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CoachingZone
Halbdaggl
Wirklich sehr schön. Bin ja eigentlich nicht so der Fan von Rossini, Donizetti und Bellini. Aber hier singt eine junge Frau mit ganzer Seele und (noch wichtiger!) mit ganzem Körper, so dass jeder (Spitzen-)Ton sitzt. Prima!

Bin seit etwa 15 Jahren aus der Opernszene draußen, aber da habe ich doch gleich gegoogelt und folgendes Portrait gefunden:

Ohne einen Gedanken an die Oper, aber mit viel Musik im Ohr wächst Pretty Yende in der tiefsten südafrikanischen Provinz auf, in Piet Retief an der Grenze zwischen Natal und Swaziland, dreieinhalb Autostunden von Johannesburg entfernt. Mit sechzehn sieht sie einen Fernsehspot von British Airways und hört etwas, was sie restlos begeistert – es ist jenes Blumenduett von Léo Delibes aus der Oper «Lakmé», das sie auf ihrer ersten CD («A Journey») mit der Mezzosopranistin Kate Aldrich singen wird.

Was das denn sei, fragt Pretty Yende tags darauf ihren Lehrer. «Das ist Oper», sagt er, «das kann man lernen.» Sie will es lernen, unbedingt. Musik hat in ihrer Familie immer eine Rolle gespielt, ihre Brüder sind DJs, die Schwester singt auch. Und sie stammt von einem tief musikalischen Kontinent. «Die Musik steckt in unseren Genen», sagt sie. «Mein erster Gesangslehrer pflegte zu sagen: Afrikaner singen, wenn sie glücklich sind. Sie singen, wenn sie traurig sind. Sie singen, wenn sie zornig sind, sie singen und sie tanzen. Wir wachsen auf mit den Wiegenliedern unserer Grossmütter, und unsere Väter, die sehr hart in den Minen gearbeitet haben, haben dazu gesungen.»


https://www.luzernerzeitung.ch/kultur/p ... z-ld.87749
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -


Unter Westfalen
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Grasdaggl
Viva & CZ

Danke für die eingestellten Musikbeispiele.

Wie CZ nicht so der Belcanto-Fan ist, steht mir Bach nicht so nahe, wie andere Komponisten. Doch habe ich festgestellt, dass je älter ich werde, desto aufgeschlossener ich seine Musik hören und tatsächlich auch genießen kann. Die Sonate und Partita sind großartige Werke und Henryk Szeryng, der große Künstler, haucht dieser Musik Seele ein.

Schon früh gehörte er zu meinen Lieblingsinterpreten der klassischen Violinkonzerte. Das Violinkonzert von Brahms mit The London Symphony Orchestera unter Antal Dorati und die Paganini-Konzerte mit demselben Orchester unter Alexander Gibson sind seit Jahrzehnten meine Favoriten. Alles Bestseller zu ihrer Zeit und über die Jahre zeitlos geblieben.

Seitdem ich nicht mehr Abonnent des „Fono Forum“ bin, stehe ich, was junge aufstrebende Künstler/innen betrifft, nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Pretty Yende war mir bis heute nicht bekannt. In der Tat hat sie eine sehr schöne Stimme und eine ausdrucksstarke Bühnenpräsenz.

Seitdem Maria Callas die Belcanto-Opern entrümpelt und ihre Rollen nicht nur gesungen, sondern dargestellt hat, genügt es nicht mehr, an die Rampe zu treten und Arien in das Auditorium zu schmettern.
Hier ein Ausschnitt aus der berühmten Berliner Aufführung von 1955 mit dem RIAS-Symphonieorchester unter Herbert von Karajan.



Leider gibt es keine filmische Aufzeichnung, so dass man sich ihre vielgerühmte Darstellung vorstellen muss.

CZ schrieb:
Bin seit etwa 15 Jahren aus der Opernszene draußen,


Das finde ich sehr schade. Warum? Der Freyer-Freischütz hat Dir vielleicht nicht gefallen, sonst hättest Du hier etwas darüber geschrieben. Vielleicht sind Dir Barockopern näher, als die des Belcanto.

Vor einiger Zeit hatte ich hier einen jungen aufstrebenden Countertenor aus Polen vorgestellt, Jakub Jozef Orlinski.

Zur Erinnerung hier ein Arie von Vivaldi, mal eben im Freizeitlook für ein spontan zusammengekommenes Publikum gesungen:



Als sehr guter Breakdancer pflegte er früher, sich vor Aufführungen warm zu tanzen:



Meine Frau hatte mich auf ihn aufmerksam gemacht, nachdem sie folgende Sendung in 3 Sat gesehen hatte:

http://mediathek.daserste.de/ttt-titel- ... d=59556064

An Himmelfahrt haben wir in Frankfurt, wo er regelmäßig gastiert, Rodelinda von Händel gesehen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Rodelinda_(Händel)

Er sang die Rolle des Unolfo, Andreas Scholl, etwas fülliger geworden, aber immer noch mit seiner engelsgleichen Stimme, sang den Bertarido, Paraderolle des Kastraten „Senesino“ bei der Uraufführung 1725 in London.

