Treffender Kommentar vom Kicker zum Handelfmeter für Hertha:
Herthas Strafstoß beruht auf sinnfreiem Formalismus
“Rein formal darf [der Schiri] sich damit auf der sicheren Seite fühlen - und liefert zugleich ein Paradebeispiel dafür, wie sich eine Vorgabe buchstabengetreu erfüllen lässt, während man zugleich gegen ihren eigentlichen Geist verstößt.”https://www.kicker.de/herthas-strafstos ... 92/artikelIch denke das ist der richtige Thread, obwohl die Sache genau so gut ins Thema VAR passt: der VAR sollte im Sinne der Gerechtigkeit eigentlich mehr Szenen überprüfen, auch alle gelben Karten und so weiter, und auch der Schiri müsste sich mehr am Fernseh angucken, aber um das alles reinzupacken, müsste man die Uhr anhalten – und wenn man die Uhr anhält, verändert man den Fußball zur Unkenntlichkeit, das wäre nicht mehr
Association Football, sondern was anderes.
Das wäre scheiße, also hat man gesagt man überprüft nur bestimmte Szenen, aber das klappt gar nicht gut und hat nun zur Folge, dass Spieler, Trainer, Journalisten und Fans ständig über dieses technokratische Kackproblem diskutieren, was null Spaß macht und so verwirrend ist, dass die Leute denken sie verstehen die Fußballregeln nicht mehr, obwohl die Fußballregeln eine andere Baustelle sind. Das war eine vorhersehbare Folge der Einführung des VAR, und ich sehe keine gute Lösung.
Das ist das eine, das andere sind die Hand-Entscheidungen, und da sieht man seit geraumer Zeit mit und ohne Fernseh schlechte Arbeit: liegt anscheinend zum Teil daran, dass die Schiris sich das oft in Zeitlupe und nicht in Echtgeschwindigkeit ansehen, es liegt anscheinend zum Teil daran, dass die Schiris die Gerissenheit und die kognitiven und motorischen Fähigkeiten der Spieler überschätzen, und es liegt anscheinend auch an zu strengen Vorgaben bei der Auslegung.
Und, was nur wenige auf dem Schirm haben, glaube ich: ein Teil des Problems ist, dass ein Elfmeter in vielen Fällen eine viel zu harte Strafe für das Vergehen ist. Das steht dann nochmal auf einem anderen Blatt. Übrigens, wenn man nun sagen würde “alle Handspiele sind strafbar”, würde man dieses Problem noch verschärfen und hätte einen Riesen-Shitshow am Hals. “Alles ist Hand” war noch nie eine gute Idee, und es ist auch nicht so als ob sich das in den letzten 120 Jahren noch nie einer überlegt hätte.
Der Graubereich, den es bei der Frage “Absicht oder nicht” immer geben wird, ist viel kleiner als er gemacht wird: wenn man den Rattenschwanz an anderen Problemen ausklammert, die damit zusammenhängen, bleibt nur ein bisschen Unschärfe übrig. Mit der kann man leben, sich darüber zu echauffieren und zu streiten kann sogar Spaß machen, auch wenn es immer wieder wichtige Spiele mit strittigen Entscheidungen geben wird. Aber die Entscheidungen müssen insgesamt besser und souveräner werden, das ist elementar.