Weites Feld. Bruchstückhaft:
Es gibt den Boulevard, es gibt überregionale Zeitungen mit einem fetten Fußballteil, und und – mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Und dann gibt’s natürlich auch die BBC und Sky und BT Sport, die das halbe Bruttosozialprodukt des Landes für Fußball ausgeben.
Neulich ist mir aufgefallen, dass in den Medien ein Bericht auf Chelseas eigener Website zum Thema gemacht wurde, in dem das Spiel bei Man City nach Putinscher Art vollkommen verdreht dargestellt wurde. Weiß aber gar nicht, ob die das nicht schon immer gemacht haben, und ob sich da wirklich eine Kluft auftut. Chelsea ist in diesem Zusammenhang besonders interessant, weil Roman Abramovich – ganz typisch für solche Leute – unbedingt gemocht werden möchte.
Fußball ist Teil der Unterhaltungsindustrie und findet zu 99% in den Medien statt – die Zuschauer im Stadion sind ja ein verschwindend geringer Teil des Publikums. Wenn jetzt Gott (T. Henry) bei Sky sitzt und für 4 Mio Pfund pro Jahr erklärt, dass Olivier Giroud einfach nicht gut genug ist für einen Titel für Arsenal, ist das Teil des Zirkus oder ist es kritische Berichterstattung? Keine Ahnung – jedenfalls stehen darüber dann 200 Artikel im Internet, in denen gemutmaßt wird, ob er das nur gesagt hat, weil ihm Profillosigkeit vorgeworfen wurde.
Anderes Beispiel: über die Finanzierung dieses Fußballtheaters wird sehr viel und teilweise sehr gut berichtet, während es keine Sau interessiert, wo zum Beispiel das Geld für Hollywood-Filme herkommt. Sogar das FBI guckt sich ja inzwischen die FIFA an, und die Vorarbeit dafür wurde zu einem sehr großen Teil von Journalisten erledigt.
Journalisten aussperren hat Tradition in der Premier League und darunter, das tut den Vereinen aber normalerweise nicht gut – auch nicht vor den eigenen Fans: in Newcastle will Mike Ashley seit Jahren niemand mehr sehen, aus den verschiedensten Gründen. Gäbe es da Mitgliederversammlungen, wäre der mit 99% der Stimmen weg. Ashleys Versuch, in Newcastle Gefälligkeitsjournalismus anzukurbeln und damit irgendwas gewinnen zu wollen, ist ein Witz mit Anlauf.
Ist also summa summarum alles in Ordnung mit der Fußballberichterstattung in UK? Es ist eine riesige Mühle, die sich zum Teil selbst bewässert. Manchmal wird sogar kompetent über den Sport berichtet, zum Teil wesentlich besser als in Deutschland, aber mit noch viel mehr Drumrum. Dass die Vereine eigene Kanäle betreiben? Meh – ist doch sonnenklar, was man da zu sehen kriegt. Sorgen würde ich mir eher um die generelle Qualität des Journalismus machen – der ja auch schon immmer in einem Spannungsfeld mit Werbekunden funktionieren musste. Fußball ist davon halt auch betroffen.