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publicenemy
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Granadaseggl
Bin gerade quer durch Deutschland unterwegs und erfahre die Corona bedingten Vorschriften in der Gastronomie: in Hessen nur „to go“, zumindest war das so an der Raststätte, in Niedersachsen Maskenpflicht solange man nicht am Tisch sitzt. Außerdem werden die Kontaktdaten registriert. Bestellt wird über ein Formular, das am Tresen abgegeben wird (maskiert). Das Essen und die Getränke werden nicht serviert, sondern auf einem Beistelltisch in 2 m Entfernung abgestellt. In Brandenburg ist der Unterschied zu einem Normalbetrieb fast nicht spürbar; es gibt lediglich größere Abstände zwischen den Tischen.

Morgen ist Berlin dran und übermorgen Meck-Pomm.


Hasenrupfer
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Grasdaggl
publicenemy hat geschrieben:Bin gerade quer durch Deutschland unterwegs und erfahre die Corona bedingten Vorschriften in der Gastronomie: in Hessen nur „to go“, zumindest war das so an der Raststätte, in Niedersachsen Maskenpflicht solange man nicht am Tisch sitzt. Außerdem werden die Kontaktdaten registriert. Bestellt wird über ein Formular, das am Tresen abgegeben wird (maskiert). Das Essen und die Getränke werden nicht serviert, sondern auf einem Beistelltisch in 2 m Entfernung abgestellt. In Brandenburg ist der Unterschied zu einem Normalbetrieb fast nicht spürbar; es gibt lediglich größere Abstände zwischen den Tischen.

Morgen ist Berlin dran und übermorgen Meck-Pomm.


Mein Vadder hat mir letztes Wochenende voller Erstaunen gleich mehrmals erzählt, dass die Leut in NRW ja BuLi in bzw außerhalb von Kneipen geschaut haben.

In Sachsen sind Kinos offen, ein unhaltbarer Zustand über der bayerischen Grenze.

Ramelow erzählt jetzt was von wegen Abschaffung aller Beschränkungen, während die Profimannschaften in seinem Bundesland nicht mal trainieren dürfen...

Oh Deutschland, du föderales Coronawunderland.

Tifferette
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Grasdaggl
Hasenrupfer hat geschrieben:Ramelow erzählt jetzt was von wegen Abschaffung aller Beschränkungen, während die Profimannschaften in seinem Bundesland nicht mal trainieren dürfen...

Also genau genommen erzählt Ramelow was von der Aufhebung der Beschränkungen auf Landesebene und einer Verlagerung auf die Landkreise (bzw. Gesundheitsämter). Was auch nicht ganz von der Hand zu weisen ist, denn ganze Gebiete dort haben seit Wochen keinen einzigen gemeldeten Coronafall. In den anderen können die Beschränkungen weitergehen.

Hasenrupfer hat geschrieben:Oh Deutschland, du föderales Coronawunderland.

Ich finde das ehrlich gesagt gut. Es befördert auch die Diskussion über die richtigen Maßnahmen. Und bestimmte Gebiete in Bayern, BW und NRW brauchten halt auch andere Maßnahmen als zB MeckPomm oder SH.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Jetzt kommt die Zeit des Geschiedenseins.
Die einen mit Eigenverantwortung
von den anderen, die ihre Verantwortung an den Staat delegiert haben.
Ist durchaus vernünftig und kann funktionieren,
wenn man nicht in Leer in die Kneipe
und in Hanau zu den Baptisten geht.
:mrgreen:
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.



de mappes
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Spamferkel
Tamasi hat geschrieben:Wer den "Schwedischen Weg" gut findet und lieber die Interessen der jüngeren anstatt der älteren Menschen schützen würde, findet hier einige unterstützende Argumente. Interessant ist es allemal:

Daniel Kehlmann über die Corona-Krise:"Es gibt in Zeiten der Angst eine große Bereitschaft zum Gehorsam"

Daniel Kehlmann, der erfolgreichste deutschsprachige Schriftsteller der Gegenwart, vertraut der Wissenschaft. Im Interview mit dem "Süddeutsche Zeitung Magazin" erklärt er, warum ihn in der Corona-Krise dennoch vor allem die Einschränkungen von Freiheitsrechten besorgen. Interview von Patrick Bauer

SZ: Es sei durch Corona "Zeit zur Einkehr und Besinnung", sagt Ihre Schriftsteller-Figur Klaus-Werner Wenken-Henrichs. Ist das für den Schriftsteller Daniel Kehlmann auch so?

Daniel Kehlmann: Für mich persönlich ist das zum Teil wirklich so. Meine Frau, mein Sohn und ich, wir haben New York City Mitte März verlassen und ein kleines Haus in der Nähe des Meeres gemietet, in Montauk auf Long Island. Wir gehen viel am Strand spazieren. Und ich komme mehr zum Lesen und auch mehr zum Schreiben. Trotzdem finde ich es sehr problematisch, wenn man die aktuelle Situation verklärt und romantisiert. Es ist natürlich sinnvoll, sich in einer erzwungenen Einschränkung produktiv zu verhalten. Es ist auf jeden Fall schön, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Aber die Weltlage bedrückt mich insgesamt doch sehr. Wir befinden uns in einer der traurigsten Krisen der Menschheit. Nicht einer der schlimmsten, aber einer der traurigsten, denn das Heilmittel liegt darin, einander fernzubleiben.

Weil wir einander selbst die größte Gefahr sind?

