FavoritMich würde interessieren, ob ich der Einzige hier bin, dem das Favorit durch häufige Kinobesuche vertraut war.
Im Internet habe ich bis jetzt nichts über das Kino gefunden. Ich hole deshalb mal etwas weiter aus.
Das Favorit war eins der ersten Stuttgarter Kinos nach dem Kriege. Durch seine Lage, Schickhardtstr. 5, war es ein Stadtteilkino für Heslach und den Stuttgarter Süden und Westen. Regelmäßig gingen wir zu Fuß vom Leipziger Platz über Reinsburgstr., Schwabstr., Schwabtunnel zu dem so völlig untypischen Kinogebäude.
 Deutsch: Ehemalige Gastwirtschaft Frank mit Saalbau und ehemaligem Biergarten, Schickhardtstraße 5, (Stadtteil: Heslach, Stadtbezirk: Süd, Stadt: Stuttgart, Land: Deutschland, Urheber: Fyrtaarn, Wikipedia)
Deutsch: Ehemalige Gastwirtschaft Frank mit Saalbau und ehemaligem Biergarten, Schickhardtstraße 5, (Stadtteil: Heslach, Stadtbezirk: Süd, Stadt: Stuttgart, Land: Deutschland, Urheber: Fyrtaarn, Wikipedia)
Das Haus Schickhardtstr. 5 war ein markantes Sand- und Ziegelsteingebäude aus der Gründerzeit. Das Erdgeschoss beherbergte eine Gaststätte. Bog man um die Ecke in den (heutigen) Gebrüder-Schmid-Weg ein, sah man ein langgestrecktes Fabrikgebäude. Was hier produziert wurde, weiß ich nicht. Es könnten Kartonagen gewesen sein. Ein unscheinbarer Hauseingang erwies sich lediglich durch die damals üblichen Schaukästen mit Filmplakat und Fotos von Filmszenen als Zugang zu einem Kino. Durch ein Treppenhaus gelangte man in den ersten Stock mit der Kasse und einem relativ großen Vorraum in dem man auf das Öffnen der Türen zum Saal wartete. Der Kinosaal selbst war größer als man vermuten konnte, hatte auch einen Balkon und führte durch 2 oder 3 große Türen hinaus auf einen von Kastanien beschatteten Platz, von dem aus man über eine Treppe wieder die Schickhardtstraße erreichen konnte. Durch das „Einbahnstraßensystem“ trennte man geschickt Zu- und Abgang der Saalbesucher. Auf dem Foto könnt Ihr sehr gut rechts oben einen der Saalausgänge und den Treppenabgang sehen.
Der Saal war offensichtlich nicht als Kino konzipiert. Wahrscheinlich war er vor dem Kriege der Festsaal der Gaststätte, in dem es auch Theater- oder Musikdarbietungen gab. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, diente der Kastanienplatz auch als Biergarten. Zumindest war er teilweise mit dem damals üblichen Biergartenmobiliar bestückt. Vielleicht haben wir im Forum ja auch Alt-Heslacher, die mehr dazu sagen können.
Die Schreiberstraße, Fortsetzung der Schickhardtstr., war die Endstation der Linie 8, die nach Beseitigung der Kriegsfolgen zuerst als Linie 20 eingerichtet worden war.
Das Favorit war ein Kino für B-Filme, wobei mir damals die qualitative Unterscheidung von Filmproduktionen über das Budget, sprich, die Herstellungskosten, natürlich nicht geläufig war.
An folgende Filme erinnere ich mich:
Das Lied von Kaprun (Schwarzweiß B-Heimatfilm, Luis Trenker Genre)
Grün ist die Heide
Münchhausen mit Hans Albers (zur Entstehungsgeschichte: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Münchhausen_(Film)
Pat & Patachon-Filme

Abenteuerfilme mit Maureen O‘ Hara (B-Filme der RKO Pictures 
https://de.wikipedia.org/wiki/RKO_Pictures)
In den 50er Jahren gab es im Favorit auch Erstaufführungen für die Stadt, die Premieren hießen, unter Beteiligung von Schauspieler*innen. Ich erinnere mich an Waltraut Haas und Joachim Fuchsberger, die zur Überreichung eines Blumenstraußes nach der Vorstellung auf die Bühne gebeten wurden. Merkwürdig fand ich, dass die Sträuße in Zeitungspapier eingeschlagen waren und unausgepackt überreicht wurden. Nach der Zeremonie konnte man im Vorraum noch mit den Schauspielern sprechen und von ihnen Filmpostkarten mit Autogramm bekommen. Einer meiner älteren Brüder war ein buchstäblicher Verehrer von Karlheinz Böhm und brachte nach der Erstaufführung eines seiner weniger bekannten Filme, der dadurch wohl nur den Weg ins Favorit gefunden hatte, eine signierte Filmpostkarte von ihm mit, die er jahrelang wie eine Reliquie hütete.
Das Favorit war unser Hauskino bis in die 60ger Jahre hinein. Dann verschwand es irgendwie aus dem Familiengedächtnis. Ich weiß nicht, wann es geschlossen wurde und was aus dem Gebäude geworden ist, wenn es denn noch steht.