11416 Beiträge


Frank N Furter
Benutzeravatar
Himbeertoni
Italien:
Infizierte: 69.176
Tote: 7.503
Relative Sterblichkeit: 10,85
Quelle: Johns Hopkins

Was für ein Schwachsinn. Aber die Tagessschau wird heute abend vermutlich wieder Johns Hopkins völlig unkritisch als die offizielle Quelle zitieren, wie eben alle Tage schon zuvor. Hysterie und Panik statt Fakten.

Dass der Zahlenmurks kurioser Weise die letzten Tage auch noch immer abstruser geworden ist, scheint bei den Koryphäen aus der Tagesschau-Redaktion auch niemandem aufgefallen zu sein....

Normaler Weise könnte man sich ja noch damit zufrieden geben, dass sich Reich-Ranickis Grundsatzurteil über das Fernsehen wieder einmal bestätigt. Allerdings wird ja auf Basis dieser falschen Zahlen falsche Politik betrieben.
https://bit.ly/2x1Kpuf

Airwin
in italien wird halt nur getestet wer ins Krankenhaus kommt oder stirbt - so kommen solche zahlen zustande. insofern sind ländervergleiche grundsätzlich mumpitz. zur tagesschau sag ich besser nix :)

Auswurf
Benutzeravatar
Grasdaggl
tagesschau nennt die quelle- das genügt
Was sollen sie denn sonst für zahlen angeben?
Kannst ja mal Deine an die ard schicken frank.
In 15 min bleibt keine zeit um ne debatte über die verlässlichkeit unterschiedlicher quellen zum thema zu machen.
Die hauptnachricht ist doch, welche länder wie betroffen sind und wie sie damit umgehen
Darum geht es schließlich vorrangig

wer als zuseher meint, er hätte jetzt in 15 minuten alles relevante samt notwendiger hintergründe präsentiert bekommen,
sollte an sich selbst aber nicht an der sendung zweifeln
das ist doch keine Musik

AxelKruse_FG
Granadaseggl
„Das war eine biologische Bombe“

https://www.faz.net/aktuell/sport/fussb ... 96163.html

Aber BW greift jetzt auch ganz vorn an. Am Montag mehr als 1000, Dienstag 700, heute wieder 1000. Die Zahlen stammen aus der StZ, die sie wiederum vom Sozialministerium haben. Der RKI-Chart ist nicht mehr aktuell.

Für Hohenlohe haben sie jetzt Massenereignisse recherchiert, die die Verbreitung massiv begünstigt haben. Vielleicht werden sie in Stuttgart auch noch fündig. Das VfB-Spiel war am 9.3. Bis die Infizierten erkrankt sind, bis sich getestet haben, bis die Ergebnisse vorliegen, bis sie dem Gesundheitsamt gemeldet werden, bis sie beim Sozialministerium angekommen sind und ganz zum Schluß beim RKI... vergehen noch ein paar Tage.

Persönlich rechne ich daher in den nächsten Tagen für den Großraum Stuttgart nochmals mit einem massiven Anstieg und hoffe, daß die vor dann zwei Wochen begonnenen Gegenmaßnahmen endlich eine Wirkung zeigen.

Der WHO-Chef hat heute gesagt, daß die Reaktion auf den Virus ein bis zwei Monate zu spät kam...

Bundes-Jogi
Benutzeravatar
Grasdaggl
SPIEGEL Update auf Türkisch: Corona virüsü Almanya`da krize neden oldu, gündelik yaşamı kısıtladı ve ekonomiyi sarstı. SPIEGEL Update her gün en son haberleri Türkçe derleyecek. En yeni gelişmeler nedir?
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).


Balbriggan
Granadaseggl
Kann es auch sein das in den Ländern die andere Begrüßungsformen haben sich der Virus schneller verbreitet ? Italiener, Spanier und Franzosen deuten ja Küsschen links und rechts an. Das soll kein Vorwurf sein, ich finde das sehr sympathisch.
Wenn es Deutsche machen find ich es eher na ja.
Die küssen richtig auf die Backe. :shock:



Balbriggan
Granadaseggl
Southern Comfort hat geschrieben:Ein Honecker ging auch mal frontal drauf...