Sinnvolle Schutzmaßnahmen wie die Masken oder diese Plexiglas-Trennwände, die überall angebracht werden, reduzieren den Menschen zugleich auf die tristeste Seite seiner Existenz. Aus einem Wesen des Geistes und der Freiheit, der Schönheit und Erotik wird ein Wesen, das Krankheiten in sich trägt und Viren spuckt. Das ist jetzt tatsächlich kaum zu vermeiden. Aber viel mehr beschäftigt mich: Wie kommen wir aus dieser Situation wieder hinaus? Zunächst führte an den diversen Ausgangs- und Kontaktverboten kein Weg vorbei, man musste mehr über das Virus wissen. Aber wie wird es weitergehen? Wenn wir auf Jahre beim Einkaufen Masken tragen, wäre das unangenehm, aber noch das geringste Problem angesichts der massiven Eingriffe in unsere Grundrechte, die wir derzeit erleben.

Vor zwei Jahren bezeichneten Sie Donald Trump als den "Super-GAU" unserer Zeit und sagten, dass Sie sich in New York ganz nah am Reaktor fühlten. Nun, in dieser Pandemie, wurde ihre neue Heimat wieder zu einem der schlimmsten Krisenherde der Welt.

Weil mein Roman "Tyll" in den USA erschien, bin ich im Februar und März noch sehr viel gereist, an die Westküste zum Beispiel. Im Februar bin ich noch nach England geflogen. Anfang März nach Frankreich. Es ist erstaunlich, dass ich nicht krank geworden bin. Ich frage mich, ob ich möglicherweise zu dieser berühmten Gruppe der Infizierten ohne symptomatische Verläufe gehöre. Aber natürlich wünscht sich jetzt jeder, zu dieser Gruppe zu gehören, das ist plötzlich der exklusivste Club der Welt. Diese Reisen, die ja noch nicht lange zurückliegen, erscheinen mir heute wie aus einer anderen Epoche. Und dann kamen die erschütternden Nachrichten aus Italien - und von den darauffolgenden Lockdowns. Als nächstes kam der noch radikalere Lockdown in Spanien. Dann Frankreich und Österreich. Das war auch für uns beängstigend, weil man weiß, dass die Amerikaner eine besondere Neigung zu Überreaktionen haben, wenn Gefahr besteht. Wir sind dann aus New York raus, weil wir Angst hatten, dass auch hier sehr radikale Beschränkungen erlassen werden. In Spanien zum Beispiel durften die Kinder sechs Wochen lang nicht aus ihren Wohnungen. Das muss man sich einmal vorstellen! Aber so weit kam es in den USA nicht.

Dafür empfiehlt der US-Präsident seinen Bürgern das Injizieren von Desinfektionsmitteln.

Die Welt nimmt vor allem Trump wahr und seine vollkommen irren Presse-Briefings zu Corona. Was aber in New York geschah, war, dass der Gouverneur Andrew Cuomo sich als ausnehmend rational und klar erwies. Trump schlug vor, die Stadt abzuriegeln, so wie Madrid oder Paris abgeriegelt wurden. Cuomo schloss das innerhalb von drei Stunden in einem CNN-Interview aus: Man könne Menschen nicht ihre Bewegungsfreiheit untersagen, das sei gegen die Verfassung! Es war schön, plötzlich jemanden von Rule of Law sprechen zu hören. Überall im Land übernahmen die Gouverneure das Ruder, und Maßnahmen in vielen US-Bundesstaaten unterscheiden sich im Endeffekt gar nicht so sehr von denen in Deutschland. In New York stieg die Kurve der Erkrankten sehr stark, aber sie ist inzwischen auch wieder gesunken. Die berühmte Reproduktionszahl, auf die wir nun alle blicken, ist auch in New York unter 1 gefallen, wie in Deutschland. Zwischenzeitlich war die Situation in den Krankenhäusern fürchterlich, aber insgesamt war die Lage in der Stadt nicht so dramatisch, wie es in Deutschland ankam.

Was meinen Sie?

Manche Bilder, die aus New York um die Welt gegangen sind, haben zu Missverständnissen geführt. Zum Beispiel dieses Zeltkrankenhaus im Central Park. Eine religiöse Organisation, die Feldlazarette in Afrika baut, hatte das der Stadt New York gleich zu Beginn angeboten, zur Absicherung. Dieses Zeltkrankenhaus war dann nie ausgelastet. Oder die Bilder der Särge, die angeblich in Kühlhallen gestapelt wurden, um sie in Massengräbern zu bestatten. Tatsächlich war es so, dass Begräbnisse mit versammelten Angehörigen der Kontaktsperren wegen nicht möglich waren. Deswegen wurden die Toten sozusagen zwischengelagert, bis man sie wieder angemessen zu Grabe tragen kann. Verstehen Sie mich nicht falsch: Auch das ist entsetzlich. Aber bei mir meldeten sich Menschen aus Deutschland, von denen ich seit zwanzig Jahren nicht gehört hatte, und fragten, ob wir es "vorher noch rausgeschafft" hätten. Ja vor was denn? Ich habe den Eindruck, viele waren von einer echten Angstlust getrieben und sahen diese apokalyptischen Hollywood-Bilder vor sich. New York ist ja im Kino oft untergegangen, durch Flutwellen, Monster, Erdbeben. Viele, die mir solche besorgten Mails schrieben, dachten tatsächlich, ich laufe wie Will Smith in "I Am Legend" mit einem Hund durch die Trümmer. Wir erleben in der Corona-Krise einen merkwürdigen Rekurs auf Bilder. Aber Bilder helfen nicht, die Lage aus der Ferne zu verstehen, weder in Bergamo noch in New York. Eine Intensivstation sieht immer beängstigend aus, und letztlich immer gleich. Allerdings spielten sich hier in den Krankenhäusern furchtbare Szenen ab. Außerhalb der Krankenhäuser aber wurde die Stadt sehr ruhig.

