“This is now part of art history in its shredded state and we’d estimate Banksy has added at a minimum 50% to its value, possibly as high as being worth £2m plus.”
Das Staatsthearter Stuttgart hat in allen drei Sparten neue Intendanten, so auch das Schauspilhaus. der neue Chef Burkhard C. Kosminski ist von klein auf übrigens VfB-Fan (seine beiden Vorgänger hielten es mit den Kickers). Gestern habe ich mir eine der neuen Inszenierungen angeschaut, ORESTIE nach Aischylos. Lohnt sich.
Und vorgestern hatte dann ROMEO UND JULIA Premiere. Das werde ich mir am 15.12. anschauen, übliches Vorweihnachtsprozedetre, zunächst auf den Weihnachtsmarkt, danach ins Theater.
So, „Romeo und Julia“ am Staatstheater Stuttgart, und lustigerweise gleich doppelt, in der Staatsoper wird vom Ballett die berühmte John-Cranko-Inszenierung, im benachbarten Schauspielhaus wird die aktuelle Inszenierung des Shakespeares-Stück gegeben. Einige interessante Details:
1. Romeo (Jannik Mühlenweg) und Tybalt (David Müller) sind schwul und ineinander verliebt, zu Beginn des Stücks stürzen sich die beiden in die Arme, küssen sich leidenschaftlich und reißen sich die Kleider vom Leib, bis Romeo das Ganze mit dem Satz „Ich liebe eine Frau!“ abbricht, seine Kleider zusammenrafft, von der Bühne stürzt und einen perplexen und nackten Tybalt zurücklässt. Interessanterweise spricht Tybalt hier den Text, welchen später auch Julia (Nina Siewert) bei ihrer ersten Begegnung mit Romeo sprechen wird. Dass es bei vielen Shakespeare-Stücke einen homosexuellen Subplot oder eine homoerotische Lesart gibt, ist ja bekannt, nur auf Romeo und Tybalt wäre ich da nicht gekommen (dann schon eher Mercutio). Kann man natürlich machen. Ob es Sinn macht, so als psychologisierende Erklärung für den Hass von Tybalt gegen Romeo? Schwer zu sagen. Ach ja, nicht nur Romeo und Tybalt ziehen blank, auch Julia entsteigt mal schaumbedeckt der Badewanne, praktischerweise ist die Badewanne zugleich auch der Sarg. Womit wir beim Thema Särge wären:
2. Nach diesem „Vorspiel“ beginnt das Stück bzw. endet schon wieder, denn Romeo und Julia sind schon tot und liegen in ihren Särgen. Pater Lorenzo (Thomas Meinhardt( erklärt kurz, was alles passiert ist, spricht über seine Rolle, Montague und Capulet reichen sich die Hand zur Versöhnung. Dann springen wir zurück, Rome und Julia entsteigen den Särgen, und wir springen in die Party-Szene im Hause Capulet. Romeo und Julia begegnen und verlieben sich. Die Särge werden im Verlauf des Stücks noch weiter zweckentfremdet.
3. Mercutio (Christoph Jöde) und Benvolio (Valentin Richter) sind ausgemacht infantile Nervensägen und Volltrottel, die nur brüllen und/oder brabbeln, der „Queen Mab“-Text zieht sich nervend hin.
Überhaupt Texte und wiederholen: das ist den ganzen Abend über ein immer wiederkehrender Moment. Zwar wurde der Text drastisch zusammengestrichen, dafür wird dieser dann aber mehrfach wiederholt, am auffälligsten Capulets (Klaus Rodewald) wütende Litanei über Julias Verweigerung, den Grafen Paris (ein ziemlich alberner Geck: Benjamin Pauquet) zu heiraten, mit samt den Drohungen, das bekommt man insgesamt viermal zu hören.
4. Eine elementare Umdeutung erfährt das Stück am Ende.
Shakespeare-Puristen werden aufschreien, Die Übersetzung ist auch keine der gängigen alten oder neuen, eher modern und nicht wirklich lyrisch oder poetisch. Aber für Shakespeare-Puristen gab es ja in der vergangenen Spielzeit ja den „König Lear“ in der Inszenierung von Claus Peymann, ungekürzt und ohne modernen Regie-Theater-Schnick-Schnack.
Hier der Trailer:
Zuletzt geändert von Bundes-Jogi am 18. Dezember 2018 21:11, insgesamt 3-mal geändert.
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).