Einen Eindruck der gelungenen Inszenierung zeigt der Trailer:



Der Regisseur Claus Guth, hatte die großartige Idee, den Sohn der Rodelinda in einer stummen Rolle auftreten zu lassen, gespielt von einem kolumbianischen Schauspieler, der praktisch die ganze Oper über auf der Bühne war. Einfach nur sensationell.

Der Beifall war enthusiastisch. Orlinski bedankte sich mit Flic Flac und eingesprungener Hechtrolle!
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

vivafernanda
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Granadaseggl
Jungs, was Ihr mit bzw. gegen Bach habt, erschließt sich mir nicht. Trampel kanns ja auch nicht mit ihm.

Wenn er verkopft wäre, dann müsstet Ihr doch Zugang haben. (dädää, Sexismus, ich weiß :oops: )
Aber im Ernst, an Gefühl mangelt es seiner Musik ganz bestimmt nicht. Vielleicht an Offenheit. Wer ihn hört, muss folgen, sich einlassen. Aber dann ist seine Musik voll Trost und Freude, Wohlklang und Zartheit. Sie ist genauso ernst und streng, wie sie voller Gnade und Kraft ist.
Meine Eltern erzählen, dass ich schon als Dreijährige still vor den Boxen saß, wenn sie das Weihnachtsoratorium laufen ließen. ME der Beweis dafür, dass er nicht verkopft ist, wie könnte ein Kind sonst reagieren?

Aber andererseits: Es sind einfach Geschmäcker und eine Debatte darüber sinnlos.
Für mich nur schwer verständlich, da ich ein Leben ohne Bach schwerer aushalten könnte. Aber wie immer gilt auch hier: Jedem das Seine.

Das gilt auch für Countertenöre, denen ich absolut nichts abzugewinnen weiß.
Ich hege tiefe Verehrung für gute Altistinnen. Für diese klangvolle, ausdrucksstarke, frauliche Stimmlage. Junge Männer mit abartig hohen Stimmen lehren mich eher das Grausen. Aber auch das ist Geschmack, nichts weiter.

Edit: ich weiß, dass es Rollen für sie gibt, dass man sie braucht. Aber kennengerlernt habe ich sie tatsächlich wie sie Arien sangen, die ich nur für Alt kannte.
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Ich zitiere ausnahmsweise mal mappes hier:

Die Geschmäcker sind verschieden ;)

Nur eine kleine Korrektur:

Ich habe nichts gegen Bach, im Gegenteil.
Seine Oratorien und Brandenburgischen Konzerte sind unglaublich schön.

Er steht mir nur nicht so nahe, wie andere Komponisten.

Was Countertenöre (Orlinski singt fast schon in der Altlage) betrifft, ist es natürlich ein Spezialgebiet. Da gibt es kein lauwarm. Nur kochend heiß oder eisig kalt.
:idea: :!:
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

vivafernanda
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Granadaseggl
Natürlich sind die Geschmäcker verschieden, schrub ich ja auch zweimal.

Mir gings mehr um die Formulierungen: der Bachschen Musik Seele einzuhauchen, ist weder nötig noch möglich, denn sie lebt und atmet. Und ich glaube, dass H. Szeryng das auch so sehen würde.
Nach meiner Erfahrung ist eine schlechte Aufführung imstande, Bachs Licht zu dimmen, aber das ist bei allen Komponisten so, aber es braucht keine außergewöhnlich gute, um es leuchten zu lassen. Weil es stark ist. Nicht schwer zu entdecken. Aber vielleicht ist auch diese Erkenntnis Geschmacksfragen unterworfen, das weiß ich nicht.
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.



Unter Westfalen
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Grasdaggl
Dirigent: Matthias Foremny
Violine: Iskandar Widjaja


G. Rossini: L'Italiana in Algier Ouvertüre
Christian Sinding: Suite im alten Stil op.10
A. Dvorak: Romanze aus der Böhmischen Suite op.39
A. Dvorak: Furiant aus der Böhmischen Suite op.39
Saint Saens: Introduction et Rondo capriccoso


G. Faure: Suite Masques et Bergamasques
J. Strauß: Erinnerungen an Ernst
Ravel: Tzigane
M de Falla: Suite Nr. 1 Dreispitz El sombrero de tres picos


und weitere Orchesterstücke

Interessantes Programm!

Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.