Stimmt ja, die Ostblockkönige haben es da schon richtig krachen lassen. :bleich:
Frühstück fällt heute aus :puke:

Cantona
https://www.bauerwilli.com/ratlos/

Ich habe in den letzten Tagen mit einigen Kollegen telefoniert, die Sonderkulturen anbauen, darunter auch Erdbeer- und Spargelbauern. Die sind derzeit,  24.3.2020 um 20 Uhr, einfach nur noch ratlos. Und auch etwas sauer. Warum?

Was bisher geschah

Auf eigene Initiative hin haben sich Bauern zusammengetan, um ihre Saisonarbeiter aus den letzten Jahren mit dem Flugzeug aus Rumänien nach Deutschland zu holen. Der Landweg ist nicht möglich, weil Ungarn niemanden durchlässt. Zuerst sollte ein Flug in Frankfurt landen. Der wurde abgesagt. Dann kam die Meldung, dass eine Maschine in Dortmund landen sollte. Auch dieser Flug wurde abgesagt. Schließlich sollten die Landwirte ihre Arbeitskräfte am Flughafen in Berlin abholen. Nun wurde dieser Flug auch abgesagt. Ein wirklicher Grund ist bisher noch nicht zu ermitteln. Es heißt, dass die Bundespolizei über das Innenministerium von Horst Seehofer kurzfristig entsprechende Anweisungen erhalten hat, niemanden ins Land zu lassen. Übrigens waren alle Flüge bezahlt. Auf den Kosten bleiben nun die Landwirte sitzen. Danke, Herr Seehofer.

Warum osteuropäische Saisonarbeiter?

Wer nicht aus der Landwirtschaft kommt, wird sich fragen, warum keine deutschen Saisonarbeiter auf den Felder arbeiten. Die Antwort ist einfach: die Arbeit ist körperlich anstrengend und es wird meist nur etwas mehr als der Mindestlohn bezahlt. Das ist für eine rumänische Arbeitskraft ein fürstlicher Lohn, so dass 10 Wochen in Deutschland ein sehr wichtiger Zuverdienst ist. Für dieses Geld ist in Deutschland niemand bereit zu arbeiten. Deshalb kommen jedes Jahr rund 300.000 Männer und Frauen nach Deutschland. Nach Schätzungen aus der Branche sind derzeit etwas 15%, d.h. rund 45.000 Menschen im Land, um vorbereitende Arbeiten durchzuführen. Spargel und Erdbeeren sind ja nur ein Teil des Sonderkulturen, es geht jetzt auch darum, Gemüse und Salat in die Erde zu bekommen oder im Wein- und Obstbau Pflegemaßnahmen durchzuführen. Diese Ergänzung nur für diejenigen, die sonst so klug in den Kommentaren schreiben „dass an ja auch mal auf Spargel und Erdbeeren verzichten kann“.

Wer soll die Arbeit machen?

Vor dieser Frage stehen nun diejenigen, die Sonderkulturen in ihren Betrieben haben oder allein vom Gemüse-, Obst- und Weinbau leben. Mit der Aktion #GrüneHände und anderen Portalen wird derzeit händeringend nach deutschen Kräften gesucht, die mithelfen können. Bei einem Nachbarn, der einen Spargelbetrieb hat, haben sich Leute aus der Gastronomie gemeldet. Einer wollte Trecker fahren, einer verpacken und einer verkaufen. Spargel stechen wollte erst mal keiner.

Zum Glück wurde kürzlich eine Regelung erlassen, dass Kurzarbeiter den Arbeitslohn bis zu einer bestimmten Grenze nicht angerechnet bekommen. Das war bisher ein Grund zu sagen„wenn ich doch Kurzarbeitergeld bekomme, warum soll ich dann arbeiten?“ Die deutsche Versorgungs-Mentalität…

Und dann sind da noch Aussagen wie „sollen die da oben doch erst mal die Asylanten aufs Feld schicken“. Dazu gebe ich keinen Kommentar ab. Es dürfte klar sein, aus welcher Ecke das kommt.

Was essen wir in zwei Monaten?

