Habe gerade mal ein wenig recherchiert und Folgendes gefunden:
- in England:
laut tm.de nur U18- und U23-Jugendliga
So haben sie zunächst massiv in die Trainerausbildung investiert. Außerdem legen sie mehr Wert auf die individuelle Schulung der Fußballer, weniger auf mannschaftstaktisches Verhalten.
https://www.tagesspiegel.de/sport/talen ... 35988.htmlAuf der einen Seite steht das Vermitteln einer Siegermentalität im Vordergrund. Auch die Junioren sollen darauf gepolt werden, Turniere zu gewinnen. Auf der anderen Seite und letztendlich noch höher einzustufen ist die individuelle Förderung. Englische Nationalteams sollen sich nicht in erster Linie über die Taktik, sondern über die individuellen Qualitäten der Spieler definieren. Um diese weiterzuentwickeln, werden auch Rückschläge in den Spielergebnissen akzeptiert.
Das Programm der England-DNA ist also eine Art Leitfaden, der die Richtung in der Nachwuchsarbeit vorgibt und sich in fünf Elemente unterteilt:
Who we are?
Jeder Spieler, Trainer oder Betreuer soll Werte wie Beständigkeit, Integrität, Stolz, Arbeits- und Entwicklungslust verkörpern.
How we play?
Die Spielweise als das Element, das die DNA am stärksten repräsentiert. Es gibt keine konkrete System-Vorgabe außer die der Flexibilität. Die Spielweise soll sich an den Fähigkeiten der Spieler und den Anforderungen des jeweiligen Spiels orientieren.
The future England player
Das Ziel ist es, künftige Nationalspieler für England auszubilden. Die FA hat dafür ein ‘four corner player development model’ entwickelt, das sich auf die Säulen Technik/Taktik, Physis, Mentalität und soziale Fähigkeiten beruft.
How we coach?
Die Trainingsphilosophie und das Coachingverhalten im Spiel basieren beide auf dem Plan-Do-Review-Konzept. Die Reflexion der Inhalte und des Geleisteten hat einen großen Stellenwert.
How we support?
Auch auf allen Gebieten außerhalb des Platzes werden eine absolute Professionalisierung und die bestmögliche Unterstützung der Spieler angestrebt.
https://www.dfb.de/trainer/bambini/arti ... eich-2841/in Frankreich:
laut tm.de keine nationalen Jugendligen
In Frankreich gibt es einen Überfluss an Fußballtalenten, von dem auch andere Nationen profitieren. Zufällig ist das nicht, die Entwicklung geht auf die Gründung des nationalen Leistungszentrums im Jahr 1988 zurück. Ohne die Anlage in Clairefontaine, 50 Kilometer von der Hauptstadt in einem Waldgebiet gelegen, hätte es wahrscheinlich keinen französischen Weltmeister 1998 gegeben und nicht die Europameister zwei Jahre später. Dort wurden schon länger Nachwuchsspieler ausgebildet, aber in den letzten Jahren wurden die Anstrengungen noch einmal erhöht.
[...] Hier verbringen jeweils 23 junge Spieler aus dem Großraum Paris zwei entscheidende Jahre. Bemerkenswert daran ist, wie jung sie sind, wenn sie einziehen: 13 Jahre. Das Konzept heißt „Pré-formation“, die Talente sollen eine Vorausbildung in dem Lebensalter bekommen, in dem sie motorisch am schnellsten lernen.
[...] „Wir bringen ihm bei, sich selbst kennenzulernen und die Signale aus dem Spiel zu erkennen. Und dann wiederholen und wiederholen wir. Damit ein Kind sich daran gewöhnt, ein Problem auf dem Feld ganz allein zu lösen.“
[...] Das „Institut National du Football“ ist das größte im Land, doch in ganz Frankreich gibt es insgesamt 15 solche Einrichtungen.
