Langhaariges Monster hat geschrieben:Und zum 'Vorteil verschaffen': Wenn der Passempfänger klar im Abseits ist, ist das natürlich Abseits. Bin ich ganz deiner Meinung.
Nein, Abseits ist, wenn der Passempfänger im Abseits ist. Klar oder knapp, Abseits ist Abseits. Und das muss man eben im Rahmen der Möglichkeiten feststellen. Abseits oder nicht, nicht ein bisschen Abseits oder viel Abseits.
Langhaariges Monster hat geschrieben:Aber ging es ursprünglich bei der ganzen Abseitsregelung nicht darum, dass ein Passempfänger sich nicht meterweit hinter die Abwehr schleicht und sich dadurch einen Vorteil verschafft? Das will man doch durch die Regel verhindern und nicht, ob ein Spieler mit einem riesen Zinken dadurch immer einen Zentimeter mehr abseitsgefährdet ist.
Klar, aber das eine geht halt nicht ohne das andere. Je genauer du hinschauen kannst, desto genauer musst du auch hinschauen. Es ist halt entweder Abseits oder nicht. Wenn man sagt “ist es ein klares Abseits oder nicht”, hat man letztendlich genau das selbe Problem – wo fängt denn ein “klares” Abseits an? Bei drei Zentimetern, bei 20? Situativ? Man kann sagen “wir können es trotz aller Technik nicht aufschlüsseln”, und dann müsste man meiner Meinung nach für den Angreifer entscheiden, aber offensichtlich will man sich diese Blöße nicht geben – obwohl man es ja nicht einmal zugeben müsste, man könnte einfach salomonisch “kein Abseits” entscheiden.
Es sei denn sie haben’s im Keller wirklich gesehen, weil sie dort was besseres haben: dann ist es halt Abseits, fertig. Auch wenn’s nur eine Nasenspitze ist.
Und dann steht nochmal folgendes in der Regel, das zur Verwirrung beitragen kann (stark verkürzt):
“A player in an offside position is only penalised on becoming involved in active play or gaining an advantage by playing the ball when it has rebounded or been deflected[…]” Übersetzt: dass der Passempfänger sich einen Vorteil verschafft, ist eh klipp und klar – die Passage in der Regel mit dem “Vorteil verschaffen” gilt für Spieler, die erst unmittelbar danach ins Spiel eingreifen.
Also klar, Abseits wäre für den Passempfänger per Definition ein Vorteil, vor allem wenn’s drei Meter sind, und ist deshalb im Geiste des Spiels ein Verstoß, logo, und dann gibt es aber noch den expliziten Wortlaut aus der Regel, auf den sich die Leute oft beziehen – der aber gar nicht für den Passempfänger gilt, und speziell auch nicht für knappe Abseitsstellungen des Passempfängers. Nochmal nochmal: Abseits ist Abseits, ist halt so. Entweder hat man die Regel oder man hat sie nicht, und wenn man sie hat, muss man halt bestmöglich bestimmen, ob’s abseits ist oder nicht. Fluch der Technik. Und nicht zuletzt gibt es bei langen Pässen auch Abseitsstellungen, die der Linienrichter garantiert nicht sehen kann, da muss er dann raten. Hat man untersucht und ausgemessen. Da ist die Technik halt ein Segen.
Wir können uns hier in den Armen liegen und einander zustimmen, was den Sinn und Geist des Spiels angeht, das hilft halt nicht, wenn man die Regel praktisch nur auf eine Art und Weise umsetzen kann: Abseits oder nicht, rot oder grün, 1 oder 0, off oder on, schwarz oder weiß.