Es gibt eine ganz einfache Gesetzmäßigkeit: Was jetzt nicht gepflanzt und gepflegt wird, kann im Sommer und Herbst nicht geerntet werden. Und: die Situation ist im europäischen Ausland nicht anders als in Deutschland. Es kann sein, dass der Warenstrom aus Südspanien und erst recht aus Italien schon bald zum Erliegen kommt. Oder der Transport von Gewürzgurken die aus Indien kommen und die man bei LIDL kaufen kann.  Da wäre es doch gut, wenn wir hier eigenes Gemüse haben. Zur Not auch Steckrüben, dass hatten wir schon mal. Und wer im Mai Erdbeeren haben möchte, sollte sich nicht darauf verlassen, dass er die im Supermarkt bekommt. Weil die vorher jemand gepflückt haben muss.

Wer ist gefragt?

Zu allererst das Innenministerium und Horst Seehofer. Wenn er keine Möglichkeiten schafft, dass europäische Saisonarbeiter nach Deutschland kommen, ist die Lebensmittelversorgung ernsthaft gefährdet. Wenn tatsächlich 85% der Helfer fehlen, kann sich jeder ausrechnen, dass die Regale bald leer werden. Das darf nicht passieren. Dass Schüler und Studenten oder bestimmte Berufsgruppen zur Feldarbeit rekrutiert werden, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das wären tatsächlich kriegsähnliche Zustände. Bleibt also nur der Appell und Freiwilligkeit.

Worüber wir uns alle klar sein müssen

Wenn die Nahrungsmittelversorgung in Frage gestellt ist, werden Dinge passieren, die wir uns lieber nicht vorstellen wollen. Ich meine Plünderungen und Anarchie. Und ich übertreibe nicht. Wenn es ums nackte Überleben geht, fallen alle Schranken. Von daher sind alle in der Gesellschaft aufgerufen, sich an Lösungen aktiv zu beteiligen. Wenn ich Kommentare von NGO, diversen Parteienoder auch bestimmte Medienberichte lese, scheinen das noch nicht alle kapiert zu haben. Es geht jetzt darum, zu verbinden, nicht zu spalten. Und alle Themen rund um die Landwirtschaft, die bisher für wichtig gehalten wurden und die Schlagzeilen gefüllt haben, sollten jetzt mal eine paar Wochen oder Monate hintenanstehen. Danach können wir die gerne diskutieren.

 

Hier eine Auswahl von Arbeitsvermittlungs-Portalen, die man hier findet

https://erntenforfuture.de/

https://www.daslandhilft.de/

https://www.saisonarbeit-in-deutschland.de/

https://bauersuchthilfe.de/

 

 

Frank N Furter
Benutzeravatar
Himbeertoni
Cantona hat geschrieben:Wenn die Nahrungsmittelversorgung in Frage gestellt ist, werden Dinge passieren, die wir uns lieber nicht vorstellen wollen. Ich meine Plünderungen und Anarchie. Und ich übertreibe nicht. Wenn es ums nackte Überleben geht, fallen alle Schranken.
 


Die Deutschen wollen grade vor allem eines: Scheißen und sich danach wirklich ganz, ganz ordentlich den Hintern abwischen. Jung hatte recht: scheint eben auch in der Entwicklung des Kollektivs sowas wie ne anale Phase zu geben. Die Bauern sollen sich doch nicht so anstellen und gefälligst mal Klopapier anpflanzen.

Ach ja... und "Spargelstechen", also bitte, das merkt doch die PoststrukturalIstIn sofort worums dem alten weißen Bauern in Wirklichkeit geht.

Ganz generell wird Nahrung heutzutage völlig überschätzt. Man kann sich nachweislich wunderbar ausgewogen auch von korrekter Sprache ernähren. Die mundet bestens. Unsere völlig alternativlose RegierungTM kann sowieso nicht irren. Und sorry, daran ist eh die AfD schuld. "Wir" hätten ja die RumänInnen geholt, aber da müssen "wir" uns schon nach den Populisten richten.
https://bit.ly/2x1Kpuf


Tamasi
Benutzeravatar
Grasdaggl
Cantona:
Danke für diese Einblicke.

Thema „Die Deutschen und ihr Klopapier“:
NERVT langsam. Das wird / wurde auch in anderen Ländern gehamstert. England und Österreich weiß ich aus persönlicher Quelle, zu Australien und USA gab es entsprechende Infos und Bilder in den Medien.

Ganz was anderes:
Nachdem die Olympischen Spiele nun endlich abgesagt wurden, ändert sich auch etwas in Japan. Die Bürgermeisterin von Tokio hat für die nächsten drei Wochen den Ausnahmezustand verkündet. Was immer das konkret bedeuten mag.