[...] Wichtiger noch als ehrgeizige Väter ist aber, dass es dort staatlich geförderte Sportvereine mit Trainern gibt, die dafür ausgebildet wurden. [...] Der französische Fußball hat also nicht nur eine ausgezeichnete Spitzenförderung von Talenten, sondern auch eine gute Ausbildung an der Basis geschaffen.
https://www.tagesspiegel.de/sport/junge ... 02320.html- in den Niederlanden:
laut tm.de Jugendligen ab U17
„Vorher waren die Jugendtrainer zu stark mit dem Gewinnen von Wettbewerben beschäftigt. Einige hatten Angst, nach Resultaten beurteilt zu werden. Dadurch wurde der Austausch von Spielern erschwert, also dass ein Spieler in seiner Mannschaft mal auf einer anderen Position spielt oder ein besonders guter Spieler mal in einer älteren Mannschaft geprüft wird. (…) Wir schauen, ob ein Spieler ein spezifisches Training nötig hat, auf dem Gebiet der Technik, der Motorik oder Kraft. Der Hauptaugenmerk liegt auf der technischen Entwicklung, aber wir betrachten natürlich auch alle anderen Aspekte.“
Zusammengefasst ging es also um eine stärkere Betrachtung und Beschäftigung mit dem einzelnen Spieler, um Technik vor Taktik, um weniger Erfolgs- und mehr Ausbildungsorientierung.
https://taz.de/Junge-Talente-in-den-Nie ... /!5579548/- in Spanien:
laut tm.de keine nationalen Jugendligen
Die beiden Ausbildungsansätze im Schwerpunkt des Passspiels unterscheiden sich deutlich voneinander. Der DFB gibt in seinen Leitlinien in der Nachwuchsausbildung einen großen Stundenumfang beim Ausbildungsschwerpunkt Passspiel an. Wo hingegen in Spanien auf das Passspiel so explizit gar kein Schwerpunkt liegt.
In der spanischen Ausbildung setzt man vor allem auf Spielformen. Alle Schwerpunkte werden nach Möglichkeiten in Spielformen trainiert. Die dafür typische Trainingsform in Spanien ist das Rondo. Bei dieser werden im Vergleich zur deutschen Passschleife gleichzeitig mehrere Aspekte die geschult. So wissen die Spieler während einer Passschleife immer aus welcher Richtung der Pass kommt und in welche Spielrichtung das Spiel fortgesetzt werden soll.
Es ist also weder Vororientierung, noch beispielsweise eine Umstellungsfähigkeit notwendig. Bei der spielerischen Form im Rondo ist weder Spielrichtung noch eine Passabfolge festgelegt. Dies hat den Vorteil, dass bei den Spielern mehrere Fähigkeiten gleichzeitig geschult werden. So liegt in den Spielformen der Schwerpunkt auf Spielfähigkeit, Vororientierung und Kommunikation. Alle drei Punkte stehen in direkter Verbindung mit einem sauberen Passspiel.
Neben Spielfähigkeit und Vororientierung, die offensichtlich in Spielformen wettkampfnaher und besser geschult werden als in statischen Passschleifen, steht auch die Kommunikation im Mittelpunkt.
[...] Es wird beispielsweise in einer der ersten Stufen festgelegt, dass ein Pass auf den starken Fuß eine andere Bedeutung als ein Pass auf den schwachen Fuß hat. Wobei hier auf eine polyvalente Ausbildung geachtet wird, sodass sowohl der vermeintlich schwächere Fuß als auch der starke Fuß zur Spielfortsetzung je nach Kommunikation verwendet werden.
So weiß der Passempfänger allein durch das bloße Anspiel, welche Anschlußaktion die beste Lösung ist, entweder eine Pralle oder das Aufdrehen und öffnen des Spiels mit einer Spielfortsetzung. Hierfür wird zur Kommunikation mittels des Balles die Passschärfe genutzt. So heißt ein Pass mit weniger Schärfe, dass man aufdrehen soll. Ein scharfer Pass bedeutet Pralle und extrem scharfer Pass, dass man den Ball durchlassen soll.
Im Laufe der Ausbildungsstufen werden dann die grundlegenden technischen Anforderungen immer mehr mit taktischen Aspekten vereint. So gibt es taktisch gesehen andere Lösungsansätze am linken als am rechten Flügel oder auch ein Pass mit Aussage hat beim defensiven Mittelfeldspieler eine andere Bedeutung als beim Stürmer.
Diese Art der Kommunikation bedeutet aber auch, dass sowohl Passempfänger als auch Passgeber eine ständige Vororientierung für Raum und Gegner haben müssen.
https://www.fussballtraining.de/allgeme ... ses/31069/Die Ausbildung in Spanien beschäftigt sich zu 70 Prozent mit der Ausbildung von Fußballern und zu 30 Prozent mit dem Bereich, wenn die Jungs dann Lizenzspieler sind oder im Profibereich ankommen, während das beim deutschen Fußballlehrer genau umgekehrt ist. Dort beschäftigt man sich zu zwei Dritteln mit dem Elf-gegen-elf, mit dem großen Profifußball und Themen wie beispielsweise der Mannschaftsführung oder sportpsychologischen Ansätzen, die in diesem Bereich natürlich viel mehr ins Gewicht fallen als bei der Ausbildung.
