@Leopoldina
Was der Postillion da schreibt, kann man zwar grundsätzlich als Kritik bezeichnen, basiert aber in der Summe auf einer Falschdarstellung des Sachverhalts.
Wir hatten in Deutschland mal über 2.000 Krankenhäuser (in der vollständigsten Liste, der sogenannten NUB-Datei). 2/3 der Gesamtkosten im Gesundheitssystem flossen ehemals in diese 2.000 Krankenhäuser. Das wurde auf Dauer als untragbar erachtet. Deshalb hat man in der letzten Dekade zwei Maßnahmen durchgeführt:
1. Alles was ging von stationär auf ambulant umgestellt, um Krankenhausbetten einzusparen.
2. Kleine Krankenhäuser zum Schließen "zu bringen" (nötigen, denn viele waren ja privatisiert. Die musste man schon gezielt in die Pleite treiben)
Aber die Leopoldina hatte nicht nur stumpf eine Schließung von Kliniken vorgeschlagen, sondern parallel und begleitend einen Aufbau der Polykliniken, die sich in der DDR als sehr sinnvoll bewährt hatten. Polykliniken sind einfach Zusammenschlüsse mehrerer Arztpraxen (also tatsächlich keine Kliniken, sondern eher medizinische "Hubs"). Diese Idee war und ist weiterhin gut, weil sie auch eine Antwort darauf beinhaltet, das Hausarztsterben im ländlichen Raum einzudämmen (erkläre ich jetzt nicht ausführlich).
Grundsätzlich ist es richtig kleine Kliniken zu schließen, das hatte ich neulich schon ausgeführt. Denn die kleinen Kliniken liefern meist wegen der viel zu geringen Fallzahlen einfach nicht die Behandlungsqualität die man braucht (noch sehr vornehm ausgedrückt).
Das Paper von der Leopoldina, welches der Postillion jetzt zitiert, war also qualitativ durchaus anspruchsvoller und hatte die richtigen Ansätze.
Wenn man im Hinblick auf Corona im organisatorischen Bereich etwas an unserem Gesundheitssystem kritisieren will, dann gibt es andere Punkte. Einer der offensichtlichste ist meiner Meinung nach, dass man die eigenen Epidemiepläne nicht umgesetzt hat. Das ist generell ärgerlich. Ständig werden Komissionen beauftragt Pläne für bestimmte Risikoszenarien auszuarbeiten; die Leute machen sich dann wirklich über Jahre einen Arsch voll Arbeit und am Ende setzt es die Politik nicht um, weil die Umsetzung doch ein paar Euro kosten würde, aber keine Wählerstimmen verspricht, solange jedenfalls, wie das Risiko nicht eintritt (und selbst dann bekäme man keine Wählerstimmen, sondern der denkfaule Wähler würde es als Selbstverständlichkeit betrachten...)
@Für Forums-User mit Kindern oder Enkeln die eine allergische Erkrankung haben, noch eine gute Nachricht:
https://idw-online.de/de/news744676@Haber
Interessanter Artikel!
@publicenemy
Deiner neulich übrigens auch! Sehr sogar.