Sie fahren manchmal zurück aus Montauk?

Wir sind nur drei Stunden entfernt und müssen ab und zu zurück in die Stadt. Am Abend ist es verstörend leer. Und tagsüber ist es beinahe idyllisch - viele Familien gehen zusammen Fahrrad fahren, was sie bei normalem Verkehr nie tun würden - und anders als in Spanien dürfen sie das ja auch.

Haben Sie überlegt, nach Europa zu fliehen?

Ja, natürlich. Selbst auf dem Höhepunkt der Krise ging jeden Tag ein Flug von New York nach Frankfurt. Aber wir wären nicht vor der Virus-Apokalypse geflohen, sondern vor einem radikalen Lockdown. Ich bin zutiefst schockiert davon, was in Spanien passiert ist. Dass Kinder so lange nicht mal spazieren gehen durften! Auf welche Art bekämpft man denn dadurch das Virus? So eine Maßnahme wird langfristig viel mehr Schaden anrichten als die Krankheit selbst. Davor hatten wir hier Angst. Und zugleich haben wir mehr Zutrauen in das deutsche Gesundheitswesen als ins amerikanische. In dem Fall, dass wir selbst krank werden, wären wir in einer deutschen Klinik wohl besser aufgehoben. Wir haben eine Zeitlang jeden Tag hin und her überlegt. Aber dann haben wir in Montauk sehr ruhige Zustände vorgefunden. Zudem ist unser Sohn schulpflichtig. Er hat jeden Tag Online-Unterricht. Das wäre mit der Zeitverschiebung aus Deutschland kompliziert geworden. Außerdem wollten wir nicht unseren Freunden und der Schule den Eindruck vermitteln, dass wir uns im Moment der Krise sofort davonmachen. Also haben wir uns entschieden zu bleiben. Bisher hat sich diese Entscheidung nicht als falsch herausgestellt.

Und doch: Wenn Trumps Wahl der "Super-GAU" war, was ist dann der Ausbruch einer Pandemie unter dem Präsidenten Trump?

Trump schadet sich mit seinen Äußerungen gerade ungeheuerlich. Seine Zustimmungswerte fallen sogar bei seinen Kernwählern. Er liegt in allen Swing States in den Umfragen solide hinter Joe Biden. Es werden wirtschaftlich sehr schwere Zeiten auf Amerika zukommen, aber ich bin optimistisch, dass Trump im November verlieren wird, weil sich jetzt auch vielen seiner Anhänger vermittelt, was für ein katastrophaler Präsident er ist. Ich glaube, Trump wird bald Geschichte sein.

Wie läuft das Homeschooling für Ihren Sohn?

Ich finde sehr beeindruckend, wie die Lehrer das machen und wie die Schule sofort einen Online-Stundenplan aus dem Nichts gezimmert hat. Aber es ist keine adäquate Alternative. Mein Sohn vermisst seine Freunde, er vermisst die Lehrer. Es zeigt sich jetzt sehr genau, wie viel menschliche Interaktion man online verlagern kann, aber eben auch: Wie viel nicht ersetzbar ist. Dazu gehört meiner Meinung nach die Schule. Ich finde nicht mal schlimm, dass die Kinder weniger lernen. Schlimm finde ich zu sehen, wie mein Sohn unter den mangelnden Interaktionen leidet. Und wir sind noch privilegiert: Ich bin als Schriftsteller ohnehin immer in Home-Office, meine Frau nun auch, wir spielen viel mit ihm, können an die frische Luft, so lange wir wollen. Es ist ein Urlaubsgefühl, aber ein surreales.

Es klingt, als würden Sie vor allem die langfristigen Folgen für die Generation Ihres Sohnes bekümmern.

Ich glaube, im Versuch, unser aller Gesundheit zu schützen, riskieren wir auf lange Sicht die seelische Gesundheit vieler Kinder. Es wurde auch bei der Begründung vieler Ausgangsbeschränkungen die Angst vor der Triage geschürt: Wenn wir nicht Grundrechte radikal beschneiden, käme die Situation, dass man in Krankenhäusern entscheiden müsste, welches Leben wert ist, gerettet zu werden. Auch deshalb wurden Spielplätze gesperrt, Kindergärten geschlossen oder - siehe Spanien oder auch Italien und Frankreich - Kinder von draußen ferngehalten. Bei vielen Kinder, davon bin ich überzeugt, wird von diesem Gefühl des Ausgeliefertseins, des Eingesperrtseins etwas bleiben. Gesamtgesellschaftlich haben wir also bereits eine Art Triage durchgeführt: Wir haben entschieden, dass das Leben der Älteren und der Risikogruppen wichtiger ist als das seelische Wohlbefinden der Kinder und die wirtschaftliche Zukunft der jungen Erwachsenen. Es gibt gute Argumente dafür. Diese Entscheidung kann man so treffen. Aber man muss sich bewusst sein, dass man sie getroffen hat.

In "Die Vermessung der Welt" schrieben Sie über Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt, zuletzt in "Tyll" begleiteten Sie zu Zeiten der Pest den Universalgelehrten Athanasius Kircher. Als ein Freund der Wissenschaft und der Wissenschaftler muss Sie die neue öffentliche Figur des Virologen faszinieren.

