Kryztina hat geschrieben:Beim Geldern bin ich fein raus, bin jetzt ein Mädchen.


Sehr schön!
Kryztina hat geschrieben:... dann ist Forschung halt politisch bestimmt, ist doch so. War das schomal anders, besser?
"Objektiv" kann ich das gar nicht beurteilen. Subjektiv war es vor 20 Jahren entspannter einen Drittmittelantrag zu stellen und um das "politische wording" habe ich mir da noch überhaupt keine Gedanken gemacht/machen müssen.
Kryztina hat geschrieben:Ich hab das vor paar Monaten mal mitm Kumepl diskutiert, wir kamen zum Ergebnis dass die Politik bestimmt und nicht die freie Forschung, auch die Themen. Auch was in den Unis abgeht, politisch bestimmt. Komisch kam mir dabei allerdings früher immer die bildungspolitische Ausrichtung in Eiern vor, progressiv.
Da stecken ja gleich mehrere Themen drin.
1. Bestimmt die Politik die Forschung, auch die Themen?
Nein, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass da eine verborgene Agenda existiert. Dazu ist das Völkchen das da mitmischt einfach auch politisch viel zu heterogen. Natürlich gibt es Mode-Themen in der Forschung, die auch besonders gefördert werden. Aber kluge und fleißige Leute schaffen es auch in Nischenfeldern saubere und bedeutende Wissenschaft zu leisten. Und abgesehen davon, finde ich es explizit zulässig, dass die Politik durch wirtschaftliche Anreize Forschungsschwerpunkte bildet. Schließlich "lebt" jeder Wissenschaftler vom Geld des Steuerzahlers und sollte sich selbst tunlichst davor bewahren, sich als abgehobene Elite in einem Elfenbeinturm zu begreifen, der gegenüber der Gesellschaft keine Rechenschaft dafür schuldig ist, was mit dem eingesetzten Geld passiert. Es ist zudem ersichtlich, dass Themen wie z.B. "regenerative Technologie" gesellschaftlich wichtig sind und Forschungsanreize in diesen Feldern nötig sind.
2. Werden Wissenschaftler diskriminiert (finanziell oder karrieretechnisch)?
Ja, das kommt vor und wenn ich hier die letzten 10-20 Jahre betrachte, auch ganz unzweifelhaft immer stärker. Vielleicht mal zur Konkretisierung ein paar Beispiele:
- einem exzellenten jüngeren Kollegen wurden bereits zugesicherte Forschungsmittel gestrichen, weil er "Nazischeiße mache". Ich stand direkt hinter ihm, als die Programmverantwortliche diesen Spruch wortwörtlich tat. Das war schon richtig krass. Der Hintergrund war, dass er ein Verfahren zur Pränataldiagnostik entwickeln wollte und man ihm vorwarf, dass sei "Eugenik". Sachlich nicht nur unbegründet, sondern er hatte in seinem Antrag mit Bezug auf den Stand der Forschung aufgezeigt, dass Pränataldiagnostik gerade nicht "eugenisch" ist.
- eine Kollegin aus der Psychologie forscht zu kognitiven Leistungsunterschieden von Menschen. Das macht sie schon seit 20 Jahren und hat an vorderster Front mitgearbeitet, um deutlich bessere Vergleichsstandards zu entwickeln. Diese Forschung ist jetzt nicht mehr gewollt, die letzten Anträge wurden alle abgelehnt und telefonisch unverbindlich hat man ihr im Klartext gesagt, dass sie sich ein anderes Forschungsgebiet suchen soll.
- Gender ist der vielleicht größte Bereich, in dem versucht wird alles was nicht "progressiv" ist als "biologistisch" abzuwürgen. "Sexualität" ist ja eines der Kernthemen der Biologie. Ohne zu verstehen was Sexualität ist (eben nicht, was der Ottonormalbürger darunter glaubt zu verstehen), kann man die Evolution nicht verstehen. Das beginnt mit Mitose versus Meiose. Wenn man das als Biologe notgedrungen aufgeben muss, weil es als zu "biologistisch" gilt, ist das schon ganz schön hart. Das bekannteste Beispiel dürfte hier Marie-Luise Vollbrecht sein. Man kann sich You-Tube-Videos anschauen, in denen sie erklärt, wie die Gender-Woken sie als Holocaust-Leugnerin diffamieren wollten, obwohl sie mit diesem Thema Nullkommanull zu tun hat. Das ist dann schon erschreckend, mit welchen Methoden hier politische Aktivisten versuchen Andersdenkende gesellschaftlich zu vernichten.
3. Wie ticken die Unis selbst, haben die sich politisiert?
Darauf kann es keine einheitliche Antwort geben. Manche ja, andere eher nicht. Die hiesige TU-Präsidenten (die ich übrigens persönlich schon seit über 10 Jahren kenne und mich selbst schwer wundern musste, was sie da plötzlich für Aussagen tätigte), wollte TU-Studenten exmatrikulieren, die sich politisch erlaubt, aber kritisch geäußert hatten. Bis schließlich ihre eigenen Postings und Likes ihr fast den Job gekostet hätten. Wenn man zurück verfolgt, was die Dame den ganzen Tag gemacht hat über 2023 hinweg, muss sie fast von morgens bis abends im Netz gewesen sein, um entweder als Privatperson oder namentlich als TU-Präsidentin politische Statements zur jedweder tagespolitischen Nachricht abzugeben. Puh, also in soner Uni kannste eigentlich nicht mehr studieren. Und die TU-Berlin ist eigentlich eine halbwegs renommierte Uni, da haben viele Leute was zu verlieren, wenn die Präsidentin an der Spitze im Wokeness-Wahn hohl dreht.
An der Charité erlebe ich eher die "Vermeidungs-PC". Politische Statements jeder Art sind verpönt, und man erwartet, dass sich in der Öffentlichkeit jeder möglichst so neutral wie möglich äußert, aber am besten doch lieber gar nicht. Das mag manchmal "klug" sein, ist aber aus meiner Sicht trotzdem nicht der richtige Weg. Wissenschaftler sollten sich immer dann einmischen - und dann auch klar positionieren - wenn unsauber argumentiert wird und wenn Fakten oder der Stand des Wissens manipulativ dargestellt wird.
Kurz: der dritte Punkt ist ziemlich komplex. Das was die TU-Präsidentin da veranstaltet hat geht deutlich zu weit. Aber eine völlig unpolitische Wissenschaft ist auch nicht im Sinne der Gesellschaft.