Sunny hat geschrieben:Und in Zeiten von "Geiz ist geil" etc. verstehe ich nicht warum man Produkte einer Firma kauft bei der man weiss dass sie die Geräte mit 50-100% Gewinn verkauft (Nice ich hab mal von 100% beim iPhone gelesen).
Gewinn ist doch das, was nach Abzug der Kosten übrigbleibt. Das heißt wenn die einen Weg gefunden haben, keinen Cent für Herstellung und Vertrieb auszugeben, dann machen sie 100% Gewinn. So gut sind sie glaube ich nicht, entgegen aller Gerüchte. Die Marge wird in Prozent im Verhältnis zum Umsatz angegeben, nicht im Verhältnis zu den Kosten. Da hast du wahrscheinlich deine 100% Prozent her: die stellen für geschätzte 300 Dollar ein Telefon her und verkaufen es für 600 Dollar – das sind 300 Dollar Gewinn – eine Marge von traumwandlerischen 50%.
Das ist “Gross Profit Margin”: da sind Herstellungskosten (Material und Arbeit) mit eingerechnet, aber nicht das, was davor und danach passiert, also Entwicklungskosten, Managergehälter oder was weiß ich. Ein Finanzwesen möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege. Trampel?
Warum kauft man diese Produkte, obwohl man weiß, dass es dem Hersteller total gut geht, wenn man die kauft? Vielleicht weil sie gut sind. Dass Apple vom Verkaufspreis so viel auf die Bank tun kann, verwundert einen schon, versteh mich nicht falsch. Aber das ist halt deren Glück und deren Leistung: Samsung stellt Telefone zum gleichen Preis her, und für die bleiben am Ende buchstäblich nur ein paar Dollar übrig. Wenn Samsung Apple massiv unterbieten könnte, dann wären auch die iPhones ein bisschen billiger.
Genau so gut könnte man fragen, warum mein Kunde zu mir kommt, anstatt sich an irgendeine Code-Fabrik in Indien zu wenden, obwohl ich viel teurer bin: ich liefere halt das, was den Kunden glücklich macht, und nicht irgendwas, was nah dran ist. Wenn ich jetzt einen Weg finde, meine Lebenshaltungskosten auf indisches Niveau zu senken, dann ist das dem Kunden wurscht.
Am Ende kommt es eben nur darauf an, ob mir als Kunden diese 600 Dollar genug Nutzen bringen oder nicht. Dass Samsung nur 10 oder 20 Dollar pro Gerät mitnimmt, verschafft denen jedenfalls keinen moralischen Vorsprung, falls es dir darum geht: die lassen ihre Zulieferer genau so schuften, da kriegst du Brief und Siegel drauf. Man sollte sich mal grundsätzlich etwas lauter über die Ausbeutung von Arbeitern unterhalten, aber die Frage, warum jemand ein Produkt kauft, das dem Hersteller sehr hohe Gewinne beschert, finde ich ulkig.
Sunny hat geschrieben:einer Menge Leuten geschuldet ist, die wahnwitzige Preise für Produkte bezahlen, die es am Markt besser und billiger gibt.
Gibt’s die? Das kriegt man ständig um die Ohren gehauen – vielleicht wäre es mal an der Zeit, ein paar Beispiele zu liefern. Kundenzufriedenheit, Sicherheit, Lebensdauer? Dieses Argument wird spätestens dann ganz arg schwierig, wenn man die verschiedenen Bedürfnisse von verschiedenen Anwendern berücksichtigen will. Selbstverständlich gibt es billigere Geräte, und man zahlt auch einen gewissen Apple-Aufschlag, aber dieses “besser” ist ein ganz schönes Pfund, das du da raushaust.
Es geht hier ja nicht um Louis-Vuitton-Handtäschchen. Das wäre ein Punkt, an dem dieses Argument für mich schon sehr viel eher zieht. Das sind halt diese Luxusgeschichten, da geht’s natürlich in der Tat viel emotionaler zu. Der Unterschied ist, dass das geilste Telefon der Welt (Apple oder nicht) eben 800 Euro kostet, und nicht mehr: ich kriege für 1600 Euro nirgends ein besseres – höchstens das gleiche mit Gold drumrum oder was weiß ich.
Sunny hat geschrieben:Alles Geschreibsel von Nice bezüglich "geschlossenes System" ist richtig und nachvollziehbar, für mich aber schon immer ein Nachteil gewesen und das hat nichts mit Apple zu tun, das ist meine generelle Einstellung.
Da vermischelst du was.
Es gibt zum Beispiel Kritik am App Store (den für iOS, nicht für Mac), weil die Entwickler keine App auf dieses Telefon kriegen, die von Apple nicht durchgewunken wird. Da schreien die einen Zensur, die anderen weisen darauf hin, dass das vor allem ein Sicherheitsaspekt ist. Beide Seiten kann man verstehen, aber es ist unstrittig, dass man dem Hersteller bei dieser Vorgehensweise vertrauen muss: die könnten mega-rigoros vorgehen, wenn sie wollten. Das ist der “Walled Garden”, von dem immer die Rede ist. Das muss man als User im Auge behalten. Momentan sieht das für mich okay aus: auf deinem iPhone SE kannst du zum Beispiel Apple Maps und Google Maps nebeneinander installieren, wenn du willst.
Ich sehe die Abhängigkeit nicht, von der du redest. Abhängigkeit ist vielleicht vorhanden, weil mir kein Android-Gerät ins Haus kommt: Google ist stinkreich, aber du bezahlst denen weder Geld für ihr Betriebssystem, noch für die Hardware? Hmmm… da verstehe ich die Frage, warum die Leute ihr Geld lieber zum Apple neitragen, noch weniger: für Apple bin ich User und Kunde – für Google bin ich User und Teil des Produkts. Fühle mich als Kunde wesentlich wohler.
Das ist eine Sache der mangelnden Alternativen: es wäre gut, wenn noch ein bisschen mehr Konkurrenz da wäre. Aber ich könnte meine Arbeit theoretisch auch auf einem Windows-System erledigen, ich bin da nicht gefangen. Außer emotional, in einer Zelle des guten Geschmacks.
Sunny hat geschrieben:Nochmal, Respekt vor deren ehemaligem Ideenreichtum und deren Marketingmaschine aber es ist für
mich einfach nicht nachvollziehbar. Wem diese Abhängigkeit nichts ausmacht für den freut es mich,
wer damit glücklich ist ebenfalls, ich für mich kann es nicht verstehen.
Aber weder würde ich mir einen Laptop noch einen PC von Apple kaufen (dient meinen Zwecken nicht und zu teuer), noch ein iPhone (zu teuer) aber da bin ich auch der falsche Kandidat denn 800€ für ein Smarti
sind mir generell zuviel Geld egal welchen Herstellers.
Darauf läuft so eine Diskussion dann immer hinaus. Es sind etwa eine Milliarde Apple-Geräte in Umlauf, und nur dein iPod war eine vernunftbasierte Transaktion – alle anderen wurden von Trotteln gekauft, die dem Apfel-Logo huldigen.
Aber nix für ungut, ich streite mich eigentlich ganz gern drüber.