Unter Westfalen
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Grasdaggl
Morgen kommt es auf jede Stimme an.
Um richtig abzustimmen, muss man in richtiger Stimmung sein.
Hier meine Aufmunterung für Klassikfans:



Für Geschichtsbewusste:

https://de.wikipedia.org/wiki/Sizilianische_Vesper


Wer lieber Crossover hört, bitte schön:



Und falls morgen auch einige Rechtsfraktale dabei sind, könnte dies für sie vielleicht eine kleine Aufmunterung sein, richtig abzustimmen:



:vfb: :vfb: :vfb:
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.







Strafraumgitarre
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Halbdaggl
Und wenn ich mich schon mal in den Klassikthread verlaufen habe, kann ich ihn ja auch gleich aufwecken.

Denn siehe: Noch mehr Cellos (okay, eigentlich weniger, sogar nur noch die Hälfte, also zwei davon und vorhin waren's ja vier, also quasi doppelt so viele, aber eben noch mehr auf Cellos gemachte Musik. st ja hier der Klassikbereich, da darf es auch mal kompliziert gemacht worden sein bin. Egal!): :D :D



Haberscher Disclaimer: Keine Finnen diesmal, sondern Kroaten.
Wenn sie aber keine Kroaten wären, könnten sie genausogut auch Finnen sein.
Unter anderem jedenfalls, also sozusagen zum Beispiel.
Also: Nur ein Beispiel, aber ein hervorragend gewähltes.
Finde ich. :prost:
Fick den Reichskanzler! Und den Kaiser!



Unter Westfalen
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Grasdaggl
Beim Thema Cello darf Pablo Casals nicht fehlen.

Ein Ausschnitt aus dem Film "Windjammer", der meiner Erinnerung nach über ein Jahr im Atrium lief.

In der Originalfilmmusik hört man im Hintergrund die Vögel singen.



Für Cineasten etwas über die Technik des Films:

https://de.wikipedia.org/wiki/Cinemiracle

Karajan war ja bekanntermaßen ein Technikfreak.
Der legendäre Schallplattenproduzent John Culshaw (tätig für Decca und RCA) beschreibt in seinem Buch "Putting the Record straight", dass Karajan unter dem Vorwand, krank zu sein, eine Aufnahmesitzung für eine Opernaufnahme absagte. Die freie Zeit nutzte Culshaw, um sich Windjammer anzusehen, damals wegen der "Cinemiracle" Technik in aller Munde. Und wen traf er dort? Karajan, dem die Begegnung offensichtlich peinlich war!

Das Video gibt auch nicht andeutungsweise den Eindruck wieder, den der Film in großen Lichtspielhäusern erzeugte.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.



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Halbdaggl
Wo wir gerade bei ungarischer Musik sind, möchte ich dieses kleine Juwel nicht vorenthalten. Mein Lieblingsdirigent Sergiu Celibidache lässt den Ungarischen Tanz Nr. 1 in g-moll von Johannes Brahms entdecken:



Da wir selbst seinerzeit mit unserem wirklich guten Schulorchester das Stück zur Aufführung brachten und bei den Konzerten der Aktion Weihnachten im Weißen Saal des Neuen Schlosses damit regelmäßig den anderen Schulen die Schau stahlen :D , weiß ich nur zu gut, wie komplex - insbesondere auch im Rhythmus - dieses Stück aufgebaut ist und wie sehr man aufpassen muss, das es an den Übergängen nicht auseinanderfällt...

Man beachte auch, dass das Tempo im ersten Teil nicht gerade langsam ist, dafür wird später der Zwischenteil langsamst ausgekostet. Und man genieße auch die äußerst transparenten Bläsereinwürfe...

Viel Vergnügen :!:
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -

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Granadaseggl
Unter Westfalen hat geschrieben:Beim Thema Cello darf Pablo Casals nicht fehlen.

Ein Ausschnitt aus dem Film "Windjammer", der meiner Erinnerung nach über ein Jahr im Atrium lief.

In der Originalfilmmusik hört man im Hintergrund die Vögel singen.

......
Und wen traf er dort? Karajan, dem die Begegnung offensichtlich peinlich war!

Das Video gibt auch nicht andeutungsweise den Eindruck wieder, den der Film in großen Lichtspielhäusern erzeugte.


@Unter Westfalen, meine Mutter nahm mich damals als noch Nicht-Schulkind mit ins Vorstadtkino zu
Windjammer und auch vielen anderen Filmen mit. An den Film kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es gab damals wohl keine Altersbegrenzung bei Filmen m.W.. Schon seinerzeit wünschte ich mir, weit weg irgendwo in der Welt zu sein. Gesegelt bin ich erst viel später, genau dort, wo ich als Kind so gerne sein wollte.
Nach Stuttgart hatte ich noch nie echtes Heimweh.
I could write several novels about what I do not know.