Bin hier auch bei dark, nicht immer war "alles früher besser". Sicherlich mag eine entsprechende Polizeipräsenz etwas zur Beruhigung bzw. Auslagerung der Gewalt geführt haben (eine der ersten Dinge, die ich in Stadion gelernt habe war: stell dich nicht so lange und nahe an die alte Stadiongaststätte, selbst wenn Du einen Bekannten triffst, denn auf einmal kommen da 30 Spacken mit Turnschuhen und schlagen auf alles ein), aber früher war auch der Umgang mit der politischen Vergangenheit etwas anders. Wenn ich mir da meine alte Kutte anschaue, die ich als Jugendlicher im Stadion hatte, da hatten nicht wenige Aufnäher einen politisch zweifelhaften Hintergrund. Spontan fällt mir da ein Aufnäher ein mit dem Spruch "Unsere Ehre heißt Treue", dazu noch ein VfB Wappen mit einem netten Adler... und jetzt komm mir keiner mit Gemeinschaftskunde, was dieser Spruch bedeutet, weißt Du als 14 jähriger nicht, da schaut sowas cool aus, wie eben auch das Bauernwappen, das die Toilette runtergespült wird. Das alles hatte man auf einer alten BW Jacke, die Clips von alten Feuerzeugen an die Jacke geheftet, den Warsteinerkarton auf dem Kopf und fertig war der Jugendliche, der das nachgröhlt, was die Alten vorsingen. Damals hat man auch noch Judafürzle an Silvester angezündet oder einen Negerkuss, alternativ Mohrenkopf gegessen, da hat sich doch damals gar keiner Gedanken gemacht.
Und früher konnte es schnell passieren, dass auf dem Weg zum Stadion ein Fans mit einem falschen Schal eins aufs Maul bekommen hat, besonders die Freunde aus Bavaria. Heute stehen die sogar überall im Block, was meistens kein Problem ist, solange es keine Packung gibt und die Stimmung kippt. Früher ist die Stimmung schon gekippt, wenn man solch einen Bauernschal überhaupt nur gesehen hat.
Man muss halt auch beachten, dass sich Subkulturen, besonders in jungem Alter, von den Älteren abgrenzen wollen. Ich war nunmal die C64 Generation, meine Eltern davor die Nachkriegsgeneration, die den Ärger der Älteren mit Jeans und "Negermusik" auf sich gezogen hat, und so gehts immer weiter. Ich für meinen Teil kann nur noch den Kopf schütteln, wenn ich die LOL MUHAHA ich rofl mich weg-Generation von heute reden höre, aber das ist halt der Lauf der Dinge. So grenzen sich die Ultras als Subkultur durch Kleidung und Auftreten eben von dem Kuttenverhalten der Eltern hab, oder dem Sonnenscheinfan-Dasein eines 08/15 Fans mit Dauerkarte auf der HT. Während der Ultra sein Fandasein als eine Art Lebensaufgabe sieht, viel Zeit und Geld in Choreographie steckt, ist der Spießerfan in seinen Augen ein Schönwetter-Fan, der sich mit Sitzkissen in seine Bruddellounge zurückzieht, während der Ultra für Stimmung sorgt.
Ich kann das schon verstehen, auch ein etwas elitäres Gedankengut, dass man selbst noch für den reinen Fussball steht und keine Kosten und Mühen scheut, seinen Verein zu unterstützen, während die überwiegende Mehrheit eben das sind, was sie nicht sind, nämlich Wochenendfans, die mit dem Daimler am liebsten direkt vor dem Stadion parken wollen, 20 Minuten zu spät kommen, außer beim Torjubel nur bruddeln und 15 Minuten vor Abpfiff wieder gehen, um nicht in den Stau zu kommen.