also gut.
...neun JahrenEs ist Pfingstwochenende.
Lange vor Sonnenaufgang wütet in Berlin ein schlimmes Unwetter. Nachtzüge halten stundenlang auf der Strecke, um nicht nach Berlin zu fahren.
Wer mit dem Auto anreist, sieht an einer Autobahnbrücke ein riesiges Banner mit dem Schriftzug: "Stuttgarter, ihr könnt umkehren - wir sind der Club!"
Wer morgens in Berlin ankommt,sieht vom Unwetter nicht mehr viel - ausser dass an vielen Stellen, frei nach dem Motto "Der Ast fällt nicht weit vom Stamm" Baumäste den Weg behindern.
Überall in der Stadt sieht man Stuttgarter. Nürnberger? Sehr wenig, da gab es offenbar Fanzüge, die erst später ankamen. Gute Stimmung, Optimismus überall - auch bei den später ankommenden Nürnbergern, schließlich hatten sie in der Saison gegen den deutschen Meister VfB bis dahin ein Torverhältnis von 7:1.
Kurzzeitig waren aber auch keine Stuttgarter auf den Straßen zu sehen - ein Schauer mit golfballgroßen Hagelkörnern ging über Teile von Berlin nieder.
Abends im Olympiastadion - die Stimmung war, wie es sich für ein Pokalfinale gehört.
ole ole ole
ole ole ole ola
ole ole ole
wir sind immer für euch da
Damals Lied Nr. 1 der VfB-Fans. Bis dahin sang das ausser den VfB-Fans auch niemand ausserhalb Südamerika.
Der VfB ist allgemein beliebt in Deutschland, aber das könnte sich an dem Abend noch ändern.
Das Spiel geht los, der VfB geht durch Cacau in Führung, kassiert aber den Ausgleich.
Cacau verbringt die meiste Zeit des Spiels weinend ausserhalb des Spielfelds, nachdem er einen Zweikampf durch einen Faustschlag gewinnen wollte. Club-Torwart Schäfer, er hatte schon beim VfB unterschrieben, beschwerte sich darüber so lange beim Schiedsrichter, bis der nach Rücksprache mit dem Assistenten Rot zeigte.
Kurz darauf beendet Fernando Meira die Sportlerkarriere von Marek Mintal.
Nürnberg ging in Führung, zehn Stuttgarter drängten auf den Ausgleich, der durch einen Elfmeter von Pardo auch gelang. Das Spiel ging in die Verlängerung, Nürnberg wechselte bis dahin nur zwei mal. Den VfB-Fans gefiel nicht, als der Nürnberger Ersatztorwart sich warm lief - denn Daniel Klewer war ein echter Elfmeterkiller. Er hatte in dieser Pokalsaison 6 von 9 Elfmetern gehalten.
(für den Namen und diese Statistik musste ich jetzt nachschauen, geb ich zu)Trotz Timo Hildebrand - der VfB wäre im Elfmeterschießen nicht Favorit gewesen. Dazu kam es aber nicht mehr, da in der zweiten Halbzeit der Verlängerung Jan Kristiansen
(wenn ich schon am Nachschauen war aus etwa 30 Meter abzog und das 3:2 für Nürnberg machte.
Die Fans beider Lager feierten nach dem Spiel nicht nur dieses tolle Spiel. Die Nürnberger feierten den Pokalsieg, die Schwaben sangen "Deutscher Meister VfB" - und das so laut, dass bei der Siegerehrung sogar die Rede über frühere Erfolge des FCN kurz unterbrochen wurde.
Das erste Double der Vereinsgeschichte wurde verpasst und viele Sympathien verspielt, die brutalen Fouls merkte sich der neutrale Zuschauer.
Nachts in der Stadt - fast keine Nürnberger, überall Schwaben, die sich immernoch über eine überragende Saison freuten.