Also über dieses "klar" können wir uns sicherlich noch Jahrzehnte uneinig sein. Meine Fleißarbeit zu den unbestimmten Rechtsbegriffen im Regelkundethread hat sein Ergebnis. Und ich bin schon der Meinung, dass man an Regelungen, deren Kontrolle kastriert ist (keine Gerichtsbarkeit, Tatsachenentscheid), besonders hohe Ansprüche stellen muss.
Das mit der "Absicht" ist übrigens auch nicht abschließend:
Deutsche Schiedsrichterzeitung hat geschrieben:Eine weitere zeigenswerte Handspielszene bot das Spiel VfL Wolfsburg gegen Darmstadt 98 (25. Spieltag). Hamit Altintop tritt knapp außerhalb des Strafraums einen Freistoß für Darmstadt. Er trifft damit den links in der „Mauer“ stehenden Wolfsburger Josuha Guilavogui. Der blockt den Ball mit vor der Brust verschränkten Armen (Foto 6, Pfeil).
Auch wenn es im Regelwerk nicht explizit erwähnt ist: Es ist den Spielern durchaus gestattet, ihren Körper mit Hilfe ihrer Arme zu schützen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Arme eng am Körper gehalten werden, die Körperfläche nicht vergrößert und der Ball nicht nach vorne weggestoßen wird. Deshalb schätzte Schiedsrichter Felix Brych dieses Handspiel zu Recht als nicht strafbar ein. Man kann also auch die Hände auf sein Gesicht pressen, um es vor dem Ball zu schützen. Allerdings sieht man ihn dann auch kaum – höchstens durch die Finger.
Ich habe die Absicht, mein Gesicht zu schützen.
Mein Ansatz ist halt viel reduzierter - Zwei Fragen:
Arm angelegt?
Hand geht in Richtung Ball?
JA/JA: Handspiel
JA/NEIN: Kein Handspiel
NEIN/JA: Handspiel
NEIN/NEIN: Kein Handspiel
Ich wäre sogar noch radikaler und würde unterstellen, dass jeder nicht angelegte Arm bei Ballkontakt soviel Einfluss auf die Spielsituation ausübt, dass die Grundidee "Fuß-ball" gestört ist. Das sanktioniert man. Damit geht es nur noch um "angelegt oder nicht". Hilfsweise: bei nicht angelegtem Arm wird geprüft, ob sich die Hand wenigstens vom Ball wegbewegt wird. Damit wird die "Absicht" - oder in dem Fall die "Nichtabsicht" - wenigstens objektiviert. Das ist das, was mich auch bei der alten Regel stört. Was Absicht ist, bleibt den Beobachtern zu entscheiden. Und selbst, wenn alle es anders sehen, kann man sich als Entscheider darüber hinwegsetzen.
Aber hier ist das Wichtigste: Angelegte Arme sieht man in der Zeitlupe. Handbewegungen sieht man im Vor-Rücklauf. Das kann man alles messen mit VAR! Wer Abseitslinien konfiguriert, kriegt das hin. Machen andere Sportarten auch.
Und das macht das Ganze auch transparenter und prüfbarer.