- Local Zero
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- Grasdaggl
OM ist eine ursprünglich zweiköpfige Stoner-Doom-Band (Bass plus Gesang und Schlagzeug) aus San Francisco. Mittlerweile haben sie auch einen Gitarristen und hin und wieder Gastmusiker. Sie nutzen gern byzantinische oder tibetanischen Elemente in ihrer Musik und für das Cover-Design. Die Jungs sind dafür bekannt, gern mal bis zu sechs Stunden lange Konzerte zu spielen. Dafür treten sie allerdings auch nicht allzu oft auf. Vor zwei Jahren war endlich mal ein Konzert in München geplant, wegen Corona wurde das dann allerdings ersatzlos gestrichen.
Wer ein Freund des - wodurch auch immer befeuerten - kontrollierten (!) Rausches ist, für den könnte OM die ideale Fahrstuhlmusik für den Trip in höhere Stockwerke sein. Ich kann eigentlich alle ihre Alben empfehlen, wobei ihre Entwicklung von „variations on a theme“ über „Conference of the Birds“ (beides Drone) und „Pilgrimage“ (Psychedelic Stoner Doom, erinnern stellenweise an Pink Floyd) hin zu „Goog is good“ (Avantgarde-Metal, das Intro von „Thebes“ auf einer indischen Tanpura gespielt, für „Meditation Is the Practice of Death" gibt es ein Flöten-Solo, zu "Cremation Ghat" kann man manchmal fast tanzen und das Cello und die Tanpura bilden ein sich sehr gut ergänzendes west-östliches Klanggebilde) kleinteilig aber konsequent erfolgt. In ihren letzten Alben werden sie liedhafter und variabler, schaffen es aber trotzdem, ihre hypnotische Kraft beibehalten zu können.
Auf „Advaitic Songs“ landen sie dann endgültig beim „Oriental Doom“. Der erste Titel „Addis“ beginnt mit einem indischen Heil-Mantra, das im Stile eines gregorianischen Chorals gesungen wird, begleitet von einem Cello, einer Tabla und einem dunkel dröhnenden Bass. „Gethsemane“ ist ein wunderbares Purgatorium, dass man eigentlich nie wieder verlassen möchte, weil es einen so herrlich behaglich umhüllt („The Arahat rising and the healing ghost descends - Lamentations cease enter rarefied light prevails“), dazu gibt‘s ein richtig schönes fett rumpelndes (Ba-)Rock-Schlagzeug. „Sinai“ beginnt mit dem Talbiyah بيك اللهم لبيك .. لبيك لا شريك لك لبيك .. إن الحمد والنعمة لك والملك لا شريك لك , einem muslimischen Gebet, das von Pilgern gesungen wird. In Mekka singt man das permanent, auch wenn sie den Metal-Zusammenhang dort jetzt wohl eher ungern hören.
Diese Musik grummelt und scheppert und dröhnt und vibriert und schunkel-schaukelt und spitzlichtert so schön in gemächlichen Tempo dahin, dass man glatt das Ableben vergisst. Metaphysisches Headbangen in Zeitlupe, holy shit. Dazu eine Süßspeise nach Wahl.
"Ein Wort, Herr! Sag mir nur ein einziges Wort in diesem Elend!" - "Ich sage dir sogar zwei: Guten Appetit!"
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"Es gibt keine Lösung. Weil es kein Problem gibt."