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Granadaseggl
1.
Frühling ist, wenn ich wieder mal vor den Autowaschkabinen warte (eingebrannter Vogelkot), und alle
Plätze belegt sind.

Plötzlich kommt einer der Autowasch-Aufseher und weist mich energisch zu einem Waschplatz, der
nur für größere Fahrzeuge (Sprinter, kleine Lkw) vorgesehen ist.

Ich wollte aus Erfahrung gar nicht reinfahren, habs trotzdem gehorsam gemacht. Im Nachhinein bereut.
Die extralangen Waschstäbe waren für mich mehr als unhandlich und eine Herausforderung. Für
groß gewachsene Personen wohl kein Problem.
Ich dachte: Nie wieder!

Der freundliche Autofahrer, der kurz nach mir auf einen freien Waschplatz wartete, stieg aus und wusch mir mein Auto sehr sorgfältig. Er hatte wohl beobachtet, dass ich mit den Geräten nicht klarkam.
Besonders auf dem Dach waren noch mehrere eingebrannte schwarze
Vogelkotreste. Ich fand noch vom Vorgänger eine nasse 1-Euromünze am Boden, die ich in den
Waschautomaten mit einwarf.

Mein Fahrzeug war danach blitzsauber. Ich bedankte mich beim hilfsbereiten unbekannten Autowäscher,
der mich danach mehrmals fragte, ob wir nicht zusammen einen Kaffee trinken könnten. Er würde natürlich
zahlen, meinte er, als ich mehrmals dankend freundlich ablehnte. Wann? Wann? Aber wann?

Als ich die Fahrerinnentüre öffnete, sah er natürlich sofort, dass der Fußraum bei den Pedalen noch dringend
gesäubert bzw. gestaubsaugt werden müsste und er nahm erneut Anlauf und meinte:
"Sie müssen doch sicher noch zum Staubsaugerplatz, danach trinken wir dann zusammen einen Kaffee?"

Ich würde in den nächsten Tagen staubsaugen, es passte gerade nicht. Da war eh viel zu viel los.
Er meinte, er wäre öfters an der Waschanlage in nächster Zeit.

Unterwegs musste ich lächeln und mir fiel ein, ob sich nicht mal jemand spontan meldet und
mir beim Fensterputzen tatkräftig helfen könnte.

-

Frühling 2

Ich fahre am späten Freitagnachmittag beim Discounter vorbei und kaufe mehr, als ich eigentlich wollte.

Vor allem Tiefkühlware und Sachen für den Kühlschrank. Da mir die Einkäufe zu schwer sind,
muss ich wie so oft mehrmals die ca. 100 m (110 m?) vom Parkplatz zum Haus laufen. Als ich nach der
ersten Ladung zum Auto zurückkomme,
geht der Kofferraum nicht mehr auf. Es klackt bei der Fernbedienung, aber nichts bewegt sich
hinten. Die Kühlschrankeware ist noch drinnen. Meine Vermutung ist, dass ein gepolsterter Henkel oder Reißverschluss der großen Einkaufstasche im Schloss eingeklemmt ist.

Plan A: Ich werde zur Autowerkstatt fahren. Es wird knapp, bevor die zumachen.

Auf der Strecke in der Anwohnerstraße stoppe ich kurz.
Sehe einen mehr unbekannten Nachbarn, der gerade seine Einkaufssachen auspackt. Er lässt alles stehen und liegen und hilft mir tatkräftig.

Zuerst steigt er hinten ins Fahrzeug, hantiert zuerst an den Kopfstützen, dann versuchte er, die
innere Abdeckung vom Kofferraum durch die schmale Öffnung über die Rücksitze zu schieben, um
Sicht zum Kofferraumschloss zu bekommen.
Er stellte fest, dass ein Teil der Einkaufstasche im Schloss eingeklemmt ist.
Auch Gewalt half nichts, um die Tasche rauszuziehen. Die Tasche war mir dann egal, Hauptsache
der Kofferraum geht wieder auf.