Unter Westfalen
Benutzeravatar
Grasdaggl
Tifferette hat geschrieben:Wenn man Glück hat. Absolut ekelhaft


Warum ist das ekelhaft?

Ich würde da zumindest geschlechts- und altersspezifische Unterschiede machen.
Unsere Jüngste bekam bis vor 2 Wochen von mir bei jeder Begrüßung 10 Küsschen auf die eine und zehn auf die andere Wange. Und hatte, wie ich, immer einen Heidenspaß damit.

Cantona

Danke für den Bericht über die Situation der Bauern. Man denkt da wirklich nicht darüber nach.
Wie Ihr wisst, bin ich ja Kleingärtner. Die Tomaten sind ausgesät. Die ersten Salat- und Kohlpflanzen sind gekauft und zurzeit im Gewächshaus in Quarantäne. Sobald die Frosttage vorbei sind, werden sie ausgepflanzt.
Die Saatkartoffeln treiben schon vor. Das Beet muss noch gerichtet werden, dann werden sie gesteckt.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

de mappes
Benutzeravatar
Spamferkel
Auswurf hat geschrieben:tagesschau nennt die quelle- das genügt
Was sollen sie denn sonst für zahlen angeben?
Kannst ja mal Deine an die ard schicken frank.
In 15 min bleibt keine zeit um ne debatte über die verlässlichkeit unterschiedlicher quellen zum thema zu machen.
Die hauptnachricht ist doch, welche länder wie betroffen sind und wie sie damit umgehen
Darum geht es schließlich vorrangig

wer als zuseher meint, er hätte jetzt in 15 minuten alles relevante samt notwendiger hintergründe präsentiert bekommen,
sollte an sich selbst aber nicht an der sendung zweifeln


aber fränk hat da nicht unrecht:
Das versetzt furcht und panik (jeder zehnte? Ich zähle mal grad meine bekannten durch und verabschiede mich!) und deswegen sollte auch in 15 Minuten die Zeit da sein, diese Zahlen und/oder Quellen zu relativieren.
Don't criticize what you can't understand

de mappes
Benutzeravatar
Spamferkel
Cantona hat geschrieben:Interview des selben arztes am 06.02: https://m.bild.de/regional/muenchen/mue ... bile.html###wt_ref=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fwissen%2Fgesundheit%2F2020-03%2Fclemens-wendtner-coronavirus-covid-19-intensivstationen-beatmung-krankenhaus%2Fseite-2&wt_t=1585180987742 und am 25.02.: https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2 ... rankenhaus

Ein doch eher signifikanter Unterschied....
:bounce:


ich hoffe, dass er seine Fehleinschätzung auch erläutert
Don't criticize what you can't understand

Unter Westfalen
Benutzeravatar
Grasdaggl
Aus der SZ:

In der Schlange an der Supermarktkasse hört man sie jetzt ebenso wie am Telefon mit Freunden und auch in Foren von Scientologen, Reichsbürgern und Impfgegnern: die Meinung, es sei ja alles gar nicht so schlimm. Die Covid-19-Pandemie? Nicht schwerwiegender als die übliche Grippewelle, und wenn man nicht ständig Menschen mit dem leisesten Husten einem Test unterziehen würde, dann würde man gar nichts davon merken. Diese These wird verbreitet von Ärzten und Epidemiologen, zum Teil mit gewichtigen Titeln, ihre Texte und Videos werden im Netz hunderttausendfach geteilt. Besonders erfolgreich im deutschsprachigen Raum: Wolfgang Wodarg, gelernter Lungenarzt, Ex-SPD-Bundestagsabgeordneter und Transparency-Deutschland-Vorstand.

Die Botschaft ist ja auch zu schön, um wahr zu sein. Wer sie glaubt, kann beruhigt sein, er muss sich nur noch über die dummen Politiker aufregen, die den Menschen gerade unnötig das Leben schwer machen. Das Problem ist nur: Die Botschaft ist tatsächlich zu schön, um wahr zu sein. Nur leider muss man viel wissen, um die Fakten von den Mythen zu trennen. Zum Beispiel so viel wie der Virologe Georg Bornkamm, der bis zu seiner Emeritierung Professor am Helmholtz-Zentrum München war.

