Wer hat hier
Parasite empfohlen?
Ab in die Ecke!!!
Hab den gestern gesehen und habe mich sehr geärgert. Zum einen fühle ich mich betrogen: Der Film fängt wie eine Tragikomödie an, endet aber vernichtend düster. Nix mehr zum Lachen, für niemanden. Das Versprechen an den Zuschauer zu brechen, ist schlechter Stil und m.E. auch mangelnde Qualität.
Zum anderen fand ich die Botschaft mies:
Zu Beginn - ich nehme keine Rücksicht auf Spoiler - sieht man eine arme, aber in sich harmonische Familie. Das allein ist schon bemerkenswert, denn wenn eine Familie ohne Geld in einem Kellerloch lebt, ist fast naheliegender, dass sich die Familienmitglieder gegenseitig auf die Nüsse gehen oder es sonstwelche Aggressionen gibt. Hier ist es nicht so. Die Leute mögen sich und gehen entsprechend miteinander um. Wirklich sehr schön.
Dann können sie - durch die Jobs bei der reichen Familie - diesem Keller ein bisschen entfliehen. Und dafür werden sie zerstört. Am Ende ist die Familie kaputt. Die Tochter tot, der Vater eingekellert und die Mutter und Sohn sind zerbrochen in ihrer alten Kellerwohnung; beide jeweils für sich, der Sohn in sinnlosen Tagträumen verloren.
Was soll das? Ich MAG diese Familie. Ich soll sie als Zuschauer auch mögen, das ist alles so aufgebaut. Warum wird diese Familie dann zerstört? Ich entnehme daraus die Botschaft, dass das Kellergesinde gefälligst da bleiben soll, wo es ist, und sich dort am kleinen Glück erfreuen. Jeder Versuch, der Gosse zu entkommen, wird bestraft. Das ist die Lehre aus diesem Film. Und stinken tun sie auch noch, diese Leute aus der Gosse, und diesen Geruch werden sie nie los.
Ich bin mal vorsichtig und unterstelle den Filmemachern nicht, dass sie diese reaktionäre Botschaft mit Absicht unters Volk bringen wollten. Ich vermute eher, ihnen ist einfach nichts anderes eingefallen, um aus dieser zu Beginn sehr schönen Geschichte rauszukommen. Rückblickend ist der erste Bruch bereits in der Mitte. Als die reiche Familie allein im Haus ist und es sich dort gut gehen lässt, ist es das, was natürlich kommen musste. Genauso muss kommen, dass die reiche Familie früher als erwartet heimkommt. Dies originell und
neu zu erzählen, ist sicher schwer. Der Kniff mit der alten Haushälterin und ihrem Bunkermann soll woll genau dies leisten: Eine Überraschung, um
neu zu sein. Aber eigentlich biegt der Film an dieser Stelle ab und es war klar, dass es nun sehr schwer wird, da wieder rauszukommen und die Geschichte gut zu beenden. Also wird halt in diese Richtung weitergedreht und am Ende steht etwas, was m.E. inhaltlich nullkommanull passt. Hauptsache, Effekt. Und aus Sicht der Filmemacher womöglich: Hauptsache, wir haben ein Ende gefunden.
Mein schlechtester Film des Jahres.
Mein bester Film des Jahres hat mich dann ein wenig getröstet: Beim Rausgehen aus dem Kino habe ich gesehen, dass derzeit (noch?)
Bis dann, mein Sohn läuft. Den habe ich bei der Berlinale gesehen; chinesisches Epos, das - verbunden mit einer tragischen, persönlichen Geschichte - mal eben die letzten vier, fünf Jahrzehnte Chinas erzählt. Ich habe geweint, ich habe was gelernt, ich habe mich in drei ruhig erzählten Stunden nicht eine Minute gelangweilt. Weil dieses Werk insgesamt stimmt.
Wer's sehen kann: Machen. Wem's nicht gefällt, dem zahle ich das Geld fürs Ticket zurück.
Wer hier
Parasite gelobt hat, schuldet mir einen Rostbraten.