Alexander Wehrle steht morgens vor dem Spiegel. Die Haare kurz bis mittellang, lockig, locker, wie das Gefieder eines Kanarienvogels. Nicht gelb, aber genauso fluffig und ungezwungen. Jeden Morgen kämmt er sie kurz durch, doch sie machen, was sie wollen. Draußen dröhnt Stuttgart. Irgendwo ein Auto, irgendwo ein Fußballfan. Wehrle zieht das Hemd glatt, schnappt sich die Tasche und ist raus. Kein Frühstück, kein Kaffee, nur Business.
Im Büro stapeln sich die Akten. Der VfB lebt von Zahlen, von Taktik, von Gesichtern, die nach außen lächeln und nach innen kalkulieren. Wehrle ist einer von denen, die rechnen können. Aber er ist nicht nur Manager, er ist auch Händler. Im Nebenberuf verkauft er Turnschuhe. Nicht die billigen, sondern die seltenen, die begehrten, die, die auf Instagram für Furore sorgen. Er hat Kontakte, er kennt die richtigen Leute. Manchmal sitzt er nachts am Handy und verhandelt mit Typen aus Berlin, aus Hamburg, aus New York. Sneaker sind sein zweites Leben, sein Paralleluniversum, sein Ausstieg aus dem Business, das ihn auffrisst.
Früher war er beim 1. FC Köln. Da war alles anders. Köln, das war Leben, das war Chaos, das war Liebe, zumindest für ein paar Jahre. Stuttgart ist kalt, ist Business, ist Routine. Wehrle vermisst Köln manchmal, aber er sagt es niemandem. Er ist kein Typ für Sentimentalität.
Am Nachmittag kommt Kritik. Immer kommt sie, von irgendwoher. Wehrle sitzt an seinem Schreibtisch, hört zu, sagt nichts. Er lächelt, aber das Lächeln ist so unauffällig wie seine Haare – locker, leicht, wie das Gefieder eines Kanarienvogels. Er weiß, dass er keine Antwort geben muss, dass das alles nur ein Spiel ist, ein Spiel, das er längst durchschaut hat.
Am Abend geht er nach Hause. Die Haare sind immer noch kurz, lockig, locker, wie das Gefieder eines Kanarienvogels. Der Tag ist vorbei. Er schließt die Tür ab, setzt sich auf die Couch, trinkt ein Bier. Er denkt an Turnschuhe, an Köln, an Stuttgart, an alles, was war und was noch kommt. Aber er bleibt unauffällig, bleibt unangreifbar, bleibt Alexander Wehrle. Kein Happy End, kein Drama, nur ein Tag im Leben eines Mannes, der alles im Griff hat – oder zumindest so tut.