"Ich habe mich in den letzten Tagen intensiv mit Theorien wie denen von Wolfgang Wodarg auseinandergesetzt", sagt Bornkamm. "Es ist gar nicht so einfach, die Fehler in deren Gedankengebäude zu fassen und zu widerlegen, denn sie bauen ein konsistentes Bild auf, für das sie zum Teil richtige Fakten verwenden, zum Teil aber auch völlig falsche." Zum Beispiel: Coronaviren gab es schon immer, sie sind in jeder Grippesaison für einen Teil der Atemwegsinfektionen bis hin zur Lungenentzündung verantwortlich. So viel ist an Wodargs These richtig, sagt Bornkamm. "Aber das neue Coronavirus ist den bisherigen Viren keineswegs ähnlich." Auch wenn alle Coronaviren zu einer Virenfamilie gehören, können sie sich voneinander unterscheiden wie ein Hai von einem Stichling, die beide Fische sind. Das neue Sars-CoV-2 sei genetisch nur ein entfernter Verwandter der anderen Coronaviren, deshalb könne es beim Testen auch nicht mit den älteren Viren verwechselt werden. Covid-19 komme also zu den üblichen Atemwegserkrankungen hinzu. "Die These, die Pandemie gebe es nur, weil getestet werde, ist absolut nicht haltbar", so Bornkamm.
"Warten und auf ein Wunder hoffen ist keine Option"

Trotz solchen Gegenwinds fühlt sich Wolfgang Wodarg nur bestätigt statt widerlegt, seit er ein Video mit seinen Behauptungen vor einigen Tagen ins Netz gestellt hat. Am Telefon betont er erneut seine Schlussfolgerung, wonach man die Infektionen mit dem neuen Virus gar nicht zur Kenntnis nähme, wenn nicht gezielt danach gesucht würde; die Sterblichkeit sei selbst in Italien nicht höher als in anderen Wintern mit der normalen Grippe. "Wenn wir den Test nicht hätten, würden wir nichts merken."

Wodarg verweist auf einen bekannten Fachmann - John Ioannidis, einen streitlustigen Epidemiologen von der Stanford-Universität. Ioannidis hat in der vergangenen Woche in einem viel beachteten Artikel infrage gestellt, ob es wirklich nötig ist, Millionen Menschen Hausarrest aufzubrummen und die Wirtschaft in eine Baisse zu treiben. Sein Fazit: Man weiß viel zu wenig über das neue Virus, um so drakonische Maßnahmen zu ergreifen. Womöglich würde sich kein Mensch für dieses Virus interessieren, wenn man nicht gezielt danach suchen würde, meinte Ioannidis, womöglich erledige sich die Epidemie sogar von selbst.

Deshalb tue man mit seiner Bekämpfung vielleicht mehr Schlechtes als Gutes. Wenn sich das Virus eines Tages als gar nicht so todbringend erweise wie befürchtet, dann wäre ein Elefant aus Angst vor einer Katze von der Klippe gestürzt. Schließlich haben die gegen die Ausbreitung der Pandemie getroffenen Maßnahmen zweifelsohne auch ungesunde Folgen. Gewiss werden Angsterkrankungen und Depressionen zunehmen, Patienten mit anderen Krankheiten, deren Behandlung jetzt aus Angst vor Corona verschoben werden, werden kränker oder versterben womöglich.

Tatsache ist: Wie gefährlich Sars-CoV-2 ist, weiß momentan niemand. "Das Virus ist womöglich nicht so gefährlich, das mag stimmen", sagt auch Georg Bornkamm. "Die überwiegende Zahl der Infektionen verläuft milde, nur ein kleiner Teil der Betroffenen entwickelt sehr schwere Symptome." Das Problem entstehe vor allem dadurch, dass es bisher keine Immunität gegen das neue Virus gebe. So sei letztlich unklar, wie viele Menschen sterben müssen. Auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess etwa kamen in der Tat nur ein Prozent der - nicht eben jungen - Reisenden, die sich infizierten, zu Tode. In Deutschland liegt die Letalität derzeit bei geringen 0,4 Prozent der nachweislich Infizierten. Zwar läuft die Kurve der Todesfälle der Kurve der Infektionen um etwa 14 Tage hinterher - so lange dauert es im Mittel zwischen Infektion und Tod, sofern dieser eintritt. Doch gewiss gibt es eine hohe Dunkelziffer an Infizierten, die wegen eines milden Verlaufs niemals beim Test waren; dadurch erscheint die Tödlichkeit des Virus höher, als sie in Wirklichkeit ist. Und sicher wird nicht gut genug unterschieden, ob Menschen wegen des Coronavirus sterben oder nur mit ihm. "Man kann das Sterblichkeitsrisiko erst dann abschätzen, wenn man weiß, wie viel mehr Menschen als üblich am Ende gestorben sind", sagt Bornkamm.

