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Tamasi
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Grasdaggl
Laut dem oben verlinkten Artikel ist das tatsächlich so, es wurde in entsprechenden Tests belegt. Umso unglaubwürdiger, dass weder der Physio, noch Sinner selbst auf so etwas achten. Wie gesagt, in der Italienischen Sportszene ist das Problem bekannt, ebenso die bewährte Standard-Erklärung, die im Regelfall zum Freispruch führt.

Je nach Sichtweise ersetze "Problem" durch "super Möglichkeit!".

Down Under
Lombaseggl
Der erste Test stammt vom 10. März beim Masters-Turnier in Indian Wells, wobei Clostebol in geringen Mengen festgestellt wurde, weniger als ein milliardstel Gramm. Eine weitere Probe wurde acht Tage später in einer Trainingsphase genommen und erbrachte dasselbe Ergebnis.


Da stellt sich mir die Frage: was soll das in so geringen Mengen überhaupt bewirken - falls es tatsächlich vorsätzlich genommen wurde?

Tamasi
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Grasdaggl
Kommt doch auf den Test-Moment an. Ich gehe mal davon aus, dass der Wert höher gewesen wäre, wenn Sinner direkt nach dem Auftragen der Creme... äh, nach der Behandlung durch seinen Physio mit der offenen Wunde am Finger getestet worden wäre.

Siehe auch oben, der schnelle Abbau des Wirkstoffs.

Übrigens ganz schön fies, dass die Schnittwunde des armen Physios partout nicht verheilen wollte. Obwohl er sie doch mindestens acht Tage lang so sorgsam mit diesem bewährten Heilmittel behandelt hat. Nicht, dass sich da was entzündet hat und noch immer wehtut!

Ach, in dieser Sache gibt es mal wieder nur Verlierer. :cry:

Frank N Furter
RedBlues hat geschrieben:Jetzt mal blöd gefragt
Mein Physio sprüht sich seinen Finger mit Clostebol Spray ein, klebt ein Pflaster drauf und knetet danach fröhlich an mir herum.

Wenn ich mir mit einem Skalpell in den Finger schneide, dann knete ich mit diesem Finger ganz sicher nicht die nächsten Stunden irgendwo herum, sondern halte den bei allen Tätigkeiten erstmal in der typisch abgespreizten Form weg, damit das überhaupt heilen kann. Und ich glaube, das macht wirklich jeder Mensch so, ist so ne Art natürliche Schutzreaktion

RedBlues hat geschrieben:Wie viel dieses Stoffes wird dabei denn realistisch auf mich übertragen, dass ich beim nächsten Dopingtest positiv darauf getestet werde?

Das hängt hauptsächlich von der Zeit ab. Ein Testosteron-Gel, wie es heute medizinisch meist verwendet wird, zieht binnen 4-5 Minuten in die Haut ein. Wenn der Masseur also nicht quasi noch mit offener Wunde sofort hauptsächlich mit seinem verletzten Finger begonnen hat zu massieren, überträgt sich da so gut wie gar nichts.

Das Irre ist doch hier, dass diese merkwürdige italienische Anti-Doping-Kommission diese schon zigfach widerlegte und sanktionierte Story nicht nur glaubt, sondern noch nicht mal zur Prüfung die übliche Schutzsperre verhängt. Laut Medienberichten war Sinner nur 2 Tage aus dem Spielbetrieb genommen. Man kann hier kaum umhin von einer konspirativen Doping-Geschichte auszugehen.

Frank N Furter
Down Under hat geschrieben:Da stellt sich mir die Frage: was soll das in so geringen Mengen überhaupt bewirken - falls es tatsächlich vorsätzlich genommen wurde?