Absolut. Ich bin Christian Drosten zutiefst dankbar für seinen täglichen Podcast, von dem meine Frau und ich keine Folge verpassen. Das ist ein fantastischer Dienst an der Allgemeinheit, nirgendwo sonst bekommt man dieser Tage so gute Erklärungen. Allein dadurch sind wir dem amerikanischen Informationsstand immer zwei bis drei Wochen voraus. Unabhängig davon: Wenn man sich auch nur ein wenig mit Wissenschaftstheorie beschäftigt hat, lernt man, dass Wissenschaft eine Methode ist und keine Institution. Wissenschaft beruht auf Unmengen von Versuch und Irrtum. Sie beruht vor allem auf Falsifikation, also darauf, dass Dinge sich als Irrtum herausstellen. Dass Wissenschaftler sich dauernd untereinander uneinig sind, ist genau die Stärke ihrer Methode. Das macht es aber so schwierig, wenn auf einmal Politiker sagen, ihre Entscheidungen seien alternativlos, weil sie auf Wissenschaft basierten. Denn diese Politiker haben sich zuvor selbst ausgesucht, auf welche Wissenschaftler sie hören möchten. Besonders aber halte ich es für falsch, wenn gesamtgesellschaftliche Entscheidungen an Wissenschaftsfunktionäre übertragen werden. Für mich sind nicht die Virologen, die zu ihrer Expertise befragt werden, das Schreckgespenst dieser Tage - sondern die Angestellten des Robert-Koch-Instituts. Das sind Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums, die mit düsteren Stimmen fast täglich der Bevölkerung mitteilen, dass alles ganz furchtbar ist und dass, wenn eine abstrakte Zahl einen bestimmten Wert überschreitet, Konsequenzen drohen. Nur: Diese abstrakte Zahl, aktuell die Reproduktionszahl, ist von ihnen selbst modelliert und nicht so unmittelbar aus der Natur ablesbar. Wenn diese Zahl steigt, heißt es, hätten sich die Leute zu undiszipliniert verhalten, dann müsse man Konsequenzen ziehen. Das ist beängstigend in einem Rechtsstaat. Diese grauen Hüter über die Zahlen sind Beamte, sie müssen die Folgen einer stillgelegten Gesellschaft nicht fürchten. Gleichzeitig erleben sie einen Machtzuwachs, von dem sie nie hätten träumen können. Natürlich haben sie einiges Interesse daran, den Status Quo zu erhalten, das liegt in der menschlichen Natur.

Sie plädieren für eine schnellere Lockerung der Beschränkungen?

Ich möchte das Virus nicht verharmlosen. Ich halte die schnellen und entschlossenen Schritte nach dem Corona-Ausbruch in Deutschland für richtig, man musste erst einmal mehr über die Bedrohung wissen. Deutschland hat ja auch mit Augenmaß reagiert und nie die aberwitzig drastischen Maßnahmen anderer Länder kopiert. Es war gut, dass es eine breite Solidarität und Einigkeit gab. Aber die aktuelle Diskussion über die schrittweise Öffnung und die Rücknahme der Maßnahmen ist meiner Ansicht nach notwendig. Es geht immerhin um die größten Grundrechtseinschränkungen seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Widerspruch ist wichtig. Ich muss oft an den 11. September 2001 denken. Das war ein furchtbarer Terroranschlag mit vielen Toten. Eine Katastrophe, auf die man reagieren musste. Und dennoch war die Reaktion letztlich fatal: der Patriot Act und Guantanamo, und dann der Krieg im Irak. Mit Unterstützung eines großen Teils der Bevölkerung kam es zu radikalen Einschränkungen der Grundrechte, von denen viele bis heute nicht zurückgenommen sind. Guantanamo steht noch. Obama wollte es schließen, aber er konnte nicht. Wann immer bei Grundrechtseingriffen Einigkeit herrscht, mache ich mir Sorgen. Damals war es die berechtigte Angst vor dem Terrorismus, die alles alternativlos erscheinen ließ. Ist es heute die berechtigte Angst vor einem Virus?

Sie fürchten, es gibt kein Zurück mehr?

Die Gesellschaft geht jedesmal nicht ganz so weit zurück, wie sie zuvor vorangegangen ist. Wenn ich auf Europa sehe, dann fällt mir auf, was für ein Umfragehoch es allen Politikern beschert hat, wenn sie sich als strenge Zuchtmeister ihres Volkes gegeben haben. Wir haben überall eine sehr bequeme Version von nationaler Mobilisierung erlebt: Man darf das Gefühl haben, sich als Volk gegen eine Gefahr zusammenzuschließen, und in Wahrheit muss man dafür nicht mehr tun als daheim bleiben und Netflix streamen. Markus Söder ist beliebter als je, weil kein anderer in Deutschland die Leute so streng geregelt und begrenzt hat. Desgleichen Sebastian Kurz in Österreich, der es ihm vorgemacht hat. Die SPD hat die Grünen wieder abgehängt. Was Angela Merkel betrifft, so wünschen sich plötzlich viele, dass sie doch noch einmal als Kanzlerin antritt. Es ist eine ganz simple Tatsache, dass keiner, der jetzt gerade regiert, wirklich motiviert ist, intensiv über einen klaren Ausstiegsplan nachzudenken. Die Menschen haben Angst, und wir sehen, dass zur Zeit die populistische Position jene ist, stets noch mehr Einschränkungen zu fordern und sich über weltfremde Denker zu echauffieren, die von Grundrechten philosophieren. Dazu kommt natürlich, dass für die Politiker jeder Schritt Richtung Normalität eine Gefahr wäre, weil man sie für steigende Infektionszahlen verantwortlich machen kann. Und das wäre ja alles nicht weiter schlimm, wenn wir im Herbst mit einem weithin verfügbaren Impfstoff rechnen könnten. Aber mich besorgt eben die Frage nach einer Perspektive: Wer weiß, wann es wirklich einen Impfstoff geben wird? Realistische Schätzungen gehen von 18 Monaten aus, es könnten aber auch einige Jahre werden. Andere Wissenschaftler sagen einem, dass es vielleicht nie einen Impfstoff geben wird. Es gibt offenbar keinerlei Garantie. Das heißt: Aller Wahrscheinlichkeit nach müssen wir als Gesellschaft einen Weg finden, mit dem vergrößerten Risiko zu leben.

