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Die Wege des Fußballs sind manchmal verworren und faszinierend, und diesmal könnte es so gewesen sein, dass die 17. Minute des Champions-League-Spiels zwischen Leipzig und Manchester City im vergangenen Oktober ihren Anteil am deutschen EM-Aus hat. In dieser Minute nämlich schoss Bernardo Silva dem Leipziger Verteidiger Castello Lukeba an den Arm, traf ihn klar. Der damalige Schiedsrichter, der Portugiese Artur Soares Dias, ließ weiterspielen, kein Elfmeter.
Es war diese Szene, die der Italiener Roberto Rosetti, der Schiedsrichterchef dieser EM, allen Nationalmannschaften vor dem Turnier zeigte, um zu illustrieren, was kein Handspiel ist. Der Arm von Lukeba sei nah am Körper, in einer natürlichen Position, der Spieler versuche, den Kontakt zu vermeiden, die Distanz zum Schützen sei kurz. Dies sei niemals ein Elfmeter, sagte Rosetti, als er die gleiche Präsentation vor Journalisten hielt. Das „niemals“ betonte er überdeutlich.
Deutsches EM-Aus
:Julsi ist jetzt Staatsmann
Zum Abschluss zeigt sich Julian Nagelsmann überwältigt von allem und appelliert an die Gemeinschaft im Land. Die Wucht seines Amtes hat der Bundestrainer endgültig begriffen – und doch beim 1:2 gegen Spanien noch mal einen Fehler wie ein Vereinstrainer gemacht.
Von Christof Kneer
Und damit zu Marc Cucurella, der in der Verlängerung des EM-Viertelfinales zwischen Spanien und Deutschland einen Schuss von Jamal Musiala mit seiner linken Hand blockte. Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor pfiff nicht, beriet sich kurz per Funk mit dem Videoassistenten – und ließ weiterspielen. Taylor hat sich bis jetzt nicht geäußert, darum ist es Spekulation, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er oder seine Assistenten die Lukeba-Szene im Kopf und die Worte ihres Chefs im Ohr hatten. „Niemals“ sei das ein Elfmeter.
Also alles klar, alle Aufregung ungerechtfertigt, die Schiedsrichter haben recht? Natürlich nicht, beim Thema Handspiel ist wenig klar, ein „ganz verzwicktes Luder“ sei die Regel, wie natürlich Thomas Müller nach dem Spiel sagte. Cucurellas Arm war nämlich nicht angelegt, er stand vom Körper weg, nicht weit, aber ... und ab da wird es schwierig.
Ein Handspiel ist strafbar, wenn Absicht vorliegt oder der Verteidiger die Körperfläche „unnatürlich vergrößert“. Der zweite Punkt hat die Intention, zu verhindern, dass Abwehrspieler mit ausgebreiteten Armen eine Art Block bilden wie im Handball. Aber was als „unnatürlich“ gilt, ist hochgradige Interpretationssache und führte in der Vergangenheit dazu, dass jeder Schiedsrichter selbst abwägen musste, was noch Teil einer normalen Bewegung ist und was nicht. Das Ergebnis war Chaos, die Entscheidungen waren teilweise von Würfelei nicht mehr zu unterscheiden.
Beim Thema Handspiel regiert häufig das Chaos im Fußball
Die Zeitlupen des Videoschiedsrichters verstärkten die Konfusion zusätzlich, die Zahl der Handelfmeter stieg im Vergleich zu früher deutlich an. Um dem Herr zu werden, entschied sich Europas Fußballverband Uefa irgendwann, maximale Strenge anzulegen und fast jede Vergrößerung der Körperfläche zu ahnden. Das brachte mehr Klarheit, aber zu dem Preis, dass manche Elfmeter sich sehr unfair anfühlen. Etwa der, den Deutschland im Achtelfinale gegen Dänemark bekam, als Joachim Andersen die Fingerspitzen in David Raums Flanke hob. Aber – und das ist der Unterschied zu Cucurella – er hatte den Arm gehoben.
Keine Sorge: Bei wem jetzt schon der Gerechtigkeitssinn rebelliert und wer den Text anbrüllen mag, liegt nicht falsch, denn es kann und darf nicht richtig sein, in einem Fall Elfmeter zu pfeifen und im anderen nicht. Wer den einen Strafstoß pfeift, muss auch den anderen geben. Oder eben keinen von beiden.
Was das Fairnessgefühl zusätzlich triggert, ist die Tatsache, dass Raum flankte, während Musiala aufs Tor schoss. Das muss doch einen Unterschied ausmachen! Macht es aber nicht, die Flugbahn des Balles ist im Regeltext nicht erwähnt und darf für den Schiedsrichter bei der Bewertung keine Rolle spielen. Zugespitzt: Wenn Musiala wirklich in Richtung „Stuttgarter Innenstadt“ (Bundestrainer Julian Nagelsmann) schießt und Cucurella hält seinen Arm ein bisschen höher, dann gibt es Elfmeter.