Wenn Du morgends eine hohe Dose Testosteron auf die Haut aufträgst, ist das bis zum späten Nachmittag kaum noch im Blut festzustellen. Testosteron wird eben sehr schnell verstoffwechselt. Das heißt, Sinner wird durchaus wirksame Dosen genommen haben, als er aber nach dem Spiel in die Dopingkontrolle musste, waren nur noch kleinste Mengen festzustellen.

de mappes
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Spamferkel
Down Under hat geschrieben:
Frank N Furter hat geschrieben:
publicenemy hat geschrieben:Schon komisch, über welche Wege Dopingmittel den Körper erreichen. Und noch komischer ist, dass dem Glauben geschenkt wird.

https://www.spiegel.de/sport/tennis/ten ... -so-app-sh


Warum sollte ein Masseur eine Wunde an der Hand mit einem Testosteron-Derivat behandeln? Diese Erklärung ist ja total gaga. :mrgreen:

Clostebol ist ein anabol-androgenes Steroid, das auf der Verbotsliste der Welt-Antidopingagentur Wada steht. Es wurde in den vergangenen Jahren bei einer Reihe von Sportlern nachgewiesen, zwischen 2015 und 2022 registrierte die Wada weltweit 173 Fälle, viele in Italien. Dort ist die Salbe Trofodermin mit dem Inhaltsstoff Clostebol rezeptfrei zu kaufen. Trofodermin wird aufgetragen, um Schürfwunden und Verbrennungen zu behandeln.


Nun da hätte es wahrlich genug Alternativen gegeben, die nicht auf der Doping Liste stehen
Schon sehr seltsam mal wieder
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Local Zero
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Grasdaggl
Frank N Furter hat geschrieben:
Down Under hat geschrieben:Da stellt sich mir die Frage: was soll das in so geringen Mengen überhaupt bewirken - falls es tatsächlich vorsätzlich genommen wurde?


Wenn Du morgends eine hohe Dose Testosteron auf die Haut aufträgst, ist das bis zum späten Nachmittag kaum noch im Blut festzustellen. Testosteron wird eben sehr schnell verstoffwechselt. Das heißt, Sinner wird durchaus wirksame Dosen genommen haben, als er aber nach dem Spiel in die Dopingkontrolle musste, waren nur noch kleinste Mengen festzustellen.

Also quasi das Frühstücksbier als Salbe.
:prost:
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Local Zero
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Grasdaggl
Interessant ist, dass die ITIA die beiden Sperren, die sie nach positiven Dopingtests im März bis zum Einspruch durch Sinners Anwalt ausgesprochen hatte, nicht auf ihrer Sanktionsliste veröffentlichte:

https://www.itia.tennis/news/sanctions/

Zu diesem Zeitpunkt war Sinner m.W.n. noch als italienischer Fahnenträger für Olympia2024 eingeplant. Was natürlich keine bella figura macht, wenn der Junge die Standarte wegen so Chemiekram wieder abgeben muss. "Glücklicherweise" hat er sich dann ja eine Mandelentzündung eingefangen und konnte ohnehin nicht in Paris starten.

Aber letztlich ist das alles nur fruchtloses Gelaber. Denn der Sinner ist ja mit normalmenschlichen Maßstäben ohnehin nicht zu messen, denn:

"Wir Menschen der Berge sind anders"


https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/a ... 27d82.html
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Grasdaggl
Plan B hat geschrieben:Italien nimmt sich halt China als Vorbild.

China lässt seine, versehentlich "coronarpharmazeutisch" behandelten, Schwimmer trotzdem starten. Aber gut, da hat der PIS-Politiker an der WADA-Spitze ja alles an absurden Ausreden wissenschaftlichen Erklärungen geschluckt, was ihm die Chinesen so aufgetischt haben.
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Grasdaggl
Das bemerkenswerte ist ja, dass Italien vor Jahren noch ein wesentlich strengeres Anti-Doping-Regime hatte als viele andere Staaten, auch in Europa. Offenbar weicht man von diesem Kurs jetzt ab, denn

Spoiler
in 18 Monaten sind Winterspiele. In Italien.