Insofern haben Kritiker der Maßnahmen gegen Sars-CoV-2 wie Ioannidis, Wodarg oder der Mainzer Mikrobiologie-Emeritus Sucharit Bhakdi in einem Punkt zweifelsohne recht: Es ist noch nicht viel über das Virus bekannt. Aber das ist nun einmal so bei einer nie da gewesenen Krankheit. Und die Politik muss Entscheidungen treffen - heute, nicht nach Monaten intensiver, evidenzbasierter Forschung. Es stimme natürlich, dass die Daten nicht ausreichen, schreibt der Infektionsepidemiologe Marc Lipsitch von der Harvard School of Public Health in einer Entgegnung auf Ioannidis. Trotzdem seien zwei Dinge klar.
Aktuelles zum Coronavirus - zweimal täglich per Mail oder Push-Nachricht

Alle Meldungen zur aktuellen Lage in Deutschland und weltweit sowie die wichtigsten Nachrichten des Tages - zweimal täglich mit SZ Espresso. Unser Newsletter bringt Sie morgens und abends auf den neuesten Stand. Kostenlose Anmeldung: sz.de/espresso. In unserer Nachrichten-App (hier herunterladen) können Sie den Espresso oder Eilmeldungen auch als Push-Nachricht abonnieren.

Erstens: Die Zahl schwerer Fälle wächst beängstigend in jedem Land, in dem sich Covid-19 ungezügelt ausbreitet. Zweitens: Ohne Kontrollmaßnahmen wird sie entsetzliche Ausmaße annehmen. "In Italien sammeln sich die Särge von Covid-19-Opfern in den Kirchen", so Lipsitch. Und in Wuhan sei die Zahl kritischer Fälle so hoch gewesen, dass diese, auf die USA gerechnet, jedes Intensivbett füllen würden. Wer zu lange wartet, riskiere den Kollaps des Gesundheitssystems, und dessen Funktionieren sei essenziell, um die Sterblichkeit gering zu halten. "Warten und auf ein Wunder hoffen ist keine Option."

Wie Ioannidis heute denkt, eine Woche nach Erscheinen seines Artikels und den katastrophalen Entwicklungen in Italien, hat er der SZ bis Redaktionsschluss nicht verraten. Lipsitch kommt zu dem Schluss, dass er nach einem Telefonat mit dem gerne provokativ auftretenden Ioannidis "mehr mit ihm gemeinsam hat", als er nach dem ersten Lesen seines Textes dachte. Dem Ruf nach bestmöglicher Evidenz könne er sich zumindest anschließen.

Das sieht auch Ulrich Dirnagl so, der am Berlin Institute of Health eng mit Ioannidis zusammenarbeitet. Zwar hält er dessen These, dass sich ohne die Tests womöglich niemand für dieses Virus interessieren würde, mit Blick auf Italien für widerlegt. Umso wichtiger sei es nun, die Schaffung echter Evidenz voranzutreiben. "Nur dann kann die Politik sinnvoll entscheiden: Wann beenden wir die Maßnahmen, wie kommen wir da wieder raus?"

Hinweis der Redaktion: In einer vorigen Version war der Satz zur Letalität missverständlich formuliert. Deshalb wurde er geändert.


Was mich wundert:
Immer wieder liest man, dass auch junge Menschen extrem gefährdet sein können. In den USA ist ein Teenager verstorben, in China sollen es zwei gewesen sein. Also sieht es wohl doch so aus, dass jüngere Menschen sich nicht außerhalb der Quarantäneblase uneingeschränkt bewegen können.

