteile des VfB zahlte – ist der Club wirklich handlungsfähig. Zudem backen Hitzlsperger und Mislintat aktuell ohnehin eher kleine Transfer-Brötle.
Während also Martin Schäfer gute Laune hat und bester Dinge ist, dass der VfB schon bald wieder bessere Zeiten erlebt, lässt sein Arbeitgeber Würth den exklusiven Sponsorenvertrag mit dem VfB auslaufen. Profaner Grund: Der Abstieg. Denn ein Engagement in der zweiten Liga sieht das Unternehmen aus Künzelsau schlichtweg nicht vor. 2016/2017 war dem Vernehmen nach nur eine große Ausnahme – u.a. wegen des Aufsichtsratsposten von Schäfer beim VfB.
Angeblich will der Schraubenhersteller seine Sponsoringaktivitäten nun eher ins ebenfalls nahe gelegene Sinsheim verlagern. Falls das so sein sollte, ist wohl eher fraglich, ob das Brustring-Sponsoring nach einem erhofften Aufstieg ein schnelles Comeback feiert, wie sich Marketing-Vorstand Röttgermann erhofft. Das Sponsoring ließ sich Würth pro Saison übrigens eine gute Million kosten. In heutigen Zeiten ist das natürlich keine Summe, in der man in Panik verfällt, wenn sie wegfällt. Zumal der VfB Stuttgart das Defizit offenbar bereits durch neue Sponsoren auffangen konnte.
Weitaus gravierender als der monetäre Aspekt ist das deutliche Signal, das das Ende der Partnerschaft zeigt: Offenbar ist der langjährige Partner des VfB nicht mehr überzeugt, dass die „sportliche Delle“ wirklich nur ein Kratzer im Lack ist. Warum sollte der Namensgeber des Businessbereichs jetzt aussteigen, wenn er davon überzeugt wäre, dass Wolfgang Dietrich kühner Plan aufgeht, und der VfB in absehbarer Zeit ganz vorne in der Liga mitspielt – in der ersten wohlgemerkt?
Dass Schäfer am Mittwoch den hervorragenden Bedingungen lobt und Würth keine 24 Stunden später das Ende des Sponsorings verkündet, ist irgendwie typisch VfB: alles in den schönsten Farben darstellen, die wirklichen Probleme aber ignorieren. Was gesagt wird, stimmt selten mit dem überein, was getan wird.
Gesagt wurde, bis zum 30.06.2019 einen zweiten regionalen Investor ins Boot zu holen. Stand 28. Juni hat man stattdessen einen langjährigen regionalen Sponsor verloren, dessen Engagement weit über die Bandenwerbung und die „Würth-Soccerlounge“ hinausging. Auch, wenn man keine großer Fan von Schrauben und Dübeln ist, muss man zugestehen, dass Würth wie Mercedes, Kärcher oder Ensinger einer der regionalen Partner war, die das Bild des VfB mitgeprägt haben. Quasi der Christian Gentner des Sponsorings.
Aber in Zukunft muss der VfB die Rechnung wohl ohne den Würth machen.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.