Die Wege des Fußballs sind manchmal verworren und faszinierend, und diesmal könnte es so gewesen sein, dass die 17. Minute des Champions-League-Spiels zwischen Leipzig und Manchester City im vergangenen Oktober ihren Anteil am deutschen EM-Aus hat. In dieser Minute nämlich schoss Bernardo Silva dem Leipziger Verteidiger Castello Lukeba an den Arm, traf ihn klar. Der damalige Schiedsrichter, der Portugiese Artur Soares Dias, ließ weiterspielen, kein Elfmeter.
Es war diese Szene, die der Italiener Roberto Rosetti, der Schiedsrichterchef dieser EM, allen Nationalmannschaften vor dem Turnier zeigte, um zu illustrieren, was kein Handspiel ist. Der Arm von Lukeba sei nah am Körper, in einer natürlichen Position, der Spieler versuche, den Kontakt zu vermeiden, die Distanz zum Schützen sei kurz. Dies sei niemals ein Elfmeter, sagte Rosetti, als er die gleiche Präsentation vor Journalisten hielt. Das „niemals“ betonte er überdeutlich.
Deutsches EM-Aus
:Julsi ist jetzt Staatsmann
Zum Abschluss zeigt sich Julian Nagelsmann überwältigt von allem und appelliert an die Gemeinschaft im Land. Die Wucht seines Amtes hat der Bundestrainer endgültig begriffen – und doch beim 1:2 gegen Spanien noch mal einen Fehler wie ein Vereinstrainer gemacht.
Von Christof Kneer
Und damit zu Marc Cucurella, der in der Verlängerung des EM-Viertelfinales zwischen Spanien und Deutschland einen Schuss von Jamal Musiala mit seiner linken Hand blockte. Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor pfiff nicht, beriet sich kurz per Funk mit dem Videoassistenten – und ließ weiterspielen. Taylor hat sich bis jetzt nicht geäußert, darum ist es Spekulation, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er oder seine Assistenten die Lukeba-Szene im Kopf und die Worte ihres Chefs im Ohr hatten. „Niemals“ sei das ein Elfmeter.
Also alles klar, alle Aufregung ungerechtfertigt, die Schiedsrichter haben recht? Natürlich nicht, beim Thema Handspiel ist wenig klar, ein „ganz verzwicktes Luder“ sei die Regel, wie natürlich Thomas Müller nach dem Spiel sagte. Cucurellas Arm war nämlich nicht angelegt, er stand vom Körper weg, nicht weit, aber ... und ab da wird es schwierig.
Ein Handspiel ist strafbar, wenn Absicht vorliegt oder der Verteidiger die Körperfläche „unnatürlich vergrößert“. Der zweite Punkt hat die Intention, zu verhindern, dass Abwehrspieler mit ausgebreiteten Armen eine Art Block bilden wie im Handball. Aber was als „unnatürlich“ gilt, ist hochgradige Interpretationssache und führte in der Vergangenheit dazu, dass jeder Schiedsrichter selbst abwägen musste, was noch Teil einer normalen Bewegung ist und was nicht. Das Ergebnis war Chaos, die Entscheidungen waren teilweise von Würfelei nicht mehr zu unterscheiden.
Beim Thema Handspiel regiert häufig das Chaos im Fußball
Die Zeitlupen des Videoschiedsrichters verstärkten die Konfusion zusätzlich, die Zahl der Handelfmeter stieg im Vergleich zu früher deutlich an. Um dem Herr zu werden, entschied sich Europas Fußballverband Uefa irgendwann, maximale Strenge anzulegen und fast jede Vergrößerung der Körperfläche zu ahnden. Das brachte mehr Klarheit, aber zu dem Preis, dass manche Elfmeter sich sehr unfair anfühlen. Etwa der, den Deutschland im Achtelfinale gegen Dänemark bekam, als Joachim Andersen die Fingerspitzen in David Raums Flanke hob. Aber – und das ist der Unterschied zu Cucurella – er hatte den Arm gehoben.
Keine Sorge: Bei wem jetzt schon der Gerechtigkeitssinn rebelliert und wer den Text anbrüllen mag, liegt nicht falsch, denn es kann und darf nicht richtig sein, in einem Fall Elfmeter zu pfeifen und im anderen nicht. Wer den einen Strafstoß pfeift, muss auch den anderen geben. Oder eben keinen von beiden.
Was das Fairnessgefühl zusätzlich triggert, ist die Tatsache, dass Raum flankte, während Musiala aufs Tor schoss. Das muss doch einen Unterschied ausmachen! Macht es aber nicht, die Flugbahn des Balles ist im Regeltext nicht erwähnt und darf für den Schiedsrichter bei der Bewertung keine Rolle spielen. Zugespitzt: Wenn Musiala wirklich in Richtung „Stuttgarter Innenstadt“ (Bundestrainer Julian Nagelsmann) schießt und Cucurella hält seinen Arm ein bisschen höher, dann gibt es Elfmeter.
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.
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