Außerdem fehlt mir nach wie vor eine Differenzierung der Getesteten zwischen
infiziert ohne Symptome,
infiziert mit leichten Symptomen,
infiziert und krankenhausbedürftig und
infiziert und intensivüberwachungsbedürftig.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

de mappes
Benutzeravatar
Spamferkel
AxelKruse_FG hat geschrieben:
„Das war eine biologische Bombe“

https://www.faz.net/aktuell/sport/fussb ... 96163.html

Aber BW greift jetzt auch ganz vorn an. Am Montag mehr als 1000, Dienstag 700, heute wieder 1000. Die Zahlen stammen aus der StZ, die sie wiederum vom Sozialministerium haben. Der RKI-Chart ist nicht mehr aktuell.

Für Hohenlohe haben sie jetzt Massenereignisse recherchiert, die die Verbreitung massiv begünstigt haben. Vielleicht werden sie in Stuttgart auch noch fündig. Das VfB-Spiel war am 9.3. Bis die Infizierten erkrankt sind, bis sich getestet haben, bis die Ergebnisse vorliegen, bis sie dem Gesundheitsamt gemeldet werden, bis sie beim Sozialministerium angekommen sind und ganz zum Schluß beim RKI... vergehen noch ein paar Tage.

Persönlich rechne ich daher in den nächsten Tagen für den Großraum Stuttgart nochmals mit einem massiven Anstieg und hoffe, daß die vor dann zwei Wochen begonnenen Gegenmaßnahmen endlich eine Wirkung zeigen.

Der WHO-Chef hat heute gesagt, daß die Reaktion auf den Virus ein bis zwei Monate zu spät kam...


wie hätte man das den deutschen denn zwei Monate vorher verkaufen sollen?
die aussage sehe ich durchaus auch kritisch
Don't criticize what you can't understand

Tifferette
Benutzeravatar
Grasdaggl
Unter Westfalen hat geschrieben:
Tifferette hat geschrieben:Wenn man Glück hat. Absolut ekelhaft


Warum ist das ekelhaft?

Ich würde da zumindest geschlechts- und altersspezifische Unterschiede machen.
Unsere Jüngste bekam bis vor 2 Wochen von mir bei jeder Begrüßung 10 Küsschen auf die eine und zehn auf die andere Wange. Und hatte, wie ich, immer einen Heidenspaß damit.


Ich sollte mehr Ironiesmilies setzen...
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

Unter Westfalen
Benutzeravatar
Grasdaggl
Wenn er gesagt hätte, bei einer nächsten drohenden Pandemie muss man viel vorausschauender handeln, wäre er ehrlicher gewesen, denn er gehört ja auch zu den Reaktionsverspäteten. Oder hat er laut und deutlich seine Stimme erhoben?
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Unter Westfalen
Benutzeravatar
Grasdaggl
Tifferette hat geschrieben:
Unter Westfalen hat geschrieben:
Tifferette hat geschrieben:Wenn man Glück hat. Absolut ekelhaft


Warum ist das ekelhaft?

Ich würde da zumindest geschlechts- und altersspezifische Unterschiede machen.
Unsere Jüngste bekam bis vor 2 Wochen von mir bei jeder Begrüßung 10 Küsschen auf die eine und zehn auf die andere Wange. Und hatte, wie ich, immer einen Heidenspaß damit.


Ich sollte mehr Ironiesmilies setzen...


Stimmt.
Ich hatte mir schon Gedanken über Dich gemacht. ;)
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

de mappes
Benutzeravatar
Spamferkel
Zu allererst das Innenministerium und Horst Seehofer. Wenn er keine Möglichkeiten schafft, dass europäische Saisonarbeiter nach Deutschland kommen, ist die Lebensmittelversorgung ernsthaft gefährdet. Wenn tatsächlich 85% der Helfer fehlen, kann sich jeder ausrechnen, dass die Regale bald leer werden. Das darf nicht passieren. Dass Schüler und Studenten oder bestimmte Berufsgruppen zur Feldarbeit rekrutiert werden, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das wären tatsächlich kriegsähnliche Zustände. Bleibt also nur der Appell und Freiwilligkeit.


warum sollten das kriegsähnliche zustände sein?
Die Leute, die jetzt leider Zeit haben, sollten entsprechende Zuschläge auf das Gehalt bekommen und dann helfen (dürfen)
Schmackhaft machen mit Kohle
Don't criticize what you can't understand