Wie könnte der aussehen?

Ich weiß, dass es in Deutschland einen Reflex gibt, den schwedischen Weg als falsch zu betrachten. Aber warum eigentlich? Die Schweden haben ja nicht behauptet, sie würden das Virus besiegen, indem sie das öffentliche Leben und die Wirtschaft weitestgehend am Leben hielten, wodurch zwangsläufig die Sterberate höher lag als bei uns. Sondern sie waren die Ersten, die gesagt haben: Wir werden wohl sehr lange mit diesem Virus leben müssen und beginnen nun damit. Natürlich ist es in dieser Lage auch hilfreich, dass in Schweden so viele Menschen alleine leben. Aber wenn ich darüber nachdenke, wie die Zukunft aussehen kann, komme ich doch entweder auf das schwedische Modell - oder auf eine radikale Dystopie, eine brachliegende Gesellschaft, in der wir massenhafte Verarmung sehen und ständig sorgenvoll auf das nächste Briefing des Robert-Koch-Instituts warten, in dem man uns mitteilt, ob man irgendwelche "Lockerungen" womöglich wieder zurücknimmt. Ich behaupte nicht, dass unser Leben mit dieser Krankheit einfach weitergehen kann wie bisher. Aber es muss doch irgendwie weitergehen, und es gibt für mich keine akzeptable Variante, in der unsere Freiheitsrechte, für die ja schließlich auch viele Menschen gestorben sind, langfristig derart eingeschränkt werden. Und wir gewöhnen uns schnell an alles, auch an Freiheitsbeschränkung. Man sieht ja, wie Herr Laschet dafür verspottet wird, dass er sich, angeblich im Sinne der Wirtschaft, für Lockerungen eingesetzt hat. Es lohnt sich einfach im Augenblick für Politiker nicht, für größere Freiheit einzutreten.

Es ist eine merkwürdige Gemengelage entstanden: Online argumentieren viele Menschen gegen verfrühte Lockerungen der Maßnahmen, gleichzeitig posten dort Menschen alles voll, die das Virus für Fake News halten. Und auf der Straße demonstrieren in Berlin linke und rechte Verschwörungstheoretiker gemeinsam gegen vermeintliches Unrecht.

Wir befanden uns vor dieser Katastrophe schon in einer katastrophal kurzatmigen Debattenkultur, die in vieler Hinsicht durch das Internet befördert wurde. In der Diskussion um die Freiheitsbeschränkungen wird jetzt sehr deutlich, dass die maßvollen Stimmen oft im Geschrei untergehen - das Problem ist einfach sehr komplex. Die Fragen, die wir gerade besprechen, betreffen Disziplinen, in denen Verkürzung besonders gefährlich ist: Rechtsphilosophie, statistische Mathematik und Wissenschaftstheorie. Da lässt sich nun wirklich nichts auf kurze, knackige Zitate bringen. Früher dachte man, dass das Fernsehen die Debatten unterkomplex gemacht hat. Aber heute im Twitter-Zeitalter blickt man darauf zurück wie auf eine Zeitalter ausdifferenzierter Dialektik, als Menschen noch in Ledersofas stundenlang pfeifenrauchend miteinander debattiert haben. Man muss sich wohl besser von Twitter fernhalten.

Das scheint Ihnen nicht zu gelingen.

Weitgehend schon. Aber ich lese natürlich auf Twitter wiederum auch viel Hilfreiches, zum Beispiel wenn Statistik-Experten wie Nate Silver die Corona-Zahlen kommentieren und in Perspektive rücken. Aber dann sehe ich da auch wieder viele, die sich als eine Art moralisch überlegene Hilfspolizei gerieren und denunzierend Menschen fotografieren, die ganz harmlos im Park sitzen. Es gibt in Zeiten der Angst eine große Bereitschaft zum Gehorsam um jeden Preis. Die ist in Europa stärker als in den USA. Das Bild des starken Staates ist bei uns mehr verinnerlicht. Es ist kein Zufall, dass es zu Heinrich Manns "Untertan" kein amerikanisches Pendant gibt.

Sie sehen aus dem schönen Montauk, diesem Sehnsuchtsort, der schon Max Frisch literarisch beflügelt hat, recht schwarz...