8)
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Frank N Furter
Das ist aus meiner Sicht ein genereller Trend: die nationalen Anti-Dopingagenturen machen sich aus nationalistischen Gründen immer häufiger zum Komplizen dopender Landsmannschaft. Bei den olympischen Spielen in London und schon zuvor, wurde staatlich initiiert gedopt was das Zeug hält. Die Norweger dopen systematisch beim Wintersport. Von den Chinesen und Russen müssen wir gar nicht erst anfangen. Erstaunlich ist hingegen, dass ausgerechnet die USA-NADA mit, wenn nicht sogar die strengste Agentur auf der Welt ist. Das liegt wahrscheinlich auch am Führungspersonal. Mal sehen, ob sie das bis Los Angeles durchhalten können.

Local Zero
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Grasdaggl
WADA und USADA sind sind schon seit einiger Zeit erbitterte Feinde.

Edith: Die WADA (und besonders deren Verbündete in Autokratien) kotzen maximal ab über den "Rodchenkov-Act".
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Frank N Furter
Local Zero hat geschrieben:WADA und USADA sind sind schon seit einiger Zeit erbitterte Feinde.

Vielleicht ist das Problem, dass die WADA eine IOC-Gründung ist und das IOC das Thema Doping inzwischen als so große Gefahr für den olympischen Geist betrachtet, dass sie es begonnen haben lieber zu ignorieren? Also jedenfalls unter Thomas Bach konnte man ja zuletzt kaum zu einem anderen Eindruck gelangen.

Allerdings wird die Test-Praxis (vorallem die Meldepflicht) der WADA wiederum von vielen Sportverbänden als viel zu übergriffig gegenüber den Sportler abgelehnt, z.B. auch von der FIFA/UEFA/DFB. Also im Prinzip macht die WADA schon das richtige. Den einen geht es zu weit, den anderen nicht weit genug.

Ich muss ehrlich sagen, ich blick da inzwischen auch nicht mehr durch.

de mappes
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Spamferkel
Plan B hat geschrieben:Italien nimmt sich halt China als Vorbild.

Und in dem Zusammenhang fallen mir dann immer die ganzen asthmatischen Wintersportler aus Norwegen ein.


Und wenn man daran denkt kann man diese Wintersport Disziplinen eigentlich auch vergessen
Oder ne eigene Runde für Asthmatiker geben
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Frank N Furter
Nachfolgend nochmal ein sehr guter Artikel von Zeit-Online mit zusätzlichen Fakten. Dieser Fall ist für den Kampf gegen Doping nicht nur wichtig, sondern vermutlich sogar von entscheidender Bedeutung, zumindest was den Tennissport betrifft. Denn wenn Sinner hier ohne Strafe durchkommt, dann werden höchstwahrscheinlich mit Bezug auf den Fall Sinner auch zukünftige Dopingsünder damit durchkommen.

https://www.zeit.de/sport/2024-08/dopin ... ettansicht


Tamasi
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Grasdaggl
Frank N Furter hat geschrieben:Nachfolgend nochmal ein sehr guter Artikel von Zeit-Online mit zusätzlichen Fakten. Dieser Fall ist für den Kampf gegen Doping nicht nur wichtig, sondern vermutlich sogar von entscheidender Bedeutung, zumindest was den Tennissport betrifft. Denn wenn Sinner hier ohne Strafe durchkommt, dann werden höchstwahrscheinlich mit Bezug auf den Fall Sinner auch zukünftige Dopingsünder damit durchkommen.

Das Problem ist halt, dass damit auch schon einige Sportler durchgekommen sind.

Frank N Furter
Tamasi hat geschrieben:Das Problem ist halt, dass damit auch schon einige Sportler durchgekommen sind.

Das ist zwar richtig, Tamasi, aber da gibts schon ein paar wesentliche Unterschiede:
1. Bei den bisherigen Fällen gabs wenigstens eine ordungsgemäße Untersuchung und eine zwischenzeitliche, längere Sperre. Hier konnte ein Sportler einfach weitermachen wie gewohnt und seine Turniere spielen.
2. Sinner wurde zweimal innerhalb von 8 Tagen (05.03 und 13.03) positiv getestet, das sind nicht nur theoretisch zwei potentielle Vergehen, sondern auch praktisch, die auch getrennt voeinander untersucht werden müssten.
3. Sinner gelang es unmittelbat nach den positiven Tests die Nummer 1 der Welt und damit das Aushängeschild seines Sportes zu werden.

