Tamasi hat geschrieben:Ich habe nicht nur diese eine Veranstaltung gemeint, sondern das gesamte diesbezügliche Berlinale-Desaster.
Ich kapiere nicht worauf Du hinaus willst. Wenn Du es als Tatsache darstellst, dass auch Äußerungen gefallen sind, die nach aktueller Rechtslage strafbar sind, so habe ich lediglich darauf hingewiesen, dass dieser Punkt strittig ist und man wohl noch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten muss, falls diese etwas ergeben.
Alle anderen kolportierten Zitate stehen nicht unter dem Verdacht antisemitisch zu sein. Man kann sie für Unfug halten, für einseitige Perspektive, aber deren Äußerung ist erlaubt.
Bleibt noch der begründete Vorwurf der Einseitigkeit. "Phänotypisch" scheint dieser Vorwurf erst einmal angebracht. Man muss aber immerhin noch einräumen, dass wir "genotypisch" gar nicht wissen, ob und wie viele Beiträge sich mit einer israelischen Perspektive überhaupt beworben haben. Die zugespitzte Frage lautete also hier: wurden bewusst pro-israelische Beiträge herausselektiert. Falls ja, wäre das in der Tat ein Skandal. Falls nein, fällt die Kritik sehr weitgehend in sich zusammen. Wer kann das einschätzen? Sicherlich nicht wir hier in einem VfB-Forum.
Die Wurzel des Problems liegt aber noch etwas tiefer:
Dieser Ansatz aus den 60igern: "alles sei politisch, insbesondere auch das Private" die zur Idee der "politischen Kunst" geführt hat, ist hochproblematisch. Wer einen "politischen Film" macht, inszeniert immer tendenziös. Stellt mindestens 90 Minuten ohne Widerspruchsmöglichkeit seine eigene Meinung in den Vordergrund. Dramatisiert meist mit persönlichen, hochemotionalen Schicksalen. Echte politische Debatte braucht aber den Diskurs, die Möglichkeit des Widerspruchs und den Streit der Argumente. Möglichst basierend auf Fakten oder mindestens numerischen Wertungen und den expliziten Verzicht auf anekdotische Elemente. "Politische Kunst" funktioniert also nicht. Das ist das Grundproblem der Berlinale, sie will bis heute das Filmfestival sein, wo es um den politische Film geht und rückt von diesem naiven Konzept nicht ab. Und nun sehen wir mal ein unschönes Beispiel wie man damit vor die Wand fährt, wenn im Hintergrund ein aktueller Konflikt stattfindet, dessen Bewertung in verschiedenen Bereichen hochumstritten ist.
https://bit.ly/2x1Kpuf