Nochmal: Wir stehen einer ganz realen Gefahr gegenüber. Ich kenne mehrere Menschen, die das Coronavirus hatten. Alle sind Gottseidank wieder gesund geworden, aber es gab in meinem Freundeskreis auch sehr schwere Verläufe. Dieses Virus ist kein Spaß. Aber ich habe ein Doppelbild vor Augen. Ich sehe vieles, was mir Mut macht: Diese gesellschaftliche Solidarität mit Schwachen und besonders Bedrohten kann einen mit Stolz erfüllen. Man kann das als großen moralischen Fortschritt sehen. Aber dann springt das Bild um, und ich sehe eine dystopische Welt, die ohne weiteres so weiterbestehen könnte. Eine Welt, in der man alle größeren sozialen Zusammenkünfte untersagt, weil sie per se gefährlich sind, Theater, Konzerte, Demonstrationen. Und zwar auf unbeschränkte Zeit, immer in der Hoffnung auf einen Impfstoff, der dann wieder und wieder nicht eintrifft. Eine Welt, in der die Menschen getrennt zu Hause arbeiten und auf Amazon bestellen, und in der öffentliches Leben nur noch auf Bildschirmen stattfindet. Und natürlich auch eine Welt, in der wir auf Schritt und Tritt von Tracking Apps beobachtet werden, weil überall ein unsichtbares Virus lauert und wir alle Ansteckungsträger sind.

So eine Welt erscheint ihnen dauerhaft vorstellbar?

Wenn wir heute lesen, dass Shakespeare vor mehr als tausend Menschen Theater spielen ließ, ohne dass dort eine öffentliche Toilette bereitstand, erscheint uns das unvorstellbar. Die Leute verrichteten ihre Notdurft, wo sie standen, einfach so. Grauenhaft. Bloß: Wie könnten Historiker in einigen Jahren über die Dixie-Toiletten für die Zehntausenden bei Rock am Ring reden? Vielleicht auch mit Grauen. Oder die sechshundert Menschen, die bei einer Theatervorstellung zusammenkommen. Schrecklich! Wie leicht man sich da mit irgendwas anstecken kann! Und das ist ja sachlich nicht falsch. Vor sechs Wochen hätten wir uns nicht vorstellen können, sechs Wochen lang keine Freunde zu treffen. Aber wenn es sechs Wochen ganz gut ging, vielleicht geht es auch ein Jahr? Zwei? Vielleicht wird der Bildschirm schon bald der Standardmodus jeder Begegnung. Wie gesagt, man kann sich schnell gewöhnen. Der Mensch ist ein offenes System.

Was macht Ihnen Hoffnung?

In gewisser Weise hilft der Weg ins abstrakte Denken. Das ist das Gute an der Philosophie: Sie bringt uns bei, dass individuelle Rechte nie von individueller Willkür abhängen dürfen. Und deswegen ist es für mich keine burleske Kleinigkeit, dass die bayerische Polizei zwischenzeitlich twitterte, es sei nicht erlaubt, auf einer Parkbank ein Buch zu lesen. Das einzige, was mich vor Polizeiwillkür schützt, ist das Recht. Viele der aktuell verhängten Regeln sind vollkommen willkürlich, manche sogar widersinnig - man ruft die Leute zum Distanzhalten auf, aber ihre Zweitwohnungen auf dem Land dürfen sie nur aufsuchen, wenn diese nicht in Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein liegen - , deswegen werden ja auch inzwischen die Gerichte aktiv, um vieles wieder aufzuheben. Auf dieser Idee eines Rule of Law wurde Amerika gegründet, und diese Tradition ist hier einfach stärker als in Deutschland oder, wie wir gerade sehen, sogar in Frankreich, wo der Präsident von Krieg spricht und schriftliche Ausgangsgenehmigungen für einen Spaziergang benötigt werden.

Eine Konsequenz der amerikanischen Autoritätsskepsis sieht man auf diesem bekannten Foto aus Denver, auf dem sich eine Frau, die auf eine Anti-Lockdown-Demonstration will, hasserfüllt aus einem SUV lehnt und Krankenhauspersonal anbrüllt, das ihr den Weg versperrt.

Das ist selbstverständlich die hässliche Seite. Oder auch dieses Bild von demonstrierenden Trump-Anhängern, die sich wie Zombies gegen eine Scheibe pressen. Aber dass auch Verrückte für Versammlungsfreiheit demonstrieren, ändert nichts daran, dass Versammlungsfreiheit ein essentieller Bestandteil der Demokratie ist.

Wie viele Sorgen machen Sie sich um die Buchbranche?

Das kann ich im Moment schwer beurteilen. Am Anfang hatten einige die Hoffnung, die Leute würden jetzt zuhause sitzen und ganz viel lesen. Das ist so nicht passiert. Die Leute sitzen zuhause und streamen. Es ist ja auch nicht leicht, sich in diesen Zeiten zu konzentrieren. Die Buchumsätze fallen enorm. Ich mache mir vor allem Sorgen um die kleinen Buchhandlungen, so wie ich mir um die Restaurants Sorgen mache, um mittelständische Unternehmen. Und um die gesamte Kulturlandschaft. In Österreich hat die zuständige Staatssekretärin eine Pressekonferenz gegeben, bei der sie immer von Schauspielern und ihren "Trainern" sprach. Man wusste nicht genau, was sie meint. Wahrscheinlich Regisseure. Schrecklich, dass das Schicksal der Kultur nun in den Händen von Menschen liegt, denen Kultur nicht fremder sein könnte. Zu denen würde ich auch die Herren vom Robert-Koch-Instituts zählen.

Die schon wieder.

