Die Niederländer meinten, selbst wenn sie die WM gewonnen hätten, hätten sie sich geweigert, von General Videla den Pokal in Empfang zu nehme. Gut, man wird es nie erfahren. Die Deutschen haben sich da ja auf und abseits des Spuielfelds blamiert, Stichwort Cordoba und Stichwort Oberst Rudel.
So spielten die Morde keine Rolle, als Weltmeister Deutschland im Auftaktspiel gegen Polen ein mageres 0:0 ablieferte und wenig später nach der "Schmach von Córdoba" mit einer peinlichen 2:3-Niederlage gegen Österreich ausschied. Auch moralisch zeigten die Deutschen eine dürftige Leistung: Kaum hatte das Team im zentralargentinischen Asochinga Quartier bezogen, empfing DFB-Präsident Hermann Neuberger dort den ins argentinische Exil geflohenen Weltkriegsveteran und Hitler-Verehrer Hans-Ulrich Rudel. "Warum soll ich ihn nicht begrüßen?", erwiderte Bundestrainer Helmut Schön auf kritische Journalistenfragen, "er hat im Krieg Hervorragendes geleistet."
Ähnlich desaströs stand es um das Unrechtsbewusstsein der deutschen Delegation bezüglich ihres Gastgeberlandes. "Belasten tut mich das nicht, dass dort gefoltert wird. Ich habe andere Probleme", sagte etwa Nationalspieler Manfred Kaltz, und sein Teamkapitän Berti Vogts schwärmte über das "Land, in dem Ordnung herrscht. Ich habe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen". DFB-Pressechef Wilfried Gerhardt schließlich erklärte: "Wir fühlen uns nicht dafür zuständig, als Sportverband politische Systeme zu begutachten."
Präsident Neuberger, der für die FIFA die WM organisierte, zeigte sich, angesprochen auf den Putsch der Militärs, erfreut, dass jetzt wenigstens etwas Ordnung und Organisation herrschen würden.
Luque hat später gesagt, angesichts des Schattens der Diktatur könne er auf diese WM nicht stolz sein: »Im Nachhinein betrachtet, hätten wir diese Weltmeisterschaft niemals austragen dürfen.«
Erst Evita, dann Maradona, jetzt Luque...
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).