Plan B wäre gewesen, dass ich noch kurz nach 17 h zur nahe gelegenen Autowerkstatt fahre, dass die
irgendwie den vollen Kofferraum öffnen und er geleert wird. Am nächsten Morgen sollte
ich um 4.20 h ein Kind zum Flughafen fahren mit Gepäck. Die Lebensmittel würden verderben.
Von innen kam man kaum ran an die Taschen, außer man zog an der eingeklemmten Tasche.

Irgendwann fand der hilfsbereite Retter (Schlossöffner) die Lösung. Wir freuten uns beide sehr darüber.
Die Lebensmittel konnten gekühlt werden und es gab Platz für das Reisegepäck. Fall gelöst.

-
Als ich von der netten Auto-Waschaktion nach Hause zum Parkplatz fuhr, sah mich der Kofferraumschloss-Helfer von weitem auf meinem Parkplatz und grüßte mich wie ein alter Bekannter.

"Wie geht es Ihnen? Ist alles sonst ok mit Ihrem Auto?" Netter Smalltalk. Keine Ahnung, wie er heißt.

Guck i rom guck i nom, lauter hilfsbereite, freundliche Männer im
Frühling
und auch etliche Damen waren diese Woche dabei!



https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/r ... entfernen/


https://www.morgenpost.de/ratgeber/auto/article205483033/Auto-Wie-reinige-ich-den-Pkw-von-klebrigen-Lindenblueten.html
I could write several novels about what I do not know.


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Granadaseggl
:nod:

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For love is crowned with the prime
In spring time, the only pretty ring time,
When birds do sing, hey ding a ding a ding:
Sweet lovers love the spring.

As You Like It, Act 5, Scene 4
- William Shakespeare



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So begins another spring,
Green leaves and of berries,
Chiff-chaff eggs are painted by
Mother bird eating cherries.


I could write several novels about what I do not know.




Local Zero
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Grasdaggl
...ich beim Ragout zubereiten das erste Fliegenklebeband des Jahres in die Küche hängen muss, weil das Anbrataroma die Brummer aus der Nachbarschaft anlockt und ich bei offenen Fenstern arbeiten muss, weil ich es immer noch nicht geschafft habe, die fucking Dunstabzugshaube auf Abluftbetrieb umzurüsten.

Apropos Ragout:

Fleisch aus der Rinderwade. Akkurat in Würfel geschnitten und von ALLEN Seiten in Gänsefett (stammt noch von den beiden Weihnachtsgänsen) ungesalzen - wichtig wegen osmotischer Druck und so - kross angebraten. Dann mit Rotwein abgelöscht, nach Tageslaune gewürzt. Heute Salz, Wacholderbeeren, Piment, Lorbeer, noch kein Pfeffer. Deckel auf den Bräter, mindestens zwei - eher drei - Stunden auf kleiner Flamme und so. Dann das wahre Triumvirat jeder Küche dazu: grob gewürfelte Möhren, Knollensellerie und Lauch in Scheiben, die Würfel sind bei mir bei diesem Gericht wirklich sehr groß, weil sie nicht nur Aroma geben sollen, sondern auch auf dem Teller zu sehen sein sollen. Nach zwei Stunden schaue ich, ob ein Pfund Butter dem Ganzen Not täte. Dann die Gewürzmurmeln rausklamüsern und final seasoning. Heute wird das (der Huf schmurgelt ja noch) sein: gehackter Thymian und geschroteter Piment d'Espelette (vom Gewürz Mayer aus der Markthalle in Stuggi, dem kann man vertrauen, was die Frische angeht). Erst direkt vorm Servieren drehe ich mit der Pfeffermühle drüber. Ebola, fertig.

Heute Baguette dazu, morgen Mezze maniche, das sind kurze Rigatoni.

Die beim Würfeln abgeschnippelten Reste der Wade hab ich in kleine Stücke geschnitten und servier sie den Katzen, die lieben das Zeug.
"Ein Wort, Herr! Sag mir nur ein einziges Wort in diesem Elend!" - "Ich sage dir sogar zwei: Guten Appetit!"
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"Es gibt keine Lösung. Weil es kein Problem gibt."