Spielgerät hat geschrieben:Follow the money wird dann noch schwerer bzw. vielleicht nahezu unmöglich. Profitieren werden Organisationen aus der Porno-, Drogen- und Waffenszene. Meine Befürchtung. Ich hoffe, ich täusche mich.
Das ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten.
Entweder ein DLT-basiertes System (für Zahlung, Investment) ersetzt erstens ein bestehendes System. Dann ändert sich im Grunde wenig (außer idealerweise die Effizienz), alle Kunden und Teilnehmer nutzen das Systen durch Finanzintermediäre wie Banken, Broker etc. Da gilt flächendeckend KYC. Ob das am Ende supereffektiv ist, darüber kann man streiten, aber es ändert sich jedenfalls wenig. Darauf zielen die ganzen gesetzgeberischen Änderungen in D und EU (MiCAR, DLT-Pilot, Kryptoaktie) ab.
Der zweite Fall ist der, den Du wohl im Auge hast. Das sind die direkten Zahlungen, wie sie zB mit Bitcoin möglich sind. Da eine Blockchain erstens transparent, zweitens unveränderlich und drittens nicht anonym (sondern pseudonym) ist, kann man ganz im Gegenteil HERVORRAGEND nachvollziehen, wie Gelder bewegt werden. Man muss halt dahinterkommen, wer hinter einem Public Key steckt. Sobald das geschafft ist, herrscht völlig Transparenz. Daher sind Ermittlungsbehörden (edit: und übrigens auch manche Finanzämter, man glaubt es nicht...) inzwischen sehr angetan von der Technologie. Dazu gibt es inzwischen nämlich tolle Tools, die Zahlungsströme und Muster sehr schön herausfiltern können. Und viel ist auch ganz einfach forensisches Arbeiten. Das können die gut.
In Zahlen: Chainalysis (eine führende Analyseklitsche, mit denen arbeiten auch SEC und FBI zusammen) sagt, dass 0,24% aller Kryptotransaktionen "illicit" sind. Und der Anstieg der letzten Jahre ist hauptsächlich auf die Russlandsanktionen zurückzuführen. Keine Ahnung, ob das der Weisheit letzter Schluss ist, aber jedenfalls verwenden BaFin-Referenten diese Zahlen ebenfalls.
Ein schönes Beispiel für die verzerrte Berichterstattung ist der Hamas-Überfall. Da wurde gemeldet, dass die Hamas über Kryptowährungen über 40 Mio Dollar erhalten habe. Es folgte natürlich ganz große Aufregung und teils sauschlechte Interviews mit selbsternannten Spezialisten, die in der Szene aber irgendwie niemand kannte (zB das hier:
https://www.zeit.de/geld/2023-10/fabian ... waehrungen). Analysen mit etwas weniger Schaum vor dem Mund haben dann herausgearbeitet, dass das im Vergleich zu Zahlungen aus Katar über das Banksystem, oder über Hawala (die liegen im Milliardenbereich!) zu vernachlässigender Kleinkram ist. Und, wichtig, dass Hamas schon länger von Kryptowährungen Abstand genommen hat. Weil gerade die US-Behörden das längst auf dem Schirm hatten und nach und nach alle Spender und Zahler im Land hochgenommen haben. Weil die Zahlungen ja transparent waren.