Ich denke, das Rennen ist noch völlig offen.
Erinnert euch mal bitte daran, dass Pogacar 2023 in der Dritten Woche regelrecht eingebrochen ist und auf der 17. Etappe nach Courchevel 5:45 min auf Vingegaard gefressen hat. Und dieses mal hat er noch den Giro in den Beinen und kann selbst mangels Erfahrung nicht wissen, wie sich das in der dritten Woche auswirkt. 
Dasselbe gilt für Vingegaard. Es ist völlig offen, ob er sich langsam stabilisiert, oder ob sich der Trainingsmangel bei ihm dann auch in der dritten Woche bemerkbar macht. 
Evenepoel ist eine Wundertüte. Dieser Mensch hat eine irrsinnige Energiebereitstsellung in seinem Körper. Der braucht nur eine einzige Chance wo er unter isoloierten Favoriten auf einem Stück Ebene wegfahren kann und dann holt den niemand mehr zurück. Bei der Vuelta ist Evenepoel in der Dritten Woche 130 km vor dem Ziel alleine rausgefahren, hat alles eingesammelt, niemand anderen führen lassen und im Ziel alle abgehängt. Dem ist sprichwörtlich Alles zuzutrauen. Man kann das wahlweise Mut oder Naivität nennen, aber Evenepoel riskiert in diesem Sport Solos, wie sie tatsächlich seit Eddy Merckx nie wieder ein Fahrer versucht hat. Kurz: der kann die Tour durchaus gewinnen, den Motor dafür hat er allemal. 
Roglic ist derjenige unter den Vieren, der aus eigener Kraft vermutlich wirklich nicht gewinnen kann. Er ist darauf angewiesen, dass jeder von den anderen drei einen schwachen Tag hat. Bisher hat er allerdings seinen Job glänzend gemacht und den Schaden respektabel in Grenzen gehalten. Da es überhaupt nicht unwahrscheinlich ist, dass jeder der anderen noch einen schlechten Tag hat, muss er eigentlich nur abwarten. Dasselbe gilt übrigens auch noch für Carlos Rodriguez von Ineos. Auch der kann diese spezielle Tour noch gewinnen.