[...] In allen Akademien in Spanien steht in der Trainingsarbeit das Spiel selbst einfach im Vordergrund. Wir hier in Deutschland sind doch sehr fokussiert auf die Athletik zum einen, machen zum anderen aber auch sehr viele Passschleifen und Passfolgen von Hütchen zu Hütchen. Wenn es um den Technikerwerb geht, dann kann man das schon isolieren und von Hütchen zu Hütchen spielen, Pässe in die Bewegung, ohne Gegenspieler und so weiter. Aber sobald ich Spieler auf dem Niveau habe, wie ich sie in einem Nachwuchsleistungszentrum haben sollte, dann geht es für mich nur noch ums Anwenden. Dann geht es darum, Entscheidungen zu treffen, Laufwege zu treffen, Räume so zu bespielen, dass der Sprint in den Raum so erfolgt, dass Ball und Spieler zusammenkommen oder auch um Dinge wie Passtiming oder Passschärfe, die ich nur beurteilen kann, wenn die Jungs spielen. Es wird eben erst wirklich taktisch, wenn der Gegner auf dem Platz steht und das haben die Spanier in fast jeder Übung verinnerlicht.
https://www.realtotal.de/stars-von-morg ... vergleich/- in Belgien:
laut tm.de keine nationalen Jugendligen
Recherchen zeigen, dass die Wiege des Aufschwungs in Lüttich liegt, wo im Jahr 2004 die Académie Robert Louis-Dreyfus mit einer Top-Infrastruktur eröffnet wurde. Heutige Stars wie Axel Witsel, Nacer Chadli, Marouane Fellaini und Steven Defour wurden hier ausgebildet. Gent und Genk zogen nach, wie Brügge und Anderlecht. Auch die Politik steckte viele Fördergelder in die Jugendarbeit.
[...] "Der Verband hat eine eigene Vision entwickelt. Entscheidend dabei ist, dass den Jungen ihre Freiheit gelassen wird und die Trainer nicht auf Taktik und Kondition fixiert sind. Es geht sogar in Richtung Strassenfussball und einem Spielen ohne Tabelle."
https://www.aargauerzeitung.ch/sport/fu ... -133724345(und beinahe vergessen)
- in Italien:
laut tm.de nationale Jugendligen ab U17
... ansonsten muss ich aber passen, weil ich auf die Schnelle eben keinen aktuellen Artikel zur Fußballausbildung dort gefunden habe...
... ABER: wenn ich mich an die Details erinnere, die über die Arbeit von Mister Trappatoni beim VfB bekannt waren, dann gab es da schon taktische Arbeit wie Laufwege und natürlich Defensivtaktik...
Sieht also so aus, als ob man durchaus einiges aus den im Jugendfußball erfolgreicheren Modellen integrieren könnte:
- individuelle und maßgeschneiderte Förderung
- Ausbildung durch reales Fußballspielen (weniger Hütchen, mehr echte Spielsituationen)
- Ausbildung der Trainer an der Basis
- (und wohl tatsächlich) weniger nationale Wettbewerbsformen in jungen Jahren
Trotzdem muss man natürlich auch irgendwie die nationalen Eigenheiten berücksichtigen. So wird in Frankreich ja traditionell alles eher zentralistisch geregelt verglichen mit anderen Ländern.
Und ich bin auch ein wenig skeptisch, weil weder England noch Frankreich noch Spanien noch Holland in der Vergangenheit im Seniorenbereich mehr nationale Erfolge als Deutschland eingefahren haben.
Allerdings haben sie - vor allem Spanien - im europäischen Juniorenbereich regelmäßige Erfolge und - vor allem Frankreich und Holland, zuletzt auch England und Belgien - eben die individuell deutlich besseren Spieler ausgebildet, die dann in ganz Europa bei den Clubs begehrt sind.
Gehe also schon davon aus, dass die fußballtechnische Ausbildung der jungen Fußballer ein zentrales (und das vielleicht wichtigste) Element sein muss, wobei diese halt nicht nur die Technik am Fuß, sondern auch das Spielen mit dem Mitspieler oder gegen den Gegenspieler beinhalten muss
Also eigentlich vom Inhalt her nichts Neues, nur vom Weg her...
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.
- Charles Maurice de Talleyrand -