Es hilft ja nichts, auch die Zukunft der Verlagsbranche hängt von dieser abstrakten Reproduktionsnummer ab, die die Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts täglich irgendwie ermitteln. Sie entscheidet jetzt, ob Buchhandlungen weiterhin offen sein dürfen oder wieder schließen müssen. Und ob unser Verlagswesen überlebt, hängt davon ab, wie es den Buchhandlungen geht. Wir verkaufen einen Großteil der Bücher eben nicht über Amazon, den großen Gewinner der Krise.

Schauen Sie täglich auf den R-Wert des Robert-Koch-Instituts?

Anfangs habe ich das genau studiert, aber wie ein Kaninchen auf Kurven zu starren, hilft seelisch nicht gerade. Ich bin natürlich ein Laie, aber ich interessiere mich durchaus für Mathematik - und trotzdem ist es mir nicht gelungen, auch nur im Ansatz zu verstehen, wie diese R-Zahl zustande kommt. Es ist schon alptraumhaft, dass die Zukunft der Gesellschaft in vieler Hinsicht an der Entwicklung einer statistischen Größe liegt, von der praktisch kaum vermittelbar ist, wie sie überhaupt ermittelt wird.

Immerhin: Die Quarantäne scheint Ihnen als Schriftsteller gut zu tun.

Oh ja. Ich schreibe sehr viel. Ich arbeite mit Julian Schnabel, der hier in der Nähe wohnt, an einem Drehbuch. Dazu schreibe ich diese kleinen Corona-Szenen über die Krise, Privates, Satirisches. Das ist meine Bewältigungsstrategie. Und ich komme weiter mit der Arbeit an einem neuen Roman. Mir persönlich tut es gut, nicht mehr zu reisen, an einem Ort zu bleiben, lange Spaziergänge zu machen. Wenige Menschen zu sehen ist für einen Schriftsteller nie schlecht.

Die ebenfalls zuhause bleibende Familie stört nicht beim Schreiben?

Im Gegenteil. Man merkt in so einem Moment, ob man in einer funktionierenden Beziehung lebt. Uns macht es Freude, viel Zeit miteinander zu verbringen. Wenn noch unser Sohn ein bisschen mehr Gefallen am Online-Unterricht fände, wäre das Leben perfekt. Aber: Nur weil man gerade gut schreiben kann, ist es keine gute Welt. Man darf nicht sein privates Biedermeier-Glück glorifizieren. Und ganz ehrlich: Damit mein Sohn die Isolation aushält, haben wir ihm seinen lang gehegten Wunsch von einer Playstation erfüllt.

Für wie lange haben Sie das Haus in Montauk gemietet?

Bis Anfang Juni. Wenn dann das Schuljahr vorbei ist, wollten wir sowieso nach Deutschland. Dort müssen wir dann wohl erstmal zwei Wochen in Quarantäne. Das halte ich auch für sinnvoll. Nicht sinnvoll finde ich aber die anhaltende Schließung der europäischen Grenzen. Die Politik hat nie richtig erklärt: Was soll das bringen? Wenn nun die Helmholtz-Gesellschaft ein Modell vorlegt, das besagt: Noch fünf Wochen Lockdown, und wir hätten diese Krankheit in Deutschland besiegt - bedeutet das dann auch, dass wir bis zur Erfindung eines Impfstoffes, also für unbestimmte Zeit, die deutschen Grenzen geschlossen halten müssten? Es entstünde eine fürchterliche, abgeriegelte bayerische Idylle. Ich kann mir schon vorstellen, dass Herr Söder das nicht weiter schlimm fände. Er hat sich ja gerade geweigert, auch nur die Grenzen nach Österreich wieder zu öffnen, obwohl Deutschland höhere Infektionszahlen hat. Das hat natürlich ausschließlich mit seiner Sorge um die Gesundheit und gar nichts mit der bayerischen Tourismusindustrie zu tun! Nein, für mich ist das nicht akzeptabel.

Glauben Sie, dass Sie je wieder so frei reisen werden wie noch im März?

Ich glaube, das kommt wieder, falls wir einen Impfstoff bekommen. Man muss hier zwischen Rechten und zwischen dem Verhalten unterscheiden. Die Grenzen müssen wieder geöffnet werden! Das Recht auf Asyl darf auch nicht vergessen werden, die Grundrechte schließen auch die Flüchtlinge ein, die jetzt plötzlich in der Debatte gar nicht mehr vorkommen. Ganz unabhängig von alldem aber schadet es natürlich nicht, wenn wir alle etwas weniger reisen als bisher.

Diese Pandemie unterbrach Sie in einem ziemlichen Überflug: "Tyll" wurde in den USA sehr gut aufgenommen.

Ach, ich hatte mit dem Timing viel Glück. "Tyll" wurde hier noch überall rezensiert, bevor die Zeitungen nur noch über Corona schrieben, und ich konnte auch fast alle Veranstaltungen noch abhalten. Aber ein Aspekt an "Tyll", der in Deutschland damals natürlich weniger beachtet wurde, rückte hier in den Vordergrund: dass der Roman zu Zeiten der Pest spielt, während einer weltweiten Seuche. Das war nun auf einmal wieder aktuell.

Sie haben lange über die Jahre der Pest recherchiert. Wie oft müssen Sie bei der momentanen Pandemie daran denken?