Wenn man das so laufen läßt, hat man einen besonderen Präzidenzfall geschaffen, den man nicht wieder aus der Welt bekommt. Es wird jetzt schon schwer werden Testosteron-Doping zu sanktionieren, weil man zu oft damit durchkam, dass es sich um eine Fremd-Kontamination über die Haut gehandelt haben soll. Diese Begründung hat nun quasi den Rang eines Freifahrtscheins.

rasenheizung
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Schoofseggl
Frank N Furter hat geschrieben:Das ist aus meiner Sicht ein genereller Trend: die nationalen Anti-Dopingagenturen machen sich aus nationalistischen Gründen immer häufiger zum Komplizen dopender Landsmannschaft. Bei den olympischen Spielen in London und schon zuvor, wurde staatlich initiiert gedopt was das Zeug hält. Die Norweger dopen systematisch beim Wintersport. Von den Chinesen und Russen müssen wir gar nicht erst anfangen. Erstaunlich ist hingegen, dass ausgerechnet die USA-NADA mit, wenn nicht sogar die strengste Agentur auf der Welt ist. Das liegt wahrscheinlich auch am Führungspersonal. Mal sehen, ob sie das bis Los Angeles durchhalten können.


Ah ok, und im Radsport machen sie es mittlerweile nur noch mit ausgefeilten Ernährungsplänen und mit genialer Weiterentwicklung des Materials ... wo ich wieder beim Thema wäre ... :shock:



Southern Comfort
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Grasdaggl
Aus dieser geht hervor, dass das Gericht die Erklärung von Pogba zur Einnahme des Dopingmittels akzeptiere. Der CAS teilte mit, dass die "Einnahme von DHEA, der Substanz, auf die er positiv getestet wurde, nicht vorsätzlich erfolgte, sondern das Ergebnis einer irrtümlichen Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels" war.


„Ach Hoppla… Das hab ich ja gar nicht gewusst.“ ist das neue „Hat mir jemand in die Zahnpasta gemischt.“ Bald kommt: „Mein Hund hat die Dopingliste gefressen.“
Bruno Labbadia ist wie ein Aschenbecher in einer Kneipe, die schon vor 20 Jahren hätte abgerissen werden sollen. Du weißt nicht, warum, aber er steht stetig in der Ecke, voller kalter Kippen und mit dem beharrlichen Geruch von verbrannter Vergangenheit.

Frank N Furter
Southern Comfort hat geschrieben:„Ach Hoppla… Das hab ich ja gar nicht gewusst.“ ist das neue „Hat mir jemand in die Zahnpasta gemischt.“ Bald kommt: „Mein Hund hat die Dopingliste gefressen.“


Naja, eine Sperre hat er ja schon bekommen, 18 Monate. Diese wurde aber durch das Urteil reduziert, welches ursprünglich 48 Monate Sperre vorsah.

Was auch unter einem journalistischen Gesichtspunkt "schade" ist, dass man leider nicht erfährt, welches DHEA-haltige Nahrungsergänzungsmittel Pogba eigentlich eingenommen hat (das könnte ja auch eine wichtige Information für andere Sportler sein). Es ist ja nicht so, dass ein Steroidhormon sich einfach mal so in ein Nahrungsergänzungsmittel verläuft. Meines Wissens wird DHEA ausschließlich synthetisch hergestellt.

Interessant ist hier die juristische Bewertung. Laut dem Tagesspiegel wurde im Beipackzettel des Nahrungsergänzungsmittels auf leistungsfördernde Substanzen hingewiesen. Zugunsten von Pogba wird unterstellt, dass er es von einem Arzt verschrieben bekam (Äh, ein Nahrungsergänzungsmittel von einem US-Arzt verschrieben?) . Zuungunsten Pogbas: dass er als des Lesens bemächtigter Mensch und Profisportler schon mal den Beipackzettel hätte lesen können.

Darf jeder gerne anders sehen, aber ich hätte unter diesen Umständen seine Strafe nicht reduziert.