Wenn man sich eingehend mit der Pest beschäftigt hat, weiß man, wie viel schlimmer frühere Krankheiten gewütet haben. Corona hat etwa 0,5 Prozent Sterblichkeitsrate, das ist viel, aber die Cholera hatte fünfzig Prozent, die Pest bis zu siebzig. An der sogenannten Hongkong-Grippe starben 1968 noch über eine Million Menschen - man muss sich vorstellen, wie die Welt heute aussähe, wenn man damals den Summer of Love abgesagt und alle unter Lockdown gesetzt hätte. Die Geschichte zeigt einem aber durchaus, wie radikal und wie schnell eine Seuche wirklich alles umwälzen kann. Doch selbst die Pest hat uns nicht ausradiert. Am Ende hat sie sogar die Renaissance gebracht. Ich bezweifle, dass Covid-19 etwas vergleichbar Befreiendes bewirken kann. Aber es hat etwas Beruhigendes zu wissen, dass Menschen auch in der Mitte der Pest-Epidemie irgendwie noch ihr normales Leben weitergeführt haben. Und dass wir Menschen letztlich eine sehr widerstandsfähige Gattung sind.


So hatte nun endlich Zeit, dieses Schriftstück in Gänze und am Stück zu lesen.

Danke @Tamasi, für das komplette Einstellen. Und wirklich (ernsthaft!)ne starke Aktion von dir, gerade diesen Text "abzulichten", wo er doch, wie ich zumindest vermute, in vielen Punkten nicht gerade mit deiner Einschätzung übereinstimmt
Don't criticize what you can't understand


de mappes
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Spamferkel
Auswurf hat geschrieben:baptisten... die können gar nicht ohne anfassen !
liebt euren banknachbar und lächelt ihn ohne unterlass an


:mrgreen:
Wie unser Johannes B.
Aber der ist ja bereits immun.

Und in Leer sind die Restaurants offenbar das Gegenteil...zumindest gibt es widersprüchliche aussagen dazu, ob und wie die Hygieneregeln "gelebt" wurden...
Don't criticize what you can't understand


Unter Westfalen
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Grasdaggl
ob,
ob eines nicht gewährten schlichten Smileys,
Tamasi enttäuscht ist
oder ob,
ob der nicht erfüllten und nicht vorhandenen Erwartung,
Tamasi
das schlicht scheißegal ist,
wird er uns vielleicht noch kundtun. ;) :prost:
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.


Unter Westfalen
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Grasdaggl
Auswurf hat geschrieben:baptisten... die können gar nicht ohne anfassen !
liebt euren banknachbar und lächelt ihn ohne unterlass an


Ärgere mich jedesmal,
wenn ich,
um meiner Frau und unserem Pfarrerfreund einen Gefallen zu tun,
kurz vor Beendigung jemanden anlächeln und ihm die Hand schütteln soll,
den ich für bigott und für einen höchst unangenehmen Zeitgenossen halte.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

de mappes
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Spamferkel
Tifferette hat geschrieben:Meine Güte, ist es wirklich notwendig, den kompletten Beitrag nochmals zu zitieren?


nee...war ein fehler
aber hat es dich sehr gestört?
Don't criticize what you can't understand

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Tifferette hat geschrieben:Meine Güte, ist es wirklich notwendig, den kompletten Beitrag nochmals zu zitieren?


Ist in diesem Fall,
juristisch gesehen,
könnte ich mir vorstellen,
vielleicht lässlich
und daher weniger strafbewehrt,
da nur kopiert
und einzelinhaltlich nicht bewertet.
:mrgreen:
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.




Hasenrupfer
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Grasdaggl
Tifferette hat geschrieben:
Hasenrupfer hat geschrieben:Oh Deutschland, du föderales Coronawunderland.

Ich finde das ehrlich gesagt gut. Es befördert auch die Diskussion über die richtigen Maßnahmen. Und bestimmte Gebiete in Bayern, BW und NRW brauchten halt auch andere Maßnahmen als zB MeckPomm oder SH.


Haja, ich wollte das auch nicht als Kritik verstanden wissen, eher als kuriose Momentaufnahme. Zumal wir Bayern (würg) ja schon lange sehnsuchtsvoll über die Ländergrenzen blicken...

#BänklesHocker



publicenemy
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Granadaseggl
Heute kommt der Erfahrungsbericht aus Berlin: die Stadt ist sehr angenehm, wenn so wenige Touristen unterwegs sind. Im Museum am Checkpoint Charlie waren gerade mal eine Handvoll Leute und deshalb wurde zurecht auf die Maskenpflicht verzichtet. Die Angestellten denken mit.

Der Restaurantbesuch beim Italiener in Karlshorst ähnelte dem gestrigen in Brandenburg stark. Keine Maskenpflicht, keine Registrierung der Kontaktdaten - man kennt sich in der Hauptstadt - und normaler Service. An der Toilettentür hing ein großes Plakat mit Tipps zum Händewaschen. Sehr hilfreich.


Tamasi
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Grasdaggl
Heißt das jetzt, dass ich mich aus meiner vor Wochen selbst von innen zugemauerten Wohnung trauen kann?

PE, hättest du Bescheid gesagt! Am Checkpoint Charlie hätte ich dir meinen Zahnarzt empfohlen. Der sitzt da, wenn er nicht gerade als Krokodil durch Schulen und Kitas tingelt. Kroko, Zähne putzen und so. Ich glaube, es muss „mit“ statt „als“ heißen. Er ist nicht Fritzle.

Die Praxis war aber auf Kurzarbeit und hat nur den Nachtnotdienst bestritten. Ich hatte Glück, dass er neulich zufällig da war, als mir ein Inlay rausgefallen ist. Das wurde dann auch wieder eingemauert.

So wie ich hernach.